Hamburg-Wahl: Kandidierende sprechen sich für Nachhaltige Entwicklungsziele #SDG aus

Zur Bürgerschaftswahl am 23. Februar habe ich zahlreiche Kandidierende gefragt, wie sie es im Hamburger Landesparlament mit der globalen 2030-Agenda halten werden.

Welchen Beitrag werden Sie in der Fraktion und im Landesparlament leisten, um in Hamburg die Umsetzung der Ziele für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu verbessern?

Bisher haben 29 Kandierende geantwortet, in allen Fällen positiv und detailreich, täglich werden es mehr. Das ist erfreulich, denn in den nächsten fünf Jahren muss die Politik vor Ort die Weichen immer mehr auf globale Nachhaltigkeit stellen. Das geht über die Legislaturperiode und die Stadtgrenzen hinaus. Gut zu wissen, dass die politisch entscheidenden Menschen hier mitdenken. Vielen Dank, dass Sie sich trotz Wahlkampf diese Mühe machen! Es geht um die Zukunft der Welt.

Alle Antworten werden auf abgeordnetenwatch.de veröffentlicht:

SPD

GRÜNE

CDU

LINKE

FDP

Hintergrund zur Frage

Die Regierungen haben versprochen, bis 2030 allen Menschen ein Leben in Würde ermöglichen und dazu den Frieden und die Freiheit in einer intakten Umwelt zu fördern. Die 17 Ziele (SDG) als konkrete Handlungsschritte der 2030-Agenda gelten weltweit. Eingebettet darin ist Klimaschutz ist ein gutes Beispiel, dass globale Ziele nur systematisch und mit Beteiligung aller erreichbar sind.

Der Senat hat dazu im Juli 2017 (Drucksache 21/9700) eine Bestandausnahme aller Ressorts vorgelegt, aber die Aktion offen gelassen. Staatliches Handeln ist dringend, braucht aber auch das Mitwirken aller, da es um soziale, wirtschaftliche und ökologische Veränderung geht.

Die Hamburger Zivilgesellschaft und viele Unternehmen haben diesen Weltzukunftsvertrag als nutzbares Leitbild erkannt, um ihre Beiträge zur gesellschaftlichen Transformation einzuordnen, die wir jetzt in unseren 20er Jahren leisten müssen. Dazu sind vielfältige Bündnisse entstanden. Im „Hamburger Ratschlag zur Umsetzung der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ haben sich Vereine und Verbände die Mühe gemacht, gemeinsam Forderungen an die Hamburger Politik zu erarbeiten. Das ist für die hier bedeutsamen Handlungsfelder unter www.2030hamburg.de dokumentiert.

Politik wirkt immer über die Landesgrenzen und Legislaturperioden hinaus. Der Streit darüber lohnt sich auch im Detail. Ich bitte Sie, diese Zukunftsthemen heute auf der Agenda zu halten und bei Entscheidungen nachvollziehbar zu bedenken. Viele Menschen fordern wie ich Nachhaltigkeit der Politik ein und geben bei den Bürgerschaftswahlen 10 Kreuze dafür.

abgeordnetenwatch.de

abgeordnetenwatch.de setzt sich durch Bürgerbeteiligung und Transparenz für eine selbstbestimmte Gesellschaft ein, in der jede:r gleich viel wert ist.

Nutzen Sie das Angebot, um Kandidierende in Hamburg gezielt zu befragen:
https://www.abgeordnetenwatch.de/hamburg

Ich habe meine Fragen auf die ersten Listenplätze aller Parteien verteilt, man kann dort aber nicht alle alles fragen. Irgendwann kommt der Spam-Filter. Falls Sie weitere Kandidierende fragen möchten, nur zu! Falls Sie kandidieren und auch eine Antwort geben möchten, schreiben Sie bitte in die Kommentare. Ich habe alle Antworten bis zum 19.02.2020 verlinkt, weitere können gern kommen. 😉

Drei Jahre entwicklungspolitischer Jugendaustausch „weltwärts-Begegnungen“

Seit 2016 wurden 75 Begegnungsprojekte zwischen deutschen Jugendgruppen und Gruppen aus afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Partnerländern über Engagement Global gGmbH – Service für Entwicklungsinitiativen gefördert.

Bonn, 4. Juli 2019. Mit Einführung des Programms „weltwärts – Außerschulische Begegnungsprojekte im Kontext der Agenda 2030“ im Jahr 2016 konnten erstmals außerschulische Jugendgruppen gefördert werden, die sich mit Gruppen aus Partnerländern zur Agenda 2030 oder zu einem der 17 Nachhaltigkeitsziele austauschen und zusammen arbeiten. Anfang Juli feiert die Förderlinie ihren dritten Geburtstag.

Diese Förderung nehmen beispielsweise Pfadfinderverbände, Sportvereine oder Chöre in Anspruch. So haben sich Naturfreunde aus dem Senegal und Deutschland zum Nachhaltigkeitsziel 12 „Nachhaltige/r Konsum und Produktion“ getroffen und ausgetauscht. Aus Ansätzen, Ideen und Impulsen zum nachhaltigen Konsum und Tourismus ist eine gemeinsame Jugendzeitschrift auf Deutsch und auf Französisch entstanden.

