Imker Karsten
Grüße von der Erde ❤

Ich wünsche allen friedliche Feiertage und einen guten Start in ein besseres Neues Jahr!

Für die besinnliche Zeit zwischen den Jahren empfehle ich die Schweizer Webseite FILME für die ERDE. Sie stellt Filme vor, die zeigen, wie alles Leben auf der Erde zusammenhängt.

Weil ich in diesem Jahr meine Bienenvölker verloren habe, geht mir der Film More Than Honey besonders nah, der unserem Leben mit den Honigbienen nachspürt.

Hier ist die volle Version dieses schönen Films: http://www.dailymotion.com/video/x15svqa

Beste Grüße
Karsten

Mythos Überbevölkerung – Hans Rosling mit Fakten zur Welt von morgen

In memoriam

Sieben Milliarden Menschen gibt es auf der Welt – Tendenz steigend. Vielen macht diese Entwicklung Angst. In der Dokumentation „Mythos Überbevölkerung? Verblüffende Fakten zur Welt von morgen“ vertritt der schwedische Wissenschaftler Hans Rosling eine ganz andere Sicht der Dinge. Die Kernbotschaft: Die Welt von morgen ist ein viel besserer Ort, als wir uns vorstellen können.

Die Daten gibt es verständlich bei der Gapminder Stiftung: https://www.gapminder.org/data/

OECD/FAO-Leitfaden für verantwortungsvolle landwirtschaftliche Lieferketten

Unternehmen, die entlang landwirtschaftlicher Lieferketten tätig sind, stehen vor besonderen Herausforderungen. Wie können sie sicherstellen, dass ihre Geschäftstätigkeiten keine negativen Auswirkungen haben und zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen? Welche Standards für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln gibt es und wie können sie eingehalten werden?

Der „OECD/FAO-Leitfaden für verantwortungsvolle landwirtschaftliche Lieferketten“ richtet sich an alle involvierten Unternehmen. Er deckt die vor- und nachgelagerten Bereiche der Landwirtschaft ab – von der Bereitstellung landwirtschaftlicher Vorleistungen über Produktion, Nacherntebehandlung, Verarbeitung und Transport bis hin zu Marketing, Vertrieb und Verkauf. Darüber hinaus behandelt er Risikobereiche wie Menschenrechte, Arbeitsrechte, Gesundheit und Sicherheit.

Die OECD und die FAO haben diesen Leitfaden entwickelt, um Unternehmen zu helfen, Standards für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln einzuhalten und Due-Diligence-Prüfungen entlang landwirtschaftlicher Lieferketten durchzuführen. Damit soll sichergestellt werden, dass ihre Geschäftstätigkeit keine negativen Auswirkungen verursacht und zu einer nachhaltigen Entwicklung beiträgt. Der Leitfaden besteht aus:

  • einem Muster zur Unternehmenspolitik, das die Standards skizziert, die Unternehmen einhalten sollten, um verantwortungsvolle landwirtschaftliche Lieferketten aufzubauen;
  • einem Rahmen für risikoabhängige Due-Diligence-Prüfungen, der die fünf Stufen beschreibt, die Unternehmen befolgen sollten, um die negativen Effekte ihrer Geschäftstätigkeit zu identifizieren, zu evaluieren, zu mindern und Rechenschaft darüber abzulegen, wie sie diesen Effekten begegnen;
  • einer Beschreibung der größten Risiken, denen sich Unternehmen gegenübersehen, sowie der Maßnahmen zur Minderung dieser Risiken;
  • einem Leitfaden für die Zusammenarbeit mit indigenen Bevölkerungsgruppen.

Direktzugang zur Online-Ausgabe:
www.oecd-ilibrary.org/agriculture-and-food/oecd-fao-leitfaden-fur-verantwortungsvolle-landwirtschaftliche-lieferketten_9789264261235-de

Nachhaltige Entwicklung: EU legt ihre Prioritäten für neuen Konsens fest

Straßburg, 22. November 2016 (RAPID) – Die Europäische Kommission stellt heute ihren strategischen Ansatz für die Verwirklichung einer nachhaltigen Entwicklung in Europa und weltweit vor.

In einer ersten Mitteilung Auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft – Europäische Nachhaltigkeitspolitik wird erklärt, auf welche Weise die zehn politischen Prioritäten der Kommission zur Umsetzung der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung beitragen werden und wie die EU die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung in der Zukunft verwirklichen will. In einer zweiten Mitteilung zu einem neuen Europäischen Konsens über die Entwicklungspolitik werden eine gemeinsame Vision sowie ein gemeinsamer Rahmen für die Entwicklungszusammenarbeit der EU und ihrer Mitgliedstaaten im Einklang mit der Agenda 2030 vorgeschlagen. In einer dritten Mitteilung Auf dem Weg zu einer erneuerten Partnerschaft mit den Staaten in Afrika, im karibischen Raum und im Pazifischen Ozean (AKP-Staaten) werden mögliche Komponenten einer neuen, nachhaltigen Phase der Beziehungen zwischen der EU und den AKP-Staaten in der Zeit nach dem Auslaufen des Partnerschaftsabkommens von Cotonou im Jahr 2020 dargelegt.

Der Erste Vizepräsident Frans Timmermans sagte: „Die Zukunft unserer Kinder und unseres Planeten muss zugunsten aller aufgebaut werden. Deshalb machen wir die Ziele für nachhaltige Entwicklung und die Nachhaltigkeit zum Leitprinzip unserer gesamten Arbeit. Die UN-Agenda 2030 umsetzen bedeutet, dass wir uns gemeinsam engagieren müssen, und dies erfordert die Zusammenarbeit und Unterstützung aller, auch der Mitgliedstaaten und der Zivilgesellschaft insgesamt.“

Die Hohe Vertreterin/Vizepräsidentin Federica Mogherini erklärte: „Wir leben in einer Welt, die stärker verknüpft ist denn je. Daher sind Investitionen in die Menschen jenseits unserer Grenzen auch Investitionen zugunsten Europas. Die heutigen Vorschläge haben das gemeinsame Ziel, eine wirksamere Zusammenarbeit mit unseren Partnern in der ganzen Welt zu erreichen und gleichzeitig die Nachhaltigkeit in Europa und weltweit zu fördern. Dies entspricht dem Kern der Globalen Strategie der EU, die im Juni veröffentlicht wurde. Die EU wird durch ihr auswärtiges Handeln weiterhin Frieden, Demokratie und eine gute Regierungsführung unterstützen, die Widerstandsfähigkeit auf allen Ebenen stärken und dauerhaften Wohlstand für alle fördern.“

