Guayangareo
Landwirtschaft digital – gemeinsam in Genossenschaften

In den vergangenen 50 Jahren hat sich die globale Nahrungsmittelproduktion verdreifacht. Dennoch leiden noch immer mehr als 821 Millionen Menschen an Hunger und über 2,5 Milliarden sind mangelernährt. Die Weltbevölkerung steigt weiter und benötigt immer mehr Ressourcen wie Wasser, Land und Energie. Lösungen müssen also her, die es der Landwirtschaft ermöglichen, ihre Erträge zu steigern und zugleich ressourcen- und umweltschonender zu wirtschaften.

Die Digitalisierung bietet hier großes Potenzial. Doch wie kann erreicht werden, dass alle Landwirte Zugang zu diesen Technologien erhalten und sie nutzen können? Und wie können dabei Datensicherheit und Datenhoheit gewährleistet werden? Dies waren zwei der zentralen Fragen, die auf dem 11. Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) diskutiert wurden. Über 2.000 Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft nutzten die 14 Fachpodien und zwei High Level Panels zum Erfahrungsaustausch.

Fachpodium der Genossenschaften im Rahmen des GFFA

„Genossenschaften sind in der Lage, neueste Techniken wie die Digitalisierung aufzugreifen und für ihre Mitglieder nutzbar zu machen. Das gelingt umso besser, je mehr die Mitglieder hinter ihrem Unternehmen stehen“, erläuterte Franz-Josef Holzenkamp, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), im Rahmen des Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) in Berlin. Das GFFA 2019 steht unter dem Motto „Landwirtschaft digital – intelligente Lösungen für die Landwirtschaft der Zukunft“. Im Rahmen des Fachpanels „Landwirtschaft digital – gemeinsam in Genossenschaften“ zeigte der DRV zusammen mit dem DGRV – Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband anhand praktischer Beispiele die Anpassungsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit des genossenschaftlichen Geschäftsmodells auf.

DRV-Präsident Holzenkamp erinnerte an die über hundertjährige Erfolgsgeschichte der Genossenschafts-Organisation in Deutschland: „Die genossenschaftliche Idee ist einfach und genial zugleich. Genossenschaften liefern Lösungen für Herausforderungen unserer Zeit und können auch in Schwellen- und Entwicklungsländern Motor für die wirtschaftliche Entwicklung sein.“ Zur raschen Digitalisierung der Land- und Ernährungswirtschaft rät Holzenkamp zur Kooperation anstatt darauf zu warten, dass internationale Großkonzerne das Feld unter sich aufteilen.

Christian Seelmann, Bereichsleiter der Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main eG, erläuterte die Gründung einer Genossenschaft, die den Landwirten im Rheinland ein Korrektursignal für die exakte Navigation zur Verfügung stellt. Die exakte Positionsbestimmung ist Grundvoraussetzung für die Digitalisierung des Ackerbaus. Gemeinsam konnten die Mitglieder der Genossenschaft die notwendigen Investitionen stemmen, was einer alleine nicht geschafft hätte.

Jörg Migende, Leiter Digitalisierung und Vertrieb Agrar der BayWa AG, machte deutlich, dass viele Landwirte sich nicht selbst mit Bits und Bytes beschäftigen wollen, vielmehr brauchen sie verlässliche Partner, die sie nicht nur hinsichtlich Kosten/Nutzen fair beraten, sondern auch sicherstellen, dass die digitalen Werkzeuge im Praxiseinsatz reibungslos funktionieren. Dies ist die klassische Aufgabe von Genossenschaften.

Holger Laue, Geschäftsführer der Raiffeisen Centralheide eG, präsentierte eine eben eingeführte Lern-App für Auszubildende. Damit wird auf zeitgemäße Weise Wissen vermittelt. Die Kosten für die Erstellung und Pflege der App konnten im genossenschaftlichen Verbund auf mehrere Schultern verteilt werden.

Olga Alcaraz Andrade, Geschäftsführerin der Erzeugerorganisation „Vereinte Landwirte Guayangareo“ in der mexikanischen Provinz Michoacán, berichtete über den wichtigen Beitrag von Genossenschaften in einem Schwellenland. Gerade dort bieten Genossenschaften nachhaltige Lösungen und eröffnen Kleinbauern den Zugang zu Errungenschaften des technischen Fortschritts. Internationale Kooperation ist dafür unerlässlich.

