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#GDSR: Ein Aufruf zum Handeln: 20 wichtige Maßnahmen

„Die Zukunft ist jetzt: Wissenschaft zur Erreichung der SDGs“

GSDR 2019Seit 1990 wurden Millionen von Menschen aus der Armut befreit. Dieser Fortschritt ist jedoch bedroht: Die Ungleichheit hat sich vertieft, und der Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt nähern sich den Wendepunkten. Die Wissenschaft ist jedoch in der Lage, die Nachteile mit der Erreichung der 17 miteinander verbundenen Ziele für nachhaltige Entwicklung zu mindern und uns auf den Weg zu bringen, bis 2030 eine bessere Welt für alle zu schaffen. Darüber wurde der Bericht über die Globale Nachhaltige Entwicklung #GSDR jetzt veröffentlicht.

Dieser Bericht ist der erste vierjährliche globale Nachhaltigkeitsbericht, der von einer unabhängigen Gruppe von Wissenschaftler*innen verfasst wurde, die vom Generalsekretär der Vereinten Nationen im Auftrag der Mitgliedstaaten ernannt wurde. Es wurde geschrieben, um Maßnahmen zur Erreichung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung zu informieren. Der Bericht mit dem Titel „Die Zukunft ist jetzt: Wissenschaft zur Erreichung der SDGs“ betont, dass Regierungen, Unternehmen, Gemeinden und die Zivilgesellschaft eine Reihe von Schlüsselbereichen menschlicher Aktivitäten verändern müssen: Ernährung, Energie, Verbrauch und Städte. Verstärkte Investitionen in die Wissenschaft zur Förderung der Nachhaltigkeit sowie in natur- und sozialwissenschaftliche Einrichtungen in Entwicklungsländern sind erforderlich.

Ein Aufruf zum Handeln: 20 wichtige Maßnahmen

In der Handlungsaufforderung des Berichts werden 20 Punkte genannt, an denen Interventionen zu einem transformativen und beschleunigten Fortschritt in Richtung mehrerer Ziele und Vorgaben im kommenden Jahrzehnt führen können. Diese gezielten Maßnahmen basieren auf der jüngsten wissenschaftlichen Literatur, in der die tieferen systemischen Zusammenhänge analysiert werden, die Synergien und Kompromisse zwischen einzelnen Zielen und Vorgaben aufzeigen.

Der Bericht befürwortet den universellen Zugang zu hochwertigen Grunddienstleistungen – Gesundheitsversorgung, Bildung, Wasser- und Sanitärinfrastruktur, Wohnen und sozialer Schutz – als Voraussetzung für die Beseitigung von Armut und Fortschritten beim menschlichen Wohlbefinden, wobei Menschen mit Behinderungen und anderen gefährdeten Gruppen besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Der Bericht ruft dazu auf, erneut auf die Beendigung der rechtlichen und sozialen Diskriminierung zu achten und die Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen, Frauengruppen und anderen Gemeinschaftsorganisationen zu stärken, um sie als wichtige Partner bei den Bemühungen um die Umsetzung der Agenda 2030 zu betrachten. Die Autoren identifizieren die Lebensmittel- und Energiesysteme als besonders wichtige Schauplätze für Veränderungen, da diese Systeme, wie sie derzeit funktionieren, die Welt in die Nähe von Wendepunkten für die Umwelt bringen, aber auch wichtige Verbindungen für die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden sind.

Das Lebensmittelsystem muss weitreichende Änderungen an der Infrastruktur, den kulturellen und gesellschaftlichen Normen und der Politik erfahren, die den gegenwärtigen, nicht nachhaltigen Status quo unterstützen. Gegenwärtig leiden ungefähr 2 Milliarden Menschen unter Ernährungsunsicherheit und 820 Millionen Menschen sind unterernährt. Gleichzeitig nimmt die Übergewichtsrate in fast allen Regionen der Welt zu. Weltweit sind 2 Milliarden Erwachsene und 40 Millionen Kinder unter fünf Jahren übergewichtig.

Für Entwicklungsländer sind stärkere Sozialschutzböden erforderlich, um Ernährungssicherheit und Ernährung zu gewährleisten. Die Länder müssen die Umweltauswirkungen ihrer Lebensmittelproduktionssysteme unter Berücksichtigung der gesamten Wertschöpfungskette verringern, indem sie Lebensmittelverschwendung und die Abhängigkeit von tierischen Proteinquellen verringern. Sowohl die Entwicklungs- als auch die Industrieländer müssen verstärkt auf Unterernährung in all ihren Formen achten – auch auf die zunehmende Zahl von Übergewichtigen.

