Vier-Grad-Dossier für die Weltbank: Risiken einer Zukunft ohne Klimaschutz

Die Treibhausgas-Emissionen der Menschheit brechen jedes Jahr neue Rekorde. Daher befinden wir uns auf einem Kurs, der schon bis zum Ende des Jahrhunderts zu einer Erderwärmung von vier Grad Celsius führen dürfte. Und somit in eine Welt mit Risiken außerhalb der Erfahrung unserer Zivilisation. Dazu zählen Hitzewellen, besonders in den Tropen, ein Hunderte Millionen Menschen betreffender Anstieg des Meeresspiegels, und Missernten, welche die globale Ernährungssicherheit gefährden – das zeigt ein für die Weltbank erstellter Report des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und von Climate Analytics aus Berlin. Betroffen seien vor allem die Armen dieser Welt, für die Entwicklung ohne Klimaschutz nach Lage der Fakten kaum möglich sei.

„Die planetarische Maschinerie neigt zu Bocksprüngen, also unverhältnismäßigen Reaktionen auf Störungen, wie sie der menschengemachte Treibhauseffekt mit sich bringt”, betont Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des PIK. „Wenn wir uns weit über die Zwei-Grad-Linie hinauswagen, also in Richtung vier Grad, laufen wir Gefahr, Kipp-Punkte im Erdsystem zu überschreiten.“ Dies könnte bei den weltweit vom Kollaps bedrohten Korallenriffen der Fall sein, oder beim kilometerdicken Eisschild Grönlands. Dessen Schmelze würde Jahrtausende dauern, könnte aber schon bald unwiderruflich beginnen. „Der einzige Weg, dies zu vermeiden, ist ein Bruch mit den vom Zeitalter fossiler Brennstoffe geprägten Mustern von Produktion und Konsum“, so Schellnhuber.

Folgen der globalen Erwärmung: Hitzewellen, Anstieg des Meeresspiegels, Missernten

Bereits heute sind Folgen des Klimawandels beobachtbar. So hat die Hitzewelle in Russland 2010 vorläufigen Schätzungen zufolge Tausende von Opfern gefordert, die Ernten um ein Viertel verringert, und 15 Milliarden US-Dollar wirtschaftlichen Schaden hinterlassen. Solche Extreme würden bei 4 Grad Celsius globaler Erwärmung in Teilen der Welt „die neue Normalität“, heißt es in dem Report. In den Tropen könnten Ende des Jahrhunderts die kühlsten Monate deutlich wärmer sein als die heißesten Monate der Gegenwart.

Der Meeresspiegel kann bei 4 Grad globaler Erwärmung in diesem Jahrhundert 50 bis 100 Zentimeter steigen, und danach noch deutlich höher. Dabei ist dieser Anstieg regional unterschiedlich stark, dies hängt von Meeresströmungen und anderen Faktoren ab. Am höchsten wird das Meer den Projektionen zufolge an den Küsten von Ländern wie den Philippinen, Mexiko, Indien steigen.

Auch innerhalb von wirtschaftlichen Sektoren kann es zu Kippeffekten mit plötzlich rasant ansteigenden Schäden kommen, etwa in der Landwirtschaft. So wurde bereits beobachtet, dass wichtige Getreidesorten ab bestimmten Temperaturen überaus empfindlich reagieren, was zu großflächigen Ernteausfällen führen kann. Veränderungen im Wasserkreislauf können hierbei erschwerend hinzukommen, etwa wenn Dürren vorherrschen oder landwirtschaftliche Flächen überflutet werden.

Weltbank-Präsident: „Eine vier Grad wärmere Welt kann und muss vermieden werden“

„Der Report arbeitet den gegenwärtigen Stand der Forschung auf und liefert neue Analysen zu Hitzewellen und zum regionalen Meeresanstieg. Natürlich bleiben hierbei Unsicherheiten“, erklärt William Hare, Mitbegründer von Climate Analytics in Berlin und zugleich Gastwissenschaftler am PIK. „Wir greifen das auf, indem wir Risiko definieren als ‚Schadenspotenzial multipliziert mit der Eintritts-Wahrscheinlichkeit’. Auch ein relativ unwahrscheinliches Ereignis kann ein großes Risiko darstellen, wenn seine möglichen Auswirkungen groß genug sind.“

Der erst in diesem Jahr von US-Präsident Barack Obama als neuer Weltbank-Chef vorgeschlagene Jim Yong Kim, seit Juli im Amt, hatte sich kürzlich von Schellnhuber persönlich in Washington D.C. den Bericht vorstellen lassen. „Eine vier Grad wärmere Welt kann und muss vermieden werden – wir müssen die Erwärmung unter zwei Grad halten“, sagte Kim nun in einer Erklärung. „Untätigkeit gegenüber dem Klimawandel droht, die Welt, die unsere Kinder von uns erben, zu einer ganz anderen zu machen als jene, in der wir heute leben. Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen für die Entwicklung, und wir müssen die moralische Verantwortung dafür übernehmen, im Namen kommender Generationen zu handeln, besonders für die Ärmsten.“

Weblink zur Executive Summary: http://climatechange.worldbank.org/sites/default/files/Turn_Down_the_Heat_Executive_Summary_English.pdf

Weblink zum Report: http://climatechange.worldbank.org/sites/default/files/Turn_Down_the_heat_Why_a_4_degree_centrigrade_warmer_world_must_be_avoided.pdf

Quele: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

GlobalFair verbindet Märkte & Soziales

Karsten Weitzenegger Consulting ist GlobalFair aisbl beigetreten, einem gemeinnützigen Verein aus Belgien mit internationaler Ausrichtung.

