Guayangareo
Landwirtschaft digital – gemeinsam in Genossenschaften

In den vergangenen 50 Jahren hat sich die globale Nahrungsmittelproduktion verdreifacht. Dennoch leiden noch immer mehr als 821 Millionen Menschen an Hunger und über 2,5 Milliarden sind mangelernährt. Die Weltbevölkerung steigt weiter und benötigt immer mehr Ressourcen wie Wasser, Land und Energie. Lösungen müssen also her, die es der Landwirtschaft ermöglichen, ihre Erträge zu steigern und zugleich ressourcen- und umweltschonender zu wirtschaften.

Die Digitalisierung bietet hier großes Potenzial. Doch wie kann erreicht werden, dass alle Landwirte Zugang zu diesen Technologien erhalten und sie nutzen können? Und wie können dabei Datensicherheit und Datenhoheit gewährleistet werden? Dies waren zwei der zentralen Fragen, die auf dem 11. Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) diskutiert wurden. Über 2.000 Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft nutzten die 14 Fachpodien und zwei High Level Panels zum Erfahrungsaustausch.

Fachpodium der Genossenschaften im Rahmen des GFFA

„Genossenschaften sind in der Lage, neueste Techniken wie die Digitalisierung aufzugreifen und für ihre Mitglieder nutzbar zu machen. Das gelingt umso besser, je mehr die Mitglieder hinter ihrem Unternehmen stehen“, erläuterte Franz-Josef Holzenkamp, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), im Rahmen des Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) in Berlin. Das GFFA 2019 steht unter dem Motto „Landwirtschaft digital – intelligente Lösungen für die Landwirtschaft der Zukunft“. Im Rahmen des Fachpanels „Landwirtschaft digital – gemeinsam in Genossenschaften“ zeigte der DRV zusammen mit dem DGRV – Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband anhand praktischer Beispiele die Anpassungsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit des genossenschaftlichen Geschäftsmodells auf.

DRV-Präsident Holzenkamp erinnerte an die über hundertjährige Erfolgsgeschichte der Genossenschafts-Organisation in Deutschland: „Die genossenschaftliche Idee ist einfach und genial zugleich. Genossenschaften liefern Lösungen für Herausforderungen unserer Zeit und können auch in Schwellen- und Entwicklungsländern Motor für die wirtschaftliche Entwicklung sein.“ Zur raschen Digitalisierung der Land- und Ernährungswirtschaft rät Holzenkamp zur Kooperation anstatt darauf zu warten, dass internationale Großkonzerne das Feld unter sich aufteilen.

Christian Seelmann, Bereichsleiter der Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main eG, erläuterte die Gründung einer Genossenschaft, die den Landwirten im Rheinland ein Korrektursignal für die exakte Navigation zur Verfügung stellt. Die exakte Positionsbestimmung ist Grundvoraussetzung für die Digitalisierung des Ackerbaus. Gemeinsam konnten die Mitglieder der Genossenschaft die notwendigen Investitionen stemmen, was einer alleine nicht geschafft hätte.

Jörg Migende, Leiter Digitalisierung und Vertrieb Agrar der BayWa AG, machte deutlich, dass viele Landwirte sich nicht selbst mit Bits und Bytes beschäftigen wollen, vielmehr brauchen sie verlässliche Partner, die sie nicht nur hinsichtlich Kosten/Nutzen fair beraten, sondern auch sicherstellen, dass die digitalen Werkzeuge im Praxiseinsatz reibungslos funktionieren. Dies ist die klassische Aufgabe von Genossenschaften.

Holger Laue, Geschäftsführer der Raiffeisen Centralheide eG, präsentierte eine eben eingeführte Lern-App für Auszubildende. Damit wird auf zeitgemäße Weise Wissen vermittelt. Die Kosten für die Erstellung und Pflege der App konnten im genossenschaftlichen Verbund auf mehrere Schultern verteilt werden.

Olga Alcaraz Andrade, Geschäftsführerin der Erzeugerorganisation „Vereinte Landwirte Guayangareo“ in der mexikanischen Provinz Michoacán, berichtete über den wichtigen Beitrag von Genossenschaften in einem Schwellenland. Gerade dort bieten Genossenschaften nachhaltige Lösungen und eröffnen Kleinbauern den Zugang zu Errungenschaften des technischen Fortschritts. Internationale Kooperation ist dafür unerlässlich.

Über den DGRV

Der DGRV ist Spitzenverband und Prüfungsverband der genossenschaftlichen Gruppe, die mit 20 Mio. Mitgliedern in 5.500 Genossenschaften die bei weitem mitgliederstärkste Wirtschaftsorganisation in Deutschland ist. Diese Mitteilung steht auf www.dgrv.de zur Verfügung.

Quelle: DGV, lifePR, OTS

Foto: Olga Alcaraz Andrade Directora General Organización Agricultores Unidos Guayangareo, Michoacán, Mexiko. (c) Karsten Weitzenegger

Handel(n) gegen den Hunger | Ringvorlesung der Universität Hamburg, 09. April – 25. Juni 2018

Karsten Weitzenegger organisiert mit SID Hamburg

Handel(n) gegen den Hunger
Ringvorlesung der Universität Hamburg, 09. April – 25. Juni 2018

Montags, 18-20 Uhr, Edmund-Siemers-Allee 1, Flügel West, Raum 221
Unter welchen (welt)wirtschaftlichen Bedingungen gelingt Armutsminderung und was können wir konkret dazu beitragen?
Weitere Informationen: www.sid-hamburg.de/ringvorlesung2018

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Moderne Sklaverei und Kinderarbeit bedrohen Entwicklungsziele #SDG8.7

Weltweit leben 40 Millionen Menschen in moderner Sklaverei und 152 Millionen Kinder müssen arbeiten

Neue Daten der ILO zeigen, dass die Nachhaltige Entwicklungsagenda 2030 der Vereinten Nationen, insbesondere das Ziel 8.7 nicht erreicht wird, ohne dass der Kampf gegen neue Formen der Sklaverei und Kinderarbeit verstärkt wird.

Die neuen Daten wurden zur Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York präsentiert. Demnach waren im Jahr 2016 mehr als 40 Millionen Menschen Opfer von modernen Formen der Sklaverei.

Die ILO hat zudem Schätzungen zur Kinderarbeit veröffentlicht, die bestätigen, dass 152 Millionen Kinder im Alter zwischen fünf und siebzehn Jahren Kinderarbeit leisten.

Die Zahlen zeigen, dass Frauen und Mädchen mit 29 Millionen oder 71 Prozent überproportional häufig von moderner Sklaverei betroffen sind. Frauen sind zudem zu 99 Prozent Opfer von Zwangsarbeit in der kommerziellen Sexindustrie. 84 Prozent erleiden Zwangsheiraten.

Die Forschungen belegen, dass unter den 40 Millionen Opfern der modernen Sklaverei, 25 Millionen in Zwangsarbeit leben. 15 Millionen wurden zwangsverheiratet.

