ARD-Themenwoche 23. bis 29 Oktober über (Welt)Ernährung

Die ARD-Themenwoche “Essen ist Leben“ zeigt den krassen Gegensatz von Übergewicht und Unterernährung. Vor allem der 90-minütige Dokumentarfilm HUNGER (http://tinyurl.com/34qk6p5) hat es in sich. Um der weltweiten Hungerproblematik auf die Spur zu kommen, sind die Filmemacher Markus Vetter (SWR) und Karin Steinberger (Süddeutsche Zeitung) einmal um die Welt gereist. Bei ihren Besuchen in fünf Ländern (Mauretanien, Kenia, Indien, Brasilien, Haiti) erfuhren sie, warum Menschen mit dem Hunger leben und warum so viele Konzepte der Entwicklungspolitik gescheitert sind. Themen wie Grüne Gentechnik, die EU-Fischerei-Politik, der fehlende Zugang zu Wasser, die Verdrängung der Nahrungsmittel zugunsten der Futtermittelproduktion sowie die Auswirkungen von Billigimporten auf die Entwicklungsländer kommen zur Sprache. http://programm.ard.de/Themenwoche/Startseite

Armutszeugnis 2010

Der enge Fokus der MDG auf Armutsbekämpfung und soziale Entwicklung sollte um Umwelt- und Verteilungsaspekte erweitert werden, um die “Blindheit“ der MDG gegenüber der Verteilung von Einkommen, Vermögen und damit Lebenschancen zu überwinden. Dies fordert der Report “Armutszeugnis 2010“, mit dem das Global Policy Forum Europe und terre des hommes nicht nur eine Zwischenbilanz der bisherigen MDG-Umsetzung vornehmen, sondern auch Schlussfolgerungen und Empfehlungen für die entwicklungspolitische Agenda bis zum Jahr 2015 abgeben und neue Entwicklungsmodelle und Wohlstandsindikatoren über die MDG hinaus vorstellen. Obwohl der Report bei einigen MDG, darunter Armutsreduzierung, Grundbildung, Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und anderen Krankheiten, zum Teil beachtliche Fortschritte konstatiert, sind diese regional sehr unterschiedlich verteilt. Andere Ziele dagegen, wie die Halbierung des Hungers und die Senkung der Kinder- und Müttersterblichkeit können beim bisherigen Entwicklungstrend bis 2015 kaum mehr erreicht werden. Zudem sind infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise, des Klimawandels und der Ernährungskrise in vielen Ländern sogar Rückschritte bei manchen MDG zu verzeichnen. Nach Schätzung der Weltbank werden bis Ende 2010 zusätzlich 64 Millionen Menschen in extremer Armut leben müssen. Schwachpunkte und “blinde Flecken“ des MDG-Konzepts, die zu Umsetzungsdefiziten geführt haben, identifiziert der Report in ihrer selektiven Auswahl und im Fehlen der Themen Menschenrechte, Demokratie, gute Regierungsführung sowie Frieden und Sicherheit. Ein zentraler Schwachpunkt ist die Unausgewogenheit zwischen den Zielen und Verpflichtungen, die klare quantitative und zeitliche Vorgaben für die Länder des Südens enthalten, und den Zielen für den Norden, die in MDG 8 nur vage Absichtserklärungen formulieren. Bei der Weiterentwicklung der MDG diskutieren die Autoren verschiedene Optionen, wie die Einführung neuer Indikatoren, die Erweiterung des MDG-Zielkatalogs sowie neue Entwicklungsmodelle, die nicht mehr primär auf Wirtschaftswachstum zur Bekämpfung von Armut setzen. Entscheidend sei, dass die Entwicklungspolitik zukünftig ganzheitlichere Ansätze nachhaltiger Entwicklung in den Blick nehme. Der Report schlägt damit eine Brücke zwischen dem MDG-Prozess und dem Diskurs über nachhaltige Entwicklung im Kontext des “Rio+20-Gipfels“, der im Jahr 2012 stattfinden wird. Quelle: VENRO 2015 aktuell. http://www.globalpolicy.org/images/pdfs/GPFEurope/Armutszeugnis_2010.pdf

