OECD-Leitlinien: Sorgfaltspflicht entlang der Bekleidungs- und Schuhlieferkette
Der Bekleidungs- und Schuhsektor beschäftigt Millionen gering qualifizierter Arbeitskräfte – viele von ihnen Frauen – und fungiert in zahlreichen Ländern als Einstieg in die reguläre Wirtschaft. Die Unternehmen haben hier die Chance, Wachstum und Beschäftigung zu generieren und zur Kompetenzentwicklung beizutragen. Tatsächlich sind aber Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen sowie Umweltschädigungen durch Unternehmen in der gesamten Lieferkette weit verbreitet.
Die „OECD Due Diligence Guidance for Responsible Supply Chains in the Garment and Footwear Sector“ unterstützt Unternehmen bei der Umsetzung der OECD-Empfehlungen zur Sorgfaltspflicht entlang der Bekleidungs- und Schuhlieferketten, um mögliche negative Auswirkungen ihrer Aktivitäten zu vermeiden. Die Leitlinien sind praxisorientiert und konzentrieren sich auf kooperative und konstruktive Ansätze für komplexe Sachverhalte.
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OECD-Quiz: Frauen in der Arbeitswelt
Sechs Fragen zu Beschäftigung, Unternehmertum und Digital Economy in OECD-Ländern.
Neuer Standard für nachhaltige Beschaffung – ISO 20400

Die Internationale Organisation für Normung (ISO) brachte im April 2017 nach vierjähriger Erarbeitungszeit erstmals einen internationalen Standard für nachhaltige Beschaffung heraus.

Der ISO-Standard 20400 soll private und öffentliche Organisationen dabei unterstützen, die Beschaffung bzw. den Einkauf nachhaltiger auszugestalten – sowohl auf der strategischen als auch auf der operativen Ebene. Dabei werden neben der ökologischen Nachhaltigkeit auch Aspekte der sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit adressiert. Durch eine nachhaltige Ausrichtung der Beschaffung übernehmen Organisationen Verantwortung für ihre Lieferkette. Der Standard für nachhaltige Beschaffung unterstützt einerseits konkret darin, finanzielle, ökologische und Reputationsrisiken entlang der Lieferkette zu verhindern. Andererseits gibt er Hinweise, wie Nachhaltigkeitskriterien (verpflichtend/optional) festgelegt und diese in den Ausschreibungsprozess integriert werden können, der Lieferant ausgewählt sowie letztlich die Auftragsausführung gestaltet werden kann.

Die ISO 20400 ist ein Leitfaden zur nachhaltigen Beschaffung, jedoch kein Standard nach dem sich Organisationen zertifizieren lassen können. Sie ergänzt den Standard ISO 26000 zur gesellschaftlichen Verantwortung und ist gegenwärtig in englischer sowie französischer Sprache erhältlich: https://www.iso.org/obp/ui#iso:std:iso:20400:ed-1:v1:en

Schritt für Schritt zum nachhaltigen Lieferkettenmanagement

Die wesentlichen Umweltauswirkungen von Unternehmen entstehen oftmals nicht am Standort selbst, sondern in den teils weit verzweigten Lieferketten. Unternehmen befassen sich daher verstärkt mit den ökologischen und sozialen Auswirkungen in ihrer Lieferkette, entweder aus eigenem Engagement heraus oder weil Kunden, Investoren und andere Interessensgruppen mehr Nachhaltigkeit einfordern. Ein neuer Praxisleitfaden des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes bietet nun Hilfestellungen und soll vor allem kleine und mittlere Unternehmen unterstützen. Ein Praxistipp: Betriebe sollten auf ihren bestehenden Strukturen und Prozessen aufbauen und die Anforderungen an ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement schrittweise integrieren.

Links

Publikationen

Quelle: Umweltbundesamt

Wie geht es weiter mit dem Bündnis für nachhaltige Textilien?

Das Bündnis für nachhaltige Textilien (BnT, kurz: Textilbündnis) ist ein Zusammenschluss von Unternehmen und Organisationen mit dem Ziel, die Arbeits- und Lebensbedingungen in der Textilindustrie in Niedriglohnländern zu verbessern. Die Initiative wurde im Oktober 2014 unter Federführung des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gegründet und ist eine Reaktion auf den Einsturz einer Textilfabrik in Sabhar, Bangladesch, in welcher viele internationale Textilkonzerne ihre Produkte fertigen ließen.