Kinderarbeit konzentriert sich hauptsächlich in der Landwirtschaft (70,9 Prozent). Fast eines von fünf Kinderarbeitern arbeitet für Dienstleister (17,1 Prozent) und 11,9 Prozent sind in der Industrie zu finden.

Die globalen Schätzungen tragen dazu bei, neue Lösungsvorschläge auf den Weg zu bringen, damit Zwangsarbeit und Menschenhandel der Vergangenheit angehören.“

Guy Ryder, ILO Director-General

ILO-Generaldirektor Guy Ryder sagte zur Veröffentlichung der Studien: „Die Botschaft, die die ILO heute zusammen mit ihren Partnern – der Alliance 8.7 – verkündet ist eindeutig: Wenn wir unsere Bemühungen im Kampf gegen diese Geißel der Menschheit nicht grundlegend verstärken, wird die Weltgemeinschaft nicht in der Lage sein, die nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen. Die globalen Schätzungen tragen dazu bei, neue Lösungsvorschläge auf den Weg zu bringen, damit Zwangsarbeit und Menschenhandel der Vergangenheit angehören.“

Andrew Forrest, Vorsitzender und Gründer der Walk Free Stiftung kommentierte: „Die Tatsache, dass sich immer noch 40 Millionen Menschen jeden Tag in moderner Sklaverei befinden, sollte uns die Schamesröte ins Gesicht treiben. Moderne Sklaverei betrifft Kinder, Frauen und Männer weltweit. Dies dokumentiert die tiefgreifende Diskriminierung und Ungleichheit in der Welt, gepaart mit einer schockierenden Toleranz für Ausbeutung. Wir müssen das stoppen. Wir alle können dazu beitragen diese Realität zu ändern – in der Geschäftswelt, Regierung, Zivilgesellschaft und als Einzelner.“

Zu den Daten

Die neuen globalen Schätzungen sind das kollektive Ergebnis aller Mitglieder der Alliance 8.7, eine globale Partnerschaft zur Beendigung von Zwangsarbeit, moderner Sklaverei, Menschenhandel und Kinderarbeit. Sie bringt Vertreter von Regierungen, UN Sonderorganisationen, den Privatsektor, Arbeitgeberorganisationen und Gewerkschaften sowie der Zivilgesellschaft zur Erreichung des Ziels 8.7 der nachhaltigen Entwicklungsagenda zusammen.

Die Daten sind in zwei Berichten veröffentlicht:

Definitionen

Moderne Sklaverei: Geschätzt sind 40 Millionen Menschen in moderner Sklaverei gefangen. Frauen und Mädchen sind überproportional betroffen, mit fast 29 Millionen oder 71 Prozent. Eines von vier Opfern der modernen Sklaverei ist ein Kind, insgesamt sind geschätzte 10 Millionen Kinder betroffen. 37 Prozent von den zur Heirat gezwungenen, sind Kinder.

Zwangsarbeit: 2016 befanden sich geschätzte 25 Millionen Menschen in Zwangsarbeit. Von diesen finden sich 16 Millionen Menschen in ausbeuterischer Zwangsarbeit im Privatsektor, beispielsweise als Hausangestellte, auf dem Bau oder in der Landwirtschaft. Geschätzte fünf Millionen Menschen arbeiten in Zwangsverhältnissen der sexuellen Ausbeutung. Mehr als vier Millionen Menschen, oder 16 Prozent, befinden sich in Zwangsarbeitsverhältnissen, die ihnen von staatlichen Strukturen aufgenötigt werden.

Zwangsheirat: 2016 lebten geschätzte 15,4 Millionen Menschen in einer Zwangsheirat. Von diesen fallen 6,5 Millionen Fälle in die letzten fünf Jahre (2012-1016), die verbleibenden Menschen wurden vor dieser Zeit zwangsverheiratet und sind es bis heute. Mehr als ein Drittel aller Opfer von Zwangsheiraten sind Kinder und fast alle Opfer sind Mädchen.

Kinderarbeit: 152 Millionen – 64 Millionen Mädchen und 88 Millionen Jungen – unterliegen der Kinderarbeit. Das entspricht fast eines von zehn Kindern weltweit. Die höchste Zahl von Kinderarbeitern zwischen fünf und 17 Jahren findet sich in Afrika (72,1 Millionen Kinder), gefolgt von Asien und dem Pazifik (62 Millionen Kinder), dem amerikanischen Kontinent (10,7 Millionen Kinder), Europa und Zentralasien (5,5 Millionen Kinder) und den arabischen Staaten (1,2 Millionen Kinder). Geschätzt ein Drittel der Kinder im Alter zwischen fünf und 14 Jahren, die Kinderarbeit verrichten, gehen nicht zur Schule. 38 Prozent der Kinder in diesem Alter befinden sich in gefährlicher Arbeit und fast zwei Drittel von ihnen im Alter von 15-17 Jahre arbeiten mehr als 43 Stunden in der Woche.

Quelle und Foto: ILO

Migration und nachhaltige Entwicklung: Risiken, Chancen und Handlungsmöglichkeiten: Antworten für die G20

Für die Welthungerhilfe und SID Hamburg habe ich eine Veranstaltung konzipiert, die Dialog und Lernen über Migration und Entwicklung neu beleben soll. Bitte melden Sie sich unter https://www.sid-hamburg.de/node/588 dazu an.

Migration und nachhaltige Entwicklung:
Risiken, Chancen und Handlungsmöglichkeiten: Antworten für die G20

Montag, 15. Mai 2017 – 18 Uhr
Museum für Völkerkunde, Rothenbaumchaussee 64, 20148 Hamburg

Zur G20 Präsidentschaft stellt die Bundesregierung Migration als globale Herausforderung in eine Reihe mit kriegerischen Konflikten, Terrorismus, Armut, Hunger, Klimawandel und Epidemien. Doch gehört Migration überhaupt in diese Negativreihe? Ist sie im Wesentlichen ein Problem, das es zu bekämpfen gilt? Oder bietet Migration auch Chancen für nachhaltige Entwicklung in den Aufnahme- und Herkunftsländern?

Krieg, Terror und Gewalt, aber auch mangelnde Zukunftsperspektiven und die Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen zwingt gegenwärtig so viele Menschen zur Flucht wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Nach einer heftigen Dürreperiode sind etwa 20 Millionen Menschen in Ostafrika und dem Nahen Osten von Hunger bedroht. Falls humanitäre Hilfe sie nicht erreicht, rettet nur die Flucht ihr Leben. Aber Migration ist teuer, deshalb verhindert Armut Migration.

Dass Migration sehr große Risiken birgt, sehen wir beinahe täglich im Mittelmeer. Diese Risiken werden in erster Linie von den Migranten selbst getragen – beim Auftreiben des benötigten Geldes, beim Besorgen der notwendigen Papiere, bei den Arbeitsbedingungen im Zielland und natürlich auf dem Weg dorthin.