GlobalFair (http://www.globalfair.net/de) wurde 2011 in Brüssel gegründet als internationale gemeinnützige unabhängige Organisation nach belgischem Recht. Ein engagiertes Brüsseler Team setzt sich gemeinsam mit weltweiten Partnern und Mitgliedern für die Organisation ein. Die Ziele des Vereins bauen auf den Gedanken zwischen Wachstumsmärkten und Marktchancen in benachteiligten Regionen private und gemeinnützige Interessen zu verbinden. GlobalFair fördert dabei insbesondere die ethische soziale und ökologische Wirkung auf das Umfeld jeweiliger Unternehmen.

GlobalFair baut ein innovatives JobInvest-Programm auf. Im Zentrum steht dabei eine Wirtschaftsregionen übergreifende Arbeitsplatzförderung und Vertrauen schaffende Firmenverbindungen im gegenseitigen Wissensaustausch und Ausbildungsförderung. Im Rahmen des JobInvest-Programm werden darüber hinaus Unternehmensgründungen und Firmenpartnerschaften angeregt, als treibende Kräfte für Wirtschaftswachstum. Mehr dazu: http://www.globalfair.net/de/content/basic-page/das-programm-jobinvest

OECD Wachstumsaussichten bis 2060: Neue Wirtschaftsmächte lösen traditionelle Industrienationen ab

(Berlin/Paris, 9. November 2012) Schnell wachsende Schwellenländer werden in den kommenden 50 Jahren einen immer größeren Anteil an der weltweiten Wirtschaftsleistung erbringen. Der OECD-Report Looking to 2060: A Global Vision of Long-term Growth kommt zu dem Schluss, dass sich das globale Gewicht der Wirtschaftsmächte erheblich verlagern wird.

Der Bericht prognostiziert das Wachstum in den 34 OECD-Ländern sowie in acht G20-Staaten, die nicht zur OECD gehören. Er erwartet eine durchschnittliche jährliche Steigerung des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von etwa drei Prozent, die allerdings je nach Land und Region sehr unterschiedlich ausfallen wird: Aufstrebende Volkswirtschaften werden danach weiterhin sehr viel schneller wachsen als etablierte Industrienationen. Diese werden laut Projektion im Schnitt maximal zwei Prozent BIP-Zuwachs verzeichnen.

Die langfristig unterschiedlichen Wachstumsaussichten führen zu einer Neuordnung im Gleichgewicht der ökonomischen Kräfte. So könnte China die Vereinigten Staaten bereits im Jahr 2016 als größte Wirtschaftsmacht der Welt ablösen. Auch Indien wird die USA längerfristig überholen. Zusammengenommen werden die beiden asiatischen Wirtschaftsriesen schon in wenig mehr als zehn Jahren ein größeres BIP erwirtschaften als die G7-Staaten. Die rasche Bevölkerungsalterung in Japan sowie in wichtigen Volkswirtschaften der Eurozone wird dazu führen, dass diese immer stärker von „jungen“ Ländern wie Brasilien oder Indonesien verdrängt werden. Innerhalb Europas kommt dabei auf Deutschland, Luxemburg und Österreich der größte Verlust an wirtschaftlicher Bedeutung zu.

„Die Welt, in der unsere Kinder und Enkel leben werden, wird sich von unserer heutigen Welt fundamental unterscheiden”, sagte OECD Generalsekretär Angel Gurría bei der Vorstellung des Berichts. „Das schnelle Wachstum der Schwellenländer stellt uns vor Herausforderungen, die wir meistern müssen, um Wohlstand und Nachhaltigkeit für alle zu sichern. Der Schlüssel dazu liegt in mehr Bildung und Produktivität. Sie sollten weltweit zur politischen Priorität werden.”

Die Verschiebung des wirtschaftlichen Gewichts in Richtung Niedriglohnländer wird dort dazu beitragen, die Lebensstandards zu verbessern. So dürfte sich etwa das Pro-Kopf-Einkommen in den ärmsten Ländern bis 2060 vervierfachen. In China und Indien könnte es dann sogar sieben Mal höher sein als heute. In einem halben Jahrhundert wird die Kluft zwischen den Lebensverhältnissen in aufstrebenden und hochentwickelten Nationen weniger ausgeprägt sein als heute. Zwischen einzelnen Ländern werden allerdings weiterhin klare Unterschiede bestehen.