Das Energiesystem muss sich auch transformieren, um die Energiezugangslücke zu schließen. Fast 1 Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu Elektrizität, hauptsächlich in Afrika südlich der Sahara, und mehr als 3 Milliarden Menschen sind darauf angewiesen, feste Brennstoffe zum Kochen zu verschmutzen, was schätzungsweise 3,8 verursacht  Millionen vorzeitiger Todesfälle pro Jahr. Diese Lücken müssen gleichzeitig geschlossen werden. Erforderlich ist die Steigerung der Energieeffizienz und Ausstieg aus der fossilen Stromerzeugung ohne Kohlenstoffabscheidung und -speicherung, damit die Weltwirtschaft im Einklang mit den Bestrebungen des Pariser Abkommens dekarbonisiert wird.

Der Anteil moderner erneuerbarer Energien an der gesamten weltweiten Energieversorgung ist in den letzten zehn Jahren jährlich um durchschnittlich 5,4 Prozent gestiegen. Seit 2009 sind die Preise für erneuerbaren Strom für Solarphotovoltaik um 77 Prozent und für Onshore-Wind um 38 Prozent gesunken – und seit fünf Jahren in Folge haben die weltweiten Investitionen in saubere Energie jährlich 300 Milliarden US-Dollar überschritten.

Zusätzliches Wachstum wurde jedoch durch direkte und indirekte Subventionen für fossile Brennstoffe gebremst, die weiterhin von ihren tatsächlichen Kosten für Wirtschaft, Gesundheit und Umwelt ablenken. Dem Bericht zufolge werden bis 2050 voraussichtlich zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Um die Agenda 2030 zu erreichen, sind kompaktere und effizientere Städte erforderlich, die durch hochwertige öffentliche Verkehrsmittel und andere Infrastrukturen, soziale Dienste und eine leistungsfähige Wirtschaft besser bedient werden können menschenwürdige und nachhaltige Lebensgrundlagen, einschließlich solcher, die durch Technologie und naturbasierte Industrien ermöglicht werden. Partnerschaften und Netzwerke zwischen Partnerstädten können kommunalen Führungskräften helfen, auf bewährten Praktiken und Fachwissen aufzubauen, ebenso wie Investitionen in den Aufbau einer „Wissenschaft der Städte“.

Die Wissenschaftler*innen betonten, dass die globalen Umweltgüter wie Atmosphäre, Regenwald und Ozeane als wichtige Quellen für Ökosystemleistungen und natürliche Ressourcen geschützt werden müssen. Regierungen, lokale Gemeinschaften, der Privatsektor und internationale Akteure müssen zusammenarbeiten, um natürliche Ressourcen zu erhalten, wiederherzustellen und nachhaltig zu nutzen. Die genaue Bewertung von Umweltgütern ist ein kritischer erster Schritt, und ihr Wert sollte durch Preisgestaltung, Transfers, Regulierung und andere wirtschaftliche Instrumente widergespiegelt werden.

Entscheidungen auf wissenschaftlicher Basis

Die Wissenschaft muss eine wichtige Rolle bei der Förderung einer nachhaltigen Entwicklung spielen. Universitäten, politische Entscheidungsträger und Forschungsförderer müssen die von der Agenda 2030 geleitete Forschung stärker unterstützen. Gleichzeitig müssen Forscher der Nachhaltigkeitswissenschaft und anderer Disziplinen zusammenarbeiten, um Entwicklungsprobleme zu lösen und die Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zu stärken. Sie müssen der Gesellschaft und den politischen Entscheidungsträgern Informationen zur Verfügung stellen, die sie zur Lösung von Entwicklungsproblemen verwenden können.

Der Bericht spricht für eine Verlagerung der aktuellen Forschungsprioritäten und die Unterstützung innovativer Ansätze in der Nachhaltigkeitswissenschaft, die Betonung von interdisziplinären Partnerschaften und die Bereitstellung von Unterstützung und Ressourcen für wissenschaftliche Institutionen, insbesondere im globalen Süden. Entwicklungshilfebudgets sollten die Steigerung der wissenschaftlichen Kapazität und des Zugangs im globalen Süden priorisieren. UN-Mitgliedstaaten, Forschungskonsortien und Bibliotheken sollten zusammenarbeiten, um die grenzüberschreitende und interdisziplinäre wissenschaftliche Zusammenarbeit für die SDGs zu verbessern.