Über den DGRV

Der DGRV ist Spitzenverband und Prüfungsverband der genossenschaftlichen Gruppe, die mit 20 Mio. Mitgliedern in 5.500 Genossenschaften die bei weitem mitgliederstärkste Wirtschaftsorganisation in Deutschland ist. Diese Mitteilung steht auf www.dgrv.de zur Verfügung.

Quelle: DGV, lifePR, OTS

Foto: Olga Alcaraz Andrade Directora General Organización Agricultores Unidos Guayangareo, Michoacán, Mexiko. (c) Karsten Weitzenegger

ILO Bericht 2018
ILO sieht 24 Millionen neue Arbeitsplätze in der Green Economy

Während die Welt sich in Richtung grüne Wirtschaft bewegt, werden Arbeitsplätze verloren gehen, aber auch neue geschaffen werden, so der neue WESO-Report der ILO zur Green Economy.

Genf (ILO News) –  24 Millionen neue Arbeitsplätze können bis 2030 weltweit geschaffen werden, wenn man die richtigen Maßnahmen zur Förderung einer ökologischen  Wirtschaft ergreift, so die zentrale Schlußfolgerung aus dem  aktuellen WESO-Report der ILO.

Der ILO-Bericht „World Employment and Social Outlook 2018: Greening with Jobs “ geht davon aus, dass die Maßnahmen zur Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad Celsius gleichzeitig ausreichend Arbeitsplätze schaffen werden, um den Abbau von sechs Millionen Stellen an anderer Stelle mehr als zu kompensieren.

Neue Arbeitsplätze werden geschaffen, indem nachhaltige Praktiken im Energiesektor eingeführt werden, einschließlich der Veränderungen im Energiemix, der Förderung des Einsatzes von Elektrofahrzeugen und der Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden.

Ökosystemdienstleistungen – einschließlich Luft- und Wasserreinigung, Bodenerneuerung und -düngung, Schädlingsbekämpfung, Bestäubung und Schutz gegen extreme Wetterbedingungen – stützen unter anderem die Landwirtschaft, Fischerei, Forstwirtschaft und den Tourismus, die zusammen 1,2 Milliarden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigen.

Der zu erwartende Temperaturanstieg ruft Hitzestress, insbesondere in der Landwirtschaft hervor. Dies kann zu medizinischen Problemen führen, bis hin zu Erschöpfung und Schlaganfällen. Laut ILO-Berechnungen  kann das Krankheiten verursachen, die weltweiten mit einem Verlust von zwei Prozent der geleisteten Arbeitsstunden bis 2030 verbunden sind.

„Die Ergebnisse unserer Analysen zeigen, dass Arbeitsplätze stark von einer gesunden Umwelt und den damit verbundenen Dienstleistungen abhängig sind. Green Economy kann Millionen von Menschen dazu verhelfen, Armut zu überwinden und bessere Lebensgrundlagen für die jetzige und künftige Generationen zu schaffen. Dies ist eine sehr positive Perspektive und eröffnet Chancen  in einer komplexer werdenden Welt“, so Deborah Greenfield, stellvertretende ILO-Generaldirektorin der ILO.

Auf regionaler Ebene werden in Nord- und Südamerika geschätzt drei Millionen, im Raum Asien und Pazifik 14 Millionen und in Europa und Vorderasien zwei Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen, die auf Maßnahmen zur Erzeugung und Nutzung von Energie zurückzuführen sind.

Im Gegensatz hierzu könnte es im Nahen Osten (-0,48 Prozent) und in Afrika (-0,04 Prozent) zu Arbeitplatzverlusten kommen, wenn sich die aktuellen Entwicklungen aufgrund der Abhängigkeit dieser Regionen von fossilen Brennstoffen und vom Bergbau fortsetzen.

Die Regionen und Länder sind gefordert, umfassende Maßnahmen zu ergreifen, um die Arbeitskräfte für den Übergang zu einer grüneren Wirtschaft auszubilden. Zudem muss ihnen sozialer Schutz geboten werden, der den Übergang zu neuen Arbeitsplätzen erleichtert, zur Armutsprävention beiträgt und Haushalte und Gemeinden stabilisiert.

