Das Postgraduierten-Programm für Nachwuchskräfte in der deutschen Entwicklungspolitik

Seit 1965 bildet das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) den entwicklungspolitischen Nachwuchs Deutschlands im Rahmen seines Postgraduierten-Programms aus. Zu den Absolventen des Kurses gehören u. a. Achim Steiner, Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen und Leiter des UN-Umweltprogramms UNEP, Ingrid Hoven, deutsche Exekutivdirektorin bei der Weltbank, Bruno Wenn, Sprecher der Geschäftsführung der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH sowie Dr. Hans-Joachim Preuß und Adolf Kloke-Lesch, Vorstandsmitglieder der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 47. Kurses brachen nun zu ihrem 11-wöchigen Forschungsaufenthalt nach Ägypten, Ghana, Indonesien und Tansania auf. Die vier empirischen und beratungsorientierten Untersuchungsvorhaben beschäftigen sich mit folgenden Themen: (1) Welche Faktoren entscheiden über das upgrading von kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs): Der Fall Ägypten; (2) Jugendarmut in Accra: Herausforderungen und Perspektiven im Kontext von Urbanisierung; (3) Indonesien: Nachhaltigkeitsstandards im indonesischen Palmölsektor – Herausforderungen und Chancen für Kleinbauern und (4) Private Stiftungen und Entwicklungszusammenarbeit: Erkenntnisse aus Tansania.

Die Projekte sind darauf ausgerichtet, gemeinsam mit Partnern vor Ort eine fruchtbare Zusammenarbeit zu gestalten, die die lokale Ownership genauso in den Blick nimmt, wie den empirischen Erkenntnisgewinn. Dabei werden der konkrete Beratungsbedarf eruiert und gemeinsame zukunftsweisende Vorschläge erarbeitet.

Jede Länderarbeitsgruppe steht unter Leitung einer DIE-Wissenschaftlerin bzw. eines Wissenschaftlers. Vor Ort arbeiten die Gruppen in enger Kooperation mit einheimischen Partnerorganisationen. Die Forschungsergebnisse der Länderarbeitsgruppen werden anschließend von den Mitgliedern in einem Bericht zusammengefasst und stehen der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Seit dem ersten Kurs haben rund 900 Hochschulabsolventen das Postgraduierten-Ausbildungsprogramm durchlaufen. Unter den jährlich mehr als 300 Bewerbungen wählt das DIE 20 Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer aus, von denen im Anschluss an ihre Ausbildung nahezu alle eine Beschäftigung in der Entwicklungszusammenarbeit finden – zum Beispiel in Ministerien, Beratungsunternehmen oder internationalen Organisationen. Die für die Teilnehmer kostenlose Ausbildung beginnt jeweils am 1. September. In den ersten Monaten geht es um die Vermittlung von entwicklungspolitischem Fachwissen und von interdisziplinären Kompetenzen, die für die spätere berufliche Karriere von großer Bedeutung sind, dazu gehören Präsentation und Moderation genauso wie Teambuildung und Konflikttrainings sowie der Kurs „professional writing“. Daran schließt sich die Praxiserfahrung in einem Entwicklungsland an, während der das erworbene Wissen in einem Forschungs- und Beratungsprojekt angewendet und vertieft wird.

 

Das Postgraduierten-Programm für Nachwuchskräfte in der deutschen Entwicklungspolitik.

Neue BMZ-Bildungsstrategie „Zehn Ziele für mehr Bildung“
Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung,  Dirk Niebel, hat heute in Berlin die neue BMZ-Bildungsstrategie „Zehn Ziele für mehr Bildung“ vorgestellt. Niebel: „Wir werden die bilateralen staatlichen Mittel, die wir für Bildung  usgeben, weltweit erhöhen. Für den Chancenkontinent Afrika werden wir sie bis 2013 sogar auf 137 Millionen Euro aufstocken, das ist gegenüber 2009 eine Verdopplung.“

Die Bildungsstrategie wurde in einem partizipativen Prozess erarbeitet. Der Entwurf wurde durch Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel bereits im März 2011 in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Es folgte ein halbjähriger Konsultationsprozess, in welchem nationale und internationale Partner des BMZ ihre Anregungen zur Strategie einbrachten, unter anderem im Rahmen zahlreicher Fachkonferenzen zu zentralen Aspekten der Strategie.

Das Leitbild der Strategie ist das lebenslange Lernen, von der frühkindlichen über die Primar- und Sekundarbildung, die berufliche und die Hochschulbildung bis hin zur Erwachsenenbildung. Unter diesem Leitbild verfolgt das BMZ den Ansatz einer ganzheitlichen Bildungsförderung, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, alle Akteure einbezieht und Bildungssysteme als Ganzes stärkt. Zentrale Anliegen der Strategie sind der Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung für alle, die Wirksamkeit der Bildungsförderung, die Verbesserung geschlechtergerechter Bildung und die Erprobung innovativer Ansätze unter anderem in der Bildungsfinanzierung.

Die Globale Bildungskampagne Deutschland, ein Bündnis von zehn deutschen Nichtregierungsorganisationen, kritisiert die Strategie zur Förderung von Bildung in armen Ländern. „Herr Niebel muss in den kommenden Monaten noch beweisen, ob es bei öffentlichkeitswirksamen Ankündigungen bleibt, oder ob das BMZ seine Anstrengungen wirklich signifikant erhöht, um bis 2013 Millionen von Kindern das Recht auf gebührenfreie und gute Grundbildung zu ermöglichen“, so Maren Jesaitis, Koordinatorin der Globalen Bildungskampagne Deutschland. Unklar sei, wie die Strategie finanziert werden soll. Der BMZ-Etat für 2013 wird vermutlich um 581 Millionen Euro schrumpfen. Die Mittelerhöhungen für Bildung dürften aber auf keinen Fall zulasten anderer wichtiger Bereiche wie Gesundheitsfürsorge oder ländliche Entwicklung gehen.

Die Globale Bildungskampagne kritisiert zudem, dass die Bildungsstrategie nicht ambitioniert genug sei. Zwar betone das BMZ in der Strategie die Notwendigkeit, Chancengleichheit für Mädchen und Jungen zu gewährleisten. Die Qualität von Bildung fände jedoch zu wenig Beachtung. Die Förderung von Lehrkräften sei nicht als eigenständiges Ziel berücksichtigt.

Zehn Ziele für mehr Bildung – BMZ-Bildungsstrategie 2010–2013
http://www.bmz.de/de/publikationen/reihen/strategiepapiere/Strategiepapier315_1_2012.pdf (PDF 406 KB)