Der EU-Kommissar für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung, Neven Mimica, fügte hinzu: „Der Vorschlag für einen neuen Europäischen Konsens über die Entwicklungspolitik ist die Antwort der EU auf eine immer stärker vernetzte und komplexer werdende Welt. Es sollte ein echter Konsens sein, der von den Organen der EU und allen Mitgliedstaaten in gemeinsamer Verantwortung getragen wird und uns dabei hilft, als Vorreiter die globalen Maßnahmen voranzutreiben, die für die Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung erforderlich sind. Zusammen mit unseren Vorschlägen für unsere künftige Partnerschaft mit den Staaten in Afrika, im karibischen Raum und im Pazifischen Ozean bekräftigt dieser Vorschlag für einen neuen Konsens die eindeutige Bereitschaft der EU, mit ihren Partnern weltweit zusammenzuarbeiten, um eine bessere gemeinsame Zukunft aufzubauen“.

Nachhaltigkeit ist ein europäisches Markenzeichen. Die EU befindet sich in einer starken Ausgangsposition und kann eine beeindruckende Erfolgsbilanz vorweisen: Das Niveau der wirtschaftlichen Entwicklung und des sozialen Zusammenhalts in der EU ist hoch, unsere demokratischen Gesellschaften sind weit entwickelt und es besteht ein starkes Engagement für nachhaltige Entwicklung, das fest in den Europäischen Verträgen verankert ist. Aber um die Zukunft zu sichern, müssen heute die richtigen politischen Weichenstellungen getroffen werden.

Die wichtigsten Elemente des heute vorgestellten neuen strategischen Ansatzes der Kommission sind folgende:

Auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft – Europäische Nachhaltigkeitspolitik

  • Die Antwort der EU auf die Agenda 2030 umfasst zwei Arbeitsbereiche: Der erste besteht darin, die Ziele für nachhaltige Entwicklung in den europäischen politischen Rahmen und die derzeitigen Prioritäten der Kommission zu integrieren; der zweite besteht darin, Überlegungen zur Weiterentwicklung unserer längerfristigen Vision und zum Schwerpunkt der sektorbezogenen politischen Maßnahmen für den Zeitraum nach 2020 einzuleiten.
  • Die Kommission wird alle ihr zur Verfügung stehenden Instrumente, einschließlich der Instrumente für eine bessere Rechtsetzung, nutzen, um sicherzustellen, dass die bestehenden und neuen Maßnahmen das Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung berücksichtigen: soziale, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit.
  • Um einen dynamischen Raum zu schaffen, der die verschiedenen Akteure des öffentlichen und privaten Lebens zusammenbringt, will die Kommission eine Plattform einrichten, die zahlreichen Interessenträgern den Austausch über Folgemaßnahmen und bewährte Verfahren bei der Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung in allen Bereichen ermöglicht.
  • Die Kommission wird ab 2017 regelmäßig über die Fortschritte der EU bei der Umsetzung der Agenda 2030 berichten und Überlegungen über die Weiterentwicklung einer längerfristigen Vision mit Blick auf die Zeit nach 2020 einleiten.

Neuer Europäischer Konsens über die Entwicklungspolitik

  • Der Vorschlag für einen neuen Europäischen Konsens über die Entwicklungspolitik spiegelt einen Paradigmenwechsel in der Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen der Agenda 2030 wider, der den komplexen und miteinander verknüpften Herausforderungen, denen die Welt heute gegenübersteht, besser entspricht.
  • Der Vorschlag enthält eine gemeinsame Vision und einen gemeinsamen Handlungsrahmen für alle Organe der EU und alle Mitgliedstaaten, mit besonderem Schwerpunkt auf Querschnittsthemen, die wichtige Impulsgeber der Entwicklung sind, wie Geschlechtergleichstellung, Jugend, nachhaltige Energie und Klimaschutz, Investitionen, Migration und Mobilität.
  • Ziel ist die Stärkung der Glaubwürdigkeit, Wirksamkeit und Wirkung der Entwicklungspolitik der EU auf der Grundlage eines gemeinsamen Vorgehens hinsichtlich Analysen, Strategien, Programmierung und Maßnahmen sowie einer verbesserten Berichterstattung.
  • Der neue Konsens soll den Rahmen für alle entwicklungspolitischen Maßnahmen der EU und ihrer Mitgliedstaaten bilden. Ein Beispiel für diesen Ansatz ist der Vorschlag für eine Europäische Investitionsoffensive für Drittländer, bei der öffentliche Entwicklungshilfe zur Mobilisierung von Mitteln aus anderen Quellen genutzt werden soll, um nachhaltiges Wachstum zugunsten der Armen zu fördern.

Auf dem Weg zu einer erneuerten Partnerschaft mit den Staaten in Afrika, im karibischen Raum und im Pazifischen Ozean in der Zeit nach 2020

  • Der Aufbau einer neuen Partnerschaft sollte dazu beitragen, friedliche, stabile, gut regierte, florierende und widerstandsfähige Staaten und Gesellschaften an unseren Grenzen und darüber hinaus zu fördern und unser Ziel einer auf Regeln basierenden multilateralen Ordnung zu erreichen, mit der die globalen Herausforderungen angegangen werden können.
  • Ziel ist es, mit den AKP-Partnerländern ein Rahmenabkommen zu vereinbaren, das spezielle auf Afrika, den karibischen Raum und den Pazifischen Ozean zugeschnittene regionale Partnerschaften, die auf die besonderen regionalen Herausforderungen und Chancen eingehen, ergänzt.

Hintergrund

Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, die im September 2015 von der internationalen Gemeinschaft angenommen wurde, stellt ein ehrgeiziges neues Konzept für die Reaktion auf globale Trends und Herausforderungen dar. Den Kern der Agenda 2030 bilden die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung und die damit verknüpften Zielvorgaben, die bis 2030 verwirklicht werden sollen. Zusammen mit den Ergebnissen der anderen internationalen Gipfeltreffen und Konferenzen des Jahres 2015 in Addis Abeba und in Paris verfügt die internationale Gemeinschaft damit über einen ehrgeizigen neuen Rahmen für die Zusammenarbeit aller Länder bei der Bewältigung der gemeinsamen Herausforderungen. Zum ersten Mal werden Ziele für nachhaltige Entwicklung festgelegt, die universell für alle Länder gültig sind. Die EU ist entschlossen, bei der Umsetzung dieser Ziele die Vorreiterrolle zu übernehmen.