Der vollständige Bericht „Die Zukunft ist jetzt: Wissenschaft für eine nachhaltige Entwicklung“ ist hier zu finden: https://sustainabledevelopment.un.org/gsdr2019

ILO warnt vor Unsicherheit und wachsende Ungleichheit auf dem globalen Arbeitsmarkt

ILO-Bericht: World Employment and Social Outlook 2015 – The Changing Nature of Jobs

Zuwachs an Jobs in globalen Lieferketten erfordert eine abgestimmte politische Strategie

Laut „World Employment and Social Outlook 2015 (WESO)“, dem neuen jährlichen Bericht der International Labour Organization (ILO), sind nur ein Viertel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weltweit in stabilen Beschäftigungsverhältnissen. Gleichzeitig explodiert die Zahl der Arbeitsplätze in globalen Lieferketten.

Wo haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kein dauerhaftes Arbeitsverhältnis?Genf, 19.05.2015 (ILO News) – Dreiviertel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weltweit sind zeitlich befristet beschäftigt, arbeiten in informellen Jobs – oft ohne Verträge – als „own account worker“ (1) oder in unbezahlter Familienarbeit, so der „World Employment and Social Outlook 2015 (WESO) “. (2)

Mehr als 60 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben überhaupt keinen Beschäftigungsvertrag. Davon arbeitet die Mehrzahl in Entwicklungsländern als „own-account worker“ auf eigene Rechnung oder in Familienarbeit. Aber auch in der Gruppe der Beschäftigten, die Lohn oder Gehalt beziehen, besitzen weniger als die Hälfte (42 Prozent) einen dauerhaften Arbeitsvertrag.

Die erste Ausgabe des neuen, jährlichen Flagship-Reports „World Employment and Social Outlook 2015 (WESO)“ mit dem Titel: „The Changing Nature of Jobs“ zeigt, dass der weltweite Anstieg der Lohnarbeit nur die Hälfte der Erwerbsbevölkerung – mit großen regionalen Unterschieden – betrifft. Beispielsweise sind in Industrieländern und Ländern Zentral- und Südosteuropas rund acht von zehn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angestellt, in Südasien und Sub-Sahara Afrika aber nur rund zwei von zehn.

Ein weiterer Trend ist der Anstieg der Teilzeitarbeit, besonders bei Frauen. Zwischen 2009 und 2013 überstiegen in der Mehrzahl der Länder die Zuwächse der Teilzeitarbeitsverhältnisse die der Vollzeitarbeitsplätze.

„Die Zahlen zeigen eine zunehmend diversifizierte Welt der Arbeit. In einigen Fällen können nicht-standardisierte Formen von Arbeit helfen, dass Menschen überhaupt Zugang zum Arbeitsmarkt finden. Diese aufkommenden Trends spiegeln aber vor allem die weitverbreitete Unsicherheit wider, der viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer heute ausgesetzt sind“, so ILO-Generaldirektor Guy Ryder.

„Die Verlagerung von typischen Beschäftigungsverhältnissen zu atypischen, nicht-standardisierten Formen der Beschäftigung geht in vielen Ländern mit wachsender Armut und Ungleichheit einher“, so Guy Ryder weiter. „Diese Trends bergen das große Risiko, dass der Teufelskreis aus schwacher globaler Nachfrage und langsamen Jobaufbau aus der Nach-Krisen-Zeit sich zu verstetigen droht.“

„Es ist die Herausforderung der Gegenwart und Zukunft, dass politische Entscheidungen diese Veränderungen der Arbeitswelt berücksichtigen. Es gilt, Investitionsanreize zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur Erhöhung der Produktivität zu setzen und gleichzeitig Sorge dafür zu tragen, dass alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angemessene Einkommenssicherheit haben – und nicht bloß diejenigen in stabilen Arbeitsverhältnissen“, so Ryder.
Wachsende Ungleichheiten

In der Mehrzahl der Länder ist die Einkommensungleichheit unverändert hoch oder steigt weiter – ein Trend, der durch die hohe Anzahl nicht-dauerhafter Formen der Beschäftigung, wachsender Arbeitslosigkeit und Inaktivität noch verstärkt wird. In den letzten zehn Jahren hat sich die Einkommenskluft zwischen dauerhaft festangestellten und befristeten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern vertieft.

