#KULTURmachtAUF – für eine offene Gesellschaft

Karsten Weitzenegger ruft mit STADTKULTUR Hamburg, dem Dachverband für Lokale Kultur und Kulturelle Bildung in Hamburg, dazu auf, dieses Positionspapier zu unterzeichnen und damit sichtbar für eine offene Gesellschaft einzutreten.

Seit gut 50 Jahren fördern und gestalten die Einrichtungen, Initiativen und Projekte der Soziokultur das Zusammenleben in den Quartieren, sie gewährleisten kulturelle Teilhabe, ermöglichen Begegnung, bringen Bildungsgerechtigkeit und Chancengerechtigkeit voran. Der Geist der Offenheit, des Austauschs und der Vielfalt prägt die Soziokultur und Stadtteilkultur. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung einer offenen Gesellschaft.

Globalisierung und Digitalisierung führen zu einem Strukturwandel der Gesellschaft, der Verunsicherung und oft auch Angst bei den Menschen auslöst. Zunehmende Teile der Mittelschicht sehen ihren sozialen Status bedroht und ihre Zukunft gefährdet. Andere Menschen fühlen sich vollständig abgehängt. Rückzugstendenzen breiten sich aus. Zugewanderte suchen zugleich dringend nach ihrem Platz in der Gesellschaft. Populisten nutzen die Lage und schüren in der zersplitterten Öffentlichkeit Hass und Neid. Die Gesellschaft driftet auseinander.

Die Soziokultur nimmt ihre Verantwortung für den Zusammenhalt der Gesellschaft ernst und wirkt mit Kultur und kultureller Bildung gegen Ausgrenzungs- und Abgrenzungstendenzen, gegen Angst, Hass und Verunsicherung, für Demokratie und eine offene Gesellschaft. Sie gestaltet ein Umfeld, in dem das Zusammenleben besser gelingt.

WIR SETZEN AUF BETEILIGUNG AN GESELLSCHAFTLICHEN ENTSCHEIDUNGEN

Die Gleichberechtigung aller Gruppen in einer von allen getragenen demokratischen Gemeinschaft ist ein dauerhafter Prozess. Stadtteilkultur und Soziokultur haben über 40 Jahre Erfahrung mit Aushandlungsprozessen. Wir setzen uns ein für das Einbeziehen der Menschen in Entscheidungsprozesse baulicher und sozialer Stadtentwicklung. Das Entwickeln neuer Formen von Bürgerbeteiligung halten wir für unverzichtbar. An der Auseinandersetzung darüber, wie wir in der superdiversen Stadtgesellschaft zusammen leben wollen, müssen alle Menschen die Möglichkeit haben, sich zu beteiligen.

WIR SETZEN AUF KULTURELLE BILDUNG UND TEILHABE
Wir sehen unsere Aufgabe darin, durch innovative und nachhaltige Methoden der kulturellen Bildung, durch künstlerische Projekte und kulturelle Programme die Bildung und die Erfahrung der Selbstwirksamkeit zu befördern. Wir wollen, dass die Menschen ihre Potenziale bestmöglich entfalten können und alle einen Zugang zur gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben haben.

WIR SETZEN AUF SOLIDARITÄT UND CHANCENGERECHTIGKEIT
Das Zusammenleben in unserer superdiversen Stadtgesellschaft bedarf des Engagements aller gesellschaftlichen Kräfte. Wir wollen eine Gesellschaft, die von Inklusion und Solidarität geprägt ist. Niemand darf aufgrund der sozialen oder ethnischen Herkunft, der Hautfarbe, des Geschlechts, der geistigen, psychischen oder körperlichen Fähigkeiten, des Alters, der sexuellen oder geschlechtlichen Identität, der Religion oder Lebensweise herabgewürdigt oder benachteiligt werden. Stattdessen befördern wir Chancengerechtigkeit durch konsequente Beteiligung aller an künstlerischen Prozessen und ermöglichen kulturelles Empowerment für Menschen unabhängig von Herkunft, Bildung und anderen Merkmalen.

WIR SETZEN AUF BEGEGNUNG UND DIALOG
In der offenen Begegnung und Verständigung verlieren Vorurteile ihre Kraft und wechselseitiges Vertrauen kann wachsen. Wo sich Menschen im persönlichen Dialog begegnen, kann die Sprache hasserfüllter Parolen überwunden werden.
Deshalb bieten wir in den Einrichtungen der Stadtteilkultur und Soziokultur, in ihren Projekten und Initiativen, den Raum für Begegnungen und Austausch.