Das Partnerschaftsabkommen von Cotonou bildet seit dem Jahr 2000 den Rahmen für die Beziehungen zwischen der EU und 78 Staaten in Afrika, im karibischen Raum und im Pazifischen Ozean (AKP-Staaten). Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Beseitigung der Armut, auf einer nachhaltigen Entwicklung und der schrittweisen Integration der AKP-Staaten in die Weltwirtschaft. Die Partnerschaft zielt darauf ab, mehr Frieden und Sicherheit zu schaffen und das demokratische politische Umfeld zu stärken. Das Abkommen wird alle fünf Jahre überprüft, und der heute angenommene Vorschlag ist ein weiterer Schritt in der Vorbereitung der Verhandlungen für eine neue Partnerschaft für die Zeit nach 2020.

Weitere Informationen

Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung

MEMO/16/3886 Auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft – Europäische Nachhaltigkeitspolitik: Fragen & Antworten

MEMO/16/3885 Auf dem Weg zu einer erneuerten Partnerschaft mit den Staaten in Afrika, im karibischen Raum und im Pazifischen Ozean in der Zeit nach 2020

MEMO/16/3884 Vorschlag für einen neuen Europäischen Konsens über die Entwicklungspolitik

Communication on the next steps for a sustainable European Future

Communication on A renewed partnership with African, Caribbean and Pacific (ACP) countries

Communication on a new European Consensus on development

Staff Working Document on European action for sustainability

Staff Working Document on A renewed partnership with ACP countries (Impact Assessment)

Summary report of the public consultation onA renewed partnership with ACP countries

Staff Working Document on European Consensus on Development (Assessing the 2005 Consensus)

Staff Working Document Synopsis Report on the consultation on the new European Consensus on Development)

Eurostat report on sustainability

EU’s implementation of the Sustainable Development Goals (SDGs)

“Now actions must speak louder than words” European NGOs react on future European development policy

Buch: Wer überlebt? Bildung entscheidet über die Zukunft der Menschheit

In ihrem Buch „Wer überlebt? Bildung entscheidet über die Zukunft der Menschheit“ stellen die Autoren Klingholz und Lutz in Abhängigkeit künftiger Bildungsinvestitionen verschiedene Szenarien zur Zukunft der Menschheit bis zum Ende dieses Jahrhunderts dar.

csm_9783593505107_e5e6627105»Die Alternative zu Bildung sind Chaos, Elend, ungebremstes Bevölkerungswachstum und immer größere Probleme.«

Die Konfliktlinie des 21. Jahrhunderts verläuft zwischen den Wissensgesellschaften und denen, die den Zugang zu Bildung be- oder gar verhindern, sagen die Bevölkerungsexperten Reiner Klingholz und Wolfgang Lutz. Was das bedeutet, erklären sie im Interview mit campus.de.

»Bildung befähigt uns, über den eigenen Horizont zu sehen, und unseren Lebensstil bewusst zu wählen. Besser Qualifizierte mischen sich stärker in politische Entscheidungsprozesse ein und fördern die Demokratisierung« – so steht es in Ihrem Buch. Lässt das den Umkehrschluss zu, dass Gesellschaften, mit begrenzten Bildungsmöglichkeiten in der Regel weniger demokratisch sind?

Reiner Klingholz: Vom Altertum bis ins Mittelalter wurden die ungebildeten Massen von despotischen Eliten beherrscht. Wo immer erste Ansätze von Demokratie entstanden – etwa im antiken Athen oder im Florenz der Renaissance – konnten zumindest gewisse Teile der männlichen Bürger Lesen und Schreiben. Ihnen fiel es leichter, den Mächtigen auf die Finger zu schauen und sie verlangten nach mehr Mitsprache. Je mehr sich Bildung in der Bevölkerung ausbreitete, desto eher hatten Demokratien eine Chance. In der heutigen Welt zeigt sich ein klarer statistischer Zusammenhang dafür, dass die Bildung möglichst vieler Menschen aus allen Schichten eine notwendige Voraussetzung für eine funktionierende Demokratie ist, auch wenn es nicht immer eine Garantie dafür ist.

Es gibt direkte und indirekte Gründe dafür, dass Bildung gut für die Demokratie ist. Bildung fördert direkt die Fähigkeit, sich Informationen zu beschaffen, seine eigenen Ansichten zu äußern, sich auf sachliche Diskussionen einzulassen und nach Kompromissen zu suchen. All das braucht eine lebendige Demokratie. Indirekt wirkt Bildung über die wirtschaftliche Entwicklung. Bildung fördert den Wohlstand und derartige Gesellschaften können sich den »Luxus« der Demokratie besser leisten. Auch autokratisch regierte Länder wie Singapur oder China, die massiv in Bildung investiert und einen raschen wirtschaftlichen Aufstieg erlebt haben, bewegen sich langfristig in Richtung mehr Demokratie.

Im globalen Wettbewerb haben Länder mit geringem Bildungsstandard wenige Chancen, sagen sie. Können diese Länder sich selbst aus der Misere befreien oder bedarf dieses Problem einer globalen Lösung?
Wolfgang Lutz: Historisch gesehen haben es viele Länder ohne fremde Hilfe geschafft. Wir beschreiben in unserem Buch Beispiele wie Finnland, das vor 1900 eine der ärmsten Regionen Europas war und dann durch eine massive Bildungsanstrengung nicht nur zum Pisa-Sieger sondern auch zu einer der innovativsten Industrienationen wurde. Oder der kleine Inselstaat Mauritius, der noch in den 1960er Jahren als Musterbeispiel für den Teufelskreis aus Armut, Bevölkerungswachstum und Umweltzerstörung galt. Heute ist er dank eines enormen Bildungsschubes das erfolgreichste Land Afrikas. Ebenso verdanken die asiatischen Tigerstaaten ihren Aufstieg der Tatsache, dass sie ihre eigenen bescheidenen Mittel einst massiv in die Basisbildung der breiten Bevölkerung investiert haben.