„Wir freuen uns, dass die Nachfrage nach den Begegnungsprojekten beständig wächst. 2016 haben wir mit vier Projektförderungen angefangen. 2017 und 2018 waren es insgesamt über 50 Förderungen und allein in der ersten Jahreshälfte 2019 waren es bereits 18“, berichtet Astrid Neumann, Abteilungsleiterin der Koordinierungsstelle weltwärts bei Engagement Global. „Als nächstes wird die Förderlinie evaluiert, sodass wir Prozesse und Ziele optimieren und erfolgreich weiterentwickeln können.“

Grundlage der außerschulischen Begegnungsprojekte ist, dass sich Jugendgruppen über den Projektzeitraum von maximal zwei Jahren zu einem der 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, kurz SDG) austauschen und miteinander an einem gemeinsamen Projekt arbeiten. In diesem Zeitraum gibt es zwei Begegnungen: einmal in Deutschland, einmal im Partnerland. Die von den Jugendgruppen am häufigsten gewählten und in den Projekten bearbeiteten Nachhaltigkeitsziele waren SDG 16 „Frieden und Gerechtigkeit“, SDG 4 „Hochwertige Bildung“ und SDG 8 „Nachhaltige/r Konsum und Produktion“. Die meisten Begegnungsprojekte fanden zwischen Jugendgruppen aus Deutschland und Südafrika statt, gefolgt von Projekten zwischen Deutschland und Tansania. Nina Porstmann, Projektleiterin bei weltwärts-Begegnungen, erklärt: „Partnerschaftlichkeit wird bei der Förderlinie großgeschrieben, da beide Projektpartner, also die Träger aus Deutschland sowie dem Partnerland, gemeinsam den Projektantrag einreichen müssen. Diese Antragspartnerschaft und die Beschäftigung mit einem der Nachhaltigkeitsziele im Rahmen eines Jugendaustausch stellt die Besonderheit der Förderlinie dar.“

Über „weltwärts – Außerschulische Begegnungsprojekte im Kontext der Agenda 2030“

Die Förderlinie „weltwärts – Außerschulische Begegnungsprojekte im Kontext der Agenda 2030″ ergänzt weltwärts seit 2016 um ein Angebot für den entwicklungspolitischen Jugendgruppenaustausch. Mit der Begegnung von Gruppen aus Deutschland und afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Partnerländern sollen junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren in die Lage versetzt werden, sich mit globalen Themen auseinanderzusetzen und aktiv Verantwortung für globale Zukunftsfragen zu übernehmen. Zudem sollen Träger der Jugendbildung und des Jugendaustauschs unterstützt und globale Partnerschaften gefördert werden. [Link]: Informationen zu weltwärts – Außerschulische Begegnungsprojekte: begegnungen.weltwaerts.de/

Weiter Infos und Beratung unter: ww-begegnung@engagement-global.de
Foton: Naturfreunde aus dem Senegal und Deutschland tauschen sich aus. © Naturfreundejugend Deutschlands e. V.

Europäisch – Afrikanischer Jugendaustausch „Skills in Exchange“

Der Jugendaustausch mit Afrika steht im Zentrum eines Symposiums, das vom 6. bis 8. Mai 2019 in Bonn stattfindet. Erstmals dabei sind europäische Träger. Gemeinsam soll ausgelotet werden, wie europäische Kooperationen für den Jugendaustausch mit Afrika gestaltet werden können. Karsten Weitzenegger arbeitet im Auftrag von INBAS und GIZ an einem Austauschformat der DAJ für berufliche Bildung.

Bonn, 29. April 2019. Von Montag, 6. Mai, bis Mittwoch, 8. Mai 2019 findet in der Deutschen Welle in Bonn ein dreitägiges Symposium statt. Organisiert wird es von Engagement Global gGmbH, unter deren Dach die Deutsch-Afrikanische Jugendinitiative (DAJ) 2016 startete, gemeinsam mit France Volontaires und Norwegian Agency for Exchange Cooperation.

Die Kommunikationssprache des Symposiums ist Englisch.

Unter dem Motto „European – African Youth Exchange. Making the case for active citizenship and solidarity” wird es in zahlreichen Workshops und Vorträgen unter anderem darum gehen, wie in Europa die Zusammenarbeit für den Jugendaustausch mit Afrika gestaltet werden kann. Das Symposium will auch ausloten, wie die Agenda 2030, also die nachhaltigen Entwicklungsziele, in den Jugendaustausch integriert werden kann, wie Strukturen für den Jugendaustausch zu stärken sind und welche Themen maßgeblich den Jugendaustausch der Zukunft bestimmen.

Aus der Taufe gehoben wurde die DAJ im Juni 2016. Die Initiative für die Stärkung des deutsch-afrikanischen Jugendaustauschs wird koordiniert von Engagement Global und bündelt bewährte Angebote wie beispielsweise den Freiwilligendienst weltwärts, das Schulaustauschprogramm ENSA und den Lerndienst ASA.

Auf afrikanischer Seite sind zivilgesellschaftliche Organisationen aus Benin, Südafrika und Tansania verantwortlich für die Umsetzung: Das Netzwerk Réseau AGYI Bénin in Benin, Wildlife and Environment Society of South Africa (WESSA) in Südafrika und Tanzania Youth Coalition (TYC) in Tansania.

Foto: Engagement Global/Dave Grossmann

Comments

Dear partners,

The African-German Youth Initiative has reached its end and it is time to say good-bye.

We would like to take this opportunity to say a big THANK YOU for the collaboration with you, the partnerships developed and the ongoing commitment to youth exchange and volunteering.

The 4-year pilot phase has been endlessly rich in learnings, innovations and meaningful dialogues. We are happy to share with you a resource guide containing the major learnings and tools developed.

You will get:

The AGYI Learning Paper, jointly developed by the members of the Steering Committee of the African German Youth Initiative (AGYI) as a compilation of the major learnings of the pilot phase.
A Toolbox compiling all major products and service offers developed by the AGYI partners in Benin, South Africa, Tanzania and on a continental level by the AU Commission.
The AGYI Results Booklet highlighting major impacts of the AGYI Pilot Phase in facts and figures.
A list of links to all major publications by the AGYI partners and an amazing set of inspiring videos.

AGYI Resource Guide
AGYI Learning Paper_Presentation
Skills Exchange Policy Paper

Please feel free to share the document with interested actors in the African-German volunteering and exchange sector.

This year has plunged youth exchange into a deep crisis. We were privileged to see during the AGYI pilot greatly inspiring innovations, the amazing effects of youth engagement and the power of enhanced dialogue between German and African partners. This makes us confident that the youth exchange and volunteering sector will further grow towards more diversity, stronger partnerships and future-ready formats beyond the Covid19-crisis.

On behalf of the GIZ AGYI team, I would like to thank you for the moments of exchange and insights shared. It was a great pleasure!