Ziele und Stand des Textilbündnisses

Offizielles_Logo_-_tex_rgb150_deZiel des Bündnisses für nachhaltige Textilien ist es, die soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit entlang der gesamten Textilkette kontinuierlich zu verbessern. Nach langer Konfrontation der Anspruchsgruppen hat die Bundesregierung damit eine beispielhafte Multi-Stakeholder-Initiative aus Unternehmen, Gewerkschaften und Zivilgesellschaft zur Durchsetzung von Umwelt- und Sozialstandards zusammen geführt. Ein Durchbruch war der Beitritt fast aller deutschen Unternehmen der Branche.

Die Beteiligten haben sich auf Bündnisstandards verständigt, um zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern der Textil- und Bekleidungsindustrie beizutragen. Bei der Verfolgung der sozialen und ökologischen Ziele wird der Aspekt der Wirtschaftlichkeit von Unternehmen maßgeblich berücksichtigt. Auch Grenzen der Machbarkeit, im Besonderen von kleinen und mittelständischen Unternehmen, werden beachtet.

Der Erfolgsdruck stieg, als das Textilbündnis im November 2016 sogar in die deutschen Nachhaltigkeitststrategie einbezogen wurde. Der Umsatzanteil der Mitglieder des Textilbündnisses am deutschen Textil- und Bekleidungsmarkt ist nun ein Indikator, um nachhaltige Entwicklung weltweit zu messen. Derzeit beträgt der Anteil der Mitglieder bereits mehr als die Hälfte. Wesentlich ist jedoch, welche Verbesserungen durch das Textilbündnis für die Arbeiterinnen in der Textilindustrie erreicht werden. Hierfür ist noch nichts bewirkt worden. Das Textilbündnis wurde in April 2016 im Bundestag entsprechend kontrovers bewertet.

Dabei ist derzeit die Definition der Umsetzungsanforderungen für die sozialen und ökologischen Standards und deren Bewertung noch nicht abgeschlossen. Das System für das Monitoring, Reporting und den Reviewprozess des BnT ist erst am entstehen. Im Rahmen des mühselig vereinbarten Review-Prozesses müssen alle Mitglieder bis Ende Januar 2017 auf Grundlage der individuellen Ausgangslagen eigene Roadmaps mit Zielsetzungen erstellt haben. Als inhaltliche Grundlage haben die drei Fach-Arbeitsgruppen Sozialstandards und existenzsichernde Löhne, Chemikalien- und Umweltmanagement sowie Naturfasern Schlüsselfragen und Indikatoren definiert, mit deren Hilfe die Mitglieder ihre Ausgangslage erheben. Die Umsetzung in 2017 gilt als „Jahr des Übens„. Anfang 2018 wird die Erfüllung der Ziele durch eine unabhängige Dritte Instanz überprüft und verifiziert.

Otto Group und Seidensticker steuern Textilbündnis mit

Nachdem sie die Entwicklung des Textilbündnisses tatkräftig unterstützt hat, ist die Otto Group 2015 in den Steuerungskreis gewählt worden. Der Steuerungskreis des Bündnisses für nachhaltige Textilien hat vier neue Mandate verteilt, darunter an den Einzelhandelskonzern Otto Group sowie das Unternehmen Textilkontor Walter Seidensticker.

Ebenfalls mit von der Partie sind die Verbände HDE und Textil + Mode. „Mit der Wahl des neuen Steuerungskreises stellt das Textilbündnis die Weichen für die Zukunft der Initiative“, so Andreas Streubig, Bereichsleiter Corporate Responsibility der Otto Group. Im Juni hatte die Otto Group ihren Beitritt in das Textilbündnis der Bundesregierung angekündigt und gleichzeitig eine internationale Ausweitung des Büdnisses gefordert.