Politische Veränderungen in diesen Regionen könnten die erwarteten Arbeitsplatzverluste oder deren negative Auswirkungen kompensieren. Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen benötigen weiterhin Unterstützung bei der Entwicklung der Datenerhebung und bei der Umsetzung sowie Finanzierung von Strategien für einen gerechten Übergang zu einer ökologisch nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft, die alle Bevölkerungsgruppen mit einschließt.

Weitere wichtige Erkenntnisse:

  • Die Mehrzahl der Wirtschaftszweige wird von der Schaffung neuer Arbeitsplätze profitieren: von den 163 untersuchten Wirtschaftssektoren werden nur 14 mehr als 10.000 Arbeitsplätze weltweit verlieren.
  • Nur zwei Sektoren, die Erdölgewinnung und Erdölaufbereitung, werden eine Million oder mehr Arbeitsplätze verlieren.
  • 2,5 Millionen Arbeitsplätze werden durch Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien geschaffen, die den Verlust von 400.000 Arbeitsplätzen bei der Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen kompensieren.
  • Sechs Millionen Arbeitsplätze können durch den Übergang zu einer „Kreislaufwirtschaft“ geschaffen werden. Diese umfasst Aktivitäten wie Recycling, Reparaturen, Vermietung und Wiederaufbereitung und ersetzt damit das bisherige Wirtschaftsmodell „Gewinnung, Herstellung, Nutzung und Entsorgung“.

Keine Gewinne ohne die richtigen politischen Maßnahmen

Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels können zwar in einigen Fällen zu kurzfristigen Arbeitsplatzverlusten führen. Ihre negativen Auswirkungen können jedoch durch geeignete politische Maßnahmen verringert werden.

Synergien zwischen Sozialschutz- und umweltpolitischen Maßnahmen sind zu nutzen, um sowohl das Einkommen der Arbeitnehmerschaft zu sichern als auch den Übergang zu einer ökologischen Wirtschaft zu unterstützen. Eine kluge Mischung aus politischen Maßnahmen wie Transferleistungen, eine stärkere soziale Absicherung und die eingeschränkte Verwendung fossiler Brennstoffe würde zu einem schnelleren Wirtschaftswachstum, einer verstärkten Schaffung neuer Arbeitsplätze und einer gerechteren  Einkommensverteilung sowie zu geringeren Treibhausgasemissionen führen.

Die Länder sollten dringend frühzeitige Maßnahmen ergreifen, um die für den Übergang zu einer ökologischen Wirtschaft erforderlichen Fähigkeiten bereitzustellen, und neue Ausbildungsprogramme anbieten. Der Übergang zu nachhaltigeren Landwirtschaftssystemen würde Arbeitsplätze in mittleren und großen ökologischen Betrieben schaffen und Kleinbauern die Möglichkeit geben, ihre Einkommensquellen zu diversifizieren, insbesondere wenn Landwirte über die richtigen Fähigkeiten verfügen.

Der Bericht zeigt auch, dass Umweltgesetze, -regelungen und -maßnahmen, die Arbeitsthemen und –fragen mit einschließen, eine wirksame Strategie zur Umsetzung der Decent Work Agenda der ILO  und von umweltpolitischen Zielsetzungen sein können.

Der Sozialdialog, der Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen sowie Regierungen in politischen Entscheidungsbildungsprozess zusammenbringt, spielt eine Schlüsselrolle bei der Vereinbarkeit von sozialen und wirtschaftlichen Zielen mit Umweltfragen. Nur so können die Umweltauswirkungen von politischen Maßnahmen verringert und die negativen Auswirkungen auf Beschäftigung oder Arbeitsbedingungen vermieden werden.

Handel(n) gegen den Hunger | Ringvorlesung der Universität Hamburg, 09. April – 25. Juni 2018

Karsten Weitzenegger organisiert mit SID Hamburg

Handel(n) gegen den Hunger
Ringvorlesung der Universität Hamburg, 09. April – 25. Juni 2018

Montags, 18-20 Uhr, Edmund-Siemers-Allee 1, Flügel West, Raum 221
Unter welchen (welt)wirtschaftlichen Bedingungen gelingt Armutsminderung und was können wir konkret dazu beitragen?
Weitere Informationen: www.sid-hamburg.de/ringvorlesung2018