In vielen anderen Ländern – vor allem in Afrika  und im Süden und Westen Asiens – ist das nicht geschehen. Dort blieben nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung aus, sondern auch die Kinderzahlen hoch, so dass bis heute die Bevölkerung sehr stark wächst und die Lösung aller Probleme immer schwieriger wird. Die Menschen werden unzufrieden, es kommt zu Konflikten und zu Flüchtlingsströmen, die im Grunde gar nicht überraschend sind.
Der wichtigste Faktor für sinkende Geburtenraten ist die Bildung von Frauen. Absolvieren sie mindestens eine Sekundarschule, bekommen sie deutlich weniger Kinder, sie und ihr Nachwuchs sind gesünder und sie werden unabhängiger von ihren Männern, weil sie besser informiert sind und ein eigenes Einkommen erwirtschaften können. Bildung ist die beste und wirkungsvollste Entwicklungshilfe. Dafür brauchen die am wenigsten entwickelten, meist bitterarmen Länder heute dringend Hilfe von außen. Die Welt kann nicht warten, bis sie dies in einigen Jahrzehnten vielleicht einmal aus eigener Kraft schaffen. Bis dahin werden ihre Bevölkerungen noch um das Drei- bis Fünffache gewachsen sein, die Armut wird sich ebenso ausbreiten wie die Zahl der Konflikte. In allen entwickelten Staaten gibt es aus gutem Grund schon lange eine Schulpflicht und ein Recht auf Schule für alle Kinder bis zum Alter von 16 Jahren. Dies muss für alle Kinder der Welt in gleicher Weise gelten.

Nur ein geringer Teil der internationalen Entwicklungshilfeausgaben gehen in die Bildung. Haben wir das Problem noch nicht erkannt?
Reiner Klingholz:
Auf dem Papier schon. Die neuen Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen fordern genau dies. Das Problem ist, dass die Ziele bisher nicht umgesetzt werden. Ganze zwei bis vier Prozent der globalen Entwicklungshilfe fließen in Basisbildung, damit können unmöglich alle Kinder eine Sekundarschule absolvieren. Das meiste Geld fließt in große Infrastrukturprojekte, die den lokalen Potentaten gefallen, die der Korruption Vorschub leisten und für die Geberländer exportfördernd sind. Der Bau einer vernünftigen Schule in Mali oder Pakistan, die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern sind in diesem Sinne nicht attraktiv. Den Erfolg von Bildungsanstrengungen spürt man erst in zehn bis zwanzig Jahren, da weiht ein heutiger Präsident lieber eine neue Autobahn ein. Dennoch oder gerade deshalb schreiben wir, dass Investitionen in Basisbildung die wichtigste Hilfe zur Selbsthilfe sind und daher absolute Priorität in der internationalen Entwicklung bekommen sollten.

Beispielsweise gibt es in einigen arabischen oder afrikanischen Ländern einen Jugendüberhang, der keinen Platz in der Gesellschaft und keine auskömmliche Beschäftigung findet. Was ist auf Dauer die Konsequenz daraus?
Wolfgang Lutz:
Das Hauptproblem dieser Länder ist, dass die Bevölkerung schneller wächst als die Chancen der Menschen, vor allem die Chancen, einen Job zu bekommen. Viele junge Erwachsene sehen keine Perspektive, aber im Internet erfahren sie, dass es den Menschen anderswo viel besser geht. Vor allem die Männer unter ihnen neigen dann teilweise zu gewaltsamen Konflikten, sie lassen sich radikalisieren und fallen auf religiöse Bauerfänger rein, die ihnen erklären, dass die Feinde irgendwelche Andersgläubigen sind. Diese Mixtur führt zum Kampf der Bildungskulturen, von dem wir schreiben.

Wer oder was hemmt die Verbreitung von Bildung in Ländern wie Pakistan, Ägypten oder auch in Westafrika?
Reiner Klingholz:
Die meisten dieser Länder waren bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ein Spielball der Kolonialmächte, die nicht in Breitenbildung investiert haben. Sie hatten regelrecht Angst vor einer selbstständigen Bevölkerung. In den meisten dieser Staaten kamen mit der Unabhängigkeit häufig autoritäre Führer an die Macht, die das gleiche Ziel verfolgten: Sie wollten sich mit kleinen Bildungseliten an der Macht zu halten und hatten kein Interesse daran, das Volk durch Bildung zu ermächtigen. In den meisten dieser Länder hat sich die Lage jedoch in den letzten Jahren erfreulicherweise verbessert und die jüngere Generation ist besser gebildet als die ältere. Bedrohlich dagegen sind jene Strömungen aus Kreisen fundamentalistischer Religionsführer oder von Terrorgruppen wie dem IS oder Boko Haram, die jede moderne, naturwissenschaftliche Bildung behindern, die Jungen in Koranschulen verdummen lassen und Mädchen ganz von der Bildung ausschließen.

Was hat Martin Luther mit ihrem Buch zu tun?
Wolfgang Lutz:
Martin Luther war der erste Mensch, der aktiv und erfolgreich für eine Demokratisierung von Bildung gekämpft hat. Er wollte, dass sich jeder Mensch aus der Lektüre der Heiligen Schrift selbst seinen Weg zum Heil erarbeitet. Dafür musste Luther die Bibel in eine Sprache übersetzen, welche die Menschen verstanden. Vor allem musste er etwas tun, damit sie erst einmal Lesen und Schreiben lernten. Deshalb forderte Luther die Alphabetisierung auch des »geringsten Handwerkers« und »jedes Mägdeleins«. Das war weltgeschichtlich neu.

Interessanterweise lässt sich heute zeigen, dass zunächst  die protestantischen Länder im Laufe der folgenden Jahrzehnte – unterbrochen nur durch den 30-jährigen Krieg – diese Bildungsreformen umgesetzt haben und dadurch auch wirtschaftlich erfolgreicher waren. Der Aufstieg der Niederlande und Großbritanniens, die Industrielle Revolution, der spätere Erfolg der Vereinigten Staaten, die Verbesserung der Lebensbedingungen, die immer höhere Lebenserwartung, alle dies lässt sich auf die Bildung breiter Bevölkerungskreise zurückführen und damit letztlich auf die Reformation. Luther selbst hatte das gar nicht im Blick. Als Kind des Mittelalters hätte ihn die folgende Entwicklung hin zur Moderne vermutlich zutiefst verunsichert.