We wish you and your families a restful and safe holiday season!

Best wishes,

Maria

#KULTURmachtAUF – für eine offene Gesellschaft

Karsten Weitzenegger ruft mit STADTKULTUR Hamburg, dem Dachverband für Lokale Kultur und Kulturelle Bildung in Hamburg, dazu auf, dieses Positionspapier zu unterzeichnen und damit sichtbar für eine offene Gesellschaft einzutreten.

Seit gut 50 Jahren fördern und gestalten die Einrichtungen, Initiativen und Projekte der Soziokultur das Zusammenleben in den Quartieren, sie gewährleisten kulturelle Teilhabe, ermöglichen Begegnung, bringen Bildungsgerechtigkeit und Chancengerechtigkeit voran. Der Geist der Offenheit, des Austauschs und der Vielfalt prägt die Soziokultur und Stadtteilkultur. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung einer offenen Gesellschaft.

Globalisierung und Digitalisierung führen zu einem Strukturwandel der Gesellschaft, der Verunsicherung und oft auch Angst bei den Menschen auslöst. Zunehmende Teile der Mittelschicht sehen ihren sozialen Status bedroht und ihre Zukunft gefährdet. Andere Menschen fühlen sich vollständig abgehängt. Rückzugstendenzen breiten sich aus. Zugewanderte suchen zugleich dringend nach ihrem Platz in der Gesellschaft. Populisten nutzen die Lage und schüren in der zersplitterten Öffentlichkeit Hass und Neid. Die Gesellschaft driftet auseinander.

Die Soziokultur nimmt ihre Verantwortung für den Zusammenhalt der Gesellschaft ernst und wirkt mit Kultur und kultureller Bildung gegen Ausgrenzungs- und Abgrenzungstendenzen, gegen Angst, Hass und Verunsicherung, für Demokratie und eine offene Gesellschaft. Sie gestaltet ein Umfeld, in dem das Zusammenleben besser gelingt.

WIR SETZEN AUF BETEILIGUNG AN GESELLSCHAFTLICHEN ENTSCHEIDUNGEN

Die Gleichberechtigung aller Gruppen in einer von allen getragenen demokratischen Gemeinschaft ist ein dauerhafter Prozess. Stadtteilkultur und Soziokultur haben über 40 Jahre Erfahrung mit Aushandlungsprozessen. Wir setzen uns ein für das Einbeziehen der Menschen in Entscheidungsprozesse baulicher und sozialer Stadtentwicklung. Das Entwickeln neuer Formen von Bürgerbeteiligung halten wir für unverzichtbar. An der Auseinandersetzung darüber, wie wir in der superdiversen Stadtgesellschaft zusammen leben wollen, müssen alle Menschen die Möglichkeit haben, sich zu beteiligen.

WIR SETZEN AUF KULTURELLE BILDUNG UND TEILHABE
Wir sehen unsere Aufgabe darin, durch innovative und nachhaltige Methoden der kulturellen Bildung, durch künstlerische Projekte und kulturelle Programme die Bildung und die Erfahrung der Selbstwirksamkeit zu befördern. Wir wollen, dass die Menschen ihre Potenziale bestmöglich entfalten können und alle einen Zugang zur gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben haben.

WIR SETZEN AUF SOLIDARITÄT UND CHANCENGERECHTIGKEIT
Das Zusammenleben in unserer superdiversen Stadtgesellschaft bedarf des Engagements aller gesellschaftlichen Kräfte. Wir wollen eine Gesellschaft, die von Inklusion und Solidarität geprägt ist. Niemand darf aufgrund der sozialen oder ethnischen Herkunft, der Hautfarbe, des Geschlechts, der geistigen, psychischen oder körperlichen Fähigkeiten, des Alters, der sexuellen oder geschlechtlichen Identität, der Religion oder Lebensweise herabgewürdigt oder benachteiligt werden. Stattdessen befördern wir Chancengerechtigkeit durch konsequente Beteiligung aller an künstlerischen Prozessen und ermöglichen kulturelles Empowerment für Menschen unabhängig von Herkunft, Bildung und anderen Merkmalen.

WIR SETZEN AUF BEGEGNUNG UND DIALOG
In der offenen Begegnung und Verständigung verlieren Vorurteile ihre Kraft und wechselseitiges Vertrauen kann wachsen. Wo sich Menschen im persönlichen Dialog begegnen, kann die Sprache hasserfüllter Parolen überwunden werden.
Deshalb bieten wir in den Einrichtungen der Stadtteilkultur und Soziokultur, in ihren Projekten und Initiativen, den Raum für Begegnungen und Austausch.

WIR SETZEN AUF OFFENHEIT UND VIELFALT

Unsere Überzeugung ist, dass jeder Mensch über individuelle und vielfältige Potenziale verfügt. Das Zusammenleben in Vielfalt bringt der Gesellschaft vielfältige Impulse für zukunftsfähige Entwicklungen in der superdiversen Stadtgesellschaft.

Voraussetzung für die Aufnahme von Anregungen und Impulsen ist die Öffnung unserer Institutionen. Einrichtungen der Stadtteilkultur und Soziokultur wollen in dieser Hinsicht Vorbild sein und streben Offenheit und Diversität auf den Ebenen von Publikum, Programm und Personal an. Ihre Projekte und Initiativen repräsentieren die Vielfalt der Gesellschaft und sind offen für alle, die ihrerseits Ausgrenzung und Diskriminierung ablehnen.