Weiterlesen

Ungebremster Klimawandel gefährdet mühsam erarbeitete Entwicklungsfortschritte in Asien
MANILA, 14. Juli 2017 (ADB) – ein ungebremster Klimawandel hätte für Länder in Asien und Ozeanien verheerende Folgen und würde sich stark auf ihr zukünftiges Wachstum auswirken. Außerdem würden sich aktuelle Entwicklungserfolge umgekehren und die Lebensqualität abnehmen. Das ergibt ein Bericht, den die asiatische Entwicklungsbank (ADB) und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) erstellt haben.
In einem Basisszenario wird für den asiatischen Kontinent bis zum Ende des Jahrhunderts, ein Temperaturanstieg von 6 °C prognostiziert. Einige Länder der Region könnten dabei noch weitaus heißere klimatische Bedingungen erleben. So wird erwartet, dass die Temperatur in Tadschikistan, Afghanistan, Pakistan und dem Nordwesten Chinas um bis zu 8 °C steigt. Das ergibt der Bericht mit dem Titel A Region at Risk: The Human Dimensions of Climate Change in Asia and the Pacific (Eine Region in Gefahr: die menschliche Dimension des Klimawandels in Asien und Ozeanien).
Ein solcher Temperaturanstieg hätte dramatische Folgen für das Wettersystem, die Landwirtschaft und die Fischerei in der Region, die biologische Vielfalt an Land und im Wasser, die regionale Sicherheit, den Handel, die Stadtentwicklung, Migrationsbewegungen und Gesundheit. Ein solches Szenario stellt für einige Länder in der Region sogar eine existenzielle Bedrohung dar und zerstört jede Hoffnung auf eine nachhaltige und integrative Entwicklung.
„Die globale Klimakrise ist mit Sicherheit die größte Herausforderung, mit der die menschliche Zivilisation im 21. Jahrhundert konfrontiert ist. Und Asien und Ozeanien stehen dabei im Mittelpunkt“, so Bambang Susantono, ADB-Vizepräsident für Wissensmanagement und nachhaltige Entwicklung. „In Asien und Ozeanien leben zwei Drittel der armen Weltbevölkerung. Die Region gilt als besonders anfällig für den Klimawandel und ist in besonderer Weise von einer noch schlimmeren Armut – und noch verheerenderen Naturkatastrophen – bedroht, wenn nicht schnell und konsequent Schutz- und Anpassungsmaßnahmen umgesetzt werden.“
„Die Länder Asiens haben die Zukunft der Erde in der Hand. Wenn Sie sich dazu entschließen, sich vor dem gefährlichen Klimawandel zu schützen, können sie dazu beitragen, den gesamten Planeten zu schützen“, sagt Professor Hans-Joachim Schellnhuber, Direktor des PIK. „Es handelt sich um eine doppelte Herausforderung. Einerseits müssen die Treibhausgasemissionen in Asien so verringert werden, dass die Weltgemeinschaft die Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C begrenzen kann, wie dies 2015 in Paris vereinbart worden ist. Doch schon eine Begrenzung auf 1,5 °C ist eine gigantische Aufgabe. Andererseits müssen die asiatischen Länder Strategien finden, wie sie auch angesichts eines unabwendbaren Klimawandels Wohlstand und Sicherheit im Rahmen einer gesunden globalen Entwicklung gewährleisten können. Gleichzeitig muss man bedenken, dass sich Asien nie dagewesene wirtschaftliche Chancen bieten, wenn sich der Kontinent federführend an der neuen sauberen industriellen Revolution beteiligt. Durch die Erprobung geeigneter Strategien zur Einhegung von Umweltveränderungen kann Asien zu einem entscheidenden Akteur des Multilateralismus im 21. Jahrhundert werden.“
Es wird erwartet, dass Asien und Ozeanien bei steigenden globalen Durchschnittstemperaturen von stärkeren Taifunen und Zyklonen heimgesucht werden wird. In einem Basisszenario wird die jährliche Niederschlagsmenge in den meisten Landflächen der Region um bis zu 50 % zunehmen, wobei Länder wie Pakistan und Afghanistan einen Rückgang der Niederschlagsmenge um 20-50 % erleben könnten.
Die Küstenregionen und Tiefebenen der Region sind verstärkt von Überschwemmungen bedroht. 19 der 25 am stärksten von einem Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter betroffenen Städte befinden sich in der Region. Allein sieben von ihnen auf den Philippinen. Das am stärksten von Küstenüberflutungen betroffene Land der Region wird jedoch Indonesien sein, dort werden bis 2100 jedes Jahr etwa 5,9 Millionen Menschen betroffen sein.
Eine erhöhte Anfälligkeit für Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen wird sich wirtschaftlich stark auf die Region – und die ganze Welt – auswirken. Schäden durch Überschwemmungen werden von jährlich 6 Milliarden Dollar im Jahr 2005 auf 52 Milliarden Dollar im Jahr 2050 steigen. Außerdem befinden sich 13 der 20 Städte mit dem größten Anstieg jährlicher Überflutungsschäden zwischen 2005 und 2050 in Asien und Ozeanien: Guangzhou, Shenzhen, Tianjin, Zhanjiang und Xiamen (China); Bombay, Chennai-Madras, Surat und Kalkutta (Indien); Ho-Chi-Minh-Stadt (Vietnam); Jakarta (Indonesien); Bangkok (Thailand) und Nagoya (Japan).