Erfolgsfaktoren

Als Erfolgsfaktoren für das Textilbündnis sehe ich:

  • Strukturelle Veränderungen in den Produktionsländern können nur gemeinsam vom Bündnis angegangen werden, nicht von einzelnen Unternehmen.
  • Es werden nur glaubwürdige Verifizierungssysteme als Nachweis für die Erfüllung der sozialen und ökologischen Standards anerkannt (hoher Grad an Transparenz und Wirkungsmessung sowie Multistakeholder-Ansatz).
  • Die Berichterstattung der Unternehmen stellt die Wirkung der Umsetzungsmaßnahmen in den Produktionsländern, bezogen auf die sozialen und ökologischen Bündnisziele dar.
  • Die öffentliche Berichterstattung der Unternehmen ermöglicht eine belastbare Bewertung der Unternehmensperformance bezogen auf ökologische und soziale Standards.
  • Maßnahmen zur Umsetzung in den öffentlichen Beschaffungsprozessen folgen.
  • Wirksame Sanktionen gegenüber Unternehmen zum Beispiel im Rahmen des CSR-Richtlinien-Umsetzungsgesetzes, werden eingeführt und Straf- und Bußgeldsanktionen angehoben.

Risiken

Als Herausforderungen sehe ich derzeit:

  • Eine Standardentwicklung dauert mehrere Jahre, weil die gesamte Lieferkette mit Anbau, Spinnerei, Färberei usw. einbezogen werden muss.
  • Wesentliche Faktoren (z.B. Existenzsichernde Löhne, Arbeitssicherheit, Wassermanagement) müssen parallel durch internationale Standards fixiert werden.
  • Fairtrade und andere haben bereits die Kriterien im Umwelt- und im Sozialbereich vorangebracht. Dies darf nicht gedoppelt oder unterlaufen werden.
  • Wenn die Standards gesenkt werden, können umstrittene Discounter Mitglied bleiben, aber ambitionierte Unternehmen haben geringeren Nutzen oder steigen aus, wie bereits geschehen.
  • Firmen könnten einzelne Produkte auf fair umstellen – und nicht ihre ganze Produktion.
  • Das BnT ist von den Anspruchsgruppen aus Deutschland dominiert, während Lösungen in einer derart globalisierten Branche nur international gefunden werden können. Die Ziele sind im internationalen Kontext zu positionieren, bleibt die große Herausforderung.
OECD/FAO-Leitfaden für verantwortungsvolle landwirtschaftliche Lieferketten

Unternehmen, die entlang landwirtschaftlicher Lieferketten tätig sind, stehen vor besonderen Herausforderungen. Wie können sie sicherstellen, dass ihre Geschäftstätigkeiten keine negativen Auswirkungen haben und zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen? Welche Standards für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln gibt es und wie können sie eingehalten werden?

Der „OECD/FAO-Leitfaden für verantwortungsvolle landwirtschaftliche Lieferketten“ richtet sich an alle involvierten Unternehmen. Er deckt die vor- und nachgelagerten Bereiche der Landwirtschaft ab – von der Bereitstellung landwirtschaftlicher Vorleistungen über Produktion, Nacherntebehandlung, Verarbeitung und Transport bis hin zu Marketing, Vertrieb und Verkauf. Darüber hinaus behandelt er Risikobereiche wie Menschenrechte, Arbeitsrechte, Gesundheit und Sicherheit.

Die OECD und die FAO haben diesen Leitfaden entwickelt, um Unternehmen zu helfen, Standards für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln einzuhalten und Due-Diligence-Prüfungen entlang landwirtschaftlicher Lieferketten durchzuführen. Damit soll sichergestellt werden, dass ihre Geschäftstätigkeit keine negativen Auswirkungen verursacht und zu einer nachhaltigen Entwicklung beiträgt. Der Leitfaden besteht aus:

  • einem Muster zur Unternehmenspolitik, das die Standards skizziert, die Unternehmen einhalten sollten, um verantwortungsvolle landwirtschaftliche Lieferketten aufzubauen;
  • einem Rahmen für risikoabhängige Due-Diligence-Prüfungen, der die fünf Stufen beschreibt, die Unternehmen befolgen sollten, um die negativen Effekte ihrer Geschäftstätigkeit zu identifizieren, zu evaluieren, zu mindern und Rechenschaft darüber abzulegen, wie sie diesen Effekten begegnen;
  • einer Beschreibung der größten Risiken, denen sich Unternehmen gegenübersehen, sowie der Maßnahmen zur Minderung dieser Risiken;
  • einem Leitfaden für die Zusammenarbeit mit indigenen Bevölkerungsgruppen.