DIGITALISIERUNG UND GLOBALISIERUNG BERGEN CHANCEN UND RISIKEN

Digitalisierung und Globalisierung sind gesellschaftliche Tatsachen, denen wir uns stellen. Beides sind unaufhaltsame, komplexe Prozesse, mit denen wir uns intensiv und kreativ auseinandersetzen.
Der freie Zugang zum Internet bedeutet zugleich Demokratisierung durch Informations- und Meinungsvielfalt als auch die Gefahr der Verbreitung von Falschmeldungen und Hetze und die Möglichkeit von Manipulation und Datenmissbrauch. Besonders junge, aber auch immer mehr ältere Menschen orientieren sich über soziale Netzwerke. Öffentlichkeit findet mehr und mehr im Netz statt. Digitale Welterfassung und Kontaktmöglichkeiten müssen frühzeitig im sozialen Kontext gelernt und erfahren werden.
Migration führt dazu, dass globale Bezüge auch in lokalen Zusammenhängen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Chancengerechtigkeit und Verteilungsbedingungen weltweit im Blick zu behalten und über notwendige Regulierungsmaßnahmen nachzudenken, sind Aufgaben, denen wir uns im offenen Diskurs widmen.
Intensiv setzen wir uns deshalb in Diskussionsveranstaltungen, in künstlerischen Projekten und mit Methoden der künstlerischen und politischen Bildung mit den Chancen und Risiken von Digitalisierung und Globalisierung auseinander.

FÜR DEMOKRATIE UND OFFENE GESELLSCHAFT
Wir, die Unterzeichnenden, setzen uns kompromisslos ein für eine demokratische, offene und freie Gesellschaft, in der jede und jeder gehört wird und sich an der offenen Debatte darüber, wie wir zusammen leben wollen, beteiligen kann. Es ist unser Ziel, Chancengerechtigkeit für alle herzustellen und in einer von Solidarität und gegenseitigem Respekt getragenen diversen Gemeinschaft zu leben. Dieses Ziel verwirklichen wir mit Kultur, mit Bildung und mit unserem ganzen Engagement.

Herero- und Nama-Opferverbände kommen nach Hamburg

Zwischen 1904 und 1908 verübten die deutschen Kolonialtruppen im damaligen Deutsch-Südwest-Afrika einen Völkermord an den Volksgruppen der Herero und Nama, mit dessen schwerwiegenden Folgen die Nachfahren der Opfer bis in die Gegenwart hinein konfrontiert sind. Diese sind Thema des zweiten Transnationalen Herero- und Nama-Kongresses, den die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e. V. und die Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg zusammen mit dem zivilgesellschaftlichen Bündnis „Quo Vadis Hamburg“ am 6. und 7. April in Hamburg veranstalten.

Die Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte Hamburgs wurde vor rund zwanzig Jahren durch verschiedene zivilgesellschaftliche Initiativen, insbesondere durch das Engagement der Black Communities und People of Color angestoßen. 2014 entschloss sich der Senat, die Aufarbeitung des kolonialen Erbes systematisch anzugehen. Zur Erarbeitung der wissenschaftlichen Grundlage wurde an der Universität Hamburg die Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe / Hamburg und die frühe Globalisierung“ eingerichtet, deren Finanzierung Anfang März von der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung um weitere fünf Jahre verlängert wurde. Die Hamburger Museen haben sich in verschiedenen Ausstellungen und Projekten dem Thema angenommen und auch bei der Kontextualisierung der zahlreichen unkommentierten Kolonialdenkmäler in der Stadt gibt es erste Fortschritte. So wurde jüngst in Jenfeld an der denkmalgeschützten Lettow-Vorbeck-Kaserne eine Informationstafel über General Lothar von Trotha angebracht, die seine Verantwortung an dem Völkermord an den Herero und Nama klar benennt.

Weitere Informationen zu dem Kongress finden Sie unter: https://colonial-amnesia-quovadishh.eu/

Der gewaltsamen Durchsetzung der deutschen Kolonialherrschaft fielen etwa 80 Prozent der Herero und 50 Prozent der Nama zum Opfer. Insgesamt starben bis zu 100.000 Menschen; Männer, Frauen und Kinder; die meisten von ihnen ließen die deutschen Truppen elendig in der Wüste verdursten und verhungern. Die Überlebenden wurden enteignet, in Lager interniert, misshandelt, vergewaltigt und zu harter Zwangsarbeit gezwungen. Viele überlebten diese brutale Behandlung nicht. Die Folgen des Genozids sind bis heute in Namibia spür- und sichtbar. Der Völkermord ist ein gesamtgesellschaftliches Trauma, das auch hundert Jahre später psychologisch, wirtschaftlich, sozial, kulturell und politisch nachwirkt.

Welche Rolle hat Hamburg beim ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts gespielt? Welche Spuren der Kolonialgeschichte finden sich im Stadtraum und was passiert mit den erinnerungspolitischen Leerstellen? Diese Fragen stellt der Zweite Transnationale Herero- und Nama-Kongress, zu dem die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e. V. und die Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg zusammen mit dem zivilgesellschaftlichen Bündnis „Quo Vadis Hamburg“ am 6. und 7. April nach Hamburg eingeladen hat. Erstmalig zu Gast in der Hansestadt ist eine Delegation von Vertreterinnen und Vertretern der Herero und Nama, die sich im Rahmen der Konferenz mit diesen und anderen Fragen auseinandersetzen werden.

Dass Hamburg in der Geschichte des Genozids an den Herero und Nama eine Schlüsselrolle zukommt, steht wissenschaftlich mittlerweile außer Frage. Die Hafenstadt war die koloniale Handelsmetropole des Kaiserreichs. So war es auch die Hamburger Kaufmannschaft, die 1883 – am Vorabend der Berliner West-Afrika-Konferenz (1884/85) – mit einer Denkschrift an den Reichstag appellierte, deutsche Kolonien in Afrika zu errichten. Der damalige Präses der Hamburger Handelskammer Adolph Woermann dominierte mit seiner Deutsch-Ost-Afrika-Linie jahrzehntelang den Linienverkehr nach Ostafrika und führte später auch die Truppentransporte in die Kolonien durch.

In Anerkennung der moralisch-politischen Verantwortung für die historischen Ereignisse hat der Hamburger Senat anlässlich des zweiten Transnationalen Herero- und Nama-Kongress die Delegation der Herero- und Nama-Opferverbände zu einem Senatsempfang in das Rathaus eingeladen.

