teamGLOBAL
Ausgezeichnet: teamGLOBAL ist Vorbild für Nachhaltigkeit

Das BMBF und die Deutsche UNESCO-Kommission ehren herausragende Bildungsinitiativen für nachhaltige Entwicklung, darunter das Jugendnetzwerk teamGLOBAL. 

Es gibt zahlreiche herausragende Bildungsinitiativen für nachhaltige Entwicklung – 63 Kommunen, Netzwerke und Lernorte zeichnen Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, und die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, Prof. Dr. Verena Metze-Mangold, am 27. November in Berlin aus. Die Ausgezeichneten tragen dazu bei, Nachhaltigkeit besser in der deutschen Bildungslandschaft zu verankern. Das Jugendnetzwerk teamGLOBAL wurde mit Stufe 3, der höchsten Stufe, ausgezeichnet

In der Begründung der Jury heißt es: „Das Netzwerk von teamGLOBAL ist ein innovativer Ansatz, um eine junge Zielgruppe zu erreichen und diese für BNE/NE-Themen zu interessieren und zu sensibilisieren. Lobenswert ist, dass die jugendlichen Mitglieder des Netzwerks sehr stark partizipieren und Inhalte und Richtungen von teamGLOBAL mitbestimmen. So trägt das Netzwerk – ganz im Sinne der Roadmap – zur Jugendpartizipation bei. Es existiert ein klares Bekenntnis zur Ausrichtung der Bildungsarbeit an den Prinzipien der BNE und Dienstleistungen/Produkte werden im Jahresabschlussbericht evaluiert und für das kommende Jahr weiterentwickelt. Durch seinen überregionalen Charakter erreicht das Netzwerk Jugendliche in ganz Deutschland und kann gerade in Regionen abseits der Metropolen junge Menschen begleiten und erreichen.“

teamGLOBAL ist ein bundesweites, partizipatives und offenes Netzwerk von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 16 und 27 Jahren. Es bietet Bildungsangebote rund um das Thema Globalisierung für Jugendliche an. Ziel ist es, gemeinsam mit jungen Menschen zu erarbeiten, wo ihnen in ihrem Alltag Globalisierung begegnet und welche Handlungsmöglichkeiten es geben kann, um auf diese Entwicklung zu reagieren. Neben dem Peer-to-Peer-Ansatz (Lernen von Gleichaltrigen) zeichnet sich teamGLOBAL durch seine partizipative Organisation aus: die rund 60 Teamenden gestalten auf fast allen Ebenen die Arbeit des Netzwerks mit, dazu gehören unter anderem die Entwicklung von Methoden, die Organisation von internen Weiterbildungen und die Öffentlichkeitsarbeit. teamGLOBAL wurde 2004 von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) initiiert, die das Projekt weiterhin ideell und finanziell unterstützt. Seit 2014 koordiniert DENK GLOBAL! das Netzwerk. Bereits im Jahr 2013 wurde teamGLOBAL als offizielle Maßnahme der Weltdekade der Vereinten Nationen für Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ausgezeichnet.

Insgesamt 29 Lernorte, 28 Netzwerke und 6 Kommunen überzeugten die Jury von der hohen Qualität ihres Engagements für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Als Vorreiter leisten sie einen beispielhaften Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und des UNESCO-Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Auf der Seite www.bne-portal.de stellen sich die Ausgezeichneten vor. Sie erhalten das Logo des Weltaktionsprogramms für ihre Arbeit und profitieren vom Austausch mit anderen Akteuren und Initiativen. Darüber hinaus bieten die Freie Universität Berlin und die Deutsche UNESCO-Kommission eine Beratung zur Weiterentwicklung der Initiativen an.

Geehrt werden die Initiativen auf einem Kongress unter dem Motto Bildung für nachhaltige Entwicklung – „In Aktion“. Akteure aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft treffen sich, um gemeinsam die Umsetzung des am 20. Juni verabschiedeten Nationalen Aktionsplans Bildung für nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Er ist zentraler Bestandteil der Umsetzung des UNESCO-Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung in Deutschland.

Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen sagte anlässlich der Verleihung der Auszeichnungen: „Wir brauchen Vorbilder, um den Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft zu schaffen. Die Preisträger zeigen, wie Bildung für nachhaltige Entwicklung in unserem Alltag gelebt werden kann. Nur durch Bildung verstehen wir die Auswirkungen unseres Handelns auf unsere Umwelt und Zukunft. Die Ausgezeichneten tragen mit ihrer Arbeit entscheidend dazu bei, unser Bildungswesen stärker am Prinzip der Nachhaltigkeit auszurichten. Damit liefern sie wichtige Impulse für die Umsetzung des Nationalen Aktionsplans Bildung für nachhaltige Entwicklung.“

Prof. Dr. Verena Metze-Mangold, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, betonte: „Nachhaltigkeit kann man lernen. Am besten gelingt dies an Orten, an denen wir nachhaltige Entwicklung praktisch leben und erfahren können. Genau das sind die heute ausgezeichneten Lernorte, Kommunen und Netzwerke. Sie alle machen deutlich, wie Nachhaltigkeit auch in den Strukturen des deutschen Bildungssystems verankert werden kann. Sie integrieren Prinzipien der Nachhaltigkeit in Inhalte und Methoden der Bildung, richten ihre Bewirtschaftung an Nachhaltigkeit aus, bilden ihre Mitarbeiter zu nachhaltiger Entwicklung weiter, und machen Nachhaltigkeit zum Thema in der Zusammenarbeit mit ihren Partnern. Ich wünsche mir, dass diese strukturbildenden Initiativen viele Nachahmer finden.“

Nachhaltige Entwicklung bedeutet Menschenwürde und Chancengerechtigkeit für alle in einer intakten Umwelt zu verwirklichen. Bildung ist für eine nachhaltige Entwicklung zentral. Sie versetzt Menschen in die Lage, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und abzuschätzen, wie sich eigene Handlungen auf künftige Generationen oder das Leben in anderen Weltregionen auswirken. In der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und dem UNESCO-Weltaktionsprogramm (2015-2019) ist die Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung als Ziel für die Weltgemeinschaft festgeschrieben.