WIR SETZEN AUF OFFENHEIT UND VIELFALT

Unsere Überzeugung ist, dass jeder Mensch über individuelle und vielfältige Potenziale verfügt. Das Zusammenleben in Vielfalt bringt der Gesellschaft vielfältige Impulse für zukunftsfähige Entwicklungen in der superdiversen Stadtgesellschaft.

Voraussetzung für die Aufnahme von Anregungen und Impulsen ist die Öffnung unserer Institutionen. Einrichtungen der Stadtteilkultur und Soziokultur wollen in dieser Hinsicht Vorbild sein und streben Offenheit und Diversität auf den Ebenen von Publikum, Programm und Personal an. Ihre Projekte und Initiativen repräsentieren die Vielfalt der Gesellschaft und sind offen für alle, die ihrerseits Ausgrenzung und Diskriminierung ablehnen.

DIGITALISIERUNG UND GLOBALISIERUNG BERGEN CHANCEN UND RISIKEN

Digitalisierung und Globalisierung sind gesellschaftliche Tatsachen, denen wir uns stellen. Beides sind unaufhaltsame, komplexe Prozesse, mit denen wir uns intensiv und kreativ auseinandersetzen.
Der freie Zugang zum Internet bedeutet zugleich Demokratisierung durch Informations- und Meinungsvielfalt als auch die Gefahr der Verbreitung von Falschmeldungen und Hetze und die Möglichkeit von Manipulation und Datenmissbrauch. Besonders junge, aber auch immer mehr ältere Menschen orientieren sich über soziale Netzwerke. Öffentlichkeit findet mehr und mehr im Netz statt. Digitale Welterfassung und Kontaktmöglichkeiten müssen frühzeitig im sozialen Kontext gelernt und erfahren werden.
Migration führt dazu, dass globale Bezüge auch in lokalen Zusammenhängen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Chancengerechtigkeit und Verteilungsbedingungen weltweit im Blick zu behalten und über notwendige Regulierungsmaßnahmen nachzudenken, sind Aufgaben, denen wir uns im offenen Diskurs widmen.
Intensiv setzen wir uns deshalb in Diskussionsveranstaltungen, in künstlerischen Projekten und mit Methoden der künstlerischen und politischen Bildung mit den Chancen und Risiken von Digitalisierung und Globalisierung auseinander.

FÜR DEMOKRATIE UND OFFENE GESELLSCHAFT
Wir, die Unterzeichnenden, setzen uns kompromisslos ein für eine demokratische, offene und freie Gesellschaft, in der jede und jeder gehört wird und sich an der offenen Debatte darüber, wie wir zusammen leben wollen, beteiligen kann. Es ist unser Ziel, Chancengerechtigkeit für alle herzustellen und in einer von Solidarität und gegenseitigem Respekt getragenen diversen Gemeinschaft zu leben. Dieses Ziel verwirklichen wir mit Kultur, mit Bildung und mit unserem ganzen Engagement.

Herero- und Nama-Opferverbände kommen nach Hamburg

Zwischen 1904 und 1908 verübten die deutschen Kolonialtruppen im damaligen Deutsch-Südwest-Afrika einen Völkermord an den Volksgruppen der Herero und Nama, mit dessen schwerwiegenden Folgen die Nachfahren der Opfer bis in die Gegenwart hinein konfrontiert sind. Diese sind Thema des zweiten Transnationalen Herero- und Nama-Kongresses, den die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e. V. und die Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg zusammen mit dem zivilgesellschaftlichen Bündnis „Quo Vadis Hamburg“ am 6. und 7. April in Hamburg veranstalten.