Direktzugang zur Online-Ausgabe:
www.oecd-ilibrary.org/agriculture-and-food/oecd-fao-leitfaden-fur-verantwortungsvolle-landwirtschaftliche-lieferketten_9789264261235-de

Die Ziele für nachhaltige Entwicklung als Geschäftschancen

Bericht über die Entwicklungszusammenarbeit 2016

Paris, 19.07.2016 (OECD) – Mit der Verabschiedung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDG) verfügt die Welt nun über den ambitioniertesten, am breitesten gefächerten und universellsten Entwicklungsfahrplan der Geschichte. Um die damit verbundenen Herausforderungen zu meistern, muss die internationale Gemeinschaft deutlich mehr aufbringen als die rd. 135 Mrd. US‑$, die pro Jahr für die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit (ODA) bereitgestellt werden. Der Investitionsbedarf für die Umsetzung der SDG in Entwicklungsländern liegt Schätzungen zufolge zwischen 3,3 Bill. und 4,5 Bill. US‑$ pro Jahr. Für Maßnahmen zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf 1,5°C müssen bis 2020 allein von den Industriestaaten rd. 100 Mrd. US‑$ pro Jahr aufgewendet werden. Gleichzeitig verdeutlichen die neuen Ziele, dass die Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung nicht nur arme Länder, sondern uns alle betreffen. Um diese globalen, miteinander verknüpften Herausforderungen zu bewältigen, bedarf es der Kooperation einer Vielzahl verschiedener Akteure, wobei dem privaten Sektor eine entscheidende Rolle zukommt.

Investitionen in nachhaltige Entwicklung sind gut angelegt

Für die SDG sprechen überzeugende ökonomische Argumente. Der vorliegende Bericht über die Entwicklungszusammenarbeit 2016 verdeutlicht, dass Investitionen in nachhaltige Entwicklung gut angelegt sind. Unternehmen, die Nachhaltigkeit in ihrem Geschäftsmodell verankern, sind profitabel und erfolgreich und erzielen positive Kapitalrenditen in Form von verringerten Risiken, Markt‑ und Portfoliodiversifizierung, höheren Einnahmen, geringeren Kosten und höherwertigen Produkten. Investitionen in Entwicklungsländern – selbst in den am wenigsten entwickelten Ländern – werden trotz ihrer Risiken zunehmend als Geschäftschancen wahrgenommen. Im Gegenzug tragen Unternehmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen, Infrastruktur, Innovationen und sozialen Dienstleistungen bei. Dieser Bericht untersucht fünf Ansätze, um das enorme Potenzial des privaten Sektors als Partner für die Umsetzung der SDG zu realisieren und für Investitionen in einem Umfang und mit der Qualität zu sorgen, wie sie zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung nötig sind.

Fünf Ansätze zur Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung

1. Ausländische Direktinvestitionen (ADI) sind die mit Abstand bedeutendste Quelle internationaler Kapitalzuflüsse in Entwicklungsländer und gelten als eine der entwicklungsfreundlichsten Formen privater Investitionen. Sie können Arbeitsplätze schaffen, die Produktionskapazitäten steigern, lokalen Unternehmen den Zugang zu neuen internationalen Märkten eröffnen und einen Technologietransfer bewirken, der positive langfristige Effekte mit sich bringen kann. Vielerorts wird erwartet, dass diese Kapitalströme bei der Schließung der SDG‑Finanzierungslücke eine entscheidende Rolle spielen werden. Der Handels‑ und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) zufolge könnten konzertierte Bemühungen der internationalen Gemeinschaft helfen, bis 2030 eine Vervierfachung der ausländischen Direktinvestitionen zu erzielen, insbesondere in strukturschwachen Ländern. Es besteht jedoch Anlass zur Sorge, da sich die globalen Kapitalströme allmählich verlangsamen, während zugleich die ökonomische Vulnerabilität zunimmt. Kapitel 2 warnt vor den gravierenden negativen Auswirkungen, die eine Abschwächung oder gar Umkehr der mit ausländischen Direktinvestitionen verbundenen Kapitalströme sowohl für die Entwicklungsländer als auch für die internationalen Anlagemärkte haben könnte. Mit Entwicklungsstrategien, die auf den komplementären, sich gegenseitig verstärkenden Eigenschaften von privaten Investitionen und Entwicklungszusammenarbeit aufbauen, kann der Konjunkturabhängigkeit und Instabilität der ADI‑Trends entgegengewirkt werden.