Der Klimawandel wird auch die Lebensmittelproduktion in der Region erschweren und die Produktionskosten erhöhen. In einigen Ländern Südostasiens könnten die Reiserträge bis zum Jahr 2100 um bis zu 50 % zurückgehen, wenn keinerlei Maßnahmen ergriffen werden. In Usbekistan wird erwartet, dass so gut wie alle Getreidesorten bis zum Jahr 2050 20-50 % ihres Ertrags einbüßen, selbst wenn die Erderwärmung auf 2 °C begrenzt wird (Pariser Klimaschutzabkommen). Die Lebensmittelknappheit wird die Anzahl mangelernährter Kinder in Südostasien um 7 Millionen erhöhen, da die Einfuhrkosten in der Unterregion bis 2050 von 2 Milliarden Dollar auf 15 Milliarden Dollar pro Jahr ansteigen werden.
Meeresökosysteme werden insbesondere im Westpazifik bis zum Jahr 2100 ernsthaft gefährdet sein. Sämtliche Korallenriffe der Unterregion werden aufgrund der Korallenbleiche kollabieren, wenn die Erderwärmung 4 °C erreicht (globales Basisszenario). Selbst ein Temperaturanstieg um 1,5 °C wird dazu führen, dass 89 % aller Korallenriffe von der Korallenbleiche betroffen sind. Dies wird die Riff-Fischerei und den Tourismus in Südostasien stark beeinträchtigen.
Der Klimawandel ist auch eine große Gefahr für die öffentliche Gesundheit in Asien und Ozeanien. Schon jetzt sterben jedes Jahr 3,3 Millionen Menschen wegen der Luftverschmutzung, wobei die VR China, Indien, Pakistan und Bangladesch die Rangliste anführen. Hitzebedingte Todesfälle in der älteren Bevölkerung in der Region dürften bis 2050 aufgrund des Klimawandels um etwa 52.000 Fälle zunehmen, wie Daten der Weltgesundheitsorganisation nahelegen. Todesfälle durch vektorübertragene Krankheiten wie Malaria und Dengue-Fieber könnten ebenfalls zunehmen.
Eine „Business as usual“-Herangehensweise an den Klimawandel könnte auch funktionierende Ökosysteme stören und eine Massenmigration – vor allem in städtische Ballungsräume – auslösen, die zu einer weiteren Überfüllung der Metropolen und einer Überforderung der sozialen Dienste führen kann.
Vor allem aber könnte ein wärmeres Klima in der Region die Energieversorgung gefährden. Der Klimawandel kann die Energieunsicherheit unter anderem durch die fortgesetzte Abhängigkeit von unnachhaltigen fossilen Brennstoffen, Kapazitätssenkungen von Wärmekraftwerken aufgrund mangelnden Kühlwassers und Ausfällen von Wasserkraftwerken wegen ungewisser Ablaufmengen verschärfen. Die Energieunsicherheit könnte Konflikte erzeugen, da Staaten um begrenzte Energieressourcen konkurrieren.
Was die Bekämpfung der Klimawandelfolgen angeht, so hebt der Bericht hervor, wie wichtig eine Umsetzung der im Pariser Klimaabkommen festgeschriebenen Zusagen ist. Dazu zählen öffentliche und private Investitionen in eine beschleunigte Entkarbonisierung der asiatischen Wirtschaft sowie die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen zum Schutz der am stärksten gefährdeten Bevölkerungsteile in der Region. Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen sollten dabei zusätzlich zu den anhaltenden Innovationsbemühungen in den Bereichen erneuerbare Energien und Technologie in makroregionale Entwicklungsstrategien und mikroregionale Projektplanungen in sämtlichen Bereichen eingebettet werden. Die Region verfügt laut Bericht sowohl über die Kapazität als auch den notwendigen Einfluss, um eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben, die globalen Emissionen einzudämmen und Anpassungsmaßnahmen umzusetzen.
Die ADB hat im Jahr 2016 eine Rekordsumme von 3,7 Milliarden Dollar zur Klimafinanzierung bewilligt und bereits angekündigt, ihre Investitionen bis 2020 auf 6 Milliarden Dollar zu erhöhen. Die in Manila beheimatete Asiatische Entwicklungsbank setzt sich für die Armutsbekämpfung in Asien und Ozeanien durch integratives Wirtschaftswachstum, umweltfreundliches, nachhaltiges Wachstum und regionale Integration ein. Sie wurde 1966 gegründet und feiert aktuell 50 Jahre Entwicklungspartnerschaft in der Region. Eigentümer sind 67 Mitgliedsländer, von denen 48 in der Region liegen. 2016 belief sich die Unterstützung der ADB auf insgesamt 31,7 Milliarden Dollar, von denen 14 Milliarden Dollar in Kofinanzierungen flossen.
Klicken Sie hier, um die Pressekonferenz im Livestream zu verfolgen. Beteiligen Sie sich in den sozialen Medien unter dem # AsiaHeatsUp an der Diskussion.
OECD/FAO-Leitfaden für verantwortungsvolle landwirtschaftliche Lieferketten