Die Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte Hamburgs wurde vor rund zwanzig Jahren durch verschiedene zivilgesellschaftliche Initiativen, insbesondere durch das Engagement der Black Communities und People of Color angestoßen. 2014 entschloss sich der Senat, die Aufarbeitung des kolonialen Erbes systematisch anzugehen. Zur Erarbeitung der wissenschaftlichen Grundlage wurde an der Universität Hamburg die Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe / Hamburg und die frühe Globalisierung“ eingerichtet, deren Finanzierung Anfang März von der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung um weitere fünf Jahre verlängert wurde. Die Hamburger Museen haben sich in verschiedenen Ausstellungen und Projekten dem Thema angenommen und auch bei der Kontextualisierung der zahlreichen unkommentierten Kolonialdenkmäler in der Stadt gibt es erste Fortschritte. So wurde jüngst in Jenfeld an der denkmalgeschützten Lettow-Vorbeck-Kaserne eine Informationstafel über General Lothar von Trotha angebracht, die seine Verantwortung an dem Völkermord an den Herero und Nama klar benennt.

Weitere Informationen zu dem Kongress finden Sie unter: https://colonial-amnesia-quovadishh.eu/

Der gewaltsamen Durchsetzung der deutschen Kolonialherrschaft fielen etwa 80 Prozent der Herero und 50 Prozent der Nama zum Opfer. Insgesamt starben bis zu 100.000 Menschen; Männer, Frauen und Kinder; die meisten von ihnen ließen die deutschen Truppen elendig in der Wüste verdursten und verhungern. Die Überlebenden wurden enteignet, in Lager interniert, misshandelt, vergewaltigt und zu harter Zwangsarbeit gezwungen. Viele überlebten diese brutale Behandlung nicht. Die Folgen des Genozids sind bis heute in Namibia spür- und sichtbar. Der Völkermord ist ein gesamtgesellschaftliches Trauma, das auch hundert Jahre später psychologisch, wirtschaftlich, sozial, kulturell und politisch nachwirkt.

Welche Rolle hat Hamburg beim ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts gespielt? Welche Spuren der Kolonialgeschichte finden sich im Stadtraum und was passiert mit den erinnerungspolitischen Leerstellen? Diese Fragen stellt der Zweite Transnationale Herero- und Nama-Kongress, zu dem die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e. V. und die Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg zusammen mit dem zivilgesellschaftlichen Bündnis „Quo Vadis Hamburg“ am 6. und 7. April nach Hamburg eingeladen hat. Erstmalig zu Gast in der Hansestadt ist eine Delegation von Vertreterinnen und Vertretern der Herero und Nama, die sich im Rahmen der Konferenz mit diesen und anderen Fragen auseinandersetzen werden.

Dass Hamburg in der Geschichte des Genozids an den Herero und Nama eine Schlüsselrolle zukommt, steht wissenschaftlich mittlerweile außer Frage. Die Hafenstadt war die koloniale Handelsmetropole des Kaiserreichs. So war es auch die Hamburger Kaufmannschaft, die 1883 – am Vorabend der Berliner West-Afrika-Konferenz (1884/85) – mit einer Denkschrift an den Reichstag appellierte, deutsche Kolonien in Afrika zu errichten. Der damalige Präses der Hamburger Handelskammer Adolph Woermann dominierte mit seiner Deutsch-Ost-Afrika-Linie jahrzehntelang den Linienverkehr nach Ostafrika und führte später auch die Truppentransporte in die Kolonien durch.

In Anerkennung der moralisch-politischen Verantwortung für die historischen Ereignisse hat der Hamburger Senat anlässlich des zweiten Transnationalen Herero- und Nama-Kongress die Delegation der Herero- und Nama-Opferverbände zu einem Senatsempfang in das Rathaus eingeladen.

teamGLOBAL
Ausgezeichnet: teamGLOBAL ist Vorbild für Nachhaltigkeit

Das BMBF und die Deutsche UNESCO-Kommission ehren herausragende Bildungsinitiativen für nachhaltige Entwicklung, darunter das Jugendnetzwerk teamGLOBAL. 

Es gibt zahlreiche herausragende Bildungsinitiativen für nachhaltige Entwicklung – 63 Kommunen, Netzwerke und Lernorte zeichnen Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, und die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, Prof. Dr. Verena Metze-Mangold, am 27. November in Berlin aus. Die Ausgezeichneten tragen dazu bei, Nachhaltigkeit besser in der deutschen Bildungslandschaft zu verankern. Das Jugendnetzwerk teamGLOBAL wurde mit Stufe 3, der höchsten Stufe, ausgezeichnet