Neuer Armutsindex misst verschiedene Faktoren

Die Oxford Poverty and Development Initiative (OPHI) und das UN Development Programme (UNDP) haben Mitte Juli einen neuen Armutsindex vorgestellt. Der Multidimensional Poverty Index (MPI) bewertet Form und Ausmaß der Armut in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Lebensstandard. Multidimensional ist der Index, weil er auf verschiedenen Ebenen ansetzt: Haushaltslevel, regional, national und global. Somit kann der Index Armut in Bezug zu Ethnie, Alter, Geschlecht oder Geografie innerhalb einzelner Länder abbilden. Laut einer OPHI-Analyse von 104 Ländern sind ca. 1,7 Milliarden Menschen nach MPI “multidimensional arm“. Bisher galten die 1,4 Milliarden Menschen, die weniger als 1,25 US-Dollar am Tag haben, als absolut arm. Der MPI ersetzt jetzt den 1997 von der UN eingeführten Human Poverty Index (HPI), der Armut nach dem Einkommen bewertet. Quelle: AKLHÜ.
Weitere Informationen: http://ophi.org.uk/policy/multidimensional-poverty-index

UN-Gipfel endet mit zwiespältiger Bilanz

Zum Abschluss des Millenniumsgipfels in New York haben die 192 UN-Mitglieder ihre Entwicklungsziele für das Jahr 2015 bekräftigt. Doch deren Erreichbarkeit wird von Hilfsorganisationen angezweifelt. Zehn Jahre nach ihrem Beschluss, das Elend in den Entwicklungsländern bis 2015 drastisch abzubauen, bekräftigte die Weltgemeinschaft am letzten Tag des Millenniumsgipfels in New York: Wir halten unsere Versprechen! In einer 31-seitigen Abschlusserklärung begrüßten die 192 UN-Mitgliedsstaaten bisher erzielte Erfolge. Sie machten darin aber auch klar, dass sie die Bedürfnisse der Ärmsten auf der Welt “bei weitem nicht“ erfüllen. Zahlreiche deutsche Hilfswerke kritisierten die Ergebnisse des New Yorker Gipfels. “Wenn das Tempo nicht drastisch erhöht wird, werden die Millenniumsziele scheitern“, warnte Kathrin Wieland, deutsche Geschäftsführerin von “Save the Children“. Und Sonja Weinreich vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) bemängelte, dass Deutschland mit seinen Entwicklungshilfezahlungen immer weiter zurückfalle. “Während Länder wie Frankreich und Spanien ihre Entwicklungshilfe erhöhten, ist für Deutschland das Ziel, 0,7 Prozent des Bruttonationalproduktes für die Entwicklungszusammenarbeit einzusetzen, in weite Ferne gerückt“, sagte Weinreich. Quelle: Deutsche Welle. http://www.dw-world.de/dw/article/0,,6035340,00.html

UN-Sonderbeauftragter fordert globale Chancengleichheit

Die reichen Industrieländer müssen ihre Wirtschaft so umbauen, dass ihr Ressourcenverbrauch begrenzt wird und ihr Konsumverhalten nicht länger auf Kosten zukünftiger Generationen und der Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern geht. Diese Meinung vertrat Olivier de Schutter, Sonderbeauftragter der Vereinten Nationen für das Recht auf Ernährung, in seiner Rede während der 10. Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung in Berlin. De Schutter warb für eine Umverteilungspolitik hin zu mehr nationaler und globaler sozialer Gerechtigkeit und für eine Neuorganisation der internationalen Handels-, Wirtschaft- und Klimapolitik. Deren heutige Ausrichtung sei nicht geeignet, die Welt nachhaltiger zu machen. Ein “grüneres“ Wirtschaftswachstum, so de Schutter, sei zwar für mehr Nachhaltigkeit ebenso bedeutsam wie die Entwicklung sauberer Technologien und nachhaltiger Lebensstile in den reichen Ländern. Dies reiche aber bei Weitem nicht aus. Er rief dazu auf, “dem Streben nach Mehr, das nie aufhört, egal, wie viel wir schon haben“, entgegenzuwirken. Nach Berechnungen des UN-Sonderbeauftragten müsste die Weltwirtschaft bis zur Jahrhundertmitte gemessen an ihrem heutigen Ausstoß um den Faktor 75 wachsen, um den dann voraussichtlich neun Milliarden Menschen ein Leben auf westlichem Konsumniveau zu gestatten. Ein solches Wachstum sei jedoch “unvereinbar mit sinkenden Klimagasemissionen“ und den begrenzten natürlichen Ressourcen der Erde, so de Schutter. Nach seiner Ansicht müssen die reichen Länder zum Erhalt des Planeten mehr tun als ihr Wirtschaftswachstum zu entschleunigen. Der UN-Spitzenvertreter umschrieb dies mit dem Begriff “Kontraktion“. Quelle: Rat für Nachhaltige Entwicklung. http://tinyurl.com/23re9hh