2. Methoden der Mischfinanzierung (Blending), bei denen öffentliche Mittel strategisch eingesetzt werden, um beispielsweise risikomindernde Instrumente für private Investoren bereitzustellen, können eine bedeutende Steigerung der Investitionen in Entwicklung bewirken. Mischfinanzierung bietet ein enormes, weitgehend ungenutztes Potenzial für die Zusammenarbeit öffentlicher, philanthropischer und privater Akteure, um den Umfang der Investitionen in Entwicklungsländer erheblich auszuweiten. Sie kann Hemmnisse beseitigen, die private Investoren von einem Engagement in Sektoren und Ländern abhalten, in denen dringend mehr Investitionen benötigt werden. Um den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt zur Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung voranzutreiben, muss in größerem Umfang auf Mischfinanzierung zurückgegriffen werden; dabei ist jedoch eine systematische Vorgehensweise erforderlich, mit der bestimmte Risiken vermieden werden. Kapitel 3 untersucht Möglichkeiten zur Nutzung von Entwicklungs‑ und philanthropischer Finanzierung zur Freisetzung von Ressourcen mit Hilfe von Blending‑Mechanismen, die das Potenzial haben, Wirtschaft und Gesellschaft und damit auch das Leben der Menschen grundlegend zu verändern. Dabei wird festgestellt, dass das Konzept der Mischung von öffentlicher und privater Finanzierung im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit zwar nicht neu ist, bislang aber nur eine unwesentliche Rolle gespielt hat.

3. Kapitel 4 dieses Berichts beschreibt die gegenwärtig laufenden Arbeiten zur Beobachtung und Messung der mobilisierenden Wirkung, die Interventionen des öffentlichen Sektors auf die private Investitionstätigkeit haben. Dies wird voraussichtlich ein wesentliches Element des neuen Konzepts der „Öffentlichen Gesamtleistung zur Förderung nachhaltiger Entwicklung“ (Total Official Support for Sustainable Development – TOSSD) bilden. Diese Messgröße wird wichtige Informationen über Finanzierungsstrategien und Best Practices liefern, um die Einwerbung von Entwicklungsfinanzierung zur Förderung der SDG zu unterstützen. Eine kürzlich erschienene OECD‑Studie bestätigte, dass die Erfassung und Messung von Daten zum direkten Mobilisierungseffekt von Bürgschaften, Konsortialkrediten und Beteiligungen an gemeinsamen Anlageinstrumenten möglich ist. Gegenwärtig werden weitere Arbeiten durchgeführt, um ähnliche Methoden für andere Finanzinstrumente zu entwickeln. Es bleibt jedoch noch viel zu tun, insbesondere bei der Entwicklung von Möglichkeiten zur Messung der indirekten bzw. Katalysatoreffekte öffentlicher Interventionen im Hinblick auf die Verwirklichung der globalen Ziele und die Bewältigung des Klimawandels. Im Interesse der Kohärenz koordiniert die OECD ihre Anstrengungen in diesem Bereich mit denen anderer Foren.

4. Wirklich nachhaltig und inklusiv ist Entwicklung dann, wenn sie allen Bürgern zugutekommt – vor allem jenen, die besonders bedürftig, marginalisiert und gefährdet sind. In den vergangenen zehn Jahren wurde mit dem wirkungsorientierten Investieren ein innovativer Ansatz entwickelt, um die ärmsten und marginalisiertesten Bevölkerungsgruppen weltweit stärker von der Tätigkeit von Unternehmen profitieren zu lassen. Unternehmen, die messbare soziale ebenso wie finanzielle Erträge erwirtschaften, können für mehr Wirksamkeit, Innovation und Rechenschaftspflicht bei Entwicklungsanstrengungen sorgen und deren Umfang erhöhen. Öffentliche Mittel können dazu eingesetzt werden, entsprechende Investitionen durch Risikoteilung sowie die Förderung eines tragfähigen Geschäftsumfelds, insbesondere in den am wenigsten entwickelten Ländern und in Postkonfliktsituationen, zu steigern und zu unterstützen. Diese neuen Geschäftsmodelle können bestehende ergänzen, vor allem in Bereichen, an denen Unternehmen traditionell geringes Interesse zeigen, die für arme Bevölkerungsgruppen aber von essenzieller Bedeutung sind, wie z.B. Bildungs‑ und Gesundheitswesen sowie Sozialdienstleistungen.