In der Begründung der Jury heißt es: „Das Netzwerk von teamGLOBAL ist ein innovativer Ansatz, um eine junge Zielgruppe zu erreichen und diese für BNE/NE-Themen zu interessieren und zu sensibilisieren. Lobenswert ist, dass die jugendlichen Mitglieder des Netzwerks sehr stark partizipieren und Inhalte und Richtungen von teamGLOBAL mitbestimmen. So trägt das Netzwerk – ganz im Sinne der Roadmap – zur Jugendpartizipation bei. Es existiert ein klares Bekenntnis zur Ausrichtung der Bildungsarbeit an den Prinzipien der BNE und Dienstleistungen/Produkte werden im Jahresabschlussbericht evaluiert und für das kommende Jahr weiterentwickelt. Durch seinen überregionalen Charakter erreicht das Netzwerk Jugendliche in ganz Deutschland und kann gerade in Regionen abseits der Metropolen junge Menschen begleiten und erreichen.“

teamGLOBAL ist ein bundesweites, partizipatives und offenes Netzwerk von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 16 und 27 Jahren. Es bietet Bildungsangebote rund um das Thema Globalisierung für Jugendliche an. Ziel ist es, gemeinsam mit jungen Menschen zu erarbeiten, wo ihnen in ihrem Alltag Globalisierung begegnet und welche Handlungsmöglichkeiten es geben kann, um auf diese Entwicklung zu reagieren. Neben dem Peer-to-Peer-Ansatz (Lernen von Gleichaltrigen) zeichnet sich teamGLOBAL durch seine partizipative Organisation aus: die rund 60 Teamenden gestalten auf fast allen Ebenen die Arbeit des Netzwerks mit, dazu gehören unter anderem die Entwicklung von Methoden, die Organisation von internen Weiterbildungen und die Öffentlichkeitsarbeit. teamGLOBAL wurde 2004 von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) initiiert, die das Projekt weiterhin ideell und finanziell unterstützt. Seit 2014 koordiniert DENK GLOBAL! das Netzwerk. Bereits im Jahr 2013 wurde teamGLOBAL als offizielle Maßnahme der Weltdekade der Vereinten Nationen für Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ausgezeichnet.

Insgesamt 29 Lernorte, 28 Netzwerke und 6 Kommunen überzeugten die Jury von der hohen Qualität ihres Engagements für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Als Vorreiter leisten sie einen beispielhaften Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und des UNESCO-Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Auf der Seite www.bne-portal.de stellen sich die Ausgezeichneten vor. Sie erhalten das Logo des Weltaktionsprogramms für ihre Arbeit und profitieren vom Austausch mit anderen Akteuren und Initiativen. Darüber hinaus bieten die Freie Universität Berlin und die Deutsche UNESCO-Kommission eine Beratung zur Weiterentwicklung der Initiativen an.

Geehrt werden die Initiativen auf einem Kongress unter dem Motto Bildung für nachhaltige Entwicklung – „In Aktion“. Akteure aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft treffen sich, um gemeinsam die Umsetzung des am 20. Juni verabschiedeten Nationalen Aktionsplans Bildung für nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Er ist zentraler Bestandteil der Umsetzung des UNESCO-Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung in Deutschland.

Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen sagte anlässlich der Verleihung der Auszeichnungen: „Wir brauchen Vorbilder, um den Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft zu schaffen. Die Preisträger zeigen, wie Bildung für nachhaltige Entwicklung in unserem Alltag gelebt werden kann. Nur durch Bildung verstehen wir die Auswirkungen unseres Handelns auf unsere Umwelt und Zukunft. Die Ausgezeichneten tragen mit ihrer Arbeit entscheidend dazu bei, unser Bildungswesen stärker am Prinzip der Nachhaltigkeit auszurichten. Damit liefern sie wichtige Impulse für die Umsetzung des Nationalen Aktionsplans Bildung für nachhaltige Entwicklung.“

Prof. Dr. Verena Metze-Mangold, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, betonte: „Nachhaltigkeit kann man lernen. Am besten gelingt dies an Orten, an denen wir nachhaltige Entwicklung praktisch leben und erfahren können. Genau das sind die heute ausgezeichneten Lernorte, Kommunen und Netzwerke. Sie alle machen deutlich, wie Nachhaltigkeit auch in den Strukturen des deutschen Bildungssystems verankert werden kann. Sie integrieren Prinzipien der Nachhaltigkeit in Inhalte und Methoden der Bildung, richten ihre Bewirtschaftung an Nachhaltigkeit aus, bilden ihre Mitarbeiter zu nachhaltiger Entwicklung weiter, und machen Nachhaltigkeit zum Thema in der Zusammenarbeit mit ihren Partnern. Ich wünsche mir, dass diese strukturbildenden Initiativen viele Nachahmer finden.“