Weitere Informationen: 

Webseite des Netzwerks teamGLOBAL

Webseite des Trägers DENK GLOBAL!

teamGLOBAL auf dem BNE-Portal der Deutschen UNESCO-Kommission

Landkarte mit den ausgezeichneten Initiativen und weiteren Akteuren der BNE in Deutschland

Bundesministerium für Bildung und Forschung

 

Textilbündnis setzt sich verbindliche Ziele und arbeitet international

Auf seinem Weg in Richtung besserer Arbeitsbedingungen, mehr Umweltschutz und fairen Löhnen in Textil-Lieferketten, geht das Bündnis für nachhaltige Textilien in die nächste Phase: Die ambitionierten Bündnisziele werden von konkreten individuellen Zielvorgaben für alle Mitglieder für den Zeitraum 2018 bis 2020 untermauert. Darüber hinaus wird sich das Bündnis noch stärker international ausrichten und dazu die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern intensivieren.

Der Steuerungskreis des Bündnisses für nachhaltige Textilien hat auf seiner Sitzung am 22. und 23. November 2017 erstmals verbindliche Zeitziele für alle Mitglieder beschlossen. Diese bauen auf den individuellen Maßnahmenplänen auf und gelten für den Zeitraum von 2018 bis 2020. So müssen Mitglieder z.B. eine Risikoanalyse erstellen, Geschäftspartner und Produzenten systematisch erfassen, konkret darauf hinwirken, dass ihre Zulieferer keine giftigen Chemikalien einsetzen und Prozesse etablieren, die Kinder- und Zwangsarbeit verhindern. Weitere Ziele gibt es zu existenzsichernden Löhnen. Das Thema soll im kommenden Jahr ein Schwerpunkt im Bündnis sein.

Neben den individuellen Anforderungen, wurden auch gemeinsame Bündnisziele konkretisiert: Hierzu gehört beispielsweise das gemeinsame Ziel, bis 2020 mindestens 35% nachhaltige Baumwolle einzusetzen. Dabei müssen 10% der Gesamtmenge Bio-Baumwolle sein. Bis 2025 soll der Gesamtanteil nachhaltiger Baumwolle dann auf insgesamt 70% steigen, der von Biobaumwolle auf 20%.
„Die Mitglieder haben sich auf konkrete Zeit- und Mengenziele geeinigt. Das ist ein weitreichender Schritt für das Textilbündnis und ein großer Hebel für echte Verbesserungen in den Produktionsländern,“ sagt Dr. Jürgen Janssen, Leiter des Bündnissekretariats.

Wirtschaft, Nichtregierungsorganisationen, Politik, Gewerkschaften und Standardorganisationen wollen die Ziele durch die Wahrnehmung ihrer individuellen Verantwortung, durch gemeinsames Engagement in Produktionsländern und gegenseitige Unterstützung umsetzen.

Darüber hinaus hat der Steuerungskreis beschlossen, die internationalen Kooperationen des Textilbündnisses mit strategischen Partnern weiter auszubauen, um eine noch größere Breitenwirkung zu erzielen, die Vorgehensweisen abzustimmen und Anforderungen international anzugleichen.

Zivilgesellschaft veröffentlicht Roadmaps und zeigt Transparenz

Die Verpflichtung zur Erstellung einer Roadmap galt allen Mitgliedern, inklusive den zivilgesellschaftlichen Organisationen des Textilbündnisses. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) kritisiert das vorgegebene Indikatorenraster für zivilgesellschaftliche Organisationen als nicht zweckmäßig. Eine politische Lobbyorganisation wie der vzbv produziert keine eigenen Textilien und arbeitet nicht im Bereich Chemikalienmanagement. Auch Maßnahmen vor Ort in den textilproduzierenden Ländern wie Indien, Bangladesch und Vietnam gehören nicht zum Arbeitsgebiet des vzbv. Der vzbv hat dennoch eine Roadmap eingereicht, die als plausibel bewertet wurde. Der vzbv wird seine Roadmap Ende Juli 2017 gemeinsam mit weiteren zivilgesellschaftlichen Mitgliedern des Textilbündnisses veröffentlichen und auf der Webseite des Bündnis offenlegen.

„Um spürbare Veränderungen zu erreichen, brauchen wir ein breites Bündnis aus Unternehmen, die Einfluss auf den Markt haben und durch ihr Engagement die Bedingungen in den Produktionsländern verändern können. Nur dann macht ein Textilbündnis Sinn. Viele Mitglieder des Bündnisses zeigen, dass sie Verantwortung übernehmen wollen. Es ist wichtig, dass die Unternehmen auch dabei bleiben und das Bündnis nicht wieder verlassen, wenn es ernst wird“, sagt Kathrin Krause, Nachhaltigkeitsexpertin beim vzbv.