NAchhaltigkeit und Ethik an Hochschulen
Nachhaltigkeit und Ethik müssen an Hochschulen selbstverständlich werden

Ich unterstütze Forderungen von studentischen Initiativen für Nachhaltigkeit und Ethik an Hochschulen und habe dazu eine Petition unterzeichnet. Weitere Personen und Organisationen sind willkommen, die Petition mitzutragen: http://www.nachhaltige-hochschulen.de/unterzeichnen/#/

Warum brauchen wir Veränderungen an unseren Hochschulen?

Angesichts globaler und lokaler Herausforderungen wie dem fortschreitenden Klimawandel, Ressourcenverknappung, zunehmendem Biodiversitätsverlust sowie zwischen- und innerstaatlichen Konflikten, sozialer Ungleichheiten und Ernährungsunsicherheiten fordern wir ein Umdenken an den Hochschulen in Deutschland und eine Ausrichtung von Lehre, Forschung, Betrieb und Governance am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung. Ein fundamentaler Wandel unserer Wertesysteme und Lebensstile ist notwendig. Daher brauchen und fordern wir Hochschulen, die Vorbild für gesellschaftlichen Wandel sind und verantwortungsvolle Fachkräfte und Entscheidungsträger_innen ausbilden.

Warum ein Positionspapier?

Schwerpunkt des Positions- und Forderungspapiers Nachhaltigkeit & Ethik an Hochschulen (PDF) ist die Bündelung der Forderungen vieler Vereine, Initiativen, Organisationen und Gruppen, die sich für ähnliche und sich ergänzende Ziele einsetzen, um Hochschulstrukturen hin zu mehr Nachhaltigkeit zu verändern.

Erreicht man mit einzelnen Veranstaltungen oft nur wenige Menschen, bietet ein Forderungspapier, hinter dem viele Gruppen und Einzelpersonen stehen, die Möglichkeit, einen institutionellen und strukturellen Hebel anzusetzen.

Die konkreten Forderungen und Beispiele für mögliche Maßnahmen, die wir
im Papier beschreiben, sollen als Anregungen verstanden werden, über die die
Akteure jedoch selbstverständlich hinausgehen können.

Das Positionspapier soll außerdem eine Aufforderung zur Diskussion in der Hochschule und der Wissenschafts- und Hochschulpolitik sein. Wir wollen mit allen Adressaten und Interessierten ins Gespräch kommen und zusammen an einer zukunftsfähigen Hochschullandschaft arbeiten.

Die Ziele unseres Positions- und Forderungspapiers

Wir wollen mit diesem Positionspapier zu Veränderungen anregen und durch konkrete Vorschläge und Beispiele aufzeigen, wie nachhaltige Strukturen an Hochschulen schon heute umgesetzt und gelebt werden können.

Das Positionspapier verfolgt dabei drei übergeordnete Ziele:

  1. Das Verantwortungsbewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt bei Hochschulleitungen, Studierenden, Wissenschaftler_innen und den weiteren Hochschulangehörigen zu fördern.
  2. Alle Hochschulangehörigen und Verantwortlichen der Wissenschaftspolitik zu strukturellen Veränderungen in den Bereichen Lehre, Forschung und Betrieb anzuregen und konkrete Wege des Wandels aufzuzeigen.
  3. Nachhaltiges und ethisches Handeln als Selbstverständlichkeit in Hochschulen und so in der Konsequenz auch in der Gesellschaft zu etablieren.

Petition unterzeichnen

Was fordern wir?

Das Positionspapier fasst die notwendigen Maßnahmen für einen nachhaltigen und sozial verantwortlichen Alltag an Hochschulen in den Handlungsbereichen

  • Betrieb (z.B. Einführung und Umsetzung eines verantwortungsvollen Umweltmanagements)
  • Lehre (z.B. Theorien- und Methodenvielfalt in der Lehre
  • Forschung (z.B. Forschung für die und mit der Gesellschaft, u.a. den Dialog mit zivilgesellschaftlichen Akteuren)
  • Governance (z.B. personelle und institutionelle Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategien) zusammen.

An wen richten wir unsere Forderungen?

Das Positions- und Forderungspapier „Nachhaltigkeit und Ethik an Hochschulen“ richtet sich an alle Hochschulangehörigen, bes. Hochschulleitungen, Partner der Hochschulen (z.B. Studierendenwerke) sowie bildungspolitischen Akteure auf Landes- und Bundesebene.

Petition unterzeichnen

Weitere Informationen zu den Initiativen finden sich hier

  • netzwerk n e.V. (verbindet und stärkt zahlreiche Initiativen und Einzelpersonen, die sich für mehr Nachhaltigkeit an Hochschulen engagieren),
  • sneep e.V. (fordert und fördert den Diskurs zu ethischem und nachhaltigen Wirtschaften an den Hochschulen und in der Praxis),
  • Weitblick e.V. (setzt sich in Deutschland sowie international für gerechtere Bildungschancen ein),
  • Was-bildet-ihr-uns-ein? e.V. (fordert ein gerechtes und partizipatives Bildungssystem).
Mobile usage
Regierungen müssen Digitalisierung inklusiver und produktiver gestalten

Berlin/Paris, 11. Oktober 2017 (OECD) – Die digitale Infrastruktur wächst und immer mehr Menschen nutzen das Internet für die verschiedensten Aktivitäten. Doch nicht alle Teile der Gesellschaft profitieren in gleichem Maße. Ein universeller Zugang zu den digitalen Möglichkeiten und Hilfe für diejenigen, die sich mit der neuen Technik schwertun, würde die Vorteile der digitalen Transformation für Wirtschaft und Gesellschaft weiter erhöhen. Zu diesem Schluss kommt der OECD Digital Economy Outlook 2017, der heute in Paris vorgestellt wurde.

Der Studie zufolge hält die Politik nicht Schritt mit den durch die digitale Transformation bedingten Veränderungen für Wirtschaft und Gesellschaft, die weitgehend von großen Technologieunternehmen vorangetrieben wird. Staaten sollten deshalb mehr in Bildung investieren und moderne Technologien wie Big Data Analyse gezielt in kleinen und mittelgroßen Unternehmen fördern, um so die digitale Transformation produktiver und inklusiver zu gestalten.

