Gemeinsam gestalten: Migration aus Afrika nach Europa

Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) nimmt in seinem Jahresgutachten 2020 erstmals Afrika in den Blick. Die „Afrika-Gipfel“ der EU, die Investorenkonferenz „Compact with Africa“ der G20 oder die „Agenda 2063“ der Afrikanischen Union zeigen, dass die weltpolitische Bedeutung dieses Kontinents zunimmt. Auch in der Migrationspolitik müssen Deutschland und Europa enger mit afrikanischen Staaten zusammenarbeiten. In seinem elften Jahresgutachten analysiert der SVR die Wanderungsbewegungen innerhalb Afrikas sowie aus Afrika nach Europa und Deutschland. Er beschreibt die Bedingungen und Folgen der Migration innerhalb und aus Afrika in andere Weltregionen sowie den Umgang der deutschen und europäischen Politik damit – und leitet daraus politische Empfehlungen ab, die über die aktuelle Corona-Krise hinaus gültig sind.

Berlin, 28. April 2020. Migration aus Afrika nach Europa? Dabei denken viele an jene verzweifelten Menschen, die von Nordafrika aus in Schlauchbooten in See stechen, um an der italienischen Küste zu landen. Tatsächlich ist das Wanderungsgeschehen in und aus Afrika mit seinen sehr unterschiedlichen Herkunfts-, Ziel- und Transitregionen deutlich vielfältiger. „Die meisten Medien berichten vor allem über Fluchtmigration. Daneben gibt es aber auch Arbeitsmigration, Migration von Studierenden und Hochqualifizierten, Heirats- und Familienmigration sowie zirkuläre Wanderungsbewegungen – innerhalb des afrikanischen Kontinents und, in geringerem Maße, auch interkontinental“, sagt Prof. Dr. Petra Bendel, die Vorsitzende des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). Wenig beachtet ist außerdem die Tatsache, dass afrikanische Staaten auch Ziel internationaler Migration sind, und dass einige von ihnen zu den Ländern gehören, die weltweit am meisten Flüchtlinge aufnehmen. „Es fehlt uns in Deutschland und Europa an Wissen über das Wanderungsgeschehen in und aus Afrika. Aber nur auf Basis einer soliden Bestandsaufnahme ist es möglich, Migration gemeinsam zu gestalten. Hierzu will der SVR beitragen“, begründet Prof. Bendel den thematischen Fokus des diesjährigen Jahresgutachtens.

Die EU verwendet derzeit viel Geld und Mühe darauf, irreguläre Migration aus Afrika zu unterbinden. „Migrationspolitik ist aber mehr als Grenzkontrolle“, so die SVR-Vorsitzende. Der SVR unterstützt darum die Idee, dass Deutschland gemeinsam mit anderen europäischen Staaten innerhalb der EU aktiv nach neuen Formen der Kooperation mit afrikanischen Staaten sucht. „Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 sollte hierfür genutzt werden. Die Bundesregierung sollte außerdem dafür Sorge tragen, dass das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das jüngst in Kraft getreten ist, auch in afrikanischen Staaten Wirkung entfaltet. Ergänzend dazu sollte ein Weg für Menschen eröffnet werden, die keine akademische oder berufliche Qualifikation vorweisen können.“

Transnationale  Ausbildungspartnerschaften eröffnen

Die Bundesregierung sollte dafür Sorge tragen, dass das jüngst in Kraft getretene Fachkräfteeinwanderungsgesetz auch in afrikanischen Staaten Wirkung entfaltet. Beispielsweise eröffnet das Gesetz grundsätzlich Interessierten die Möglichkeit, zu   Ausbildungszwecken nach Deutschland einzureisen. Dazu sollten kooperative  rojekte vor Ort gefördert und mit ausgewählten Herkunftsländern bilaterale Absprachen getroffen werden, etwa über transnationale   Ausbildungspartnerschaften. Ergänzend sollte ein Weg für jene eröffnet werden, die keine akademische oder berufliche  Qualifikation vorweisen können. Sie werden in diesem Gesetz bislang nicht berücksichtigt. Neuerdings werden  auch junge Menschen gesehen, die für eine berufliche Ausbildung nach Deutschland kommen und – sofern sie es wünschen – im nächsten Schritt als Fachkräfte im Arbeitsmarkt bleiben. Bislang sind solche Aufenthalte im Rahmen von Berufsbildungsexporten eine Ausnahme. Es ist  jedoch denkbar, dass die Marke ‚Training made in Germany‘ auch bei den Auszubildenden in afrikanischen Ländern eine Signalwirkung entfaltet.

Der SVR schlägt ein temporäres Arbeitsvisum gegen ‚Kaution‘ als neuen regulären Weg nach Europa vor.

Unter bestimmten Voraussetzungen sollten Migrantinnen und Migranten aus Afrika die Möglichkeit erhalten, bei dem europäischen Staat, den sie ansteuern, eine Art ‚Kaution‘ zu hinterlegen. Im Gegenzug können sie regulär einreisen und einen temporären Aufenthaltstitel zur Erwerbstätigkeit erhalten. Wenn sie anschließend fristgerecht ausreisen, erhalten sie dieses Geld wieder zurück. „Ein solches Visum würde es auch Arbeitnehmern ohne formale Qualifikation ermöglichen, kontrolliert einzureisen und könnte so irreguläre Migration reduzieren. Es wäre zugleich ein Instrument, um mit afrikanischen Staaten zu kooperieren“, sagt Prof. Panu Poutvaara, Ph.D., SVR-Mitglied und Wirtschaftsexperte. „Mit den temporär befristeten, aber nicht zwangsläufig einmaligen Aufenthalten soll zugleich das Potenzial von Migration für die Entwicklung im Herkunftsland aktiviert und genutzt werden. Die Zugewanderten sollen nach Ablauf des Visums zurückkehren und ihre Ersparnisse und neu gewonnenen Kontakte nutzen, um im Heimatland eine Firma zu gründen, in den Arbeitsmarkt einzusteigen oder in die Landwirtschaft zu investieren. Das kann Prozesse zirkulärer Migration initiieren, von denen alle Seiten profitieren, und so auch einen Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit leisten.“

Flüchtlingsschutz: Finanzierung sichern, neue Modelle erproben, Resettlement ausweiten.