Das Textilbündnis wurde 2014 als Antwort auf Rana Plaza gegründet

Das Bündnis für nachhaltige Textilien ist eine Multi-Akteurs Partnerschaft aus Unternehmen, Verbänden, Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und Standardorganisationen sowie der Bundesre-gierung. Die Akteure haben sich 2014 zusammengeschlossen, um gemeinsam Verbesserungen entlang der gesamten Textil-Lieferkette durchzusetzen. Hierzu haben sie ambitionierte soziale und ökologische Ziele vereinbart. Mit Hilfe von individuellen Maßnahmen der Mitglieder und gemeinsamen Bündnisinitiativen in den Produktionsländern verfolgen die Akteure diese Ziele in der Praxis.

 

Ergebnisse und Höhepunkte der UN-Klimakonferenz 2017 #COP23

Die Bonner Klimakonferenz wird zum Ausgangspunkt für größere Klimaschutz-Anstrengungen. Zum Abschluss der jährlichen UN-Klimakonferenz in Bonn haben sich die Staaten darauf geeinigt, die nächsten Schritte für mehr Klimaschutz vor dem Jahr 2020 einzuleiten.

Unterstützt von dem Rückenwind vieler positiver Ankündigungen von Regierungen, Städten, Bundesstaaten, Regionen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft haben sich die Delegierten aus 190 Ländern auf eine zwölfmonatige Phase geeignet, in der analysiert werden soll, wo die Staatengemeinschaft steht, welche Ziele sie erreichen will und wie sie dort hingelangt.

Der „Talanoa-Dialog“, inspiriert durch das pazifische Konzept konstruktiver Diskussionen und Debatten, wird die Bühne dafür bereiten, dass bei der UN-Klimakonferenz 2018 in Polen die nationalen Klimaschutzpläne nachgebessert werden. Dadurch wird die Welt auf den richtigen Weg gebacht um die für bis zum Jahr 2020 gesteckten Ziele ebenso zu erreichen, wie die Ziele des vor zwei Jahren verabschiedeten Weltklimaabkommens von Paris, die ab dem Jahr 2020 greifen.

Das zentrale Ziel des Pariser Abkommens ist, den weltweiten Temperaturanstieg unter zwei Grad Celsius und so nahe wie möglich an 1,5 Grad zu halten. Derzeit ist bereits ein Anstieg um ein Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu verzeichnen. Die gegenwärtigen nationalen Klimaschutzpläne (NDCs) weisen noch immer Richtung drei Grad Temperaturanstieg, oder sogar noch darüber hinaus.

Neue finanzielle Verpflichtungen bei Versicherungen und Wäldern ermöglicht neue Dynamik durch Regierungen, Städte und Unternehmen

Kleine Inselstaaten und viele andere dem Klimawandel besonders ausgesetzte Länder sehen das Einhalten des 1,5-Grad-Ziels als entscheidend für ihre Existenz an. Deshalb werden Konferenzen in 2018 und 2019 dazu dienen, den tatsächlichen Fortschritt im Klimaschutzes mit Blick auf die für die Zeit vor 2020 angegebenen Klimaschutzpläne zu erfassen.

Frank Bainimarama, Präsident der COP23 und Premierminister von Fidschi, sagte: “ Ich freue mich sehr, dass COP23 ein solcher Erfolg war, insbesondere angesichts der Herausforderung, multilateralen Konsens über entschlossenen Klimaschutz herzustellen. Wir haben die Aufgabe erledigt, die uns übertragen worden ist: Die Richtlinien zur Umsetzung des Pariser Abkommens voranzubringen und gleichzeitig ehrgeizigeren Klimaschutz mittels des Talanoa Dialogs 2018 vorzubereiten.”

“Wir waren hier von positiver Dynamik umgeben. Fidschi ist besonders erfreut darüber, dass die Weltgemeinschaft unser Konzept einer Großen Koalition für mehr Klimaschutz, die nationale Regierungen mit denen auf Bundestaaten und Stadtebene ebenso wie mit der Zivilgesellschaft, der Privatwirtschaft und den Bürgerinnen und Bürgern der Welt  vereint, angenommen hat”, sagte er.

“Wir verlassen Bonn mit einigen bemerkenswerten Erfolgen, zu denen unserer ‘Ocean Pathway’ gehört, ein historischer Konsens über Landwirtschaft, sowie den Aktionsplan über Geschlechtergerechtigkeit und die Plattform für Indigene Völker. Wir haben auch mehr finanzielle Mittel für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sichergestellt, und darüberhinaus eine globale Partnerschaft gestartet, die Millionen von dem Klimawandel besonders ausgesetzten Menschen auf der ganzen Welt bezahlbaren Versicherungsschutz ermöglicht.”“Ich möchte mich herzlich bei unseren Gastgebern bedanken, der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und dem UN-Klimasekretariat, sowie den Bürgerinnen und Bürgern der Bundesstadt Bonn. Wir haben unseren fidschianischen Bula-Geist zu dieser COP gebacht und es war wundervoll zu sehen, wie die Menschen darauf reagiert haben. Vinaka vakalevu. Wenn wir hier abreisen, lassen Sie es uns alle mit dem Ziel tun, uns ehrgeizigerem Klimaschutz zu verschreiben und in dem vor uns liegenden Jahr gemeinsam schneller und weiter voranzukommen”, sagte Herr Bainimarama.