Nachhaltige Entwicklung bedeutet Menschenwürde und Chancengerechtigkeit für alle in einer intakten Umwelt zu verwirklichen. Bildung ist für eine nachhaltige Entwicklung zentral. Sie versetzt Menschen in die Lage, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und abzuschätzen, wie sich eigene Handlungen auf künftige Generationen oder das Leben in anderen Weltregionen auswirken. In der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und dem UNESCO-Weltaktionsprogramm (2015-2019) ist die Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung als Ziel für die Weltgemeinschaft festgeschrieben.

Weitere Informationen: 

Webseite des Netzwerks teamGLOBAL

Webseite des Trägers DENK GLOBAL!

teamGLOBAL auf dem BNE-Portal der Deutschen UNESCO-Kommission

Landkarte mit den ausgezeichneten Initiativen und weiteren Akteuren der BNE in Deutschland

Bundesministerium für Bildung und Forschung

 

Nachhaltige Stadtentwicklung ist ein Globales Ziel – New Urban Agenda bei Habitat III

Die 2030-Agenda setzt mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) neue Maßstäbe für die die Stadt-, Regional- und Kommunalpolitik: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten (SDG 11); soziale Ungleichheit abbauen (SDG 10), Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern (SDG 7) ; eine belastbare Infrastruktur aufbauen (SDG 9), inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen (SDG 9); Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen (SDG 13).

habitat-iiiNach dem Weltsiedlungsgipfel Habitat III in Quito gibt es einen stadtpolitischen Folgeprozess, der direkt Bezug auf die Umsetzung des SDG 11 nimmt. Diese New Urban Agenda (NUA) sollte die dreifache Funktion der Städte in der Förderung der nachhaltigen Entwicklung anerkennen. Städte sind Räume, in denen viele unterschiedliche Akteure gemeinsam die Städte der Zukunft gestalten, schaffen und aushandeln. Städte sind Orte, an denen Maßnahmen und Handlungen für – oder gegen -– nachhaltige und inklusive Entwicklung konkret werden und Gestalt annehmen.

Ob die Transformation der Welt hin zu mehr Nachhaltigkeit gelingt, wird in den Städten entschieden. Städte sind nicht nur lokale, sondern auch globale Akteure. Sie sind von grundlegender Bedeutung für nachhaltige Entwicklung sowie für den Schutz globaler öffentlicher Güter wie beispielsweise der Ökosysteme, des Klimas, des wirtschaftlichen Wohlstands, der sozialen Integration, der Demokratisierung sowie politischer Stabilität. Dieses Verständnis der Rolle der Städte verlangt nach einer Neugestaltung der politischen Antworten und nach wirklich transformativen Maßnahmen, die die Art und Weise, wie wir Städte nutzen, bauen und verwalten bzw. steuern, grundlegend verändern.

Städte weltweit müssen sich selbst neu erfinden, wenn sie ein sicheres Zuhause für kommende Generationen sein wollen. Nur wenn Städte und Stadtgesellschaften ausreichend handlungsfähig werden, können sie ihre Kraft für eine nachhaltige Entwicklung entfalten. Ein „Weiter so wie bisher“, würde ohne gestaltende Urbanisierungspolitik zu einer nicht-nachhaltigen Welt-Städte-Gesellschaft führen. Nur wenn Städte und Stadtgesellschaften ausreichend handlungsfähig werden, können sie ihre Kraft für eine nachhaltige Entwicklung entfalten: In den Städten wird sich entscheiden, ob die Große Transformation zur Nachhaltigkeit gelingt. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Such- und Lernprozess. Es ist eine Sache der Gesellschaft insgesamt, die Welt zukunftsfähig zu machen und soziale, ökonomische und ökologische Ziele zu vereinen.