Menschen, die migrieren, weil sie woanders berufliche Chancen suchen, verfügen über große wirtschaftliche und gesellschaftliche Potentiale. Nicht zuletzt deshalb sind die Regionen mit starker Zuwanderung schon immer Zentren von Produktivität und Innovation gewesen. Auch für die Herkunftsländer bietet Migration Chancen: etwa durch die Rücküberweisungen der Migranten,aber auch durch Transfer von Kentnissen und gemeinnützigem Engagement der Diasporen. Chancen für die Herkunftsländer bieten auch die neuen Kompetenzen, die Migranten im Zielland erwerben, ihre neuen Kenntnisse und Weltsichten.

Migration kann aber auch Chancen bieten – für die Migranten, für die Heimatländer und auch für die Zielländer. Doch die positiven Wirkungen treten nicht automatisch ein, sondern nur dann, wenn entsprechende Rahmenbedingungen vorliegen. Die Bedingungen für Migration so zu beeinflussen, dass sie es den Menschen ermöglichen, ihre Handlungsspielräume und die ihrer Angehörigen in ihren Gesellschaften zu vergrößern: Das wäre ein Ziel einer stimmigen Migrationspolitik. Daran mangelt es aber noch, die G20 arbeiten lieber an Instrumenten zur Abwehr.

Über diese und ähnlich Fragen möchten wir mit Ihnen und den Frauen auf dem Podium sprechen. Auf Twitter nutzen wir #MigrationWelcome. Die wichtigsten Ergebnisse werden wir an die Bundesregierung weiterleiten – in der Hoffnung, dass sie den Weg in die G20-Verhandlungen finden.

Abwasser – die ungenutzte Ressource | Weltwasserbericht der UNESCO

Der Weltwasserbericht 2017 spricht sich für einen Paradigmenwechsel aus: Statt Abwasser aus Privathaushalten, Landwirtschaft und Industrie als Problem zu betrachten, sollte es als Quelle von Rohstoffen genutzt werden. Der Bericht „Abwasser – die ungenutzte Ressource“ zeigt, wie Abwasser angesichts der steigenden Wassernachfrage als alternative Quelle der Wasser-, Energie- und Rohstoffversorgung an Bedeutung gewinnt.

„Wir müssen Abwasser als Teil von Gesamtlösungen für gesellschaftliche Herausforderungen und zur Erreichung der global vereinbarten Ziele nachhaltiger Entwicklung der Agenda 2030 betrachten. Abwasser kann wiederverwendet werden und enthält Energie und Rohstoffe. Die Agenda 2030 fordert eine solch integrierte Perspektive. Statt um Behandlung und Entsorgung von Abwasser geht es heute um seine Wiederverwendung, Wiederaufbereitung und Rückgewinnung“, erklärt Ulla Burchardt, Vorstandsmitglied und Vorsitzende des Fachausschusses Wissenschaft der Deutschen UNESCO-Kommission.

Unbehandelte Abwasserentsorgung gefährdet Mensch und Umwelt

Zwei Drittel der Weltbevölkerung leben in Gebieten, die mindestens einen Monat pro Jahr von Wasserknappheit betroffen sind. Die Nachfrage nach Wasser wächst weltweit und damit auch die Menge und Schadstoffbelastung von Abwasser. Wird Abwasser ohne angemessene Behandlung in die Umwelt abgeleitet, schädigt dies die Gesundheit, die Wirtschaftskraft, die Qualität der natürlichen Süßwasservorkommen und die Ökosysteme.

Im weltweiten Schnitt werden Schätzungen zufolge weniger als 20 Prozent des Abwassers in irgendeiner Form behandelt. In Ländern mit geringem Einkommen sind es nur acht Prozent, in Ländern mit Einkommen im unteren Durchschnittsbereich 28 Prozent, in solchen mit Einkommen im oberen Durchschnittsbereich 38 Prozent. Lediglich Länder mit hohem Pro-Kopf-Einkommen behandeln im Schnitt etwa 70 Prozent ihres kommunalen und industriellen Abwassers.

Die zu behandelnden Abwassermengen werden in Zukunft deutlich zunehmen, insbesondere in schnell wachsenden urbanen Räumen in Entwicklungsländern. Noch haben 2,4 Milliarden Menschen keinen Zugang zu angemessenen Sanitäranlagen. Dieser Missstand und diese Menschenrechtsverletzung muss beendet werden. Zugleich wird dies zu noch mehr Abwasser führen.

Menschen und Ökosysteme weltweit sind von Krankheitserregern aus menschlichen und tierischen Exkrementen beeinträchtigt. 2012 waren 842.000 Sterbefälle in Ländern mit niedrigen oder mittleren Einkommen mit
verschmutztem Wasser oder mangelhaften Sanitäranlagen verbunden. Industrie und Bergbau leiten zum Beispiel oft Lösungsmittel und Kohlenwasserstoff ein, die Landwirtschaft Stickstoff, Phosphor und Kalium. Dies beschleunigt auch die Eutrophierung von Süßwasser und küstennahen Ökosystemen. Relativ neu und noch zu wenig erforscht sind Hormone, Antibiotika und Steroide in Abwässern und deren Einfluss auf Umwelt und Gesundheit.

Wasser als Ressource nutzen

In vielen Ländern war bislang Wasserversorgung allein politische Priorität, Abwasserbehandlung und -nutzung wurden vernachlässigt. Doch Wassergewinnung, Behandlung und sichere Nutzung von Abwasser sind ein Dreiklang, sowohl für eine ökonomische als auch für ökologisch nachhaltige Wassernutzung.

Wasser kann mehrfach genutzt werden, in der Industrie beispielsweise zum Kühlen oder Wärmen. Bis 2020 wird der Markt für industrielle Abwassernutzung Schätzungen zufolge um 50 Prozent wachsen. Behandeltes Wasser kann auch zur Versorgung mit Trinkwasser dienen. Die Stadt Windhoek in Namibia behandelt beispielsweise bis zu 35 Prozent des Abwassers für eine Wiederverwendung als Trinkwasser. Oft ist dazu Aufklärung der Öffentlichkeit über die Unbedenklichkeit nötig. Astronauten der Internationalen Raumstation ISS nutzen beispielsweise seit 16 Jahren dasselbe, immer wieder aufbereitete Wasser.

Abwasser kann auch als Quelle von Rohstoffen genutzt werden. Beispielsweise können die in Schmutzwasser und Klärschlamm enthaltenen Phosphate und Nitrate in Düngemittel verwandelt werden. Etwa 22 Prozent des derzeit weltweit benötigten Phosphors – eine endliche und bereits stark dezimierte Ressource – könnten aus menschlichem Urin und Exkrementen gewonnen werden.