Trotz positiver Schritte zur Verbesserung der Alterssicherungssysteme profitieren im Wesentlichen nur regulär Beschäftigte von sozialen Sicherungssystemen wie zum Beispiel einer Arbeitslosenversicherung. Und nur 52 Prozent der Beschäftigten weltweit haben Zugang zu einer Altersversorgung, wobei die Situation bei den Selbständigen mit nur 16 Prozent besonders dramatisch ist.

Mehr als ein Fünftel aller Arbeitsplätze hängt an Globalen Lieferketten

Der Bericht untersucht zudem die wachsende Bedeutung der globalen Lieferketten für die Beschäftigungs- und Einkommensmuster heutiger Arbeitsmärkte.
453 Millionen Menschen sind weltweit in 40 Ländern (dies sind zwei Drittel des globalisierten Arbeitsmarktes) in globalen Lieferketten beschäftigt (verglichen mit 296 Millionen im Jahr 1995). Diese Menschen produzieren Waren und Dienstleistungen, die in anderen Ländern konsumiert oder weiterverarbeitet werden. Ihr Anteil beträgt 20,6 Prozent der gesamten Beschäftigung in den untersuchten Ländern (verglichen mit 16,4 Prozent im Jahr 1995). In Taiwan (China) hängt die Hälfte aller Arbeitsplätze von globalen Lieferketten ab, gefolgt von Südkorea und der Europäischen Union, in der einer von drei Beschäftigten einen Arbeitsplatz verbunden mit globalen Lieferketten einnimmt.

Diese Entwicklung fordert eine abgestimmte und breit angelegte politische Strategie. Nur so können globale Lieferketten sowohl zum wirtschaftlichen Nutzen für Unternehmen und Volkswirtschaften als auch zum sozialen Wohl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den produzierenden Ländern beitragen. Die guten Ansätze wie der „Bangladesh Accord“ zeigen, dass Veränderungen möglich sind und globale Lieferketten zu Sicherheit und Wachstum beitragen.

(1) Bei dem sogenannten „own-account worker“ handelt es sich um selbständige arbeitende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit potenziell einem oder mehreren Partner aber ohne kontinuierlich beschäftigte Angestellte.
(2) Der Bericht stützt sich dabei auf die Länder mit verfügbaren Daten. Diese decken ingesamt 84 Prozent der globalen Erwerbsbevölkerung ab.

Entwicklungstheorien reloaded? | Ringvorlesung Universität Hamburg Sommersemester 2014

Zum Stand der entwicklungstheoretischen Diskussion in Deutschland
Entwicklungstheorien

ZEIT & ORT: DIENSTAGS, 18-20 UHR (01.04.-08.07.), Hörsaal C, Edmund-Siemers-Allee 1

Anreise mit HVV | Anreise mit Bahn | Lageplan | Saalplan Hashtag: #epolrv

Das Chapter Hamburg der Society for international Development (SID) bietet 2014 wieder eine entwicklungspolitische Vorlesungsreihe an. Die Ringvorlesung http://www.sid-hamburg.de/ringvorlesung im Sommersemester widmet sich dem Stand der entwicklungstheoretischen Diskussion in Deutschland. Dabei arbeiten wir wieder mit Prof. Dr. Cord Jakobeit und der Universität Hamburg zusammen, um exzellente Inputs zu erhalten. Kooperationspartner ist das Eine Welt Netzwerk Hamburg.

Fragestellung und Ziel

In den letzten drei Jahrzehnten haben weitreichende globale Transformationsprozesse den Gegenstandsbereich der Entwicklungsforschung grundlegend verändert und Entwicklungspolitik und -theorie vor neue Herausforderungen gestellt. In der Ringvorlesung soll die Bedeutung der neueren Diskussionen und des aktuellen Forschungsstandes für Politik und Praxis beleuchtet werden.