Städte wachsen weltweit. Bis 2030 werden fast zwei Drittel der Menschheit werden in Städten wohnen. Der Wissenschaftliche Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) hat daher sein Jahresgutachten 2016 dem Thema „Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte“ gewidmet. Demnach sei es notwendig, von der Politik der kleinen Schritte wegzukommen und stattdessen strategische Änderungen anzugehen. Zur Transformation der Städte in Richtung Nachhaltigkeit ist ein Zusammenwirken und eine Balance von drei Dimensionen nötig. Neben Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und Teilhabe erkennt der WBGU die Dimension der „Eigenart“ als zentral, um in urbanen Lebensräumen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass (a) Menschen in den räumlichen Strukturen Selbstwirksamkeit entfalten und urbane Lebensqualität für sich empfinden und herstellen können, dass sich (b) Ortsidentität und soziale Kohäsion entwickeln können und dass (c) soziale sowie ökonomische Kreativitäts- und Innovationspotenziale gestärkt werden, die durch ortsgebundene Interaktionen (Konnektivität) zwischen Akteuren aus verschiedenen gesellschaftlichen Sphären entstehen.

Literatur

Deutsches Habitat Forum, Berliner Empfehlungen für die Städte von morgen. Berlin, 2. Juni 2016, http://www.german-habitat-forum.de/assets/berliner-empfehlungen_de.pdf English: http://www.german-habitat-forum.de/english/assets/berlin_recommendations.pdf Español: http://www.german-habitat-forum.de/spanish/assets/recomendaciones-de-berl%c3%adn.pdf
Deutscher Städtetag, 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung: Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene gestalten, Musterresolution für Städte, http://www.staedtetag.de/imperia/md/content/dst/presse/2015/2030-agenda_nachhaltige_entwicklung_sept_2015.pdf
Unger, Knut, Die SDGs als Maßstab der deutschen Wohnungspolitik? In: Deutschland und die UN-Nachhaltigkeitsagenda, Juli 2016, https://www.2030report.de/sites/default/files/bericht2030/Kapitel_2-15_Unger-Wohnungspolitik.pdf
Dick, Eva, Städtische Governance für nachhaltige globale Entwicklung: von den SDGs zur New Urban Agenda, Analysen und Stellungnahmen 6/2016, Bonn: Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), http://www.die-gdi.de/uploads/media/AuS_6.2016n.pdf English: http://www.die-gdi.de/briefing-paper/article/urban-governance-for-sustainable-global-development-from-the-sdgs-to-the-new-urban-agenda/
WBGU, Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte, Hauptgutachten 2016, Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, Berlin, http://www.wbgu.de/hauptgutachten/hg-2016-urbanisierung/ English: http://www.wbgu.de/en/flagship-reports/fr-2016-urbanization/
Paulini, Inge, Die Große Transformation zur nachhaltigen Stadt der Zukunft, WBGU http://www.nationale-plattform-zukunftsstadt.de/NPZ_PAULINI-140930-final.pdf
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Zukunftsstadt. Strategische Forschungs- und Innovationsagenda, Berlin 2015, http://www.nationale-plattform-zukunftsstadt.de/BMBF_NPZ-FINA_Ansicht.pdf

News zu Habitat III auf Twitter

Kultur als Erfolgsfaktor für Entwicklung

Entwicklung ist nicht denkbar, ohne dass ihre kulturelle Dimension berücksichtigt wird. Darüber ist man sich in der internationalen Forschung wie auch in der entwicklungspolitischen Diskussion weitgehend einig.

Kultur und Entwicklung sind eng miteinander verwoben. Produkte kreativen Schaffens kurbeln die Wirtschaft an. Ein kulturell inspirierendes Umfeld erhöht die Lebensqualität und macht es attraktiv. Eine starke Identität mobilisiert gesellschaftliche Kräfte. Kultur fördert den sozialen Zusammenhalt und die Entwicklung von Gesellschaften, unabhängig vom Entwicklungsstand des jeweiligen Landes.

Werden Anreize geschaffen, fördert Kultur die Entwicklung eines Landes. “Kultur und Entwicklung“ heißt daher, Kultur in ihrer ganzen Vielfalt auszuschöpfen: kulturelle Rechte, ethnische Minderheiten und Meinungsfreiheit stärken, ein demokratisches Verständnis festigen, das Zusammenspiel von Kultur- und Wirtschaftspolitik, Verwaltung, Stadtentwicklung und nachhaltigem Tourismus anstoßen.