5. Um zu gewährleisten, dass die entwicklungsfördernden Anstrengungen der Unternehmen keine schädlichen Nebenwirkungen haben, muss der private Sektor denselben internationalen Transparenz‑ und Rechenschaftsstandards unterliegen wie alle anderen Akteure. Kapitel 6 befasst sich mit den Grundsätzen und Standards verantwortungsbewussten unternehmerischen Handelns sowie den Möglichkeiten, die sie Unternehmen bieten, um den Unternehmenserfolg zu steigern und zugleich positive Ergebnisse für die Bevölkerung und den Planeten zu erzielen. Unternehmen und staatliche Akteure spielen bei der Umsetzung, Förderung und Unterstützung verantwortungsbewussten unternehmerischen Handelns komplementäre Rollen. Die OECD‑Leitsätze für multinationale Unternehmen helfen, ihre Aktion zu optimieren, indem sie die Entwicklung verantwortungsvoller und rechenschaftspflichtiger Geschäftspraktiken unterstützen. So kann gewährleistet werden, dass steigende Investitionen mit einer entsprechend größeren unternehmerischen Qualität zur Realisierung gesellschaftlicher, ökonomischer und ökologischer Nutzeffekte einhergehen.

Der vorliegende Bericht liefert Beispiele dafür, wie die OECD den Dialog zwischen den verschiedenen Akteuren im Bereich der nachhaltigen Entwicklung fördert und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit schafft. Zudem stellt er Praxisbeispiele vor, die zeigen, wie sich Unternehmen bereits für die Förderung nachhaltiger Entwicklung und inklusiven Wachstums in Entwicklungsländern einsetzen. Gerade in der heutigen, von Globalisierung, raschem technischem Fortschritt und Ressourcenwettbewerb geprägten Zeit gilt, dass es den Unternehmen nur dann wirklich gut gehen kann, wenn es auch der Welt gut geht.

Mehr dazu: http://www.weitzenegger.de/content/?p=28918

Inclusive Business Action Network startet in Berlin

Launch des Inclusive Business Action Networks (IBAN)

Inclusive Business-Ansätze weltweit stärker verankern

Im Rahmen einer Auftaktveranstaltung vom 18. bis 20. November 2014 in Berlin geht das Inclusive Business Action Network (IBAN) offiziell an den Start. Ziel des Netzwerks ist, Inclusive Business-Ansätze weltweit stärker zu verankern. Diese Ansätze binden die rund vier Milliarden Menschen am unteren Ende der Einkommenspyramide (Base of the Pyramid – BoP), die in der Regel keinen Zugang zu lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen haben, als Kunden, Produzenten oder Mitarbeiter ein und tragen so dazu bei, deren Lebensbedingungen zu verbessern.

Das IBAN verbindet Unternehmen, die Inclusive Business-Ansätze nutzen, mit multilateralen Institutionen, Initiativen, Netzwerken und Investoren. Zentrales Element ist dabei die unabhängige IBAN-Plattform: Über sie haben die Akteure des Netzwerks Zugang zu umfassenden Informationen, Services und Schulungen – und den direkten Draht zu potenziellen Partnern. Das IBAN setzt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) um.

An der Auftaktveranstaltung nehmen zahlreiche Vertreter von Unternehmen, aber auch von internationalen Organisationen wie der UN und internationalen Entwicklungsbanken teil, ebenso wie Investoren und Vertreter aus internationaler Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Die Teilnehmer haben dort die Gelegenheit, Themenschwerpunkte zu setzen, Best-Practice-Beispiele kennen zu lernen und sich mit anderen Akteuren zu vernetzen. Die Eröffnungsrede am Donnerstag hält der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Thomas Silberhorn. Ebenfalls zugegen sein werden Preisträger renommierter internationaler Wettbewerbe wie der G20 Challenge on Inclusive Business Innovation, des Seed Awards, des Economic Inclusion Ecosystem Fund sowie des Women in Business Awards 2014. Quelle: GIZ.


Kontakt: Arne H. Theissen, ib-action-network @ giz.de

Eschborner Fachtage der GIZ zum Thema Rohstoffe und Ressourcen

Unter dem Titel „Rohstoffe und Ressourcen: Wachstum, Werte, Wettbewerb“ fanden am 18. und 19. Juni 2013 die jährlichen Eschborner Fachtage (EFTA) der Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH statt. Rund 400 internationale ExpertInnen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutieren dazu in acht Themenforen. Die AGEG war mit 3 Mitgliedern 4 Associates und 2 Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle gut vertreten.