Vor diesem Hintergrund widmet sich die Ringvorlesung der entwicklungstheoretischen Theoriediskussion und ist in drei Themenblöcke aufgeteilt:

  1. Zentrale Veränderungen des Gegenstandsbereichs angesichts der tief greifenden weltgesellschaftlichen Transformationsprozesse : Globalisierung, Differenzierung der ehemals sogenannten „Dritten Welt“ und Aufstieg der Schwellenländer.
  2. Neue Herausforderungen in der Entwicklungspolitischen Debatte durch MDGs, Ausrichtung auf Wirksamkeit und neue Geber.
  3. Hinterfragung der Entwicklungsforschung, der entwicklungspolitischen Praxis und radikale Kritik an der Entwicklungspolitik.

Zu den Themen der Ringvorlesung soll im Sommer 2014 ein PVS-Sonderheft 48 „Entwicklungstheorien“ erscheinen.
Begleitende Informationen werden auf der Internetseite www.sid-hamburg.de/ringvorlesung bereitgestellt werden.

Programm

Für eigenen Kalender herunterladen: http://www.sid-hamburg.de/calendar-date/ical/

Klimawandel setzt 40 Prozent mehr Menschen dem Risiko absoluter Wasserknappheit aus

Wasserknappheit trifft schon heute Menschen in vielen Ländern, und durch das Bevölkerungswachstum wird der Bedarf an Süßwasser noch weiter steigen. Zusätzlich aber ist in Zukunft vielerorts weniger Wasser verfügbar, weil sich etwa Regenfall und Verdunstung verändern. Der Klimawandel aufgrund unverminderter Treibhausgasemissionen wird wahrscheinlich noch in diesem Jahrhundert rund 40 Prozent mehr Menschen einem Risiko absoluter Wasserknappheit aussetzen, als es ohne Klimaänderungen der Fall wäre. Das zeigt eine neue Studie, für die eine noch nie dagewesene Zahl von Klimafolgenmodellen verwendet wurde.

Die Analyse wird in einem Sonderteil der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences erscheinen, die erste Ergebnisse des Inter-Sectoral Impact Model Intercomparison Project (ISI-MIP) versammelt. Dieses ist ein einzigartiger und von Wissenschaftlern weltweit getragener Versuch, die Forschung zu den Folgen des Klimawandels auf eine neue Ebene zu bringen.

„Die stärkste Zunahme von globaler Wasserknappheit könnte es bei einer globalen Erwärmung von zwei bis drei Grad über dem vorindustriellen Niveau geben – und das werden wir in den nächsten Jahrzehnten bereits erleben, wenn die Emissionen nicht bald gesenkt werden“, sagt Leitautor Jacob Schewe vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Dass die Wasserknappheit zunimmt, ist bereits länger bekannt. Aber unsere Studie bestimmt erstmals den relativen Anteil des Klimawandels daran, im Vergleich – und zusätzlich – zu der wachsenden Wasserknappheit, die einfach auf das Bevölkerungswachstum zurückzuführen ist.“

Von China bis zu den USA: Große regionale Unterschiede bei der Verfügbarkeit von Wasser

Ein bis zwei von hundert Menschen leben heute in Ländern mit absoluter Wasserknappheit. Bevölkerungswachstum und Klimawandel würden dies bei einer globalen Erwärmung von rund drei Grad auf zehn von hundert erhöhen, so die Studie. Absolute Wasserknappheit wird definiert als weniger als 500 Kubikmeter pro Jahr und Kopf. Eine solche Menge kann den Bedarf – wenn überhaupt – nur dann decken, sofern sehr effiziente Techniken der Wassernutzung und des Wassermanagements eingesetzt werden; in vielen Ländern gibt es diese Techniken nicht. Zum Vergleich: der durchschnittliche globale Wasserverbrauch pro Kopf und Jahr liegt bei etwa 1200 Kubikmetern, in den Industrieländern noch deutlich höher.

Die regionalen Unterschiede bei den Auswirkungen des Klimawandels auf die Verfügbarkeit von Wasser sind immens. Für den Mittelmeerraum, den Nahen Osten, den Süden der USA und Südchina zum Beispiel sind laut der Studie wahrscheinlich deutliche Verluste an verfügbarem Wasser zu erwarten. Südindien, das westliche China und Teile Ostafrikas hingegen könnten eine erhebliche Zunahme erleben.