„Die Digitalisierung schreitet in den verschiedenen Ländern, Unternehmen und Haushalten mit unterschiedlicher Geschwindigkeit voran, sodass nicht alle Menschen in gleichem Maße von ihr profitieren“, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría bei der Vorstellung des Berichts. „Wir müssen Bürger und Unternehmen auf die digitale Welt von morgen vorbereiten, indem wir möglichst vielen den Zugang zu digitalen Technologien ermöglichen und ihnen die nötigen Fähigkeiten vermitteln, diese auch umfassend zu nutzen.“

Fig. 1 Online-Aktivitäten

Die Studie zeigt unter anderem, wie sich vor allem ältere Menschen mit niedrigem Bildungsstand mit der Digitalisierung schwertun, auch in Deutschland. So liegt der Anteil der Internetnutzer unter den 55- bis 74-Jährigen in Deutschland mit 74 Prozent deutlich über dem OECD-Schnitt von 63 Prozent. Allerdings nutzten in Deutschland nur 51 Prozent der älteren Menschen mit niedriger Qualifikation das Internet, bei Menschen gleichen Alters mit höherer Bildung sind es dagegen 91 Prozent und damit fast genau so viele wie unter den 16- bis 24-Jährigen.

Im gesamten OECD-Raum wächst die Beschäftigung im IKT-Sektor. Sie lag 2015 um 5 Prozent über dem Niveau von 2008. Doch auch innerhalb der Branche gibt es große Unterschiede. So sind bei IT-Dienstleistungen und bei Softwareproduktion in den letzten Jahren viele Arbeitsplätze entstanden, bei der Herstellung von Hardware und im Telekommunikationsbereich ging die Beschäftigung dagegen zurück.

Die Studie betont, dass das wirtschaftliche Potential des digitalen Wandels noch längst nicht ausgeschöpft ist. Dies gilt auch für Deutschland. Insgesamt setzen deutsche Unternehmen IT-Lösungen recht umfassend ein, im internationalen Vergleich sind sie bei der Nutzung neuester Technologie wie Big Data oder Cloud Computing zurückhaltender.

Fig 2 IKT in Unternehmen

Quelle: OECD

Für eine kritisch-emanzipatorische Politische Bildung

Frankfurter Erklärung
Für eine kritisch-emanzipatorische Politische Bildung

Hochschullehrer(innen) verschiedener Universitäten und andere in der Bildungsarbeit Tätige haben im Juni 2015 die „Frankfurter Erklärung: Für eine kritisch-emanzipatorische Politische Bildung“ veröffentlicht, in der sie wichtige Positionen einer kritisch-emanzipatorischen Bildung deutlich machen und damit zur Diskussion stellen wollen.

>> Zum Text der „Frankfurter Erklärung

Wenn Sie die „Frankfurter Erklärung“ unterstützen und mitzeichnen wollen, folgen Sie bitte diesem Link:
http://www.sozarb.h-da.de/politische-jugendbildung/frankfurter-erklaerung/

Bericht über die menschliche Entwicklung 2014 fordert soziale Grundversorgung: 2,2 Milliarden Menschen arm oder armutsgefährdet

2,2 Milliarden Menschen sind arm oder nahezu arm, warnt der Bericht über die menschliche Entwicklung 2014 zum Thema Anfälligkeit und Widerstandskraft Ruf nach der Bereitstellung einer universellen sozialen Grundversorgung und wirksameren Konzepten für soziale Sicherung und Vollbeschäftigung, um Entwicklungsfortschritte zu fördern und zu sichern.

Anhaltende Vulnerabilität bedroht die menschliche Entwicklung. Wenn ihr nicht mit Handlungskonzepten und sozialen Normen systematisch entgegengewirkt wird, wird der Fortschritt weder ausgewogen noch nachhaltig sein. Dies ist die Kernaussage des Berichts über die menschliche Entwicklung 2014, der gestern in Tokyo vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) vorgestellt wurde.

Der Bericht mit dem Titel „Den menschlichen Fortschritt dauerhaft sichern: Anfälligkeit verringern, Widerstandskraft stärken“ bietet eine neue Perspektive auf das Problem der Vulnerabilität und schlägt Wege zur Stärkung der Widerstandskraft vor.

Einkommensbasierten Messungen von Armut zufolge müssen 1,2 Milliarden Menschen ihren Lebensunterhalt mit 1,25 US-Dollar oder weniger pro Tag bestreiten. Die jüngsten Schätzungen des Indexes der mehrdimensionalen Armut von UNDP besagen jedoch, dass fast 1,5 Milliarden Menschen in 91 Entwicklungsländern von überlappenden Formen von Mangelerscheinungen in Bezug auf Gesundheit, Bildung und Lebensstandard betroffen sind. Wenngleich die Armut überall zurückgeht, laufen fast 800 Millionen Menschen Gefahr, bei Rückschlägen in die Armut zurückzufallen. „Durch die Verringerung von Anfälligkeiten können alle Menschen am Entwicklungsfortschritt teilhaben, und die menschliche Entwicklung wird zunehmend ausgewogener und nachhaltiger werden“, erklärte Helen Clark, die Administratorin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen.

Der Bericht über die menschliche Entwicklung 2014 erscheint in einer wichtigen Phase, in der sich die Aufmerksamkeit auf die Gestaltung einer neuen Entwicklungsagenda nach dem Ablauf der Frist für die Verwirklichung der Millenniums-Entwicklungsziele im Jahr 2015 richtet.
Fortschrittshindernisse beseitigen

Weil sich Krisen immer weiter und rascher ausbreiten, ist es dem Bericht zufolge von entscheidender Bedeutung, Vulnerabilität zu verstehen, um Zugewinne zu sichern und Fortschritte aufrechtzuerhalten.

Er verweist auf langsamere Zuwächse bei der menschlichen Entwicklung in allen Regionen, gemessen anhand des Indexes der menschlichen Entwicklung (HDI). Er warnt, dass Bedrohungen wie Finanzkrisen, Schwankungen der Nahrungsmittelpreise, Naturkatastrophen und gewaltsame Konflikte den Fortschritt signifikant behindern.