Seit 1998 stellen die Eschborner Fachtage jährlich ein aktuelles Thema der internationalen Zusammenarbeit in den Mittelpunkt. Internationale Experten tauschen hier Wissen und Erfahrung in Podiumsdiskussionen und Workshops aus. Erstmals lief eine Twitter-Wall des GIZ Social Media Teams, die sogar meine Kommentare mit den Hashtags #gizfachtage und #gizdialogue anzeigte.

Relevanz von Rohstoffen für Deutschland und Entwicklungsländer

Der weltweite Rohstoffverbrauch verdreifacht sich bis 2050 auf jährlich 140 Milliarden Tonnen. Das sagen Schätzungen der Vereinten Nationen voraus. Gründe sind das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum. Als rohstoffarmes Land ist Deutschland auf eine langfristig sichere Versorgung mit Energierohstoffen, Metallen und Mineralien angewiesen. Über 160 Länder beliefern Deutschland, darunter viele Entwicklungsländer, in denen die Rohstoffindustrie ein enormes Potenzial für nachhaltige Entwicklung birgt. Der Rohstoffsektor stellt die Herkunftsländer gleichzeitig vor große Herausforderungen und führt dort zu Konflikten und Umweltzerstörung.

Rohstoffe und Ressourcen als Chance für Entwicklung

Die GIZ berät 30 Partnerländer dabei, rechtliche, politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen für den Rohstoffsektor zu entwickeln, und diese wirksam umzusetzen. Bei der Auftaktveranstaltung hob Vorstandsmitglied Cornelia Richter hervor, dass Ressourcen- und Rohstoffreichtum eine Chance für gesellschaftliche Entwicklung seien, sofern es gelinge, die Weichen richtig zu stellen. Hans-Jürgen Beerfeltz, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), erklärte, dass der Wirtschaft eine besondere Rolle dabei zufalle, Rohstoffe und Ressourcen als Entwicklungsmotor zu verwenden. Auf dem Podium sprachen fünf Expertinnen und Experten über Strategien zur Sicherung von Ressourcen, deren nachhaltige Nutzung und ihre Rolle für eine nachhaltige Entwicklung. Bei der Abschlussveranstaltung beschrieb Achim Steiner von UNEP Umweltschäden durch Rohstoffabbau. Recycling und weniger Verbrauch sieht er als Lösung. Jonas Moberg von EITI forderte vertiefte Zusammenarbeit für Rohstofftransparenz durch gutes Beispiel und verbindliche Standards. Der Leiter des Fach- und Methodenbereiches (FMB) der GIZ Joachim Prey erkannte neue Kooperationsformen und -formate als dringend notwendig.

Weitere Informationen

“Made in the world”| Initiative von OECD und WTO zeigt neues Gesicht des Welthandels

Die Wettbewerbsfähigkeit und Exportleistung von Volkswirtschaften hängt heute stärker denn je davon ab, wie gut Länder in globale Wertschöpfungsketten eingebunden sind. Das ist die Erkenntnis aus einer neuen Datenbank, die die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zusammen mit der Welthandelsorganisation (WTO) erstellt hat.

Die OECD-WTO Trade in Value Added indicators (TiVA) Indikatoren sind Teil der OECD Statistikdatembank unter OECD.STAThttp://www.oecd.org/berlin/presse/handel-wertschoepfungsketten.htm.

Darüber hinaus vermitteln interaktive, integrierbare Graphiken ein plastisches Bild von der Lage in verschiedenen Ländern:
http://a.tiles.mapbox.com/v3/oecdwash.TiVAbySectorDE.html#2.00/25.5/15.4 und http://a.tiles.mapbox.com/v3/oecdwash.TiVAbyCountryDE.html#2.00/25.5/15.4 (bitte NICHT im Internet Explorer öffnen)

“Der Exporterfolg, den Länder in der Welt haben, hängt von ihrer Fähigkeit und ihrer Bereitschaft ab, in der Welt einzukaufen”, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría bei der Vorstellung der Datenbank in Paris. “Durch unsere Zusammenarbeit mit der WTO sehen wir noch klarer als zuvor, wie stark die Blockade von Importen die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes einschränkt. Handelsgespräche müssen den neuen Gegebenheiten Rechnung tragen, und die Länder müssen ihren Firmen dabei helfen, sich besser in der internationalen Wertschöpfungskette aufzustellen.”