Hintergrund

Der Weltwasserbericht der Vereinten Nationen wird jährlich für UN-Water durch die UNESCO und deren World Water Assessment Programme (WWAP) erstellt. Dazu arbeiten 31 UN-Organisationen mit der UNESCO zusammen. Von 2003 bis 2012 erschien der Bericht alle drei Jahre. Seit 2014 wird er jährlich mit einem Themenschwerpunkt herausgegeben.
Weitere Informationen

Die deutsche Kurzfassung des Weltwasserberichts sowie die englischsprachige Langfassung erhalten Sie auf Anfrage
unter roemer@unesco.de http://unesco.de/index.php?id=7571&rid=t_11221&mid=1153&aC=3bf5823d&jumpurl=-4 (Sperrfrist 22. März 2017, 0 Uhr)

DUK-Webseite Weltwasserbericht http://unesco.de/index.php?id=7571&rid=t_11221&mid=1153&aC=3bf5823d&jumpurl=-8

Buch: Wer überlebt? Bildung entscheidet über die Zukunft der Menschheit

In ihrem Buch „Wer überlebt? Bildung entscheidet über die Zukunft der Menschheit“ stellen die Autoren Klingholz und Lutz in Abhängigkeit künftiger Bildungsinvestitionen verschiedene Szenarien zur Zukunft der Menschheit bis zum Ende dieses Jahrhunderts dar.

csm_9783593505107_e5e6627105»Die Alternative zu Bildung sind Chaos, Elend, ungebremstes Bevölkerungswachstum und immer größere Probleme.«

Die Konfliktlinie des 21. Jahrhunderts verläuft zwischen den Wissensgesellschaften und denen, die den Zugang zu Bildung be- oder gar verhindern, sagen die Bevölkerungsexperten Reiner Klingholz und Wolfgang Lutz. Was das bedeutet, erklären sie im Interview mit campus.de.

»Bildung befähigt uns, über den eigenen Horizont zu sehen, und unseren Lebensstil bewusst zu wählen. Besser Qualifizierte mischen sich stärker in politische Entscheidungsprozesse ein und fördern die Demokratisierung« – so steht es in Ihrem Buch. Lässt das den Umkehrschluss zu, dass Gesellschaften, mit begrenzten Bildungsmöglichkeiten in der Regel weniger demokratisch sind?

Reiner Klingholz: Vom Altertum bis ins Mittelalter wurden die ungebildeten Massen von despotischen Eliten beherrscht. Wo immer erste Ansätze von Demokratie entstanden – etwa im antiken Athen oder im Florenz der Renaissance – konnten zumindest gewisse Teile der männlichen Bürger Lesen und Schreiben. Ihnen fiel es leichter, den Mächtigen auf die Finger zu schauen und sie verlangten nach mehr Mitsprache. Je mehr sich Bildung in der Bevölkerung ausbreitete, desto eher hatten Demokratien eine Chance. In der heutigen Welt zeigt sich ein klarer statistischer Zusammenhang dafür, dass die Bildung möglichst vieler Menschen aus allen Schichten eine notwendige Voraussetzung für eine funktionierende Demokratie ist, auch wenn es nicht immer eine Garantie dafür ist.

Es gibt direkte und indirekte Gründe dafür, dass Bildung gut für die Demokratie ist. Bildung fördert direkt die Fähigkeit, sich Informationen zu beschaffen, seine eigenen Ansichten zu äußern, sich auf sachliche Diskussionen einzulassen und nach Kompromissen zu suchen. All das braucht eine lebendige Demokratie. Indirekt wirkt Bildung über die wirtschaftliche Entwicklung. Bildung fördert den Wohlstand und derartige Gesellschaften können sich den »Luxus« der Demokratie besser leisten. Auch autokratisch regierte Länder wie Singapur oder China, die massiv in Bildung investiert und einen raschen wirtschaftlichen Aufstieg erlebt haben, bewegen sich langfristig in Richtung mehr Demokratie.

Im globalen Wettbewerb haben Länder mit geringem Bildungsstandard wenige Chancen, sagen sie. Können diese Länder sich selbst aus der Misere befreien oder bedarf dieses Problem einer globalen Lösung?
Wolfgang Lutz: Historisch gesehen haben es viele Länder ohne fremde Hilfe geschafft. Wir beschreiben in unserem Buch Beispiele wie Finnland, das vor 1900 eine der ärmsten Regionen Europas war und dann durch eine massive Bildungsanstrengung nicht nur zum Pisa-Sieger sondern auch zu einer der innovativsten Industrienationen wurde. Oder der kleine Inselstaat Mauritius, der noch in den 1960er Jahren als Musterbeispiel für den Teufelskreis aus Armut, Bevölkerungswachstum und Umweltzerstörung galt. Heute ist er dank eines enormen Bildungsschubes das erfolgreichste Land Afrikas. Ebenso verdanken die asiatischen Tigerstaaten ihren Aufstieg der Tatsache, dass sie ihre eigenen bescheidenen Mittel einst massiv in die Basisbildung der breiten Bevölkerung investiert haben.

In vielen anderen Ländern – vor allem in Afrika  und im Süden und Westen Asiens – ist das nicht geschehen. Dort blieben nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung aus, sondern auch die Kinderzahlen hoch, so dass bis heute die Bevölkerung sehr stark wächst und die Lösung aller Probleme immer schwieriger wird. Die Menschen werden unzufrieden, es kommt zu Konflikten und zu Flüchtlingsströmen, die im Grunde gar nicht überraschend sind.
Der wichtigste Faktor für sinkende Geburtenraten ist die Bildung von Frauen. Absolvieren sie mindestens eine Sekundarschule, bekommen sie deutlich weniger Kinder, sie und ihr Nachwuchs sind gesünder und sie werden unabhängiger von ihren Männern, weil sie besser informiert sind und ein eigenes Einkommen erwirtschaften können. Bildung ist die beste und wirkungsvollste Entwicklungshilfe. Dafür brauchen die am wenigsten entwickelten, meist bitterarmen Länder heute dringend Hilfe von außen. Die Welt kann nicht warten, bis sie dies in einigen Jahrzehnten vielleicht einmal aus eigener Kraft schaffen. Bis dahin werden ihre Bevölkerungen noch um das Drei- bis Fünffache gewachsen sein, die Armut wird sich ebenso ausbreiten wie die Zahl der Konflikte. In allen entwickelten Staaten gibt es aus gutem Grund schon lange eine Schulpflicht und ein Recht auf Schule für alle Kinder bis zum Alter von 16 Jahren. Dies muss für alle Kinder der Welt in gleicher Weise gelten.

Nur ein geringer Teil der internationalen Entwicklungshilfeausgaben gehen in die Bildung. Haben wir das Problem noch nicht erkannt?
Reiner Klingholz:
Auf dem Papier schon. Die neuen Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen fordern genau dies. Das Problem ist, dass die Ziele bisher nicht umgesetzt werden. Ganze zwei bis vier Prozent der globalen Entwicklungshilfe fließen in Basisbildung, damit können unmöglich alle Kinder eine Sekundarschule absolvieren. Das meiste Geld fließt in große Infrastrukturprojekte, die den lokalen Potentaten gefallen, die der Korruption Vorschub leisten und für die Geberländer exportfördernd sind. Der Bau einer vernünftigen Schule in Mali oder Pakistan, die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern sind in diesem Sinne nicht attraktiv. Den Erfolg von Bildungsanstrengungen spürt man erst in zehn bis zwanzig Jahren, da weiht ein heutiger Präsident lieber eine neue Autobahn ein. Dennoch oder gerade deshalb schreiben wir, dass Investitionen in Basisbildung die wichtigste Hilfe zur Selbsthilfe sind und daher absolute Priorität in der internationalen Entwicklung bekommen sollten.