Goethe-Institut und GIZ kooperieren

Das Goethe-Institut und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH haben am 14. März in Berlin eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Sie basiert auf dem Konsens der beiden Akteure, wonach die kulturelle Dimension ebenso entscheidend für Transformationsprozesse ist wie politische, ökonomische und soziale Faktoren. Ein Beispiel der bisherigen Kooperation ist die “Tahrir-Lounge“ in Kairo, die den Anhängern der ägyptischen Reformbewegung eine Plattform bietet oder die Förderung von Kulturgesellschaften in Afrika. (http://www.goethe.de/ins/eg/kai/kul/mag/rev/de7263100.htm)

Gemeinsame Handlungsfelder sind hierbei beispielsweise die Stärkung der kulturellen Infrastruktur in den Partnerländern einschließlich der an Bedeutung gewinnenden Kreativwirtschaft, nachhaltige Stadtentwicklung oder die Unterstützung beim Erhalt des kulturellen Erbes. Auch die Bereiche Umweltpolitik und Umweltbildung bilden Schwerpunkte der geplanten Zusammenarbeit. Das gemeinsame Angebot umfasst Qualifizierungs- und Bildungsangebote für politische und zivilgesellschaftliche Akteure der Partnerländer, Kulturschaffende wie Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltungen und Kulturbetriebe. Quelle: http://www.goethe.de/ges/prj/ken/pup/de9246640.htm

Kultur und Entwicklung in der Arbeit der GIZ

Die UNESCO-Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen, die 2005 ratifiziert wurde, bildet die Grundlage für eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema “Kultur und Entwicklung“ in der entwicklungspolitischen Diskussion in Deutschland und für die Arbeit der GIZ.

Aber welche Rolle spielt Kultur konkret in der Arbeit mit den Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit? Inwiefern kann es helfen, kulturelle Aspekte zu berücksichtigen, um eine nachhaltige Entwicklung zu fördern? Und wie gehen wir dabei mit unserem eigenen kulturellen Hintergrund, unseren Wertvorstellungen und Traditionen um?

Die GIZ diskutiert diese Fragen mit ihren Partnern im In- und Ausland. Die Erkenntnisse daraus sind ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit vor Ort. So werden beispielsweise Theater, Fotos oder Karikaturen in GIZ-Projekten genutzt, um bestimmte Themen zu vermitteln. Aber auch die Frage, wie die Kulturen unserer Partnerländer erhalten und gefördert werden können, greifen wir gemeinsam mit unseren Partnern auf.

Darüber hinaus kann Kultur auch direkt zur wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes und damit zur Armutsminderung beitragen. Innerhalb der Kultur- und Kreativwirtschaft besteht ein riesiges Potenzial für die Menschen in den Partnerländern, Arbeit zu finden – das gilt insbesondere für Frauen. Die GIZ nutzt bereits bestehende Programme, um Partnerländer bei der Entwicklung der verschiedenen Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft zu unterstützen. Mehr: http://www.giz.de/Themen/de/7744.htm

Konzept zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik

Im September 2011 hat das Auswärtige Amt ein neues Konzept zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) (http://tinyurl.com/cu3dtnn) vorgestellt. Mit diesem Konzept zeichnet sich ein Paradigmenwechsel der grundlegenden Strategien der AKBP ab. Das Konzept des Auswärtigen Amts definiert AKBP explizit als ‚Cultural Diplomacy‘. In diesem Sinne wird die AKBP als ein Instrument der Interessenvertretung in der deutschen Außenpolitik verstanden – im Dienst der Diplomatie. Entsprechend stellt das Konzept des Auswärtigen Amts fest, dass die konzeptionelle Steuerung der AKBP dem Auswärtigen Amt obliegt. Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik ist aber nicht einseitig als Instrument zu verstehen, das den Einfluss Deutschlands in der Welt sichert und darauf abzielt, was Deutschland direkt nützt. Ihre Aufgabe ist vielmehr ein ergebnisoffener Austauschprozess.

Die SPD-Fraktion will in einer bisher nicht beantworteten Großen Anfrage (17/9839, http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/098/1709839.pdf) wissen, was die wesentlichen Gründe für die Erarbeitung dieses Konzepts sind und was nach Ansicht der Bundesregierung ein ‚wirklichkeitsgetreues Deutschlandbild‘ kennzeichnet, welches sie gemäß des AKBP-Konzeptes im Ausland vermitteln will.