„Ein zentrales Ziel der Post-2015-Entwicklungsagenda muss sein, nicht nur die Armut an sich, sondern auch die Anfälligkeit der Menschen für das Abgleiten in Armut zu verringern“, heißt es in dem Bericht. „Beseitigung der extremen Armut bedeutet nicht nur, sie abzuschaffen; es muss auch sichergestellt werden, dass dies so bleibt.“

Aus der Perspektive der menschlichen Entwicklung fragen, wer anfällig ist und warum

„[Die] Verringerung [von Vulnerabilität] ist ein wichtiger Bestandteil einer jeden Agenda zur Verbesserung menschlicher Entwicklung“, schreibt Nobelpreisträger Joseph Stiglitz in einem Beitrag für den Bericht. „[Wir müssen] dafür einen breit angelegten systemischen Ansatz wählen.“
Der Bericht des Jahres 2014 verfolgt einen solchen Ansatz, indem er Vulnerabilität aus dem Blickwinkel der menschlichen Entwicklung als überlappendes und einander verstärkendes Bündel von Risiken neu auslotet.

Er untersucht strukturelle Anfälligkeiten, das heißt solche, die infolge von Diskriminierung und institutioneller Defizite seit Langem bestehen, sich verschärft haben und Gruppen wie den Armen, Frauen, Migranten, Personen mit Behinderungen, Angehörigen indigener Gruppen und älteren Menschen schaden. Beispielsweise haben 80 Prozent der älteren Menschen auf der Welt keine soziale Sicherung, wobei sehr viele Ältere zusätzlich arm und behindert sind.
Der Bericht führt auch das Konzept der Verwundbarkeiten im Laufe des Lebens ein – also die besonders neuralgischen Phasen im Leben, in denen Schocks größere negative Auswirkungen haben können. Dazu zählen die ersten 1.000 Lebenstage und die Übergänge von der Schule in den Beruf sowie vom Beruf in den Ruhestand.

„Die Befähigungen, die der Mensch im Verlauf seines Lebens erwirbt, müssen gehegt und gepflegt werden, sonst können sie stagnieren oder sogar abnehmen“, heißt es warnend. „Sie werden beeinflusst durch Investitionen, die in früheren Lebensphasen vorgenommen wurden. Auch die Belastung durch kurzfristige Schockereignisse kann langfristige Folgen nach sich ziehen.“
Beispielsweise wurde in einer in dem Bericht zitierten Studie gezeigt, dass arme Kinder in Ecuador bereits im Alter von sechs Jahren Nachteile hinsichtlich ihres Wortschatzes haben.
Frühzeitige Maßnahmen – wie Investitionen in die frühkindliche Entwicklung – sind deshalb dem Bericht zufolge besonders wichtig.

Für arme Länder ist eine universelle soziale Grundversorgung erschwinglich

Der Bericht plädiert für die universelle Bereitstellung einer sozialen Grundversorgung zur Stärkung der Widerstandskraft und widerspricht der Vorstellung, dass dies nur für reiche Länder erschwinglich ist. Er präsentiert eine vergleichende Analyse von Ländern mit unterschiedlichen Einkommensniveaus und Regierungssystemen, die mit der Umsetzung einer solchen Politik entweder begonnen oder sie bereits vollständig abgeschlossen haben.

Zu diesen Ländern zählen nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ wie Dänemark, Norwegen und Schweden, sondern auch rasch wachsende Volkswirtschaften wie die Republik Korea und Entwicklungsländer wie Costa Rica.

„All diese Länder begannen, Maßnahmen zur Sozialversicherung zu ergreifen, als ihr BIP pro Kopf niedriger war als derzeit in Indien und Pakistan“, so der Bericht.

„Es könnte jedoch Fälle geben, in denen das Gebot der Chancengleichheit eine Ungleichbehandlung notwendig macht“, erläutert Khalid Malik, Direktor des Büros für den Bericht über die menschliche Entwicklung von UNDP. „Vielleicht müssen für die Armen, die Ausgeschlossenen und die Marginalisierten mehr Ressourcen und Dienste bereitgestellt werden, wenn die Verwirklichungschancen und Lebensentscheidungen aller Menschen verbessert werden sollen.“

Vollbeschäftigung wieder ganz oben auf die globale Politikagenda setzen

Der Bericht fordert die Regierungen auf, sich wieder das Ziel der Vollbeschäftigung zu eigen zu machen, ein Kernelement der makroökonomischen Politik der 1950er und 1960er Jahre, das nach den Ölpreisschocks von konkurrierenden Politikzielen abgelöst wurde.

Er argumentiert, dass Vollbeschäftigung mit sozialem Nutzen wie der Förderung von sozialer Stabilität und gesellschaftlichem Zusammenhalt einhergeht, der private Vorteile übertrifft.
In Anerkennung der Schwierigkeiten, vor denen Entwicklungsländer bei der Verwirklichung von Vollbeschäftigung stehen, drängt er zur Fokussierung auf einen Strukturwandel, „durch den die meisten Beschäftigten allmählich in den formellen Sektor einbezogen werden“, einschließlich eines Übergangs von der Landwirtschaft zu Industrie und Dienstleistungen mit unterstützenden Investitionen in Infrastruktur und Bildung.

Soziale Sicherung lässt sich in frühen Entwicklungsphasen verwirklichen

Die Mehrheit der Weltbevölkerung hat keine soziale Sicherung wie Renten und Arbeitslosenversicherung. Dem Bericht zufolge können solche Maßnahmen von Ländern auf allen Entwicklungsstufen verwirklicht werden.

„Die Bereitstellung von sozialer Grundsicherung für die Armen weltweit würde schätzungsweise weniger als zwei Prozent des globalen BIP kosten“, wird bekräftigt. Es werden Kostenschätzungen für die Bereitstellung einer sozialen Grundsicherung für 12 afrikanische und asiatische Länder mit niedrigem Einkommen angestellt – einschließlich allgemeiner Alters- und Invalidengrundrenten, Kindergeld, eines allgemeinen Zugangs zu unentbehrlicher Gesundheitsversorgung, Sozialhilfe und eines Arbeitsbeschaffungsprogramms für 100 Tage –, die von etwa 10 Prozent des BIP in Burkina Faso bis zu weniger als 4 Prozent des BIP in Indien reichen.