Einige afrikanische Länder wie Uganda, der Sudan und Äthiopien gehören zu den Staaten, die weltweit am meisten Flüchtlinge aufnehmen. Die humanitären Organisationen, die Flüchtlinge dort versorgen, haben aber schwerwiegende Finanzierungsprobleme. Die Europäische Union sollte daher die Mittel für die humanitäre Flüchtlingshilfe erhöhen, und die Mitgliedstaaten der EU sollten ihre Resettlement-Kontingente ausbauen. Angesichts der Lage in Transitländern wie Libyen und auf dem Mittelmeer plädiert der SVR dafür, neue staatliche Missionen zur Seenotrettung auf europäischer Ebene einzusetzen und zu koordinieren. In Libyen werden viele Flüchtlinge sowie Migrantinnen und Migranten derzeit in Haftanstalten verbracht. „Diese müssen geschlossen und ihre Insassen und Insassinnen evakuiert werden. Notfalls sollte hier eine ‚Koalition der Aufnahmewilligen‘ vorangehen und diese Menschen aufnehmen“, sagt die SVR-Vorsitzende Prof. Bendel. „Zugleich muss an einer dauerhaften Form der Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU gearbeitet werden.“

Rückkehrpolitik kooperativer und nachhaltiger gestalten.

„Die Rückkehrpolitik ist ein notwendiger Bestandteil einer gemeinsam gestalteten Migrationspolitik“, sagt der Stellvertretende SVR-Vorsitzende Prof. Dr. Daniel Thym. „Die von der EU definierten legitimen Ziele, den Grenzschutz zu verbessern und Migration wirksam zu kontrollieren, lassen sich aber nur gemeinsam mit afrikani­schen Regierungen erreichen. Dass ausreisepflichtige Personen nicht in ihre Herkunftslän­der zurückgeführt werden können, liegt derzeit hauptsächlich an der mangelnden Kooperation der Herkunftsstaaten. Hier müssen Lösungen gefunden werden, die auch die legitimen Interessen dieser Staaten berücksichtigen. Im Gegenzug zu Rücknahmevereinbarungen mit afrikanischen Staaten kann befristete Erwerbsmigration nach Europa erleichtert werden, wie es das SVR-Modell für temporäre Arbeitsvisa vorsieht.“ Wie wirksam bestehende Programme zur freiwilligen Rückkehr in afrikanische Länder sind, diese Frage ist bislang noch zu wenig erforscht. Der SVR empfiehlt, diese Programme zu evaluieren und sie besser zu koordinieren. Für eine nachhaltige Rückkehr sollten die Erfahrungen der Betroffenen stärker berücksichtigt und die Reintegrationsprogramme langfristiger gestaltet werden.

Prognosen zukünftiger Migrationsbewegungen sind unsicher.

Zu einer nüchternen und realistischen Betrachtung gehört es, anzuerkennen, dass die demografische Entwicklung auf den beiden Kontinenten in unterschiedliche Richtungen geht: „In Europa stagniert die Bevölkerungszahl, und in einigen Ländern und Regionen geht sie sogar zurück, während sie in Afrika wächst“, sagt Prof. Bendel. „Der Blick auf die Demografie allein erlaubt aber noch keine Aussagen über künftige Migrationsbewegungen, denn es gibt keinen eindeutigen oder gar linearen Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum und Auswanderung. Prognosen eines baldigen ungebremsten Zuzugs aus Afrika nach Europa sind von den aktuellen Daten nicht gedeckt und wissenschaftlich nicht haltbar.“ Der SVR empfiehlt, unter der anstehenden deutschen EU-Ratspräsidentschaft ein wissenschaftliches Netzwerk anzustoßen, das die Migrationsbewegungen in und aus Afrika untersucht. Es soll auf bereits vorhandenen Prognosetechniken und Forschungsergebnissen aufbauen und diese systematisieren.

Das SVR-Jahresgutachten „Gemeinsam gestalten. Migration aus Afrika nach Europa“ finden Sie hier.

Fonds für Jugendaustausch mit Afrika zur Kompetenzentwicklung

Deutschland und die Afrikanische Union arbeiten zusammen, um Kompetenzen der jungen Generation für nachhaltige Entwicklung zu stärken. Karsten Weitzenegger unterstützt für INBAS im Auftrag der GIZ afrikanische Jugendorganisationen beim Aufbau von Partnerschaften für Azubi-Austausch.

Das BMZ hat jetzt einen Innovationsfonds aufgelegt, der innovative und integrative Ansätze des deutsch-afrikanischen oder trilateralen Jugendaustauschs zur Kompetenzentwicklung fördert. Es können Vorhaben in den Ländern Benin, Ghana, Südafrika, Tansania, Togo und Deutschland finanziert werden.

Das ist eine gute Gelegenheit für Partnerschaftsinitiativen, neue Ansätze der Kompetenzentwicklung auszuprobieren, die für die Ziele für nachhaltige Entwicklung SDG und die AU-Agenda 2063 wirken.

Mit dem Innovationsfonds können relativ leicht Kosten zwischen 2000 und 15000 Euro für Pilotprojekte im nächsten Jahr finanziert werden. Die Ausschreibungsunterlagen sind auf https://www.gfa-group.de/agyi/ in Englisch, Französisch und Swahili verfügbar. Die nächste Frist in schon am 15. November 2019, aber weitere Termine folgen bald. Der Fonds wird von der GFA Group unabhängig verwaltet.

Ich kann die Vergabe nicht beeinflussen, aber bei der Antragsstellung unterstützen. Wenn Sie mit Partnern aus einem der fünf Länder innovative Bildungsprojekte vorhaben, unterstütze ich gern bei der Formulierung und dem Kontakt zu unseren Alumni.