Cinema fairbindet Preisträger 2012: „Call Me Kuchu“

Im Jahr 2012 wurde der Dokumentarfilm „Call Me Kuchu“ mit dem Cinema-fairbindet-Preis ausgezeichnet.

Call Me Kuchu – Trailer from Call Me Kuchu on Vimeo.

Die beiden Regisseurinnen Katherine Fairfax Wright und Malika Zouhali-Worrall portraitieren darin den mutigen Kampf sexueller Minderheiten in Uganda – einem Land, in dem weite Teile der Bevölkerung drakonische Strafmaßnahmen gegen LGBT-Personen fordern. https://www.bpb.de/142623 Derzeit befindet sich der Film auf Kino-Roadshow in vielen deutschen Städten: http://www.bpb.de/142683

Publikationen zum Thema Kultur & Entwicklung

Ausgewählte Literatur zum Thema Kultur & Entwicklung
http://kulturellevielfalt.unesco.at/cgi-bin/page.pl?id=30&page=5
Liste der Österreichischen Kontaktstelle zum UNESCO-Übereinkommen über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen.

bpb Dossier: Bildung für nachhaltige Entwicklung und kulturelle Bildung
http://tinyurl.com/cnk4e97
Wie können wir heute so leben, dass auch zukünftige Generationen noch in einer lebenswerten Umgebung aufwachsen? Und wie können wir so leben, dass es nicht auf Kosten von Menschen an anderen Orten der Erde geht? Dies sind die grundsätzlichen Fragen, die in Bildung für nachhaltige Entwicklung gestellt werden. Sie klingen einfach, doch die Lösungsansätze sind komplex, und sie zwingen uns, unsere Konsum- und Lebensgewohnheiten grundsätzlich zu überdenken.

GIZ-Brief Schwerpunktthema: Kultur und Entwicklung- Ausgabe 4/2011
http://www.giz.de/de/mediathek/5812.html
Wer in der Entwicklungszusammenarbeit tätig ist, weiß, wie wichtig es ist, kultursensibel zu handeln: Veränderungsprozesse gelingen nur, wenn die Denkweise und die kulturelle Prägung der Menschen vor Ort bekannt sind, respektiert werden und sie als Partner Veränderungen selber gestalten können. “Kultursensibilität“ ist eine elementare Voraussetzung für Entwicklungszusammenarbeit. Im GIZ-Brief 4/2011 nennt Heide Wegat Voraussetzungen für kultursensibles Arbeiten und schlägt eine Checkliste zur Abfrage der Kultursensibilität von Programmen und Projekten vor.

GI-Magazin zu Kultur und Entwicklung
http://www.goethe.de/uun/pro/gim/gi_02-12_web.pdf
Auch das Goethe-Institut hat sich mit der Frage auseinandergesetzt, was Kultur zu einer gelingenden Entwicklung beitragen kann und inwieweit Entwicklung von der kulturellen Dimension her begleitet, gespiegelt, kommentiert und getrieben wird. Im aktuellen Heft, das auch per Mail an gwiasda@goethe.de zugeschickt werden kann, finden sich Projektbeispiele, Berichte, aber auch Stellungnahmen von Vertretern aus Kultur- und Entwicklungspolitik wie der Staatssekretäre des AA und des BMZ.

Kultur – Die vierte Dimension von nachhaltiger Entwicklung
EFTA 2010 Dokumentation http://www.giz.de/Themen/de/SID-C9F3630B-E1720B30/31575.htm
Auf den Eschborner Fachtagen 2010 trafen internationale Fachleute zusammen, um sich über die Bedeutung kultureller Faktoren für die internationale Zusammenarbeit auszutauschen.
Folien zum Vortrag von Randa Kourieh, Ringvorlesung Entwicklungspolitik bei SID Berlin, Nov. 2010 http://www.sid-berlin.de/de/node/150

Weitzenegger’s Culture4dev Reader http://culture4dev.weitzenegger.de
This page displays recent news and links on culture and development from selected sources.

A large list of culture and development publications is stored for you at http://www.weitzenegger.de/content/?p=20431. You can use Weitzenegger’s Culture for Development Cruiser http://culturecruiser.weitzenegger.de to access them quickly.