  • Ein Bericht der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (IRENA), der während der Konferenz vorgestellt wurde, belegt, dass viele Länder nun höhere Ziele für die Nutzung erneuerbarer Energien festgelegt haben, als in ihren nationalen Klimaplänen bislang angekündigt. Einige Länder haben also deutlich höhere Klimaschutz-Ambitionen – zumindest, wenn es um grüne Energie geht.
  • Ein wissenschaftlicher Bericht der Organisationen Future Earth und Earth League zeigt, dass sich die weltweite Nutzung erneuerbarer Energie alle fünfeinhalb Jahre verdoppelt. Das würde einer vollständigen Dekarbonisierung des Energiesektors bis zur Mitte des nächsten Jahrhunderts ermöglichen.

Patricia Espinosa, Exekutivsekretärin des UN-Klimasekretariats, das die Konferenz mit Unterstützung der deutschen Bundesregierung ausgerichtet hat, sagte: „Die COP23 in Bonn fand vor dem Hintergrund einer Reihe schwerer und beispielloser Naturkatastrophen statt, die ganze Haushalte, Familien und Wirtschaftssysteme in Asien, der Karibik sowie Nord- und Südamerika getroffen haben. Das hat uns an die Dringlichkeit unserer gemeinsamen Aufgabe erinnert.“

„Die Konferenz hat mit der Annahme des Talanoa-Dialogs den Ausgangspunkt dafür geliefert, zur nächsten Stufe größerer Klimaschutz-Ambitionen zu gelangen. Sie hat auch die Richtlinien zur Umsetzung des Pariser Abkommens vorangebracht, damit dieses ab 2018 nachhaltige internationale Kooperation und nationale Anstrengungen wirklich unterstützen kann und so eine sicherere, wohlhabende und bessere Welt für alle gesichert werden kann“, sagte sie.

„Aber Bonn hat dieses Jahr noch mehr gezeigt: dass die Unterstützung für das Pariser Abkommen stark und die Reise, auf die sich die Welt begeben hat, eine unaufhaltbare Bewegung ist, die von allen Teilen der Gesellschaft und von allen Teilen der Erde unterstützt wird“, sagte Espinosa.

Durch viele Zusagen für mehr Klimaschutz und neue Initiativen ist eine weitere starke Botschaft, die von der COP23 ausgeht, dass es ein wachsendes Bedürfnis gibt, die Anstrengungen über Politikansätze, Planung und Investitionen hinaus zu koordinieren. Dies ist nötig, um sicherzustellen, dass jeder investierte Cent und jede Arbeitsminute größere Wirkung entfalten und zu ambitionierten nationalen Klimaschutzplänen führen.

Ergebnisse und Höhepunkte der UN-Klimakonferenz 2017

Der COP23 Präsident und die UN-Exekutivsekretärin des UN-Klimasekretariats hoben einige Höhepunkte der Verhandlungen bei der UN-Klimakonferenz 2017 hervor, sowie der Partnerschaft von Marrakesch für Globalen Klimaschutz (Global Climate Action, GCA) und einer Reihe hochrangiger Veranstaltungen:

  • Langfristige Finanzierung – Die Länder begrüßten Fortschritte, forderten aber auch größere Anstrengungen, um die vereinbarten 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr bis 2020 verfügbar zu machen, um den Entwicklungsstaaten bei ihren Klimaschutz-Anstrengungen zu helfen.
  • Anpassungsfonds übertrifft Ziel für 2017 – Die geforderte Finanzierung für dieses Jahr betrug 80 Millionen US-Dollar. Weitere Zusagen, auch durch Deutschland und Italien, sorgen für ein zusätzliches Plus von 13 Millionen US-Dollar, sodass die Gesamtsumme  auf insgesamt 93,3 Millionen US-Dollar ansteigt.
  • Historischer Durchbruch bei der Landwirtschaft – Es gab einen historischen politischen Durchbruch im Bereich der Landwirtschaft, der zu einer schnelleren und besser koordinierten Antwort der Staaten führen könnte, und das in einem Bereich, der nach dem Energiesektor der zweitgrößte Emittent ist.
  • Die Regierung Norwegens, das multinationale Unternehmen Unilever und andere Partner haben deshalb einen Fonds mit 400 Millionen US-Dollar angekündigt, der eine effizientere Landwirtschaft, Kleinbauern und nachhaltige Forstwirtschaft unterstützen soll.
  • Gender Aktionsplan – Die entscheidende Rolle von Frauen im Kampf gegen den Klimawandel sowie ihre Anfälligkeit gegenüber seinen Folgen wurde zum ersten Mal offiziell anerkannt. Der Plan sieht vor, die Frauen in allen nationalen und internationalen Klimaprojekte einzubinden.
  • Plattform für Lokale Gemeinschaften und indigene Völker – Eine politische und praktische Maßnahme, die die volle und gleichberichtigte Beteiligung indigener Völker an Klimaschutzmaßnahmen sicherstellen soll und gleichzeitig die Verantwortung der Regierungen anerkennt, die Rechte indigener Völker innerhalb dieser Maßnahmen zu wahren.
  • Start der Partnerschaft „Ocean Pathway“ – Der Plan sieht vor, bis zum Jahr 2020 einzelnen Aktivitäten und Klimafinanzierung zu stärken, die Klimaschutz und den Einsatz für gesunde Ozeane verbinden, sowohl im Rahmen des UN-Prozesses zum Klimawandel als auch durch explizitere Ziele und Anstrengungen in nationalen Klimaschutzplänen.
  • Netzwerk für Journalisten der Pazifikinseln gegründet – Zehn preisgekrönte Medien aus Fidschi, den Salomon-Inseln, Papua-Neuguinea, Tonga und Vanuatu, deren Konferenzteilnahme von der deutschen Bundesregierung finanziert wurde, und die von der Akademie der Deutschen Welle und dem UN-Klimasekretariat unterstützt wurden, haben die Gründung eines neuen Netzwerks angekündigt, mit dem Ziel, die Klima-Berichterstattung in der Pazifikregion zu verbessern.
  • Die InsuResilience Initiative hat eine neue globale Partnerschaft vorgestellt und angekündigt, dass sie weitere 125 Millionen US-Dollar von der deutschen Bundesregierung erhalten wird, zur Unterstützung ihres Ziels, bis 2020 400 Millionen armen und gefährdeten Menschen bezahlbaren Versicherungschutz zu gewähren.
  • Start einer Abrechnungsstelle auf Fidschi für Risikotransfers – Eine neue Online-Plattform, die künstliche Intelligenz nutzt, bietet zusätzliche Unterstützung, um gefährdeten Ländern zu helfen, bezahlbare Versicherungarten gegen Klimarisiken zu entwickeln.
  • Die Regierungen Deutschlands und des Vereinigten Königreichs haben gemeinsam mit weiteren Partnern angekündigt, 153 Millionen US-Dollar für den Kampf gegen den Klimawandel und die Entwaldung des Amazonasgebiets bereitzustellen.
  • Die Europäische Investitionsbank hat offiziell angekündigt, 75 Millionen US-Dollar zu einem neuen 405-Millionen US-Dollar schweren Investitionsprogramm der Wasserbehörde Fidschis beizusteuern. Es soll die Widerstandsfähigkeit des Wasserversorgungssystems und der Abwasserentsorgung für an die 300.000 Menschen verbessern, die in der Hauptstadt Suva und Umgebung leben.
  • Die „America’s Pledge“ genannte Ankündigung von US-Führungspersönlichkeiten aus dem öffentlichen und privaten Sektor, soll sicherstellen, dass die USA ein weltweiter Anführer bei der Emissionsreduzierung bleiben und ihre Ziele innerhalb des Pariser Klimaabkommens erreichen.
  • Der Grüne Klimafonds und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung haben einen Beitrag von 37 Millionen US-Dollar für das 243-Millionen schwere Saïss-Wasserschutzprojekt des Green Climate Funds angekündigt. Das Projekt unterstützt Marokko beim Aufbau einer widerstandsfähigeren Landwirtschaft.
  • Die Vereinigung „Energieversorgung nach der Kohle“ verbindet 25 Länder, Bundesländer und Regionen, die sich für eine Beschleunigung des Ausstiegs aus der Kohleenergie einsetzen und auch dafür, betroffene Arbeiter und Gemeinschaften während des Übergangs zu unterstützen.
  • Das UN-Entwicklungsprogramm UNDP, Deutschland, Spanien und die EU haben ein NDC-Unterstützungsprogramm im Wert von 42 Millionen US-Dollar gestartet, welches Ländern bei der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens helfen soll. NDC steht für Nationally Determined Contributions und bezeichnet die im Rahmen des Paris-Abkommens vorgelegten Klimaschutzpläne nationaler Regierungen.
  • Die existierende NDC Partnerschaft hat die Gründung eines neuen Regional-Zentrums angekündigt, welches die Umsetzung nationaler Klimapläne in der Pazifikregion unterstützen soll.
  • 13 Staaten und die Internationale Energieagentur haben einen Beitrag von 30 Millionen Euro zum “IEA Clean Energy Transitions Programme” angekündigt. Das Programm unterstützt weltweit den Übergang zu sauberer Energie.
  • Start einer neuen Gesundheitsinitiative für kleine Inselentwicklungsländer – Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat gemeinsam mit dem UN-Klimasekretariat und der fidschianischen COP23-Präsidentschaft eine besondere Initiative gestartet, um die Bevölkerung von kleinen Inselentwicklungsländern (Small Island Developing States, SIDS) vor den Gesundheitsauswirkungen des Klimawandels zu schützen. Das Ziel ist es, bis zum Jahr 2030 die internationale finanzielle Unterstützung für Klima und Gesundheit in diesen Ländern zu verdreifachen.
  • Die Bonn-Fiji Verplichtung eine Verpflichtung zum Handeln von mehr als 300 lokale und regionale Führern, um die die Ziele der Pariser Vereinbarung auf allen Ebenen umzusetzen, inklusive Ziele, die speziell auf Afrika, Inselstaaten, post-industrielle Städte und das Berichten über Klimaschutzmassnahmen.

Quelle: UNRIC Bonn. Eine vollständige Übersicht über alle während der COP23 gemachten Ankündigungen (auf Englisch) finden Sie auf https://cop23.unfccc.int/ sowie https://cop23.com.fj/

NAchhaltigkeit und Ethik an Hochschulen
Nachhaltigkeit und Ethik müssen an Hochschulen selbstverständlich werden

Ich unterstütze Forderungen von studentischen Initiativen für Nachhaltigkeit und Ethik an Hochschulen und habe dazu eine Petition unterzeichnet. Weitere Personen und Organisationen sind willkommen, die Petition mitzutragen: http://www.nachhaltige-hochschulen.de/unterzeichnen/#/

Warum brauchen wir Veränderungen an unseren Hochschulen?