Beispielsweise gibt es in einigen arabischen oder afrikanischen Ländern einen Jugendüberhang, der keinen Platz in der Gesellschaft und keine auskömmliche Beschäftigung findet. Was ist auf Dauer die Konsequenz daraus?
Wolfgang Lutz:
Das Hauptproblem dieser Länder ist, dass die Bevölkerung schneller wächst als die Chancen der Menschen, vor allem die Chancen, einen Job zu bekommen. Viele junge Erwachsene sehen keine Perspektive, aber im Internet erfahren sie, dass es den Menschen anderswo viel besser geht. Vor allem die Männer unter ihnen neigen dann teilweise zu gewaltsamen Konflikten, sie lassen sich radikalisieren und fallen auf religiöse Bauerfänger rein, die ihnen erklären, dass die Feinde irgendwelche Andersgläubigen sind. Diese Mixtur führt zum Kampf der Bildungskulturen, von dem wir schreiben.

Wer oder was hemmt die Verbreitung von Bildung in Ländern wie Pakistan, Ägypten oder auch in Westafrika?
Reiner Klingholz:
Die meisten dieser Länder waren bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ein Spielball der Kolonialmächte, die nicht in Breitenbildung investiert haben. Sie hatten regelrecht Angst vor einer selbstständigen Bevölkerung. In den meisten dieser Staaten kamen mit der Unabhängigkeit häufig autoritäre Führer an die Macht, die das gleiche Ziel verfolgten: Sie wollten sich mit kleinen Bildungseliten an der Macht zu halten und hatten kein Interesse daran, das Volk durch Bildung zu ermächtigen. In den meisten dieser Länder hat sich die Lage jedoch in den letzten Jahren erfreulicherweise verbessert und die jüngere Generation ist besser gebildet als die ältere. Bedrohlich dagegen sind jene Strömungen aus Kreisen fundamentalistischer Religionsführer oder von Terrorgruppen wie dem IS oder Boko Haram, die jede moderne, naturwissenschaftliche Bildung behindern, die Jungen in Koranschulen verdummen lassen und Mädchen ganz von der Bildung ausschließen.

Was hat Martin Luther mit ihrem Buch zu tun?
Wolfgang Lutz:
Martin Luther war der erste Mensch, der aktiv und erfolgreich für eine Demokratisierung von Bildung gekämpft hat. Er wollte, dass sich jeder Mensch aus der Lektüre der Heiligen Schrift selbst seinen Weg zum Heil erarbeitet. Dafür musste Luther die Bibel in eine Sprache übersetzen, welche die Menschen verstanden. Vor allem musste er etwas tun, damit sie erst einmal Lesen und Schreiben lernten. Deshalb forderte Luther die Alphabetisierung auch des »geringsten Handwerkers« und »jedes Mägdeleins«. Das war weltgeschichtlich neu.

Interessanterweise lässt sich heute zeigen, dass zunächst  die protestantischen Länder im Laufe der folgenden Jahrzehnte – unterbrochen nur durch den 30-jährigen Krieg – diese Bildungsreformen umgesetzt haben und dadurch auch wirtschaftlich erfolgreicher waren. Der Aufstieg der Niederlande und Großbritanniens, die Industrielle Revolution, der spätere Erfolg der Vereinigten Staaten, die Verbesserung der Lebensbedingungen, die immer höhere Lebenserwartung, alle dies lässt sich auf die Bildung breiter Bevölkerungskreise zurückführen und damit letztlich auf die Reformation. Luther selbst hatte das gar nicht im Blick. Als Kind des Mittelalters hätte ihn die folgende Entwicklung hin zur Moderne vermutlich zutiefst verunsichert.

Sie beschreiben in ihrem Buch »Wer überlebt?« unterschiedliche Szenarien zur Zukunft der Menschheit bis zum Ende des 21. Jahrhunderts in Abhängigkeit künftiger Bildungsinvestitionen. Können wir die aktuellen und künftigen Krisen nur überleben, wenn wir den Fokus stärker auf das Thema Bildung setzen?
Beide:
Die Menschheit steht zu Beginn des 21. Jahrhunderts vor den größten Aufgaben ihrer Geschichte. Sie muss die Armut besiegen, das Bevölkerungswachstum zähmen, den Klimawandel bekämpfen und für Frieden in einer Welt sorgen, die im Moment aus allen Fugen zu geraten scheint. Ohne ausreichende Bildung für die Menschen in allen Ländern sind diese Probleme nicht lösbar. Die Alternative zu Bildung sind Chaos, Elend, ungebremstes Bevölkerungswachstum und immer größere Probleme. Das Dumme ist, dass Bildung Zeit braucht, um ihre Wirkung zu entfalten. Bildung löst akut kein einziges der Probleme, die heute die Zeitungen füllen. Aber auf längere Sicht ist sie ohne Alternative.

Dr. Reiner Klingholz ist seit 2003 Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung und einer der renommiertesten Demografie-Experten Deutschlands.

Prof. Dr. Wolfgang Lutz, einer der weltweit führenden Demografen, ist Direktor des World Population Program am IIASA und des Vienna Institute of Demography sowie Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Quelle: Campus Verlag

Nachhaltige Stadtentwicklung ist ein Globales Ziel – New Urban Agenda bei Habitat III

Die 2030-Agenda setzt mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) neue Maßstäbe für die die Stadt-, Regional- und Kommunalpolitik: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten (SDG 11); soziale Ungleichheit abbauen (SDG 10), Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern (SDG 7) ; eine belastbare Infrastruktur aufbauen (SDG 9), inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen (SDG 9); Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen (SDG 13).

habitat-iiiNach dem Weltsiedlungsgipfel Habitat III in Quito gibt es einen stadtpolitischen Folgeprozess, der direkt Bezug auf die Umsetzung des SDG 11 nimmt. Diese New Urban Agenda (NUA) sollte die dreifache Funktion der Städte in der Förderung der nachhaltigen Entwicklung anerkennen. Städte sind Räume, in denen viele unterschiedliche Akteure gemeinsam die Städte der Zukunft gestalten, schaffen und aushandeln. Städte sind Orte, an denen Maßnahmen und Handlungen für – oder gegen -– nachhaltige und inklusive Entwicklung konkret werden und Gestalt annehmen.

Ob die Transformation der Welt hin zu mehr Nachhaltigkeit gelingt, wird in den Städten entschieden. Städte sind nicht nur lokale, sondern auch globale Akteure. Sie sind von grundlegender Bedeutung für nachhaltige Entwicklung sowie für den Schutz globaler öffentlicher Güter wie beispielsweise der Ökosysteme, des Klimas, des wirtschaftlichen Wohlstands, der sozialen Integration, der Demokratisierung sowie politischer Stabilität. Dieses Verständnis der Rolle der Städte verlangt nach einer Neugestaltung der politischen Antworten und nach wirklich transformativen Maßnahmen, die die Art und Weise, wie wir Städte nutzen, bauen und verwalten bzw. steuern, grundlegend verändern.