Unternehmen, die entlang landwirtschaftlicher Lieferketten tätig sind, stehen vor besonderen Herausforderungen. Wie können sie sicherstellen, dass ihre Geschäftstätigkeiten keine negativen Auswirkungen haben und zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen? Welche Standards für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln gibt es und wie können sie eingehalten werden?

Der „OECD/FAO-Leitfaden für verantwortungsvolle landwirtschaftliche Lieferketten“ richtet sich an alle involvierten Unternehmen. Er deckt die vor- und nachgelagerten Bereiche der Landwirtschaft ab – von der Bereitstellung landwirtschaftlicher Vorleistungen über Produktion, Nacherntebehandlung, Verarbeitung und Transport bis hin zu Marketing, Vertrieb und Verkauf. Darüber hinaus behandelt er Risikobereiche wie Menschenrechte, Arbeitsrechte, Gesundheit und Sicherheit.

Die OECD und die FAO haben diesen Leitfaden entwickelt, um Unternehmen zu helfen, Standards für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln einzuhalten und Due-Diligence-Prüfungen entlang landwirtschaftlicher Lieferketten durchzuführen. Damit soll sichergestellt werden, dass ihre Geschäftstätigkeit keine negativen Auswirkungen verursacht und zu einer nachhaltigen Entwicklung beiträgt. Der Leitfaden besteht aus:

  • einem Muster zur Unternehmenspolitik, das die Standards skizziert, die Unternehmen einhalten sollten, um verantwortungsvolle landwirtschaftliche Lieferketten aufzubauen;
  • einem Rahmen für risikoabhängige Due-Diligence-Prüfungen, der die fünf Stufen beschreibt, die Unternehmen befolgen sollten, um die negativen Effekte ihrer Geschäftstätigkeit zu identifizieren, zu evaluieren, zu mindern und Rechenschaft darüber abzulegen, wie sie diesen Effekten begegnen;
  • einer Beschreibung der größten Risiken, denen sich Unternehmen gegenübersehen, sowie der Maßnahmen zur Minderung dieser Risiken;
  • einem Leitfaden für die Zusammenarbeit mit indigenen Bevölkerungsgruppen.

Direktzugang zur Online-Ausgabe:
www.oecd-ilibrary.org/agriculture-and-food/oecd-fao-leitfaden-fur-verantwortungsvolle-landwirtschaftliche-lieferketten_9789264261235-de

Fairtrade-Award 2012 für Oikocredit

Bei der Vergabe des Fairtrade-Award 2012 errangen die deutschen Förderkreise von Oikocredit den zweiten Preis in der Kategorie „Zivilgesellschaft“. Ausgezeichnet wurde ihre Idee, mit dem „Credit Café“ für den Fairen Handel zu werben. Gleichzeitig wird mit dem Preis auch der langjährige Einsatz von Oikocredit für den Fairen Handel anerkannt.