Nahrungssicherheit ist abhängig von Bewässerung – Bauern sind die Hauptnutzer von Wasser

„Wasserknappheit ist eine große Bedrohung für die menschliche Entwicklung, etwa in Regionen wo die Nahrungssicherheit von der Bewässerung abhängt – die Landwirtschaft ist der größte Wasserverbraucher weltweit“, sagt Ko-Autor Qiuhong Tang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. „Trotzdem ist auch eine Zunahme von Niederschlägen eine Herausforderung – zusätzliches Wasser kann Überflutungen und Störungen von Infrastruktur wie etwa der Kanalisation verursachen. Insgesamt steigen die Risiken also.“ Neben der Landwirtschaft benötigen auch viele industrielle Produktionsprozesse große Mengen Wasser, so dass ein Mangel daran in manchen Regionen die ökonomische Entwicklung erschwert.

Die Studie basiert auf Berechnungen von elf verschiedenen globalen hydrologischen Modellen, die wiederum mit von fünf globalen Klimamodellen erzeugten Daten angetrieben wurden – ein Ensemble von Simulationen, das es bislang in dieser Größe nicht gegeben hat, und das in Kooperation mit vielen Forschungsgruppen aus der ganzen Welt entstand. Damit führen die Ergebnisse das derzeit aktuellste Wissen über Auswirkungen des Klimawandels auf die Verfügbarkeit von Wasser zusammen. Die in ISI-MIP zusammenarbeitenden Wissenschaftler vergleichen systematisch die Ergebnisse der verschiedenen Computersimulationen, um zu sehen, wo sie übereinstimmen und wo nicht. Die oben genannten Zahlen sind Durchschnittsergebnisse mehrerer Modelle. Das heißt, dass einige der Modelle auch eine mögliche stärkere Zunahme der Wasserknappheit anzeigen.

Modellvergleich erlaubt Perspektive des Risikomanagements

„Dieser breit angelegte Modellvergleich ist insofern einzigartig, als er eine gute Einschätzung der Unsicherheiten bei zukünftigen Folgen des Klimawandels erlaubt – was uns umgekehrt zeigt, welche Erkenntnisse besonders robust sind“, sagt Ko-Autor Pavel Kabat vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA). „Betrachtet man das Ganze aus der Perspektive des Risikomanagements, so wird selbst aus den eher optimistischen Szenarien und Modellen sehr deutlich: Wir bringen Lebensgrundlagen von Millionen Menschen in Gefahr, wenn der menschengemachte Klimawandel sich ungebremst fortsetzt.“

Allerdings sei die Arbeit damit noch lange nicht beendet, fügte er hinzu. „Wir benötigen weitere Forschung, wie sich der Wasserbedarf in Zukunft in verschiedenen Bereichen wie Landwirtschaft, Industrie und Energie entwickeln wird – und wie zusätzlich zur Reduzierung von Treibhausgasen die technologischen Entwicklungen im Wassersektor helfen könnten, Wasserknappheit zu vermindern.“

Artikel: Schewe, J., Heinke, J., Gerten, D., Haddeland, I., Arnell, N.W., Clarke, D.B., Dankers, R., Eisner, S., Fekete, B.M., Colón-González, F.J., Gosling, S.M., Kim, H., Liu, X., Masaki, Y., Portmann, F.T., Satoh, Y., Stacke, T., Tang, Q., Wada, Y., Wisser, D., Albrecht, T., Frieler, K., Piontek, F., Warszawski, L., Kabat, P. (2013): Multi-model assessment of water scarcity under climate change. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition) [DOI:10.1073/pnas.1222460110]

Weblink www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1222460110

Zusammen mit diesem Artikel werden weitere ISI-MIP-Studien online bei PNAS veröffentlicht:

Dankers, R., et al. (2013): First look at changes in flood hazard in the Inter-Sectoral Impact Model Intercomparison Project ensemble. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

Elliott, J., et al (2013): Constraints and potentials of future irrigation water availability on agricultural production under climate change. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

Friend, A. D., et al. (2013): Carbon residence time dominates uncertainty in terrestrial vegetation responses to future climate and atmospheric CO2. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

Haddeland I., et al. (2013): Global water resources affected by human interventions and climate change. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

Nelson, G. C., et al. (2013): Climate change effects on agriculture: Economic responses to biophysical shocks. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

Piontek, F., et al. (2013): Multisectoral climate impact hotspots in a warming world. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition) [DOI:10.1073/pnas.1222471110]

Prudhomme, C., et al. (2013): Hydrological droughts in the 21st century, hotspots and uncertainties from a global multimodel ensemble experiment. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

Rosenzweig, C., et al. (2013): Assessing agricultural risks of climate change in the 21st century in a global gridded crop model intercomparison. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