Städte weltweit müssen sich selbst neu erfinden, wenn sie ein sicheres Zuhause für kommende Generationen sein wollen. Nur wenn Städte und Stadtgesellschaften ausreichend handlungsfähig werden, können sie ihre Kraft für eine nachhaltige Entwicklung entfalten. Ein „Weiter so wie bisher“, würde ohne gestaltende Urbanisierungspolitik zu einer nicht-nachhaltigen Welt-Städte-Gesellschaft führen. Nur wenn Städte und Stadtgesellschaften ausreichend handlungsfähig werden, können sie ihre Kraft für eine nachhaltige Entwicklung entfalten: In den Städten wird sich entscheiden, ob die Große Transformation zur Nachhaltigkeit gelingt. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Such- und Lernprozess. Es ist eine Sache der Gesellschaft insgesamt, die Welt zukunftsfähig zu machen und soziale, ökonomische und ökologische Ziele zu vereinen.

Städte wachsen weltweit. Bis 2030 werden fast zwei Drittel der Menschheit werden in Städten wohnen. Der Wissenschaftliche Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) hat daher sein Jahresgutachten 2016 dem Thema „Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte“ gewidmet. Demnach sei es notwendig, von der Politik der kleinen Schritte wegzukommen und stattdessen strategische Änderungen anzugehen. Zur Transformation der Städte in Richtung Nachhaltigkeit ist ein Zusammenwirken und eine Balance von drei Dimensionen nötig. Neben Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und Teilhabe erkennt der WBGU die Dimension der „Eigenart“ als zentral, um in urbanen Lebensräumen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass (a) Menschen in den räumlichen Strukturen Selbstwirksamkeit entfalten und urbane Lebensqualität für sich empfinden und herstellen können, dass sich (b) Ortsidentität und soziale Kohäsion entwickeln können und dass (c) soziale sowie ökonomische Kreativitäts- und Innovationspotenziale gestärkt werden, die durch ortsgebundene Interaktionen (Konnektivität) zwischen Akteuren aus verschiedenen gesellschaftlichen Sphären entstehen.

Literatur

Deutsches Habitat Forum, Berliner Empfehlungen für die Städte von morgen. Berlin, 2. Juni 2016, http://www.german-habitat-forum.de/assets/berliner-empfehlungen_de.pdf English: http://www.german-habitat-forum.de/english/assets/berlin_recommendations.pdf Español: http://www.german-habitat-forum.de/spanish/assets/recomendaciones-de-berl%c3%adn.pdf
Deutscher Städtetag, 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung: Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene gestalten, Musterresolution für Städte, http://www.staedtetag.de/imperia/md/content/dst/presse/2015/2030-agenda_nachhaltige_entwicklung_sept_2015.pdf
Unger, Knut, Die SDGs als Maßstab der deutschen Wohnungspolitik? In: Deutschland und die UN-Nachhaltigkeitsagenda, Juli 2016, https://www.2030report.de/sites/default/files/bericht2030/Kapitel_2-15_Unger-Wohnungspolitik.pdf
Dick, Eva, Städtische Governance für nachhaltige globale Entwicklung: von den SDGs zur New Urban Agenda, Analysen und Stellungnahmen 6/2016, Bonn: Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), http://www.die-gdi.de/uploads/media/AuS_6.2016n.pdf English: http://www.die-gdi.de/briefing-paper/article/urban-governance-for-sustainable-global-development-from-the-sdgs-to-the-new-urban-agenda/
WBGU, Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte, Hauptgutachten 2016, Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, Berlin, http://www.wbgu.de/hauptgutachten/hg-2016-urbanisierung/ English: http://www.wbgu.de/en/flagship-reports/fr-2016-urbanization/
Paulini, Inge, Die Große Transformation zur nachhaltigen Stadt der Zukunft, WBGU http://www.nationale-plattform-zukunftsstadt.de/NPZ_PAULINI-140930-final.pdf
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Zukunftsstadt. Strategische Forschungs- und Innovationsagenda, Berlin 2015, http://www.nationale-plattform-zukunftsstadt.de/BMBF_NPZ-FINA_Ansicht.pdf

News zu Habitat III auf Twitter

Der Weg zum Glück führt über Gesundheit und einen guten Arbeitsplatz | OECD Better Life Index

Paris/Berlin, 31. Mai 2016 (OECD) – Gesund zu sein und eine gute Arbeit zu haben sind zwei der wichtigsten Kriterien, damit das eigene Leben als erfüllend wahrgenommen wird. Dies geht aus den neuesten Daten des OECD Better Life Index (BLI) hervor, die heute veröffentlicht wurden. Der BLI wird in 38 Ländern erhoben und misst das Lebensgefühl in elf Dimensionen: Wohnverhältnisse, Beschäftigung, Bildung, Zivilengagement, Lebenszufriedenheit, Work-Life-Balance, Einkommen, Gemeinsinn, Umwelt, Gesundheit und Sicherheit. Es zeigt sich, dass ein Land mit einer starken Wirtschaft nicht zwangsläufig auch in den Dimensionen des BLI gut abschneidet.

Am höchsten ist die Lebenszufriedenheit generell in den skandinavischen Ländern, gefolgt von der Schweiz, Neuseeland, Kanada und Australien. Diese Länder haben gemeinsam, dass sie in den Bereichen Beschäftigung, Qualität der Beschäftigung und Gesundheit die besten Ergebnisse erzielen. In Ländern mit der niedrigsten Lebenszufriedenheit liegen das Beschäftigungsniveau und meist auch die Lebenserwartung unter dem OECD-Durchschnitt.

Einen positiven Einfluss auf die Lebenszufriedenheit haben außerdem ein starkes soziales Netzwerk, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben und ein hohes Gefühl von Sicherheit. Die nordischen Länder schneiden hier ebenfalls gut ab, aber auch Spanien, wo 96 % der Bürger sagen, dass es jemanden gibt, auf den sie sich verlassen können.

Zwischen den Geschlechtern ist der Unterschied in puncto Lebenszufriedenheit gering. Betrachtet man jedoch das Ausbildungsniveau, so fällt auf, dass Menschen mit einem Universitätsabschluss eher mit ihrem Leben zufrieden sind als Menschen mit ausschließlich primärer Ausbildung.

Der Better Life Index in Deutschland

Deutschland schneidet im beim Better Life Index im Vergleich zu anderen Ländern relativ gut ab. Die Lebenszufriedenheit hält sich auf einem konstant hohen Niveau, die Beschäftigungslage ist sehr gut, und auch in den Bereichen Gesundheit und Bildung schneidet Deutschland überdurchschnittlich ab. Auffällig ist, dass die Schere zwischen Arm und Reich weit auseinander geht. Auch bei der politischen Partizipation ist diese Lücke erkennbar. Bei den jüngsten Wahlen lag die Beteiligung im Fünftel mit dem höchsten Einkommen bei ca. 77 %, während es in der untersten Einkommensgruppe nur ca. 58 % waren.