Weitere Informationen über die SDG finden Sie auf der Website:
https://sustainabledevelopment.un.org/?menu=1300
Auf der oben genannten Website findet der Antragsteller auch die detaillierten Definitionen und Indikatoren für jede SDG. Diese können sehr nützlich sein, um zu definieren, worauf sich die Anwendung konzentriert.

Die AU-Agenda 2063 mit ihren Bestrebungen und Zielen sieht wie folgt aus:
• Ein prosperierendes Afrika, das auf integrativem Wachstum und nachhaltiger Entwicklung basiert
o Ein hoher Lebensstandard, Lebensqualität und Wohlbefinden für alle Bürger
o Gut ausgebildete Bürger und Kompetenzrevolution, die von Wissenschaft, Technologie und Innovation getragen wird
o Gesunde und gut ernährte Bürger
o Transformierte Volkswirtschaften
o Moderne Landwirtschaft für mehr Produktivität und Produktion
o Umweltverträgliche und klimaresistente Volkswirtschaften und Gemeinschaften
• Ein integrierter Kontinent, der politisch geeint ist und auf den Idealen des Panafrikanismus und der Vision der afrikanischen Renaissance basiert
o Kontinentale Finanz- und Währungsinstitute sind etabliert und funktionsfähig
o Weltklasse-Infrastruktur durchquert Afrika
• Ein Afrika der guten Regierungsführung, der Demokratie, der Achtung der Menschenrechte, der Gerechtigkeit und der Rechtsstaatlichkeit
o Demokratische Werte, Praktiken, universelle Prinzipien der Menschenrechte, der Gerechtigkeit und der Rechtsstaatlichkeit sind verankert
o Fähige Institutionen und transformative Führung vorhanden
• Ein friedliches und sicheres Afrika
o Frieden, Sicherheit und Stabilität sind verankert
o Ein stabiles und friedliches Afrika
o Eine voll funktionsfähige und betriebsbereite APSA
• Afrika mit einer starken kulturellen Identität, einem gemeinsamen Erbe, Werten und Ethik
o Die kulturelle Renaissance Afrikas ist von herausragender Bedeutung
• Ein Afrika, dessen Entwicklung von den Menschen bestimmt wird, das sich auf das Potenzial der afrikanischen Bevölkerung, insbesondere ihrer Frauen und Jugendlichen, stützt und sich um Kinder kümmert
o Gleichstellung der Geschlechter in allen Lebensbereichen
o Engagierte und befähigte Jugendliche und Kinder
• Ein Afrika als starker, einheitlicher, widerstandsfähiger und einflussreicher Global Player und Partner
o Afrika als wichtiger Partner für globale Angelegenheiten und friedliches Zusammenleben
o Afrika übernimmt die volle Verantwortung für die Finanzierung der Entwicklung
Weitere Informationen zur AU Agenda 2063 mit ihren Zielen und Bestrebungen finden Sie auf der Website: https://au.int/en/agenda2063/goals

Entwicklungsinvestitionsfonds soll Marktchancen deutscher Unternehmen in Afrika erhöhen

Berlin – Unternehmen, die in Afrika investieren wollen, können sich ab sofort um Förderung im Rahmen des Entwicklungsinvestitionsfonds bewerben. Der Startschuss für das Programm „AfricaConnect“, das deutschen und europäischen Firmen offensteht, fiel heute Abend in Berlin.

„Den Unternehmen, die in Afrika investieren wollen, fehlt heute oft die passende Finanzierung. Deshalb geht nur ein Prozent der deutschen Auslandsinvestitionen nach Afrika. Das muss sich ändern, weil auch Afrika sich ändert – dort liegen die künftigen Wachstumsmärkte: In den nächsten zehn Jahren wird in Afrika mehr gebaut, als in den letzten hundert Jahren in Europa. Sechs der zehn am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften sind in Afrika. Länder wie Äthiopien, Elfenbeinküste oder Ghana haben ein Wirtschaftswachstum von sieben Prozent. Bei dieser Entwicklung sollte die deutsche Wirtschaft dabei sein. Wichtig ist jetzt, dass wir vom Finanzminister die nötigen Finanzmittel erhalten, um die neuen Angebote in möglichst großer Anzahl umsetzen zu können. Nur so können wir das Versprechen der Bundesregierung an Afrika auch einlösen: Bis zu einer Milliarde Euro für den Förderrahmen für mehr Investitionen des Mittelstands in Afrika“, so Bundesentwicklungsminister Gerd Müller.

„Die Einforderung guter Regierungsführung, eine Verstärkung der Privatinvestitionen und fairer Handel – das sind die drei Säulen der neuen Entwicklungszusammenarbeit mit afrikanischen Staaten. Notwendig ist dazu jetzt eine Verstärkung der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit, insbesondere um Technologie- und Bildungstransfers auszubauen. Mit dem neuen Instrument des Entwicklungsinvestitionsfonds schaffen wir jetzt den Einstieg in ein afrikanisches Mittelstandsförderungsprogramm mit neuen attraktiven Rahmenbedingungen für Privatinvestitionen. Auf nach Afrika, dort liegen die Zukunftsmärkte!“, so der Minister weiter.

Künftig erhalten deutsche und europäische Unternehmen für ihre Projekte in Afrika Kredite zu attraktiven Konditionen. Entscheidend für eine Förderung ist die wirtschaftliche, ökologische und entwicklungspolitische Nachhaltigkeit der Investition. So müssen geförderte Projekte vor Ort einen Mehrwert schaffen – Ausbildung, qualifizierte Arbeitsplätze, neue Perspektiven für junge Menschen. Die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft berät, prüft und begleitet Unternehmen während des gesamten Investitionszyklus.