Sie beschreiben in ihrem Buch »Wer überlebt?« unterschiedliche Szenarien zur Zukunft der Menschheit bis zum Ende des 21. Jahrhunderts in Abhängigkeit künftiger Bildungsinvestitionen. Können wir die aktuellen und künftigen Krisen nur überleben, wenn wir den Fokus stärker auf das Thema Bildung setzen?
Beide:
Die Menschheit steht zu Beginn des 21. Jahrhunderts vor den größten Aufgaben ihrer Geschichte. Sie muss die Armut besiegen, das Bevölkerungswachstum zähmen, den Klimawandel bekämpfen und für Frieden in einer Welt sorgen, die im Moment aus allen Fugen zu geraten scheint. Ohne ausreichende Bildung für die Menschen in allen Ländern sind diese Probleme nicht lösbar. Die Alternative zu Bildung sind Chaos, Elend, ungebremstes Bevölkerungswachstum und immer größere Probleme. Das Dumme ist, dass Bildung Zeit braucht, um ihre Wirkung zu entfalten. Bildung löst akut kein einziges der Probleme, die heute die Zeitungen füllen. Aber auf längere Sicht ist sie ohne Alternative.

Dr. Reiner Klingholz ist seit 2003 Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung und einer der renommiertesten Demografie-Experten Deutschlands.

Prof. Dr. Wolfgang Lutz, einer der weltweit führenden Demografen, ist Direktor des World Population Program am IIASA und des Vienna Institute of Demography sowie Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Quelle: Campus Verlag

Nachhaltige Stadtentwicklung ist ein Globales Ziel – New Urban Agenda bei Habitat III

Die 2030-Agenda setzt mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) neue Maßstäbe für die die Stadt-, Regional- und Kommunalpolitik: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten (SDG 11); soziale Ungleichheit abbauen (SDG 10), Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern (SDG 7) ; eine belastbare Infrastruktur aufbauen (SDG 9), inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen (SDG 9); Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen (SDG 13).

habitat-iiiNach dem Weltsiedlungsgipfel Habitat III in Quito gibt es einen stadtpolitischen Folgeprozess, der direkt Bezug auf die Umsetzung des SDG 11 nimmt. Diese New Urban Agenda (NUA) sollte die dreifache Funktion der Städte in der Förderung der nachhaltigen Entwicklung anerkennen. Städte sind Räume, in denen viele unterschiedliche Akteure gemeinsam die Städte der Zukunft gestalten, schaffen und aushandeln. Städte sind Orte, an denen Maßnahmen und Handlungen für – oder gegen -– nachhaltige und inklusive Entwicklung konkret werden und Gestalt annehmen.

Ob die Transformation der Welt hin zu mehr Nachhaltigkeit gelingt, wird in den Städten entschieden. Städte sind nicht nur lokale, sondern auch globale Akteure. Sie sind von grundlegender Bedeutung für nachhaltige Entwicklung sowie für den Schutz globaler öffentlicher Güter wie beispielsweise der Ökosysteme, des Klimas, des wirtschaftlichen Wohlstands, der sozialen Integration, der Demokratisierung sowie politischer Stabilität. Dieses Verständnis der Rolle der Städte verlangt nach einer Neugestaltung der politischen Antworten und nach wirklich transformativen Maßnahmen, die die Art und Weise, wie wir Städte nutzen, bauen und verwalten bzw. steuern, grundlegend verändern.

Städte weltweit müssen sich selbst neu erfinden, wenn sie ein sicheres Zuhause für kommende Generationen sein wollen. Nur wenn Städte und Stadtgesellschaften ausreichend handlungsfähig werden, können sie ihre Kraft für eine nachhaltige Entwicklung entfalten. Ein „Weiter so wie bisher“, würde ohne gestaltende Urbanisierungspolitik zu einer nicht-nachhaltigen Welt-Städte-Gesellschaft führen. Nur wenn Städte und Stadtgesellschaften ausreichend handlungsfähig werden, können sie ihre Kraft für eine nachhaltige Entwicklung entfalten: In den Städten wird sich entscheiden, ob die Große Transformation zur Nachhaltigkeit gelingt. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Such- und Lernprozess. Es ist eine Sache der Gesellschaft insgesamt, die Welt zukunftsfähig zu machen und soziale, ökonomische und ökologische Ziele zu vereinen.

Städte wachsen weltweit. Bis 2030 werden fast zwei Drittel der Menschheit werden in Städten wohnen. Der Wissenschaftliche Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) hat daher sein Jahresgutachten 2016 dem Thema „Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte“ gewidmet. Demnach sei es notwendig, von der Politik der kleinen Schritte wegzukommen und stattdessen strategische Änderungen anzugehen. Zur Transformation der Städte in Richtung Nachhaltigkeit ist ein Zusammenwirken und eine Balance von drei Dimensionen nötig. Neben Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und Teilhabe erkennt der WBGU die Dimension der „Eigenart“ als zentral, um in urbanen Lebensräumen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass (a) Menschen in den räumlichen Strukturen Selbstwirksamkeit entfalten und urbane Lebensqualität für sich empfinden und herstellen können, dass sich (b) Ortsidentität und soziale Kohäsion entwickeln können und dass (c) soziale sowie ökonomische Kreativitäts- und Innovationspotenziale gestärkt werden, die durch ortsgebundene Interaktionen (Konnektivität) zwischen Akteuren aus verschiedenen gesellschaftlichen Sphären entstehen.