Schellnhuber, H.J., et al (2013): The Elephant, the Blind, and the ISI-MIP. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

Warszawski, L., et al. (2013): The Inter-Sectoral Impact Model Intercomparison Project (ISI-MIP): Project framework. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

OECD Wirtschaftsausblick Afrika: Rohstoffe können den wirtschaftlichen Wandel beschleunigen

Afrikas Ressourcenreichtum in der Landwirtschaft, im Bergbau und bei Energieträgern könnte das wirtschaftliche Wachstum auf dem Kontinent vorantreiben und die Lebenssituation der Menschen dort entscheidend verbessern. Zu diesem Ergebnis kommt der “Wirtschaftsausblick Afrika 2013” – ein gemeinschaftlicher Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB), der Afrikanischen Wirtschaftskommission (ECA) und des UN Entwicklungsprogrammes (UNDP), der heute in Marrakesch vorgestellt wurde. Die Wirtschaftsaussichten für den Kontinent in den Jahren 2013/14 sind vielversprechend. Den Projektionen zufolge wird sein Bruttoinlandsprodukt 2013 um 4,8 Prozent wachsen und 2014 um weitere 5,3 Prozent.

Die Wirtschaftsaussichten für den Kontinent in den Jahren 2013/14 sind vielversprechend. Afrika erweist sich weiterhin als widerstandsfähig gegenüber inneren und äußeren Schocks und bleibt ein Wachstumspol der angeschlagenen Weltwirtschaft. Den Projektionen zufolge wird sein Bruttoinlandsprodukt 2013 um 4,8 Prozent wachsen und 2014 um weitere 5,3 Prozent. Von einem spürbaren Rückgang der Armut ist dieses Wachstum allerdings nicht begleitet. Die Arbeitslosigkeit ist weiterhin hoch, die Einkommensunterschiede nehmen zu. In manchen Ländern sinken Gesundheits- und Bildungsstandards.

“Das Tempo des ökonomischen Wandels muss sich erhöhen, damit Afrikas Volkswirtschaften wettbewerbsfähiger werden und einträgliche Arbeitsplätze schaffen können”, sagen die Autoren des Berichts. “Um diese Herausforderung zu meistern, müssen sich die Länder wirtschaftlich breiter aufstellen.”

Als Schlüssel für schnelleres Wachstum sieht der Bericht den Rohstoffreichtum auf dem Kontinent. Es müsse allerdings sichergestellt werden, dass dieses Wachstum auch der Masse der Menschen zugutekomme. “Wachstum alleine reicht nicht”, sagte der Direktor des OECD Development Centres Mario Pezzini. “Die Länder Afrikas müssen die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass aus ihren natürlichen Ressourcen Jobs entstehen und dass die Einnahmen durch kluge Besteuerung optimiert werden.”

Laut Bericht sind vier Dinge besonders dringend: Erstens müssen die Länder die Infrastruktur verbessern, in Bildung investieren und größere, wettbewerbsfähigere Märkte schaffen. Zweitens bedarf es eines soliden Flächenmanagements, ausgeglichener und effektiver Steuersysteme und intelligenter Anreize, um die Wachstumsquellen zu diversifizieren. Drittens ist es wichtig, dass Regierungen und Investoren dafür Sorge tragen, Einkünfte aus Rohstoffvorkommen in die Gesellschaft fließen zu lassen, etwa über gute Ausbildung und Jobchancen. Schließlich verweist der Bericht darauf, dass afrikanische Länder den Wandel und eine ökonomische Auffächerung aktiv herbeiführen können, etwa indem sie Strom-, Transport-, und Kommunikationsachsen weiterentwickeln und dabei auf eine stabile und transparent Haushaltsführung setzen.

Strukturwandel bedeutet zudem, Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, Arbeit zu finden oder Geschäfte aufzubauen und den Gewinn aus diesen neuen Erwerbsmöglichkeiten in Gesundheit, Bildung und Nahrungsmittelsicherheit zu investieren. Je besser die Lebensbedingungen auch für die schwächsten Mitglieder einer Gesellschaft sind, desto schneller wird die wirtschaftliche Entwicklung voranschreiten. Das wiederum führt zu einem positiven Zyklus aus Wachstum und Entwicklung. Quelle: OECD.