Minister Müller: „Mit dem Entwicklungsinvestitionsfonds schließen wir eine Förderlücke. Dem Mittelstand bieten wir eine Teilung des Risikos bei Geschäften in Afrika an. So kann zum Beispiel ein Textilunternehmen profitieren und seine Produktionsstätte in Afrika ausweiten. Und wir fördern die aufstrebende afrikanische Startup-Szene. Mehr Kapital bedeutet auch mehr Jobs vor Ort! Das sind genau die Angebote, die sich Unternehmen und afrikanische Partner wünschen: Moderne Entwicklungszusammenarbeit gemeinsam mit der Wirtschaft, und Unterstützung für Reformen in Afrika. Das ist ganz auf der Linie des Marshallplans mit Afrika und unserer Reformpartnerschaften: Wer das Investitionsklima verbessert, bürokratische Hürden abbaut und Korruption bekämpft, profitiert.“

Insgesamt besteht der Entwicklungsinvestitionsfonds aus drei Komponenten:

  • ​​„AfricaConnect“ startet ab sofort und ist ein Finanzierungsangebot für private Unternehmen mit Hauptsitz in der EU, das den klassischen Mittelstand fördert. Umgesetzt wird das Angebot von der DEG. Aber auch private Unternehmen mit Sitz in Afrika werden gefördert, wenn sie europäische Anteilseigner oder langfristige Vertragsbedingungen mit europäischen Partnern haben. Es können Darlehen zwischen 750.000 und 4 Millionen Euro für entwicklungsrelevante Investitionen in Afrika finanziert werden, die Laufzeiten betragen drei bis sieben Jahre. Unternehmen müssen sich dazu am unternehmerischen Risiko beteiligen (mindestens 30 Prozent Eigenbeteiligung an der Investitionssumme) und erkennbar zur Entwicklung des Zielmarktes beitragen – etwa eine direkte Beschäftigungswirkung vor Ort zu guten Arbeitsbedingungen oder auch die Einführung neuer Technologien oder innovativer Dienstleistungen in afrikanischen Märkten. Die politischen und wirtschaftlichen Risiken werden durch eine einzigartige Risikoteilung abgemildert, denn das Darlehen wird wie Eigenkapital behandelt und muss im Stressfall nicht vorrangig bedient werden.
  • „AfricaGrow“ startet im Lauf des Jahres 2019 und stellt Wachstumskapital für kleine und mittlere Unternehmen in Afrika in unterschiedlichen Risikoklassen zur Verfügung. Denn nur mit einer breiteren Kapitalbasis können diese Unternehmen auch in Wachstum und mehr Arbeitsplätze investieren. Der bei der KfW Entwicklungsbank aufgesetzte „AfricaGrow“-Dachfonds investiert in afrikanischen KMU-Wagnis- und Eigenkapitalfonds, damit diese zusätzliche Unternehmen fördern können. Damit werden die lokalen Finanzmarktstrukturen in Afrika entscheidend gefördert. Die DEG beteiligt sich an „AfricaGrow“ und sendet so ein wichtiges Signal an private Investoren.
  • Das „Wirtschaftsnetzwerk Afrika“ bündelt Beratungs- und Unterstützungsangebote der Außenwirtschaftsförderung und Entwicklungszusammenarbeit, um den Markteintritt deutscher Mittelständler sowie die Ausweitung der Geschäftstätigkeit in afrikanischen Wachstumsmärkten zu erleichtern. Ab dem zweiten Halbjahr 2019 wird es eine einheitliche Ansprechstruktur für Unternehmen geben.

Das Bundesentwicklungsministerium startet gemeinsam mit der DEG und der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE) zu einer Roadshow durch Deutschland, um die neuen Angebote vor Ort bei den Unternehmen vorzustellen. Für Informationen können Unternehmen und Verbände die AWE kontaktieren.​ https://www.wirtschaft-entwicklung.de

 

Europäisch – Afrikanischer Jugendaustausch „Skills in Exchange“

Der Jugendaustausch mit Afrika steht im Zentrum eines Symposiums, das vom 6. bis 8. Mai 2019 in Bonn stattfindet. Erstmals dabei sind europäische Träger. Gemeinsam soll ausgelotet werden, wie europäische Kooperationen für den Jugendaustausch mit Afrika gestaltet werden können. Karsten Weitzenegger arbeitet im Auftrag von INBAS und GIZ an einem Austauschformat der DAJ für berufliche Bildung.

Bonn, 29. April 2019. Von Montag, 6. Mai, bis Mittwoch, 8. Mai 2019 findet in der Deutschen Welle in Bonn ein dreitägiges Symposium statt. Organisiert wird es von Engagement Global gGmbH, unter deren Dach die Deutsch-Afrikanische Jugendinitiative (DAJ) 2016 startete, gemeinsam mit France Volontaires und Norwegian Agency for Exchange Cooperation.

Die Kommunikationssprache des Symposiums ist Englisch.

Unter dem Motto „European – African Youth Exchange. Making the case for active citizenship and solidarity” wird es in zahlreichen Workshops und Vorträgen unter anderem darum gehen, wie in Europa die Zusammenarbeit für den Jugendaustausch mit Afrika gestaltet werden kann. Das Symposium will auch ausloten, wie die Agenda 2030, also die nachhaltigen Entwicklungsziele, in den Jugendaustausch integriert werden kann, wie Strukturen für den Jugendaustausch zu stärken sind und welche Themen maßgeblich den Jugendaustausch der Zukunft bestimmen.

Aus der Taufe gehoben wurde die DAJ im Juni 2016. Die Initiative für die Stärkung des deutsch-afrikanischen Jugendaustauschs wird koordiniert von Engagement Global und bündelt bewährte Angebote wie beispielsweise den Freiwilligendienst weltwärts, das Schulaustauschprogramm ENSA und den Lerndienst ASA.

Auf afrikanischer Seite sind zivilgesellschaftliche Organisationen aus Benin, Südafrika und Tansania verantwortlich für die Umsetzung: Das Netzwerk Réseau AGYI Bénin in Benin, Wildlife and Environment Society of South Africa (WESSA) in Südafrika und Tanzania Youth Coalition (TYC) in Tansania.