Angesichts globaler und lokaler Herausforderungen wie dem fortschreitenden Klimawandel, Ressourcenverknappung, zunehmendem Biodiversitätsverlust sowie zwischen- und innerstaatlichen Konflikten, sozialer Ungleichheiten und Ernährungsunsicherheiten fordern wir ein Umdenken an den Hochschulen in Deutschland und eine Ausrichtung von Lehre, Forschung, Betrieb und Governance am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung. Ein fundamentaler Wandel unserer Wertesysteme und Lebensstile ist notwendig. Daher brauchen und fordern wir Hochschulen, die Vorbild für gesellschaftlichen Wandel sind und verantwortungsvolle Fachkräfte und Entscheidungsträger_innen ausbilden.

Warum ein Positionspapier?

Schwerpunkt des Positions- und Forderungspapiers Nachhaltigkeit & Ethik an Hochschulen (PDF) ist die Bündelung der Forderungen vieler Vereine, Initiativen, Organisationen und Gruppen, die sich für ähnliche und sich ergänzende Ziele einsetzen, um Hochschulstrukturen hin zu mehr Nachhaltigkeit zu verändern.

Erreicht man mit einzelnen Veranstaltungen oft nur wenige Menschen, bietet ein Forderungspapier, hinter dem viele Gruppen und Einzelpersonen stehen, die Möglichkeit, einen institutionellen und strukturellen Hebel anzusetzen.

Die konkreten Forderungen und Beispiele für mögliche Maßnahmen, die wir
im Papier beschreiben, sollen als Anregungen verstanden werden, über die die
Akteure jedoch selbstverständlich hinausgehen können.

Das Positionspapier soll außerdem eine Aufforderung zur Diskussion in der Hochschule und der Wissenschafts- und Hochschulpolitik sein. Wir wollen mit allen Adressaten und Interessierten ins Gespräch kommen und zusammen an einer zukunftsfähigen Hochschullandschaft arbeiten.

Die Ziele unseres Positions- und Forderungspapiers

Wir wollen mit diesem Positionspapier zu Veränderungen anregen und durch konkrete Vorschläge und Beispiele aufzeigen, wie nachhaltige Strukturen an Hochschulen schon heute umgesetzt und gelebt werden können.

Das Positionspapier verfolgt dabei drei übergeordnete Ziele:

  1. Das Verantwortungsbewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt bei Hochschulleitungen, Studierenden, Wissenschaftler_innen und den weiteren Hochschulangehörigen zu fördern.
  2. Alle Hochschulangehörigen und Verantwortlichen der Wissenschaftspolitik zu strukturellen Veränderungen in den Bereichen Lehre, Forschung und Betrieb anzuregen und konkrete Wege des Wandels aufzuzeigen.
  3. Nachhaltiges und ethisches Handeln als Selbstverständlichkeit in Hochschulen und so in der Konsequenz auch in der Gesellschaft zu etablieren.

Petition unterzeichnen

Was fordern wir?

Das Positionspapier fasst die notwendigen Maßnahmen für einen nachhaltigen und sozial verantwortlichen Alltag an Hochschulen in den Handlungsbereichen

  • Betrieb (z.B. Einführung und Umsetzung eines verantwortungsvollen Umweltmanagements)
  • Lehre (z.B. Theorien- und Methodenvielfalt in der Lehre
  • Forschung (z.B. Forschung für die und mit der Gesellschaft, u.a. den Dialog mit zivilgesellschaftlichen Akteuren)
  • Governance (z.B. personelle und institutionelle Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategien) zusammen.

An wen richten wir unsere Forderungen?

Das Positions- und Forderungspapier „Nachhaltigkeit und Ethik an Hochschulen“ richtet sich an alle Hochschulangehörigen, bes. Hochschulleitungen, Partner der Hochschulen (z.B. Studierendenwerke) sowie bildungspolitischen Akteure auf Landes- und Bundesebene.

Petition unterzeichnen

Weitere Informationen zu den Initiativen finden sich hier

  • netzwerk n e.V. (verbindet und stärkt zahlreiche Initiativen und Einzelpersonen, die sich für mehr Nachhaltigkeit an Hochschulen engagieren),
  • sneep e.V. (fordert und fördert den Diskurs zu ethischem und nachhaltigen Wirtschaften an den Hochschulen und in der Praxis),
  • Weitblick e.V. (setzt sich in Deutschland sowie international für gerechtere Bildungschancen ein),
  • Was-bildet-ihr-uns-ein? e.V. (fordert ein gerechtes und partizipatives Bildungssystem).
Digitale Innovationen für Entwicklungsländer: BMZ unterstützt World Summit Award

Lokale digitale Innovationen fördern und auszeichnen: Mit Unterstützung des Entwicklungsministeriums (BMZ) finden dieses Jahr die Innovationstage des World Summit Awards erstmals in Deutschland statt. Aus 400 Bewerbungen wählt eine internationale Jury die fortschrittlichsten digitalen Ideen aus, die Lösungen für soziale Probleme in aller Welt bieten. Der Schwerpunkt liegt auf Innovationen in Afrika.