Mit diesem Video wurden die Gewinner auf der Preisverleihung am 20. März 2012 in Berlin angekündigt.

Mit dem Fairtrade-Award würdigt der Verein TransFair — bekannt durch das Fairtrade-Siegel — beispielhaftes Engagement für den Fairen Handel.

ARD-Themenwoche 23. bis 29 Oktober über (Welt)Ernährung

Die ARD-Themenwoche “Essen ist Leben“ zeigt den krassen Gegensatz von Übergewicht und Unterernährung. Vor allem der 90-minütige Dokumentarfilm HUNGER (http://tinyurl.com/34qk6p5) hat es in sich. Um der weltweiten Hungerproblematik auf die Spur zu kommen, sind die Filmemacher Markus Vetter (SWR) und Karin Steinberger (Süddeutsche Zeitung) einmal um die Welt gereist. Bei ihren Besuchen in fünf Ländern (Mauretanien, Kenia, Indien, Brasilien, Haiti) erfuhren sie, warum Menschen mit dem Hunger leben und warum so viele Konzepte der Entwicklungspolitik gescheitert sind. Themen wie Grüne Gentechnik, die EU-Fischerei-Politik, der fehlende Zugang zu Wasser, die Verdrängung der Nahrungsmittel zugunsten der Futtermittelproduktion sowie die Auswirkungen von Billigimporten auf die Entwicklungsländer kommen zur Sprache. http://programm.ard.de/Themenwoche/Startseite

Kinderarbeit auf Kakaofarmen bleibt ein Problem

Zwangsarbeit von und Menschenhandel mit Kindern bleiben bittere Bestandteile unserer Schokolade. Der eben erschienene Bericht der Tulane-University (USA) belegt die schlimmsten Formen von Kinderarbeit auf Westafrikanischen Kakaoplantagen und beweist, dass die bisherigen Bemühungen der Schokoladenindustrie zu deren Eindämmung wenig fruchten. Eine europäische Koalition von Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften fordert deshalb konkrete branchenübergreifende Maßnahmen von Seiten der Industrie. Neun Jahre nach dem Unterzeichnen des Harkin-Engel-Protokoll ist überfällig, die gemachten Versprechen endlich einzulösen. Mehr dazu unter http://www.childlabor-payson.org und beim SÜDWIND-Institut http://tinyurl.com/349tuug

Evangelische Akademie Bad Boll: Ausgehungert?

Ausgehungert? – Strategien zur Ernährungssicherung in der deutschen EZ am Beispiel Afrikas südlich der Sahara

am 25.-26. Februar 2010 in der Evangelischen Akademie Bad Boll


Über 1 Milliarde Hungernde weltweit! Die Nahrungsmittelkrise im letzten Jahr war von vielen Beobachtern und Akteuren der Entwicklungszusammenarbeit nicht vorhergesehen worden. Besonders die schwächsten Staaten wurden und werden empfindlich getroffen. Nirgendwo wird das so deutlich wie in Afrika südlich der Sahara.

Welche Strategien zur Eliminierung des Hungers und zur nachhaltigen Förderung von sicherer Ernährung dort hat die deutsche EZ? Sind Sie in der gegenwärtigen Situation angemessen? Wie abgestimmt ist das Vorgehen von staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren?

Die Konzepte unterscheiden sich stark: „grüne Revolution“ oder Förderung von Kleinbauern, lokalen Märkten und traditionellen Anbaumethoden. Lösungsansätze müssen sich in konkreten Umfeldern bewähren. Inwiefern haben die großen Strategien die lokalen Eigenheiten, politische Rahmenbedingungen und klimatische Veränderungen im Blick?

Dies wollen wir diskutieren mit den Ministerien, großen und kleinen NGOs, kirchlichen Entwicklungswerken, Vorfeldorganisationen, Entwicklungspolitischen Gutachtern und Fachkräften, Mitarbeitende von partnerschaftlichen Initiativen, Basisorganisationen und Projektgruppen und allen am Thema Interessierten.