„Grundlegende soziale Sicherung ist bezahlbar, wenn Länder mit niedrigem Einkommen Mittel umwidmen und bei gleichzeitiger Unterstützung durch die internationale Gebergemeinschaft eigene Finanzmittel aufbringen“, wird erläutert.

Es bedarf kollektiver Anstrengung und koordinierten Handelns auf der globalen Ebene
In dem Bericht werden zudem nachdrücklicheres kollektives Handeln sowie eine bessere globale Koordinierung und mehr Engagement zur Stärkung der Widerstandskraft als Reaktion auf Anfälligkeiten gefordert, die zunehmend globaler Natur sind, was ihren Ursprung und ihre negativen Auswirkungen betrifft.

Die Bedrohungen reichen von Finanzkrisen bis zu Klimaänderungen und von Konflikten bis zu Flüchtlingsströmen. Sie sind ihrem Wesen nach oftmals transnational, wirken sich aber auf der lokalen und nationalen Ebene aus und überlappen einander häufig. Ein Beispiel ist der Niger, der nach aufeinanderfolgenden Dürren von schwerwiegenden Nahrungsmittel- und Ernährungskrisen betroffen war. Mitten in einer Nahrungsmittelkrise, die auch andere Länder in der Region in Mitleidenschaft zog, musste das Land die zusätzliche Herausforderung der Aufnahme von Tausenden von Menschen bewältigen, die vor dem Konflikt im benachbarten Mali geflohen waren.

Transnationale Bedrohungen können nicht von unabhängig handelnden einzelnen Nationen gelöst werden. Laut dem Bericht erfordern sie eine neue Form des Engagements der internationalen Gemeinschaft, das über kurzfristige Reaktionen wie humanitäre Hilfe hinausgeht.

Um die Unterstützung für nationale Programme zu mehren und Ländern politischen Handlungsspielraum zur Anpassung des universalistischen Prinzips an die speziellen Bedingungen vor Ort zu verschaffen, wird in dem Bericht „ein internationaler Konsens über universelle soziale Sicherung“ als Teil der Post-2015-Agenda gefordert.

Über diesen Bericht

Der Bericht über die menschliche Entwicklung ist eine unabhängige Veröffentlichung des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen. Der Bericht über die menschliche Entwicklung 2014 und zusätzliche Hintergrundmaterialien zu den darin präsentierten Indizes und konkreten regionalen Konsequenzen können von der Website http://hdr.undp.org kostenlos heruntergeladen werden.

Bericht über die menschliche Entwicklung 2014
„Den menschlichen Fortschritt dauerhaft sichern: Anfälligkeit verringern, Widerstandskraft stärken“

Deutsch: http://www.dgvn.de/…/HDR_2014 Deutschsprachiges Material zum Bericht auch auf www.dgvn.de.

English: Human Development Report 2014 | Weitere Sprachen

Film Sustainable II Anthropocene aus Interviews mit Vordenkern für zukunftsfähige Entwicklung

Der Film SUSTAINABLE II ANTHROPOCENE ist ein Plädoyer für Zukunftsfähigkeit und für den Mut zum Wandel. Auch der zweite Teil der dreiteiligen SUSTAINABLE-Reihe beruht auf Interviews mit Personen der Zeitgeschichte. Er setzt sich in ca. 60 Minuten mit den sozio-kulturellen und wirtschaftlichen Paradigmen auseinander, die das menschliche Zusammenleben im 21. Jahrhundert bestimmen.

Sustainable II Anthropocene from FIELD OF VIEW . FILM on Vimeo.

Der vollständig frei finanzierte Film beruht auf Interviews mit Vordenkern für zukunftsfähige Entwicklung, die im Frühjahr und Sommer 2013 aufgezeichnet und im Herbst und Winter 2013 zu einem Aufruf für Nachhaltigkeit und zu einer Hommage an die Protagonisten komponiert wurde, deren Gedankengut und Überzeugungen den Übergang in ein neues und kollaboratives Zeitalter ermöglichen kann. Zugleich zeigt SUSTAINABLE II ANTHROPOCENE den vielfältigen Handlungsbedarf und insbesondere auch die Möglichkeiten des Einzelnen auf, die gegebenen Umstände nicht einfach als unabänderlich hinzunehmen. Er betont insoweit die grenzenlose Wirksamkeit jedes einzelnen Menschen und appelliert an den Mut und die Empathie des Menschen, Dinge zu ändern und die Zukunft zu gestalten.

SUSTAINABLE II ANTHROPOCENE versteht sich als zeitgeschichtliche Dokumentation und Experiment zugleich. Das filmische Format wurde unter bewusstem Verzicht auf Effekte auf ein absolutes Minimum reduziert – der Zuschauer findet sich als Gegenüber der sieben Protagonisten wieder, ihre Aussagen wirken unmittelbar und bauen aufeinander auf. Die adressierten Themen reichen von der Ökonomie über einzelne ihrer Teilaspekte wie Arbeit, Ernährung und Energie, über gesellschaftliche Fragen wie der Sozialpflichtigkeit des Eigentums, der Internalisierung externer Effekte und der Nutzung von Gemeingütern bis hin zu den Ursprüngen der sozio- kulturellen Deutungen, die unser Zusammenleben in der Neuzeit prägen.

SUSTAINABLE II ANTRHROPOCENE ist nicht-kommerziell und wird frei veröffentlicht Die Uraufführung des Films fand am 19. Mai 2014 in München statt. Das Filmprojekt SUSTAINABLE wurde 2013 vom Rat für Nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet und ist Beitrag zur UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (Weltdekade der Vereinten Nationen 2005-2014).

Weitere Informationen finden sich auf der „Sustainable II Anthropocene“-Homepage. http://www.field-of-view.com/change