Entwicklungsminister Gerd Müller: „Digitale Lösungen bieten riesige Chancen, insbesondere für Afrika: Kleinbauern können fernab der nächsten Stadt per SMS aktuelle Marktpreise abrufen und so angemessene Preise für ihre Waren verlangen. Werdende Mütter werden mit Hilfe von Apps regelmäßig an notwendige Vorsorgetests erinnert. 3D-Drucker können vor Ort aus recyceltem Material lebenswichtige Prothesen herstellen. Die Möglichkeiten für Entwicklungssprünge sind unbegrenzt – ich bin beeindruckt von der Vielfalt der Innovationen.“

Alexander Felsenberg, Vorstand des World Summit Award Deutschland: „Der World Summit Award trägt dazu bei, dass die hier präsentierten Ideen in den Heimatländern Anwendung finden und so auch zu den Initiativen der Bundesregierung im Bereich Digitalisierung beitragen können – sei es als Inspiration oder als mögliche Partner vor Ort.“

Bewerben konnten sich Unternehmen und junge Start-ups mit ihren digitalen Anwendungen in acht verschiedenen Kategorien, die von Gesundheit, Bildung und Umwelt bis hin zu Urbanisierung, Wirtschaft und Handel reichen. Alle prämierten Initiativen müssen zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen beitragen. Ziel ist, Innovationen in Entwicklungsländern zu fördern. Dies steht in Zusammenhang mit einer breiten Initiative „Make-IT“ der deutschen Wirtschaft und Zivilgesellschaft zur Förderung von Tech-Start-ups.

 

Beispiele aus der Praxis

Die Mobilanwendung „Farmerline“ in Ghana beispielsweise versendet Nachrichten an Abonnenten mit Informationen über Marktpreise, damit die Landwirte den tagesaktuellen Wert ihres Produkts kennen. Denn obwohl mehr als die Hälfte der Bevölkerung Ghanas im Agrarsektor beschäftigt ist, leben viele Kleinbauern fernab der lokalen Marktplätze und sind beim Verkauf ihrer Waren auf Zwischenhändler angewiesen.

Ein anderes Beispiel aus Südafrika: Die vor Ort entwickelte App „hearScreen“ ermöglicht Hörtests mit günstigen Mitteln. Gesundheitshelfer machen die Tests per Smartphone und ganz normalen Kopfhörern. Die Ergebnisse werden per SMS oder E-Mail an die Eltern verschickt. Bei Verdacht auf Hörschäden stellt hearScreen eine Verbindung zu einem Hörspezialisten her. Die Qualität leidet nicht unter der kostengünstigen Methode: die Tests sind klinisch valide.

Links:

OECD DAC 2017 Report
Daten für Entwicklung | OECD Bericht über die Entwicklungszusammenarbeit 2017
Daten sind eine Grundvoraussetzung, um die Agenda 2030 der Vereinten Nationen umsetzen zu können und sicherzustellen, dass niemand zurückgelassen wird. Dabei stellen die SDG (Sustainable Development Goals) hohe Anforderungen an die nationalen Statistiksysteme weltweit, vor allem die vieler Entwicklungsländer. 
Der „Development Co-operation Report“ legt daher in diesem Jahr den Fokus auf das Thema Daten für Entwicklung. Der Bericht schlägt konkrete Maßnahmen vor, wie Entwicklungsländer und ihre Partner die im Hinblick auf Daten bestehende Kluft überbrücken können. Und er geht der Frage auf den Grund, wie sich die statistischen Systeme in Entwicklungsländern stärken lassen, um bessere Daten für eine bessere Politik und bessere Lebensbedingungen zu liefern.

Daten sind eine Grundvoraussetzung, um die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen umsetzen und sicherstellen zu können, dass niemand zurückgelassen wird. Der Bericht über die Entwicklungszusammenarbeit 2017 legt den Fokus auf das Thema Daten für Entwicklung, denn qualitativ hochwertige, zeitnahe und aufgeschlüsselte Daten sind unerlässlich, um das übergeordnete Entwicklungsziel – das Wohlergehen der Menschen zu steigern und die Armut zu bekämpfen – zu erreichen. Es besteht allerdings ein erhebliches Risiko, dass der anhaltende Mangel an grundlegenden Daten über die Bevölkerung und den Planeten in den Entwicklungsländern bzw. die geringen Anreize und Kapazitäten zur Beseitigung dieser Defizite einer erfolgreichen Umsetzung im Weg stehen.

Die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDG) stellen an die nationalen Statistiksysteme weltweit hohe Anforderungen. Die meisten Länder, darunter zahlreiche OECD‑Länder, haben für viele der Indikatoren des globalen Indikatorenrahmens der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen noch nicht mit der Datenerhebung begonnen. Viele Entwicklungsländer mit geringen Statistikkapazitäten stehen sogar vor noch größeren Herausforderungen. So sind etwa die Armutsdaten in 77 Entwicklungsländern unzureichend. In nur 56% der Länder weltweit werden mindestens 90% der Geburten erfasst, und in Subsahara‑Afrika stehen lediglich in 15%, in Südasien in 33% und in Südostasien in 36% der Länder solche Daten zur Verfügung. Über nationale Statistikvorschriften, die den Grundprinzipien der amtlichen Statistik der Vereinten Nationen entsprechen, verfügen lediglich 37 Länder. Es sind nach wie vor große methodologische und strategische Herausforderungen zu bewältigen, u.a. jene, die Datenerhebung für das globale Monitoring einerseits und für die nationale Politikgestaltung andererseits zu harmonisieren.