Foto: Engagement Global/Dave Grossmann

Comments

Dear partners,

The African-German Youth Initiative has reached its end and it is time to say good-bye.

We would like to take this opportunity to say a big THANK YOU for the collaboration with you, the partnerships developed and the ongoing commitment to youth exchange and volunteering.

The 4-year pilot phase has been endlessly rich in learnings, innovations and meaningful dialogues. We are happy to share with you a resource guide containing the major learnings and tools developed.

You will get:

The AGYI Learning Paper, jointly developed by the members of the Steering Committee of the African German Youth Initiative (AGYI) as a compilation of the major learnings of the pilot phase.
A Toolbox compiling all major products and service offers developed by the AGYI partners in Benin, South Africa, Tanzania and on a continental level by the AU Commission.
The AGYI Results Booklet highlighting major impacts of the AGYI Pilot Phase in facts and figures.
A list of links to all major publications by the AGYI partners and an amazing set of inspiring videos.

AGYI Resource Guide
AGYI Learning Paper_Presentation
Skills Exchange Policy Paper

Please feel free to share the document with interested actors in the African-German volunteering and exchange sector.

This year has plunged youth exchange into a deep crisis. We were privileged to see during the AGYI pilot greatly inspiring innovations, the amazing effects of youth engagement and the power of enhanced dialogue between German and African partners. This makes us confident that the youth exchange and volunteering sector will further grow towards more diversity, stronger partnerships and future-ready formats beyond the Covid19-crisis.

On behalf of the GIZ AGYI team, I would like to thank you for the moments of exchange and insights shared. It was a great pleasure!

We wish you and your families a restful and safe holiday season!

Best wishes,

Maria

GIZ legt Fokus auf berufliche Perspektiven in Afrika

Geschäftsvolumen der GIZ steigt 2017 um knapp 7 Prozent

Berlin, 10. Juli 2018( giz) Lebensbedingungen von Millionen Frauen, Männern und Kindern weltweit zu verbessern, dafür setzt sich die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ein. „Damit Menschen gut in ihrer Heimat leben können, brauchen sie Bildung für ihre Kinder, Ausbildung für Jugendliche und ein Einkommen, um sich und ihre Familien zu ernähren. Wir setzen uns im Auftrag der Bundesregierung dafür ein, Entwicklung und Beschäftigung zu fördern“, sagte GIZ-Vorstandssprecherin Tanja Gönner bei der Jahrespressekonferenz. „Denn gerade Beschäftigung schafft Zukunft.“ Die zunehmende Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit zeigt sich in der Bilanz der GIZ: Im Jahr 2017 betrug das Geschäftsvolumen rund 2,6 Milliarden Euro, ein Wachstum von knapp 7 Prozent. Die Aufträge stammen von der Bundesregierung, der Europäischen Union (EU), aber auch von nationalen Regierungen. Hauptauftraggeber ist das Bundesentwicklungsministerium (BMZ).

Ein Fokus der Arbeit der GIZ liegt auf Afrika. „Die Bundesregierung investiert gezielt in Zukunftsperspektiven vor Ort, vor allem in Bildung, Ausbildung und Beschäftigung. Denn wer ein sicheres Auskommen hat, kann auch in seiner Heimat bleiben“, sagte der Staatssekretär im BMZ und GIZ-Aufsichtsratsvorsitzende Martin Jäger. „Für die Umsetzung unserer Arbeit setzt das Entwicklungsministerium auf die GIZ als zuverlässigen Partner, gerade mit ihrer langjährigen Erfahrung in vielen afrikanischen Ländern.“ Für mehr und bessere Beschäftigung in Nordafrika und Nahost setzt sich die GIZ unter anderem über eine BMZ-Sonderinitiative ein: Hier hat die GIZ in den vergangenen drei Jahren mehr als 100.000 Menschen bessere berufliche Perspektiven eröffnet und die Lebenssituation von Familien verbessert. Insgesamt kommt die Arbeit der GIZ mehr als 450.000 Menschen zugute.

Auch die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft spielt eine wichtige Rolle. So profitieren 10 Millionen Menschen davon, dass die GIZ mit Unterstützung der Privatwirtschaft den Anbau von Kakao, Cashewnüssen, Baumwolle und Reis in 14 afrikanischen Ländern verbessert. Den größten finanziellen Beitrag zu diesen Projekten, die die GIZ für das Entwicklungsministerium umsetzt, leisten die Partner aus der Privatwirtschaft, darunter die Bill & Melinda Gates Stiftung und Unternehmen wie Kraft Heinz Foods, Intersnack und Olam.

Inhaltlich prägen drei Themen die Arbeit der GIZ: Flucht und Migration, Sicherheit und Stabilisierung sowie Klima und Energie. Jedes dritte Projekt gilt dem Klima. Seit Ende 2017 ist die GIZ auch für den Green Climate Fund tätig, den 194 Staaten für Klimaprojekte in Entwicklungsländern gegründet haben. In ihrem ersten Projekt für den GCF wird die GIZ die Wasserversorgung im Inselstaat Grenada widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels machen. Mehr als 100.000 Menschen werden davon profitieren.