Eröffnung des Europäischen Zentrums für Lateinamerika in Hamburg

Heute Abend wird in Hamburg das Europäische Zentrum für Lateinamerika, EZLA eröffnen. Dort können Firmen aus Lateinamerika, die von Hamburg aus ihr europäisches Geschäft aufbauen wollen, gleichzeitig auf Netzwerke, Beratung sowie ein flexibles Arbeitsumfeld in der nordeuropäischen Wirtschaftsmetropole zugreifen und die Vorteile eines Büro-Centers nutzen. Unterstützt wird EZLA durch einen Förderverein, der vom Honorarkonsul der Vereinigten Mexikanischen Staaten in Hamburg, Frank K. Westermann sowie der HWF Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mbH und weiteren Partnern aus der Wirtschaft initiiert wurde.

Mit dem neuen Kompetenzcenter EZLA soll insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen der Schritt nach Europa erleichtert werden. EZLA wurde gemeinsam von den privaten Unternehmen NPU Trade und LaConSA in Kooperation mit der HWF Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mbH entwickelt. EZLA bietet sämtliche Glieder der Wirtschaftskette an, von Marktinformationen und Repräsentanz über Logistik und Distribution bis hin zu einem Business Center samt Showroom.

Unterstützt wird EZLA durch den Verein zur Förderung des Europäischen Zentrums für Lateinamerika e.V. Er finanziert sich über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Als Non-Profit-Organisation ohne wirtschaftliche Gewinnziele bezweckt er unmittelbar die Förderung des Zentrums und fungiert zu diesem Zweck u.a. als Gesellschafter der EZLA GmbH. Diese verwaltet die Immobilie und die zu marktüblichen Preisen angebotenen Büros im Business Center.

Seit November 2011 hat auch die EU-Lateinamerika-Stiftung (EU-LAK) http://eulacfoundation.org ihren Sitz in Hamburg. EU-LAK trägt durch die Förderung der Zusammenarbeit zwischen der EU und Lateinamerika sowie der Karibik maßgeblich dazu bei, die gewachsenen Beziehungen zwischen den beiden Regionen weiterzuentwickeln. Im Januar 2013 soll bei den nächsten Gipfeltreffen in Santiago de Chile die Stiftung in eine internationale Organisation übergeführt werden. Die themenübergreifenden Beziehungen zwischen der EU und der Lateinamerika-Karibik-Region werden dann aus Hamburg heraus gelenkt.

Kurzfilm Stop And Listen: Alternativen in der Handelspolitik

Im neuen Kurzfilm von WEED beleuchten Stimmen aus dem globalen Süden Auswirkungen der EU-Handelspolitik in verschiedenen Bereichen – Landwirtschaft, Rohstoffabbau, Wasserprivatisierung und Regionale Integration.

Im Vordergrund stehen jedoch Alternativen. Das Video zeigt exemplarisch alternative Vorschläge zum bisherigen Ausbeutungs- und Exportmodell, die für eine Vielzahl an neuen, möglichen, anderen Wegen zu ökologischer Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit und gemeinwohlorientierter Wirtschaftsweise stehen. Es werden konkrete Vorschläge gemacht, wie in den verschiedenen Bereichen besser und zugunsten von Mensch und Natur gewirtschaftet werden kann. Von Ernährungssouveränität als Konzept für die Landwirtschaft, über dezentralisierte Wasserversorgung und eine Rohstoffpolitik, die weder Mensch noch Umwelt ausbeutet, bis hin zur Stärkung von regionalem Handel und regionaler Integration.

Es ist dringend an der Zeit, Alternativen Gehör zu schenken, ein Anhalten der momentanen desaströsen Politik zu fordern und für ein Umdenken bzgl. der globalen Handelsregeln einzutreten, so dass sie wirtschaftlich, sozial und ökologisch gerechte Auswirkungen für alle haben.

Das Video soll Lust machen, Neugier wecken und die Motivation schüren, sich mit den genauen Auswirkungen der momentanen EU-Politik zu beschäftigen und verschiedenen Vorschlägen für alternatives Handeln auseinanderzusetzen. Die Möglichkeit dazu bietet der neue Bericht „Southern Alternatives to EU Trade Policy„, verfasst von Autoren aus dem globalen Süden, in Form von einzelnen Artikeln zu den vier Bereichen. Der Bericht ist komplett verfügbar in englischer Sprache, einzelne Artikel werden in nächster Zeit ins Deutsche übersetzt.