Literatur

Deutsches Habitat Forum, Berliner Empfehlungen für die Städte von morgen. Berlin, 2. Juni 2016, http://www.german-habitat-forum.de/assets/berliner-empfehlungen_de.pdf English: http://www.german-habitat-forum.de/english/assets/berlin_recommendations.pdf Español: http://www.german-habitat-forum.de/spanish/assets/recomendaciones-de-berl%c3%adn.pdf
Deutscher Städtetag, 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung: Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene gestalten, Musterresolution für Städte, http://www.staedtetag.de/imperia/md/content/dst/presse/2015/2030-agenda_nachhaltige_entwicklung_sept_2015.pdf
Unger, Knut, Die SDGs als Maßstab der deutschen Wohnungspolitik? In: Deutschland und die UN-Nachhaltigkeitsagenda, Juli 2016, https://www.2030report.de/sites/default/files/bericht2030/Kapitel_2-15_Unger-Wohnungspolitik.pdf
Dick, Eva, Städtische Governance für nachhaltige globale Entwicklung: von den SDGs zur New Urban Agenda, Analysen und Stellungnahmen 6/2016, Bonn: Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), http://www.die-gdi.de/uploads/media/AuS_6.2016n.pdf English: http://www.die-gdi.de/briefing-paper/article/urban-governance-for-sustainable-global-development-from-the-sdgs-to-the-new-urban-agenda/
WBGU, Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte, Hauptgutachten 2016, Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, Berlin, http://www.wbgu.de/hauptgutachten/hg-2016-urbanisierung/ English: http://www.wbgu.de/en/flagship-reports/fr-2016-urbanization/
Paulini, Inge, Die Große Transformation zur nachhaltigen Stadt der Zukunft, WBGU http://www.nationale-plattform-zukunftsstadt.de/NPZ_PAULINI-140930-final.pdf
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Zukunftsstadt. Strategische Forschungs- und Innovationsagenda, Berlin 2015, http://www.nationale-plattform-zukunftsstadt.de/BMBF_NPZ-FINA_Ansicht.pdf

News zu Habitat III auf Twitter

Die Ziele für nachhaltige Entwicklung als Geschäftschancen

Bericht über die Entwicklungszusammenarbeit 2016

Paris, 19.07.2016 (OECD) – Mit der Verabschiedung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDG) verfügt die Welt nun über den ambitioniertesten, am breitesten gefächerten und universellsten Entwicklungsfahrplan der Geschichte. Um die damit verbundenen Herausforderungen zu meistern, muss die internationale Gemeinschaft deutlich mehr aufbringen als die rd. 135 Mrd. US‑$, die pro Jahr für die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit (ODA) bereitgestellt werden. Der Investitionsbedarf für die Umsetzung der SDG in Entwicklungsländern liegt Schätzungen zufolge zwischen 3,3 Bill. und 4,5 Bill. US‑$ pro Jahr. Für Maßnahmen zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf 1,5°C müssen bis 2020 allein von den Industriestaaten rd. 100 Mrd. US‑$ pro Jahr aufgewendet werden. Gleichzeitig verdeutlichen die neuen Ziele, dass die Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung nicht nur arme Länder, sondern uns alle betreffen. Um diese globalen, miteinander verknüpften Herausforderungen zu bewältigen, bedarf es der Kooperation einer Vielzahl verschiedener Akteure, wobei dem privaten Sektor eine entscheidende Rolle zukommt.

Investitionen in nachhaltige Entwicklung sind gut angelegt

Für die SDG sprechen überzeugende ökonomische Argumente. Der vorliegende Bericht über die Entwicklungszusammenarbeit 2016 verdeutlicht, dass Investitionen in nachhaltige Entwicklung gut angelegt sind. Unternehmen, die Nachhaltigkeit in ihrem Geschäftsmodell verankern, sind profitabel und erfolgreich und erzielen positive Kapitalrenditen in Form von verringerten Risiken, Markt‑ und Portfoliodiversifizierung, höheren Einnahmen, geringeren Kosten und höherwertigen Produkten. Investitionen in Entwicklungsländern – selbst in den am wenigsten entwickelten Ländern – werden trotz ihrer Risiken zunehmend als Geschäftschancen wahrgenommen. Im Gegenzug tragen Unternehmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen, Infrastruktur, Innovationen und sozialen Dienstleistungen bei. Dieser Bericht untersucht fünf Ansätze, um das enorme Potenzial des privaten Sektors als Partner für die Umsetzung der SDG zu realisieren und für Investitionen in einem Umfang und mit der Qualität zu sorgen, wie sie zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung nötig sind.

Fünf Ansätze zur Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung

1. Ausländische Direktinvestitionen (ADI) sind die mit Abstand bedeutendste Quelle internationaler Kapitalzuflüsse in Entwicklungsländer und gelten als eine der entwicklungsfreundlichsten Formen privater Investitionen. Sie können Arbeitsplätze schaffen, die Produktionskapazitäten steigern, lokalen Unternehmen den Zugang zu neuen internationalen Märkten eröffnen und einen Technologietransfer bewirken, der positive langfristige Effekte mit sich bringen kann. Vielerorts wird erwartet, dass diese Kapitalströme bei der Schließung der SDG‑Finanzierungslücke eine entscheidende Rolle spielen werden. Der Handels‑ und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) zufolge könnten konzertierte Bemühungen der internationalen Gemeinschaft helfen, bis 2030 eine Vervierfachung der ausländischen Direktinvestitionen zu erzielen, insbesondere in strukturschwachen Ländern. Es besteht jedoch Anlass zur Sorge, da sich die globalen Kapitalströme allmählich verlangsamen, während zugleich die ökonomische Vulnerabilität zunimmt. Kapitel 2 warnt vor den gravierenden negativen Auswirkungen, die eine Abschwächung oder gar Umkehr der mit ausländischen Direktinvestitionen verbundenen Kapitalströme sowohl für die Entwicklungsländer als auch für die internationalen Anlagemärkte haben könnte. Mit Entwicklungsstrategien, die auf den komplementären, sich gegenseitig verstärkenden Eigenschaften von privaten Investitionen und Entwicklungszusammenarbeit aufbauen, kann der Konjunkturabhängigkeit und Instabilität der ADI‑Trends entgegengewirkt werden.

2. Methoden der Mischfinanzierung (Blending), bei denen öffentliche Mittel strategisch eingesetzt werden, um beispielsweise risikomindernde Instrumente für private Investoren bereitzustellen, können eine bedeutende Steigerung der Investitionen in Entwicklung bewirken. Mischfinanzierung bietet ein enormes, weitgehend ungenutztes Potenzial für die Zusammenarbeit öffentlicher, philanthropischer und privater Akteure, um den Umfang der Investitionen in Entwicklungsländer erheblich auszuweiten. Sie kann Hemmnisse beseitigen, die private Investoren von einem Engagement in Sektoren und Ländern abhalten, in denen dringend mehr Investitionen benötigt werden. Um den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt zur Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung voranzutreiben, muss in größerem Umfang auf Mischfinanzierung zurückgegriffen werden; dabei ist jedoch eine systematische Vorgehensweise erforderlich, mit der bestimmte Risiken vermieden werden. Kapitel 3 untersucht Möglichkeiten zur Nutzung von Entwicklungs‑ und philanthropischer Finanzierung zur Freisetzung von Ressourcen mit Hilfe von Blending‑Mechanismen, die das Potenzial haben, Wirtschaft und Gesellschaft und damit auch das Leben der Menschen grundlegend zu verändern. Dabei wird festgestellt, dass das Konzept der Mischung von öffentlicher und privater Finanzierung im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit zwar nicht neu ist, bislang aber nur eine unwesentliche Rolle gespielt hat.