Online-Dialog zur Nachhaltigkeit

Die Bundesregierung wird die nationale Nachhaltigkeitsstrategie fortschreiben und Anfang 2012 einen Fortschrittsbericht vorlegen. Im Rahmen dieses Prozesses findet bis 14. November 2010 ein Bürgerdialog im Internet statt. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger können auf dem Dialogportal Vorschläge machen, welche Themen ihrer Meinung nach Aufnahme in den Bericht finden sollen. Die Ergebnisse des Dialogs fließen in den Entwurf des Fortschrittsberichts ein, der dem Bundeskabinett zur Verabschiedung vorgelegt wird. Im Vordergrund der aktuellen Diskussionsphase stehen die Themen »nachhaltiges Wirtschaften« und »Wasser«, da die Bundesregierung diesen Themen aktuell besondere Bedeutung zumisst. Die Bundesministerien erarbeiten unter Berücksichtigung des Bürgerdialogs den ersten Entwurf des neuen Fortschrittsberichts. Dieser Text wird im Sommer 2011 ebenfalls zur Diskussion gestellt werden. http://www.dialog-nachhaltigkeit.de/home.html

UNFPA: Frauen stärker in Friedensprozess einbeziehen

In bewaffneten Konflikten wird geschlechtsspezifische Gewalt einschließlich Vergewaltigung immer häufiger als Instrument der Kriegsführung eingesetzt. Diese Form der Gewalt steht im Mittelpunkt des diesjährigen UNFPA-Weltbevölkerungsberichts “Krise, Frieden, Wiederaufbau: Gesellschaften im Wandel“. Anlass für den Themenschwerpunkt ist der zehnte Jahrestag der UN-Resolution 1325. Mit der Resolution hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen im Jahr 2000 erstmals alle Parteien bewaffneter Konflikte aufgefordert, Frauen und Mädchen vor sexueller Gewalt besser zu schützen und sie stärker bei Friedensvereinbarungen mit einzubeziehen. http://tinyurl.com/2w5v955

Kinderarbeit auf Kakaofarmen bleibt ein Problem

Zwangsarbeit von und Menschenhandel mit Kindern bleiben bittere Bestandteile unserer Schokolade. Der eben erschienene Bericht der Tulane-University (USA) belegt die schlimmsten Formen von Kinderarbeit auf Westafrikanischen Kakaoplantagen und beweist, dass die bisherigen Bemühungen der Schokoladenindustrie zu deren Eindämmung wenig fruchten. Eine europäische Koalition von Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften fordert deshalb konkrete branchenübergreifende Maßnahmen von Seiten der Industrie. Neun Jahre nach dem Unterzeichnen des Harkin-Engel-Protokoll ist überfällig, die gemachten Versprechen endlich einzulösen. Mehr dazu unter http://www.childlabor-payson.org und beim SÜDWIND-Institut http://tinyurl.com/349tuug

Global Hunger Index: World is “nowhere near“ achieving MDG 1

The latest Global Hunger Index (GHI) shows that the number of hungry people in the world grew to one billion last year, as the global economic recession compounded the effects of the 2007-8 food crisis. The first Millennium Development Goal (MDG) — to halve the proportion of hungry people between 1990 and 2015 — is therefore worryingly off-track. The latest GHI report notes that most policies tackling child hunger have targeted children under five years old; however, research shows that the effects of malnutrition after the age of two are largely irreversible. It therefore recommends concentrating resources on eliminating malnutrition during the crucial first two years of a child’s life. Source: The GHI is a multidimensional measure of global hunger published jointly by the International Food Policy Research Institute, Concern Worldwide, and Welthungerhilfe. Eurostep Weekly. http://www.ifpri.org/publication/2010-global-hunger-index