85.000 Jobs für Flüchtlinge und Menschen in aufnehmenden Gemeinden

Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Unterstützung von Flüchtlingen und aufnehmenden Gemeinden. So hat die GIZ für die Bundesregierung gemeinsam mit der KfW in Syriens Nachbarländern die Schaffung von rund 85.000 Jobs über direkt entlohnte Beschäftigungsmaßnahmen unterstützt. Flüchtlinge und lokale Bevölkerung erhalten so schnell verfügbares Einkommen. „Damit helfen wir unmittelbar und schnell vor Ort“, sagte Gönner. „In der internationalen Zusammenarbeit kommt es darauf an, flexibel zu sein und gleichzeitig die Weichen für eine langfristige und strukturelle Entwicklung zu stellen.“

Im vergangenen Jahr verzeichnete die Arbeit für das BMZ einen Zuwachs um 215 Millionen Euro oder 11 Prozent auf insgesamt rund 2,1 Milliarden Euro. Darin enthalten sind auch Mittel von Dritten wie der EU, ausländischen Regierungen oder Stiftungen, die als Kofinanziers zusätzliche Gelder bereitstellen. Nimmt man die Mittel der EU bei den Kofinanzierungen und direkten Beauftragungen zusammen, ist die EU zweitgrößter Auftraggeber mit rund 290 Millionen Euro, ein Zuwachs von rund 24 Prozent. Bei Aufträgen anderer deutscher Bundesministerien lag das Volumen im Jahr 2017 bei 330 Millionen Euro, ein Plus von 15 Millionen Euro oder fünf Prozent zum Vorjahr. Für das Unternehmen arbeiteten Ende 2017 insgesamt 19.506 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 120 Ländern, 1.246 mehr als im Vorjahr. Fast 70 Prozent der Beschäftigten stammen aus den Einsatzländern.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ist ein weltweit tätiges Bundesunternehmen. Sie unterstützt die Bundesregierung in der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung und in der internationalen Bildungsarbeit. Die GIZ trägt dazu bei, dass Menschen und Gesellschaften eigene Perspektiven entwickeln und ihre Lebensbedingungen verbessern. Den Integrierten Unternehmensbericht mit diesen und weiterführenden Zahlen und Inhalten finden Sie unter https://berichterstattung.giz.de

Herero- und Nama-Opferverbände kommen nach Hamburg

Zwischen 1904 und 1908 verübten die deutschen Kolonialtruppen im damaligen Deutsch-Südwest-Afrika einen Völkermord an den Volksgruppen der Herero und Nama, mit dessen schwerwiegenden Folgen die Nachfahren der Opfer bis in die Gegenwart hinein konfrontiert sind. Diese sind Thema des zweiten Transnationalen Herero- und Nama-Kongresses, den die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e. V. und die Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg zusammen mit dem zivilgesellschaftlichen Bündnis „Quo Vadis Hamburg“ am 6. und 7. April in Hamburg veranstalten.

Die Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte Hamburgs wurde vor rund zwanzig Jahren durch verschiedene zivilgesellschaftliche Initiativen, insbesondere durch das Engagement der Black Communities und People of Color angestoßen. 2014 entschloss sich der Senat, die Aufarbeitung des kolonialen Erbes systematisch anzugehen. Zur Erarbeitung der wissenschaftlichen Grundlage wurde an der Universität Hamburg die Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe / Hamburg und die frühe Globalisierung“ eingerichtet, deren Finanzierung Anfang März von der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung um weitere fünf Jahre verlängert wurde. Die Hamburger Museen haben sich in verschiedenen Ausstellungen und Projekten dem Thema angenommen und auch bei der Kontextualisierung der zahlreichen unkommentierten Kolonialdenkmäler in der Stadt gibt es erste Fortschritte. So wurde jüngst in Jenfeld an der denkmalgeschützten Lettow-Vorbeck-Kaserne eine Informationstafel über General Lothar von Trotha angebracht, die seine Verantwortung an dem Völkermord an den Herero und Nama klar benennt.

Weitere Informationen zu dem Kongress finden Sie unter: https://colonial-amnesia-quovadishh.eu/

Der gewaltsamen Durchsetzung der deutschen Kolonialherrschaft fielen etwa 80 Prozent der Herero und 50 Prozent der Nama zum Opfer. Insgesamt starben bis zu 100.000 Menschen; Männer, Frauen und Kinder; die meisten von ihnen ließen die deutschen Truppen elendig in der Wüste verdursten und verhungern. Die Überlebenden wurden enteignet, in Lager interniert, misshandelt, vergewaltigt und zu harter Zwangsarbeit gezwungen. Viele überlebten diese brutale Behandlung nicht. Die Folgen des Genozids sind bis heute in Namibia spür- und sichtbar. Der Völkermord ist ein gesamtgesellschaftliches Trauma, das auch hundert Jahre später psychologisch, wirtschaftlich, sozial, kulturell und politisch nachwirkt.

Welche Rolle hat Hamburg beim ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts gespielt? Welche Spuren der Kolonialgeschichte finden sich im Stadtraum und was passiert mit den erinnerungspolitischen Leerstellen? Diese Fragen stellt der Zweite Transnationale Herero- und Nama-Kongress, zu dem die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e. V. und die Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg zusammen mit dem zivilgesellschaftlichen Bündnis „Quo Vadis Hamburg“ am 6. und 7. April nach Hamburg eingeladen hat. Erstmalig zu Gast in der Hansestadt ist eine Delegation von Vertreterinnen und Vertretern der Herero und Nama, die sich im Rahmen der Konferenz mit diesen und anderen Fragen auseinandersetzen werden.

Dass Hamburg in der Geschichte des Genozids an den Herero und Nama eine Schlüsselrolle zukommt, steht wissenschaftlich mittlerweile außer Frage. Die Hafenstadt war die koloniale Handelsmetropole des Kaiserreichs. So war es auch die Hamburger Kaufmannschaft, die 1883 – am Vorabend der Berliner West-Afrika-Konferenz (1884/85) – mit einer Denkschrift an den Reichstag appellierte, deutsche Kolonien in Afrika zu errichten. Der damalige Präses der Hamburger Handelskammer Adolph Woermann dominierte mit seiner Deutsch-Ost-Afrika-Linie jahrzehntelang den Linienverkehr nach Ostafrika und führte später auch die Truppentransporte in die Kolonien durch.

In Anerkennung der moralisch-politischen Verantwortung für die historischen Ereignisse hat der Hamburger Senat anlässlich des zweiten Transnationalen Herero- und Nama-Kongress die Delegation der Herero- und Nama-Opferverbände zu einem Senatsempfang in das Rathaus eingeladen.