3. Kapitel 4 dieses Berichts beschreibt die gegenwärtig laufenden Arbeiten zur Beobachtung und Messung der mobilisierenden Wirkung, die Interventionen des öffentlichen Sektors auf die private Investitionstätigkeit haben. Dies wird voraussichtlich ein wesentliches Element des neuen Konzepts der „Öffentlichen Gesamtleistung zur Förderung nachhaltiger Entwicklung“ (Total Official Support for Sustainable Development – TOSSD) bilden. Diese Messgröße wird wichtige Informationen über Finanzierungsstrategien und Best Practices liefern, um die Einwerbung von Entwicklungsfinanzierung zur Förderung der SDG zu unterstützen. Eine kürzlich erschienene OECD‑Studie bestätigte, dass die Erfassung und Messung von Daten zum direkten Mobilisierungseffekt von Bürgschaften, Konsortialkrediten und Beteiligungen an gemeinsamen Anlageinstrumenten möglich ist. Gegenwärtig werden weitere Arbeiten durchgeführt, um ähnliche Methoden für andere Finanzinstrumente zu entwickeln. Es bleibt jedoch noch viel zu tun, insbesondere bei der Entwicklung von Möglichkeiten zur Messung der indirekten bzw. Katalysatoreffekte öffentlicher Interventionen im Hinblick auf die Verwirklichung der globalen Ziele und die Bewältigung des Klimawandels. Im Interesse der Kohärenz koordiniert die OECD ihre Anstrengungen in diesem Bereich mit denen anderer Foren.

4. Wirklich nachhaltig und inklusiv ist Entwicklung dann, wenn sie allen Bürgern zugutekommt – vor allem jenen, die besonders bedürftig, marginalisiert und gefährdet sind. In den vergangenen zehn Jahren wurde mit dem wirkungsorientierten Investieren ein innovativer Ansatz entwickelt, um die ärmsten und marginalisiertesten Bevölkerungsgruppen weltweit stärker von der Tätigkeit von Unternehmen profitieren zu lassen. Unternehmen, die messbare soziale ebenso wie finanzielle Erträge erwirtschaften, können für mehr Wirksamkeit, Innovation und Rechenschaftspflicht bei Entwicklungsanstrengungen sorgen und deren Umfang erhöhen. Öffentliche Mittel können dazu eingesetzt werden, entsprechende Investitionen durch Risikoteilung sowie die Förderung eines tragfähigen Geschäftsumfelds, insbesondere in den am wenigsten entwickelten Ländern und in Postkonfliktsituationen, zu steigern und zu unterstützen. Diese neuen Geschäftsmodelle können bestehende ergänzen, vor allem in Bereichen, an denen Unternehmen traditionell geringes Interesse zeigen, die für arme Bevölkerungsgruppen aber von essenzieller Bedeutung sind, wie z.B. Bildungs‑ und Gesundheitswesen sowie Sozialdienstleistungen.

5. Um zu gewährleisten, dass die entwicklungsfördernden Anstrengungen der Unternehmen keine schädlichen Nebenwirkungen haben, muss der private Sektor denselben internationalen Transparenz‑ und Rechenschaftsstandards unterliegen wie alle anderen Akteure. Kapitel 6 befasst sich mit den Grundsätzen und Standards verantwortungsbewussten unternehmerischen Handelns sowie den Möglichkeiten, die sie Unternehmen bieten, um den Unternehmenserfolg zu steigern und zugleich positive Ergebnisse für die Bevölkerung und den Planeten zu erzielen. Unternehmen und staatliche Akteure spielen bei der Umsetzung, Förderung und Unterstützung verantwortungsbewussten unternehmerischen Handelns komplementäre Rollen. Die OECD‑Leitsätze für multinationale Unternehmen helfen, ihre Aktion zu optimieren, indem sie die Entwicklung verantwortungsvoller und rechenschaftspflichtiger Geschäftspraktiken unterstützen. So kann gewährleistet werden, dass steigende Investitionen mit einer entsprechend größeren unternehmerischen Qualität zur Realisierung gesellschaftlicher, ökonomischer und ökologischer Nutzeffekte einhergehen.

Der vorliegende Bericht liefert Beispiele dafür, wie die OECD den Dialog zwischen den verschiedenen Akteuren im Bereich der nachhaltigen Entwicklung fördert und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit schafft. Zudem stellt er Praxisbeispiele vor, die zeigen, wie sich Unternehmen bereits für die Förderung nachhaltiger Entwicklung und inklusiven Wachstums in Entwicklungsländern einsetzen. Gerade in der heutigen, von Globalisierung, raschem technischem Fortschritt und Ressourcenwettbewerb geprägten Zeit gilt, dass es den Unternehmen nur dann wirklich gut gehen kann, wenn es auch der Welt gut geht.

Mehr dazu: http://www.weitzenegger.de/content/?p=28918

Für eine kritisch-emanzipatorische Politische Bildung

Frankfurter Erklärung
Für eine kritisch-emanzipatorische Politische Bildung

Hochschullehrer(innen) verschiedener Universitäten und andere in der Bildungsarbeit Tätige haben im Juni 2015 die „Frankfurter Erklärung: Für eine kritisch-emanzipatorische Politische Bildung“ veröffentlicht, in der sie wichtige Positionen einer kritisch-emanzipatorischen Bildung deutlich machen und damit zur Diskussion stellen wollen.

>> Zum Text der „Frankfurter Erklärung

Wenn Sie die „Frankfurter Erklärung“ unterstützen und mitzeichnen wollen, folgen Sie bitte diesem Link:
http://www.sozarb.h-da.de/politische-jugendbildung/frankfurter-erklaerung/

Der Weg zum Glück führt über Gesundheit und einen guten Arbeitsplatz | OECD Better Life Index

Paris/Berlin, 31. Mai 2016 (OECD) – Gesund zu sein und eine gute Arbeit zu haben sind zwei der wichtigsten Kriterien, damit das eigene Leben als erfüllend wahrgenommen wird. Dies geht aus den neuesten Daten des OECD Better Life Index (BLI) hervor, die heute veröffentlicht wurden. Der BLI wird in 38 Ländern erhoben und misst das Lebensgefühl in elf Dimensionen: Wohnverhältnisse, Beschäftigung, Bildung, Zivilengagement, Lebenszufriedenheit, Work-Life-Balance, Einkommen, Gemeinsinn, Umwelt, Gesundheit und Sicherheit. Es zeigt sich, dass ein Land mit einer starken Wirtschaft nicht zwangsläufig auch in den Dimensionen des BLI gut abschneidet.