BLI GIF

Der Better Life Index in Österreich und in der Schweiz

Die Schweiz nimmt im Better Life Index einen Spitzenplatz ein, vor allem mit Blick auf Lebenszufriedenheit, Sicherheit, Gesundheit und Beschäftigung. Das verfügbare Haushaltseinkommen ist im Vergleich zum Vorjahr um fast 2000 US-Dollar auf 35.952 US-Dollar pro Jahr gestiegen Damit hat die Schweiz nach den Vereinigten Staaten die finanziell wohlhabendsten Bürger. Österreich schneidet in dem Bereichen Sicherheit und Beschäftigung vergleichsweise gut ab. In den übrigen Bereichen liegen die Werte um den OECD-Schnitt. Die Lebenszufriedenheit bleibt auf hohem Niveau, und das Einkommen der Haushalte ist gegenüber dem Vorjahr weiter gestiegen.

Südafrika und Lettland sind 2016 zum ersten Mal im Better Life Index vertreten. Bisher haben rund 110.000 Menschen in 180 Ländern von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, auf der BLI-Webseite ihre persönlichen Präferenzen für ein gutes Leben zu teilen. Insgesamt haben die Teilnehmer Lebenszufriedenheit, Gesundheit und Bildung als wichtigste Faktoren genannt. Trotzdem gibt es regionale Unterschiede. In Lateinamerika ist Bildung die wichtigste Dimension, während in Nordamerika Lebenszufriedenheit und eine gute Work-Life Balance zählen. In Europa wird viel Wert auf Gesundheit, Gemeinsinn und die Umwelt gelegt.

OECD Better Life Index www.oecdbetterlifeindex.org/de

Datenquelle http://stats.oecd.org/Index.aspx?DataSetCode=BLI

Afrikas wirtschaftliche Zukunft hängt von der Entwicklung in den Städten ab

Berlin/Lusaka, 23. Mai 2016 – In Jahr 2050 werden 2/3 der Afrikaner in Städten leben. Der Verlauf der Urbanisierung in Afrika wird deshalb entscheidend Wachstum und Entwicklung auf dem Kontinent prägen. Zu diesem Schluss kommt der Wirtschaftsausblick Afrika 2016, der heute auf dem 51. Jahrestreffen der Afrikanischen Entwicklungsbank in Lusaka/Sambia veröffentlicht wurde.

Die Verstädterung in Afrika vollzieht sich im historischen Vergleich ungewöhnlich schnell und ist gepaart mit einem starken Bevölkerungswachstum. So hat sich zwischen 1995 und 2015 die städtische Bevölkerung in Afrika auf 472 Million verdoppelt. Der Prozess der Verstädterung verläuft damit anders als in anderen Regionen, wie etwa Asien, und wird derzeit nur von langsamen strukturellen Anpassungen begleitet, so das Schwerpunktkapitel des Berichts.

Trotz eines eher schwachen globalen Umfelds und regionaler Schocks hat sich Afrikas Wirtschaft im vergangenen Jahr solide entwickelt. Der Kontinent bleibt nach Ostasien die Region mit den höchsten Wachstumsraten. Dem Bericht zufolge dürfte 2016 das Wirtschaftswachstum in Afrika im Schnitt bei 3,7 Prozent liegen und 2017 auf 4,7 Prozent steigen, vorausgesetzt die Weltwirtschaft wird sich stabilisieren und die Rohstoffpreise werden allmählich wieder steigen.

Der Wirtschaftsausblick Afrika ist ein Gemeinschaftsprodukt der Afrikanischen Entwicklungsbank, des OECD Development Centre und des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP).

Die ausführliche Pressemitteilung in englischer Sprache finden Sie unter www.oecd.org/development/africa-economic-transformation-hinges-on-unlocking-potential-of-cities-says-the-african-economic-outlook-2016.htm

Den vollständigen Bericht finden Sie unter www.africaneconomicoutlook.org

OECD Bericht über die Entwicklungszusammenarbeit 2015

Partnerschaften in Aktionsbündnisse verwandeln

Zusammenfassung in Deutsch

Die von der internationalen Gemeinschaft in den letzten sechzig Jahren unternommenen Entwicklungsanstrengungen hatten messbare Wirkungen auf die Armutsbekämpfung, die Verbesserung der menschlichen Gesundheit und die Bewältigung anderer dringender Herausforderungen. Die Fortschritte werden jedoch nach wie vor durch fragmentierte Initiativen, widersprüchliche Prioritäten und unkoordinierte Vorgehensweisen gebremst.

Zugleich verschwimmen in unserer zunehmend vernetzten und globalisierten Welt die nationalen Grenzen; das Konzept der staatlichen Souveränität, das den traditionellen Formen der internationalen
Zusammenarbeit zu Grunde lag, wird immer stärker in Frage gestellt.

Koordinierte Maßnahmen sind dringender geboten als je zuvor. Unter der Federführung der Vereinten
Nationen wurden 17 ehrgeizige, universelle und weitreichende Ziele für nachhaltige Entwicklung formuliert, die bis 2030 verwirklicht werden sollen. Für die Erreichung dieser Ziele ist eine bessere und erweiterte internationale Zusammenarbeit innerhalb eines globalen Governance‑Systems, das durch zielführende Mechanismen wechselseitiger Rechenschaftspflicht gestützt wird, von entscheidender Bedeutung.

Partnerschaften sind starke Antriebskräfte für Entwicklung
Es herrscht zwar weitgehend Einvernehmen, dass Partnerschaften als Triebfeder kollektiven Handelns
zur Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung von entscheidender Bedeutung sind, der
Ausdruck „Partnerschaften“ umfasst jedoch verschiedene Vorgehensweisen, Strukturen und Zwecke,
wodurch es schwierig – wenn nicht sogar unmöglich – wird, allgemeine Aussagen darüber zu treffen.
Außerdem ist zu berücksichtigen, dass die Ziele für nachhaltige Entwicklung zwar universell sind und
für alle Länder gelten, zugleich jedoch auf der Achtung der Vielfalt basieren – u.a. im Hinblick auf die Rahmenbedingungen, Bedürfnisse, Fähigkeiten, Politiken und Prioritäten. Um effektiv zu sein, müssen
Partnerschaften, die diese globalen Ziele verfolgen, von den Prioritäten der einzelnen Länder getragen
werden.