Handel(n) gegen den Hunger | Ringvorlesung der Universität Hamburg, 09. April – 25. Juni 2018

Karsten Weitzenegger organisiert mit SID Hamburg

Handel(n) gegen den Hunger
Ringvorlesung der Universität Hamburg, 09. April – 25. Juni 2018

Montags, 18-20 Uhr, Edmund-Siemers-Allee 1, Flügel West, Raum 221
Unter welchen (welt)wirtschaftlichen Bedingungen gelingt Armutsminderung und was können wir konkret dazu beitragen?
Weitere Informationen: www.sid-hamburg.de/ringvorlesung2018

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Digitale Innovationen für Entwicklungsländer: BMZ unterstützt World Summit Award

Lokale digitale Innovationen fördern und auszeichnen: Mit Unterstützung des Entwicklungsministeriums (BMZ) finden dieses Jahr die Innovationstage des World Summit Awards erstmals in Deutschland statt. Aus 400 Bewerbungen wählt eine internationale Jury die fortschrittlichsten digitalen Ideen aus, die Lösungen für soziale Probleme in aller Welt bieten. Der Schwerpunkt liegt auf Innovationen in Afrika.

Entwicklungsminister Gerd Müller: „Digitale Lösungen bieten riesige Chancen, insbesondere für Afrika: Kleinbauern können fernab der nächsten Stadt per SMS aktuelle Marktpreise abrufen und so angemessene Preise für ihre Waren verlangen. Werdende Mütter werden mit Hilfe von Apps regelmäßig an notwendige Vorsorgetests erinnert. 3D-Drucker können vor Ort aus recyceltem Material lebenswichtige Prothesen herstellen. Die Möglichkeiten für Entwicklungssprünge sind unbegrenzt – ich bin beeindruckt von der Vielfalt der Innovationen.“

Alexander Felsenberg, Vorstand des World Summit Award Deutschland: „Der World Summit Award trägt dazu bei, dass die hier präsentierten Ideen in den Heimatländern Anwendung finden und so auch zu den Initiativen der Bundesregierung im Bereich Digitalisierung beitragen können – sei es als Inspiration oder als mögliche Partner vor Ort.“

Bewerben konnten sich Unternehmen und junge Start-ups mit ihren digitalen Anwendungen in acht verschiedenen Kategorien, die von Gesundheit, Bildung und Umwelt bis hin zu Urbanisierung, Wirtschaft und Handel reichen. Alle prämierten Initiativen müssen zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen beitragen. Ziel ist, Innovationen in Entwicklungsländern zu fördern. Dies steht in Zusammenhang mit einer breiten Initiative „Make-IT“ der deutschen Wirtschaft und Zivilgesellschaft zur Förderung von Tech-Start-ups.

 

Beispiele aus der Praxis

Die Mobilanwendung „Farmerline“ in Ghana beispielsweise versendet Nachrichten an Abonnenten mit Informationen über Marktpreise, damit die Landwirte den tagesaktuellen Wert ihres Produkts kennen. Denn obwohl mehr als die Hälfte der Bevölkerung Ghanas im Agrarsektor beschäftigt ist, leben viele Kleinbauern fernab der lokalen Marktplätze und sind beim Verkauf ihrer Waren auf Zwischenhändler angewiesen.

Ein anderes Beispiel aus Südafrika: Die vor Ort entwickelte App „hearScreen“ ermöglicht Hörtests mit günstigen Mitteln. Gesundheitshelfer machen die Tests per Smartphone und ganz normalen Kopfhörern. Die Ergebnisse werden per SMS oder E-Mail an die Eltern verschickt. Bei Verdacht auf Hörschäden stellt hearScreen eine Verbindung zu einem Hörspezialisten her. Die Qualität leidet nicht unter der kostengünstigen Methode: die Tests sind klinisch valide.

Links:

Neue Studie: 20 Millionen Jobs in Afrika sind möglich

Die vom Bundesentwicklungsministerium in Auftrag gegebene Studie des DIE  „Arbeitsplatzoffensive für Afrika“ zeigt auf, wie die jedes Jahr benötigten 20 Millionen neuen Arbeitsplätze in Afrika entstehen können.

Nach Aussage der Studie ist die Steigerung der Produktivität dabei zentral. Heute diskutiert Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller mit Afrikaexperten über die Lösungsansätze der Studie, wie die Entwicklungspolitik zum Jobwachstum in Afrika beitragen kann.

Gerd Müller: „20 Millionen Jobs sind möglich. Europa und Afrika müssen dafür mehr leisten. Die Aufgabe für Afrika: Mehr in die Menschen investieren, den Rechtsstaat umsetzen, Unternehmertum fördern und die Korruption bekämpfen. Die Aufgabe für Europa: Ausbeutung beenden, fairen Handel umsetzen, Investitionen voranbringen und für mehr Wertschöpfung auf unserem Nachbarkontinent sorgen.“

Die Schaffung von Jobs ist ein Schwerpunkt des im Januar dieses Jahres von Entwicklungsminister Müller vorgestellten Konzepts für einen Marshallplan mit Afrika. Von den darin enthaltenen über 100 Reformideen befindet sich bereits eine Vielzahl in der Umsetzung. So hat die deutsche Entwicklungspolitik zum Beispiel bei der G20-Afrikakonferenz im Juni 2017 in Berlin den Startschuss für Reformpartnerschaften mit Ghana, Côte d’Ivoire und Tunesien gegeben. Dabei ist die Unterstützung nach dem Prinzip „Fördern und Fordern“ auch an die Umsetzung von Reformen in den Partnerländern gebunden. Diese sollen zentrale Hindernisse für die Wirtschaftsentwicklung und damit für die Schaffung von Jobs beseitigen.