Am höchsten ist die Lebenszufriedenheit generell in den skandinavischen Ländern, gefolgt von der Schweiz, Neuseeland, Kanada und Australien. Diese Länder haben gemeinsam, dass sie in den Bereichen Beschäftigung, Qualität der Beschäftigung und Gesundheit die besten Ergebnisse erzielen. In Ländern mit der niedrigsten Lebenszufriedenheit liegen das Beschäftigungsniveau und meist auch die Lebenserwartung unter dem OECD-Durchschnitt.

Einen positiven Einfluss auf die Lebenszufriedenheit haben außerdem ein starkes soziales Netzwerk, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben und ein hohes Gefühl von Sicherheit. Die nordischen Länder schneiden hier ebenfalls gut ab, aber auch Spanien, wo 96 % der Bürger sagen, dass es jemanden gibt, auf den sie sich verlassen können.

Zwischen den Geschlechtern ist der Unterschied in puncto Lebenszufriedenheit gering. Betrachtet man jedoch das Ausbildungsniveau, so fällt auf, dass Menschen mit einem Universitätsabschluss eher mit ihrem Leben zufrieden sind als Menschen mit ausschließlich primärer Ausbildung.

Der Better Life Index in Deutschland

Deutschland schneidet im beim Better Life Index im Vergleich zu anderen Ländern relativ gut ab. Die Lebenszufriedenheit hält sich auf einem konstant hohen Niveau, die Beschäftigungslage ist sehr gut, und auch in den Bereichen Gesundheit und Bildung schneidet Deutschland überdurchschnittlich ab. Auffällig ist, dass die Schere zwischen Arm und Reich weit auseinander geht. Auch bei der politischen Partizipation ist diese Lücke erkennbar. Bei den jüngsten Wahlen lag die Beteiligung im Fünftel mit dem höchsten Einkommen bei ca. 77 %, während es in der untersten Einkommensgruppe nur ca. 58 % waren.

BLI GIF

Der Better Life Index in Österreich und in der Schweiz

Die Schweiz nimmt im Better Life Index einen Spitzenplatz ein, vor allem mit Blick auf Lebenszufriedenheit, Sicherheit, Gesundheit und Beschäftigung. Das verfügbare Haushaltseinkommen ist im Vergleich zum Vorjahr um fast 2000 US-Dollar auf 35.952 US-Dollar pro Jahr gestiegen Damit hat die Schweiz nach den Vereinigten Staaten die finanziell wohlhabendsten Bürger. Österreich schneidet in dem Bereichen Sicherheit und Beschäftigung vergleichsweise gut ab. In den übrigen Bereichen liegen die Werte um den OECD-Schnitt. Die Lebenszufriedenheit bleibt auf hohem Niveau, und das Einkommen der Haushalte ist gegenüber dem Vorjahr weiter gestiegen.

Südafrika und Lettland sind 2016 zum ersten Mal im Better Life Index vertreten. Bisher haben rund 110.000 Menschen in 180 Ländern von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, auf der BLI-Webseite ihre persönlichen Präferenzen für ein gutes Leben zu teilen. Insgesamt haben die Teilnehmer Lebenszufriedenheit, Gesundheit und Bildung als wichtigste Faktoren genannt. Trotzdem gibt es regionale Unterschiede. In Lateinamerika ist Bildung die wichtigste Dimension, während in Nordamerika Lebenszufriedenheit und eine gute Work-Life Balance zählen. In Europa wird viel Wert auf Gesundheit, Gemeinsinn und die Umwelt gelegt.

OECD Better Life Index www.oecdbetterlifeindex.org/de

Datenquelle http://stats.oecd.org/Index.aspx?DataSetCode=BLI

Afrikas wirtschaftliche Zukunft hängt von der Entwicklung in den Städten ab

Berlin/Lusaka, 23. Mai 2016 – In Jahr 2050 werden 2/3 der Afrikaner in Städten leben. Der Verlauf der Urbanisierung in Afrika wird deshalb entscheidend Wachstum und Entwicklung auf dem Kontinent prägen. Zu diesem Schluss kommt der Wirtschaftsausblick Afrika 2016, der heute auf dem 51. Jahrestreffen der Afrikanischen Entwicklungsbank in Lusaka/Sambia veröffentlicht wurde.

Die Verstädterung in Afrika vollzieht sich im historischen Vergleich ungewöhnlich schnell und ist gepaart mit einem starken Bevölkerungswachstum. So hat sich zwischen 1995 und 2015 die städtische Bevölkerung in Afrika auf 472 Million verdoppelt. Der Prozess der Verstädterung verläuft damit anders als in anderen Regionen, wie etwa Asien, und wird derzeit nur von langsamen strukturellen Anpassungen begleitet, so das Schwerpunktkapitel des Berichts.

Trotz eines eher schwachen globalen Umfelds und regionaler Schocks hat sich Afrikas Wirtschaft im vergangenen Jahr solide entwickelt. Der Kontinent bleibt nach Ostasien die Region mit den höchsten Wachstumsraten. Dem Bericht zufolge dürfte 2016 das Wirtschaftswachstum in Afrika im Schnitt bei 3,7 Prozent liegen und 2017 auf 4,7 Prozent steigen, vorausgesetzt die Weltwirtschaft wird sich stabilisieren und die Rohstoffpreise werden allmählich wieder steigen.

Der Wirtschaftsausblick Afrika ist ein Gemeinschaftsprodukt der Afrikanischen Entwicklungsbank, des OECD Development Centre und des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP).

Die ausführliche Pressemitteilung in englischer Sprache finden Sie unter www.oecd.org/development/africa-economic-transformation-hinges-on-unlocking-potential-of-cities-says-the-african-economic-outlook-2016.htm

Den vollständigen Bericht finden Sie unter www.africaneconomicoutlook.org