In diesem Zusammenhang können drei Grundsätze dazu beitragen, das Potenzial von Post‑2015‑Partnerschaften voll auszuschöpfen:

• 1 ‑ Rechenschaftspflichtiges Handeln
Rechenschaftspflicht bedeutet, Verantwortung für sein Handeln oder Nichthandeln zu übernehmen, was im letzteren Fall zur Folge hat, mögliche Sanktionen für die Nichteinhaltung von Verpflichtungen zu akzeptieren. Die Rechenschaftspflicht von Regierungen wird zwar ein Kernelement der  Post‑2015‑Agenda bleiben, die heutigen Entwicklungspartnerschaften bringen jedoch mehrere Interessenträger zusammen: nationale Regierungen, Parlamente, die Zivilgesellschaft, Wohltätigkeitsorganisationen, multilaterale Organisationen, Unternehmen und viele andere – nicht zuletzt die von den Entwicklungsinitiativen betroffenen Gemeinden. Viele der heutigen Rechenschaftsrahmen greifen zwar auf gemeinsame Grundsätze der EZ‑Wirksamkeit zurück, basieren jedoch auf der Erkenntnis, dass verschiedene Interessenträger eine gemeinsame Entwicklungsagenda unterschiedlich angehen können. Diese Erkenntnis schafft Vertrauen und gegenseitigen Respekt, zwei Merkmale, die für Rechenschaftspflicht von entscheidender Bedeutung sind. Wie können wir also die Rechenschaftspflicht im Rahmen einer immer komplexer werdenden internationalen Zusammenarbeit umsetzen? Es sind neue Formen der gegenseitigen Rechenschaftslegung erforderlich, in Kombination mit messbaren Verpflichtungen und Standards, die kontinuierlich überprüft und aktualisiert werden, um ihre Relevanz und Anpassungsfähigkeit zu sichern und ein gemeinsames Engagement sowie die politische Dynamik aufrechtzuerhalten. Es ist außerdem von grundlegender Bedeutung, dafür Sorge zu tragen, dass alle Partner in den Governance‑Mechanismen vertreten sind und dass alle Stimmen Gehör finden.

• 2 ‑ Koordinierte und wirksame Maßnahmen
Angesichts der zunehmenden Vielfalt der an Entwicklungszusammenarbeit beteiligten Partner ist es wichtiger denn je, Doppelarbeit und Fragmentierung zu vermeiden – Probleme, die die Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit lange beeinträchtigt haben. Ein effektives Vorgehen in der Zeit nach 2015 kann erheblich vereinfacht werden, wenn die Partnerschaften auf bestimmte Themen oder Sektoren ausgerichtet werden – beispielsweise Gesundheit, Bildung und nachhaltige Energie –, was jedoch nicht
bedeutet, dass mehr und größere Partnerschaften die beste Lösung darstellen; die Erfahrung zeigt,
dass Fortschritte dadurch manchmal eher behindert als gefördert werden. Gestraffte Partnerschaften – die bestehende Akteure und Strukturen integrieren – reduzieren fragmentierte oder sich überschneidende Maßnahmen und erleichtern die Berichterstattung und den Verwaltungsaufwand für die Entwicklungsländer, was sowohl die Umsetzung als auch die Wirkung verbessert. Außerdem können Partnerschaften – insbesondere zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor – dazu beitragen, dass Entwicklungslösungen eine möglichst breite Wirkung erzielen, so dass die Zahl der Begünstigten höher ist als bei isolierten Maßnahmen einzelner Regierungen, Unternehmen oder gemeinnütziger Organisationen. Und abschließend ist darauf hinzuweisen, dass entschlossene Führungsstärke Partnerschaften die Dynamik verleiht, die sie benötigen, um komplexe Entwicklungsherausforderungen zu bewältigen, auf Kurs zu bleiben und die personellen und finanziellen Mittel zu mobilisieren, die erforderlich sind, um die Aufgabe zu
erfüllen.

• 3 ‑ Erfahrungsbasiertes Handeln
Die Reform der globalen Entwicklungszusammenarbeit zur Bewältigung der heutigen Entwicklungsherausforderungen erfordert Veränderungen im Verhalten und in den Einstellungen. Dialog und Lernen aus Erfahrungen sind entscheidende Voraussetzungen, um diese Veränderungen herbeizuführen. Die in diesem Bericht aufgeführten elf Fallstudien beschreiben unterschiedliche Partnerschaftserfahrungen und ‑ansätze, sie haben jedoch mindestens eines gemeinsam: eine Fokussierung auf Lernen aus Erfahrungen, Wissensaustausch, Erkenntnisgewinn und die  Identifizierung guter Praktiken. Die Süd‑Süd‑Zusammenarbeit ist ein wichtiges Instrument für den  Wissensaustausch, das es den Ländern ermöglicht, die aus den Erfahrungen anderer gewonnenen Erkenntnisse direkt anzuwenden, um ihre eigenen Politiken und Programme zu bereichern.  Rechenschaftsmechanismen fördern das Lernen aus Erfahrungen, was die Qualität der Entwicklungszusammenarbeit verbessert und ihre Wirkung und Relevanz erhöht. Diese Mechanismen reichen von Peer Reviews, die den Schwerpunkt auf den Rahmen, das Management und die Umsetzung der Entwicklungszusammenarbeit legen, bis zu Monitoring‑, Berichts‑ und Evaluierungszyklen, die eine kontinuierliche Anpassung fördern.

Post‑2015‑Partnerschaften werden neue und sich verändernde Rollen mit sich bringen

Die Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung wird die starke Einbindung vieler Akteure erfordern, darunter:
• der Privatsektor, der für Beschäftigungsschaffung, Technologieentwicklung und Investitionen
zuständig ist
• die Zivilgesellschaft, deren Aufgabe darin besteht, die EZ‑Partner zur Rechenschaft zu ziehen, Maßnahmen zur Erfüllung nationaler und globaler Verpflichtungen voranzutreiben und einen produktiven und rechenschaftspflichtigen Einsatz öffentlicher Mittel zu sichern.

Dadurch ändert sich die Rolle von Regierungen, die traditionell als die wichtigsten Erbringer von
Entwicklungsfinanzierung betrachtet wurden. Dadurch ändert sich die Rolle von Regierungen, die
traditionell als die wichtigsten Erbringer von Entwicklungsfinanzierung betrachtet wurden.

Politikrahmen für Post‑2015‑Partnerschaften

Der Bericht über die Entwicklungszusammenarbeit 2015 untersucht, inwieweit Partnerschaften dazu
beitragen, bei der Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung das notwendige Gleichgewicht
zwischen Souveränität und Subsidiarität, Inklusivität und Differenzierung sowie Kohärenz und
Spezialisierung zu sichern. Gestützt auf Erfahrungswerte werden zehn Erfolgsfaktoren aufgeführt, die
einen Umsetzungs‑ und Monitoringrahmen bieten, der Partnerschaften in effektive Aktionsbündnisse
verwandelt:

• 1. Führungsstärke auf höchster Ebene.
• 2. Partnerschaften, die von den Ländern selbst getragen werden und kontextspezifisch sind.
• 3. Vermeidung von Doppelarbeit und Fragmentierung.
• 4. Inklusive und transparente Governance.
• 5. Ausrichtung des Partnerschaftsmodells auf die jeweilige Herausforderung.
• 6. Vereinbarung von Grundsätzen, Zielen, Umsetzungsplänen und Durchsetzungsmechanismen.
• 7. Klärung von Rollen und Verantwortlichkeiten.
• 8. Klare Fokussierung auf Ergebnisse.
• 9. Messung und Monitoring von Fortschritten im Hinblick auf Ziele und Unterziele.
• 10. Mobilisierung der erforderlichen Finanzmittel und effektive Nutzung dieser Mittel.

Direktzugang zur Online-Ausgabe: www.oecd-ilibrary.org/development/development-co-operation-report-2015_dcr-2015-en Quelle: OECD Berlin.