Die deutsche Entwicklungspolitik hat ihre Unterstützung für Afrika signifikant ausgebaut:

  • Das Bundesentwicklungsministerium hat in der aktuellen Legislaturperiode die bilateralen Zusagen für Afrika um über 50 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro 2016 gesteigert.
  • Die thematischen Sonderinitiativen des Ministeriums, wie zum Beispiel „EINEWELT ohne Hunger“, investieren zusätzlich über 200 Millionen Euro pro Jahr in Afrika.
  • Seit 2014 verpflichtet sich die deutsche Entwicklungspolitik, mehr als 50 Prozent seiner bilateralen Programme in Afrika umzusetzen.
  • Über die bilaterale staatliche Entwicklungszusammenarbeit ist Deutschland mit elf Schwerpunkten in 36 afrikanischen Ländern mit mehr als 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern engagiert.

Die vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik erstellte Studie finden Sie unter den Publikationen.

Publikationen

Transformation in Richtung Nachhaltigkeit unter Zeitdruck
Guterres
United Nations Secretary-General António Guterres UN Photo # 709941

767 Millionen Menschen haben nicht mehr als ein 1,90 US-Dollar am Tag, 793 Millionen Menschen leben mit Hunger – UN-Generalsekretär Guterres fordert jetzt mehr Tempo bei der Transformation in Richtung Nachhaltigkeit.

Es ist eine deutliche Mahnung an alle Regierungen. Vor zwei Jahren hat die Weltgemeinschaft versprochen, „niemanden zurück zu lassen“ und die Agenda 2030 mit ihren 17 globalen Nachhaltigkeitszielen verabschiedet. Die Fortschritte seien aber in vielen Bereichen „viel langsamer“ als nötig, sagt UN-Generalsekretär António Guterres: „Die Umsetzung hat begonnen, aber die Uhr tickt.“

Jedes Jahr kommen in New York hochrangige Regierungsvertreter beim High Level Political Forum on Sustainable Development, kurz: HLPF, zusammen – um eine Art Inventur zu machen. Dieses Jahr fand das Treffen vom 10. bis 19. Juli statt. Mehr als 40 Staaten haben dort berichtet, wie sie die Agenda 2030 anpacken. Darunter etwa Indien, Japan und Brasilien. Brasilien zum Beispiel hat eine Nationale Kommission für Nachhaltige Entwicklung ins Leben gerufen. Ohnehin schaffen immer mehr Länder Kommissionen und Räte mit Aufgaben, die denen des Nachhaltigkeitsrates in Deutschland ähneln. Sie folgen der Erkenntnis, dass zur Umsetzung der Agenda 2030 ein Multi-Stakeholder-Ansatz notwendig ist.

Ambition: Eine Million Jobs in Afrika

Erst im Juli hatten die G20-Staaten, also die wirtschaftsstärksten Industrie- und Schwellenländer, im sogenannten „Hamburg Update“ erklärt, die Agenda 2030 voranbringen zu wollen. So verabredeten sie unter anderem auch eine Ausbildungs- und Jobinitiative in ländlichen Räumen Afrikas, damit dort in den nächsten fünf Jahren fünf Millionen Ausbildungsplätze und eine Million Jobs entstehen.

Bei seinem Appell, jetzt Tempo zu machen, beruft sich Guterres auf „The Sustainable Development Goals Report 2017“. Der Bericht zeigt, wie es weltweit vorangeht mit dem Kampf etwa gegen Hunger, Armut oder Klimawandel, die UN erstellen ihn jedes Jahr. Derzeit müssen demnach noch immer 767 Millionen Menschen weltweit am Tag mit 1,90 US-Dollar auskommen, 793 Million Menschen leben mit Hunger.

„Wir sind erst am Anfang eines langen Prozesses und komplexen Prozesses“, sagt Alexander Müller, Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung und einer der Gründer des TMG Think Tanks for Sustainability. Er war bei dem Treffen in New York dabei. Ihn treibt vor allem um, dass die Nachhaltigkeitsziele bisher nicht quer gedacht werden, also jedes Ziel für sich gesehen wird, aber nicht die Wechselwirkungen. Hunger sei aber nicht allein dadurch zu bekämpfen, die Nahrungsmittelproduktion zu erhöhen, erklärt Müller, der lange für die FAO, die Agrarorganisation der UN gearbeitet hat: „Ohne gleichzeitig das Management von natürlichen Ressourcen wie Boden und Wasser zu berücksichtigen, wird keine nachhaltige Produktion erreicht.“

Bodenschutz: Fünf Empfehlungen

Im Gepäck nach New York hatte er fünf Botschaften, die unter seiner Leitung 300 Teilnehmende aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft auf der Global Soil Week in Berlin in diesem Frühjahr erarbeitet haben: Erstens sind demnach „höhere Investitionen in verantwortungsvolles Landmanagement sowie eine Überwachung der Fortschritte“ notwendig. Zweitens sollen sich „Konsum- und Produktionsmuster in Ländern mit hohem Konsum ändern, „denn sie verursachen die Bodendegradierung in anderen Teilen der Welt“. Drittens braucht es in der Raumplanung einen „integrierten Ansatz für das Land-Stadt-Kontinuum – die Überzeugung, dass es zwischen `wirklich städtisch´ und `wirklich ländlich´ viele Graustufen gibt“.

Darüber hinaus sollen – viertens – „Landbesitz und Landrechte für schutzbedürftige Gruppen durch Anerkennung der Tatsache verbessert werden, dass Menschenrechte durch knapper werdenden Raum für die Zivilgesellschaft unter Druck sind.“ Fünftens und letztens soll „durch die Sanierung geschädigten Bodens und ein verantwortungsvolles Landmanagement Ernährungssicherheit gewährleistet“ werden.

Allein diese Botschaften zeigen bereits, wie ambitioniert die Nachhaltigkeitsziele sind. Ihre Umsetzung betrifft die gesamte Gesellschaft, meint Rita Schwarzelühr-Sutter, als parlamentarische SPD-Staatssekretärin im Bundesumweltministerium für Nachhaltigkeit zuständig: „Nur mit allen gesellschaftlichen Akteuren können wir die erforderliche Wende in der Agrarpolitik, im Finanzwesen, im Verkehrsbereich erfolgreich gestalten.“

Quelle: Rat für nachhaltige Entwicklung, 25.07.2017