Sollten sich die Länder jedoch zu ambitionierten Arbeits- und Produktmarktreformen entscheiden, könnte das globale BIP dadurch jährlich um 0,3 Prozentpunkte gesteigert werden. Das weltweite Pro-Kopf-Einkommen würde im Jahr 2060 somit etwa 16 Prozent höher liegen als im Basisszenario angenommen: „ Keine unserer Voraussagen ist in Stein gemeißelt“, sagte Generalsekretär Gurría. „Mutige Strukturreformen können das Wachstum anregen und die Lebensbedingungen für Menschen überall auf der Welt verbessern.“

Wie sich das Ranking der Volkswirtschaften in den kommenden Jahren verändern könnte, erfahren Sie in der folgenden Tabelle: http://www.oecd-berlin.de/download/Copy_of_GDPRanking1.xls

DEval – Deutsches Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit eröffnet

DEval
Deutsche Entwicklungspolitik stellt sich zukünftig unabhängiger Evaluierung

Berlin – Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel und der Staatssekretär im BMZ, Hans-Jürgen Beerfeltz, haben heute in Berlin das neue unabhängige Evaluierungsinstitut der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit dem Namen „DEval“ eröffnet.

Ziel des Instituts ist es, wissenschaftlich unabhängige Analysen und Bewertungen der Wirksamkeit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit von Maßnahmen der staatlichen und staatlich geförderten Entwicklungszusammenarbeit durchzuführen sowie Empfehlungen für deren Verbesserung zu erarbeiten. Das Institut soll die Kompetenzen und Kapazitäten in Partnerländern fördern, eigene Erfolgsbewertungen von Entwicklungsmaßnahmen durchzuführen. Mit einem eigenen Kompetenzzentrum soll darüber hinaus die Entwicklung von Methoden der Erfolgskontrolle und Wirkungsmessung vorangetrieben werden.

Das Institut ist seit dem Frühjahr 2012 als gemeinnützige GmbH verfasst und im Bonner Handelsregister eingetragen. Der alleinige Gesellschafter ist der Bund, vertreten durch das BMZ. Das unabhängige Evaluierungsinstitut wird mit 38 Planstellen in Bonn seinen Sitz haben.

Die Leitung liegt beim renommierten Forscher Professor Helmut Asche. Der 61-jährige Volkswirt und Soziologe ist seit 1981 Parteimitglied der Grünen. Asche will mit Ergebnissen an die Öffentlichkeit gehen, ausdrücklich „auch mit negativen“, sagte Asche der „Welt“ (http://www.welt.de/politik/deutschland/article110602913/Gruener-ueberwacht-schwarz-gelbe-Entwicklungshilfe.html). „Erfolge erscheinen gerade dann besser, wenn man ihnen auch mal Dinge gegenüberstellt, die nicht so gut gelaufen sind.“ Bereits 2009 hatte eine Studie bemängelt, dass Deutschland nicht ausreichend überprüfe, ob all die Millionen für Entwicklungszusammenarbeit auch richtig eingesetzt werden.

Dirk Niebel: „Die Gründung von DEval ist der Schlussstein dieser Reformen. Bislang haben sich die Durchführungsorganisationen und das BMZ vor allem selbst evaluiert. Jetzt stellen wir uns erstmals einer wissenschaftlich fundierten, unabhängigen Begutachtung unserer Aktivitäten von außen. Dadurch erhalten wir eine tragfähige Einschätzung unserer politischen Wirkung und können aus den Erfahrungen unserer Arbeit nachhaltig lernen.“

Gerade die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die 2011 aus der Fusion der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), der Internationalen Weiterbildung und Entwicklung gGmbH (InWEnt) und dem Deutschen Entwicklungsdienst (DED) hervorgegangen ist, steht in dem Ruf, nicht allzu transparent mit ihren Projektberichten umzugehen. Das will Asche ändern.

Martin Ling kommentiert dazu in „Neues Deutschland“ (http://tinyurl.com/dy24sdg): „Doch ob der grüne Helmut Asche die DEval zu einer scharfen Waffe für eine bessere Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit zu schleifen weiß, ist nicht ausgemacht. Die genannten Kriterien Wirksamkeit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit sind Formeln, die viel Interpretationsspielraum lassen. Mehr Eigenverantwortung für die Nehmerländer, eine Ausrichtung der Geberhilfe an den Bedürfnissen der Partnerländer ist darin nicht per se angelegt. Ohne eine solche Neuausrichtung der Entwicklungszusammenarbeit werden Entwicklungserfolge begrenzt bleiben – Gutachten hin, Gutachten her. Gefragt ist ein Politikwechsel.“

Kontakt:
DEval – Deutsches Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit gGmbH
Tulpenfeld 7, 53113 Bonn, Telefon: 0228-20717-371, info@DEval.org
http://www.deval.org