Die Große Transformation: Das WBGU-Gutachten erscheint als Comic

Neun Wissenschaftler kämpfen als Comic-Helden gegen den Klimawandel

Um den Klimawandel aufzuhalten, bedarf es einer großen Transformation, das heißt, wir müssen nachhaltiges Leben und Wirtschaften lernen. Dazu müssen Wissenschaft, Politik und Bürger zusammenarbeiten. Neun Spitzenwissenschaftler zeigen, dass und wie wir „die Kurve kriegen“ können.

Der Comic „Die Große Transformation“ basiert auf dem WBGU-Gutachten „Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation“. In neun Episoden thematisieren die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) als Comic-Helden die Große Transformation zur klimaverträglichen, nachhaltigen Gesellschaft. Das Buch ist Teil eines vom BMBF geförderten Kommunikationsprojekts zur Bewertung alternativer Wissenstransferansätze für komplexe Zukunftsthemen. Mehr dazu auf www.die-grosse-transformation.de

GlobalFair verbindet Märkte & Soziales

Karsten Weitzenegger Consulting ist GlobalFair aisbl beigetreten, einem gemeinnützigen Verein aus Belgien mit internationaler Ausrichtung.

GlobalFair (http://www.globalfair.net/de) wurde 2011 in Brüssel gegründet als internationale gemeinnützige unabhängige Organisation nach belgischem Recht. Ein engagiertes Brüsseler Team setzt sich gemeinsam mit weltweiten Partnern und Mitgliedern für die Organisation ein. Die Ziele des Vereins bauen auf den Gedanken zwischen Wachstumsmärkten und Marktchancen in benachteiligten Regionen private und gemeinnützige Interessen zu verbinden. GlobalFair fördert dabei insbesondere die ethische soziale und ökologische Wirkung auf das Umfeld jeweiliger Unternehmen.

GlobalFair baut ein innovatives JobInvest-Programm auf. Im Zentrum steht dabei eine Wirtschaftsregionen übergreifende Arbeitsplatzförderung und Vertrauen schaffende Firmenverbindungen im gegenseitigen Wissensaustausch und Ausbildungsförderung. Im Rahmen des JobInvest-Programm werden darüber hinaus Unternehmensgründungen und Firmenpartnerschaften angeregt, als treibende Kräfte für Wirtschaftswachstum. Mehr dazu: http://www.globalfair.net/de/content/basic-page/das-programm-jobinvest

Die Erde hat jetzt eine Timeline

Was würde wohl die Erde auf ihrem Profil über uns Menschen posten, wenn sie könnte? Das Earthbook zeigt im Zeitraffer, wie die Erde eine virtuelle Beziehung zum Menschen aufbaut – und wirft bald die Frage auf, ob sie überhaupt mit einer Spezies „befreundet“ sein will, die ihre natürlichen Ressourcen ausbeutet.

Die Antwort im Film zum Wissenschaftsjahr lautet: Ja, sie will. Denn der Mensch arbeitet unter Hochdruck daran, die Erde zu bewahren. Ein wichtiger Schlüssel dazu sind Wissenschaft und Forschung.

Was sagt ihr? Mehr Infos gibt’s unter www.zukunftsprojekt-erde.de

Earthbook is also available in English: www.youtube.com/watch?v=GBrLOlTbJQc
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ARD-Themenwoche 23. bis 29 Oktober über (Welt)Ernährung

Die ARD-Themenwoche “Essen ist Leben“ zeigt den krassen Gegensatz von Übergewicht und Unterernährung. Vor allem der 90-minütige Dokumentarfilm HUNGER (http://tinyurl.com/34qk6p5) hat es in sich. Um der weltweiten Hungerproblematik auf die Spur zu kommen, sind die Filmemacher Markus Vetter (SWR) und Karin Steinberger (Süddeutsche Zeitung) einmal um die Welt gereist. Bei ihren Besuchen in fünf Ländern (Mauretanien, Kenia, Indien, Brasilien, Haiti) erfuhren sie, warum Menschen mit dem Hunger leben und warum so viele Konzepte der Entwicklungspolitik gescheitert sind. Themen wie Grüne Gentechnik, die EU-Fischerei-Politik, der fehlende Zugang zu Wasser, die Verdrängung der Nahrungsmittel zugunsten der Futtermittelproduktion sowie die Auswirkungen von Billigimporten auf die Entwicklungsländer kommen zur Sprache. http://programm.ard.de/Themenwoche/Startseite