In diesem Bericht wird untersucht, wie Entwicklungsländer und ihre Entwicklungspartner die im Hinblick auf Daten bestehende Kluft überbrücken können, indem sie die einzigartige Chance nutzen, die Technik in den Dienst des bislang ehrgeizigsten Entwicklungsplans, die Agenda 2030, zu stellen – und damit die Risiken mindern. Dank neuer Technologien und der sogenannten Datenrevolution lassen sich Daten, die politische Entscheidungsträger für fundierte Politikentscheidungen und eine evidenzbasierte Prioritätensetzung brauchen, leichter, schneller und kostengünstiger erheben. Einfach mehr Daten zu erheben, genügt jedoch nicht: Die Daten müssen aufbereitet, analysiert und verarbeitet werden, um für die Politikgestaltung, das Monitoring und die Rechenschaftslegung von Nutzen zu sein.

Die Datenrevolution bietet Regierungen und nationalen Statistikämtern eine willkommene Chance, mehr nützliche Daten zu erheben, indem neue Quellen zur Generierung von Daten genutzt werden, die die offiziellen Statistiken ergänzen und verbessern, jedoch nicht ersetzen können. In einigen Entwicklungsländern hat die Datenrevolution bereits Einzug gehalten – mit positiven Ergebnissen. In Äthiopien, Sri Lanka, Südafrika und Uganda wurden die Effizienz und die Genauigkeit von Volkszählungen und Datenerhebungen durch den Einsatz von Geräten für computergestützte persönliche Interviews, wie Tablets und andere mobile Geräte, verbessert. Geodaten erleichtern in nationalen Statistiksystemen das Monitoring der sozioökonomischen und ökologischen Gegebenheiten, ermöglichen eine geografische Aufschlüsselung und eine größere Dynamik der geolokalisierten Daten.

In diesem Bericht werden Möglichkeiten identifiziert, wie die Datenkluft überbrückt werden kann, um die nachhaltige Entwicklung zu fördern. In den Entwicklungsländern bedarf es politischer Führungsstärke, um zu gewährleisten, dass Daten zu einem Entwicklungsmotor werden. Dies setzt voraus, dass das Konzept Daten für Entwicklung gefördert und zugleich sichergestellt wird, dass bei der Datenerhebung hohe Qualitätsstandards eingehalten werden, durch die der Datenschutz und die Vertraulichkeit der Daten gewährleistet werden. Im Bericht über die Entwicklungszusammenarbeit 2017 werden sechs konkrete Maßnahmen empfohlen, um das Potenzial, das Daten für eine nachhaltige Entwicklung bieten, maximal auszuschöpfen.

Datenmaßnahme 1 Statistische Rechtsvorschriften, Regelungen und Standards an den sich verändernden Datenbedarf anpassen

Um inklusive Datenökosysteme aufzubauen, die für die globale Entwicklung und die einzelnen Bürger von Nutzen sind, bedarf es eines geeigneten institutionellen und gesetzlichen Rahmens. Die wachsende Zahl an der Datenproduktion und ‑nutzung beteiligter öffentlicher, privater und zivilgesellschaftlicher Akteure und Institutionen macht den Bedarf an klaren rechtlichen und ethischen Standards, Qualitätsnormen und Protokollen noch dringender. Mit diesen sollte die Nutzung traditioneller und neuer Datenquellen geregelt werden, um das nötige Vertrauen zu schaffen, damit diese Daten zu zweckmäßigen Politikmaßnahmen und guten Entwicklungsergebnissen beitragen.

Datenmaßnahme 2 Die Quantität und Qualität der Datenfinanzierung verbessern

Investitionen in Statistiksysteme müssen sowohl in den Entwicklungsländern als auch bei deren Entwicklungspartnern zu einer strategischen Priorität werden. Wenn die nationalen Statistiksysteme die wachsende Nachfrage nach mehr und besseren Daten decken sollen, müssen die Budgets aufgestockt werden. Indem Daten zu einer sektorübergreifenden Priorität der Entwicklungszusammenarbeit erklärt werden, können die Leistungserbringer diese allmählich als Teil der grundlegenden Infrastruktur zur Erfüllung der nationalen, regionalen und globalen Entwicklungsverpflichtungen begreifen.

Datenmaßnahme 3 Die statistischen Kapazitäten und die Datenkompetenz durch neue Ansätze erhöhen

Es müssen neue, umfassendere Ansätze zum Aufbau statistischer Kapazitäten entwickelt und getestet werden, die über den Kapazitätsaufbau zur Erhebung von Daten hinausgehen und die nationalen Statistikämter in die Lage versetzen, im Datenökosystem eine wandelbare, multifunktionale Rolle zu übernehmen und bessere institutionelle Rahmenbedingungen bzw. ein günstigeres Umfeld für Daten und Statistiken zu schaffen.

Datenmaßnahme 4 Die Effizienz und die Wirkung durch Datenpakte oder andere koordinierte, von den Partnerländern getragene Ansätze steigern

Die Entwicklungsländer sollten die Anreize zur Erhebung von Daten für die nationale Politikgestaltung einerseits und das globale Monitoring andererseits mit Hilfe inklusiver, auf gegenseitiger Rechenschaftspflicht beruhender Partnerschaften zwischen den Datenproduzenten und ‑nutzern besser aufeinander abstimmen. Datenpakte zur Koordinierung und Harmonisierung der Investitionen in Daten und der Förderung von Statistiksystemen sind ein vielversprechender Ansatz, der weiter getestet werden sollte, um sicherzustellen, dass er den Bedürfnissen aller betroffenen Akteure gerecht wird und die gegenseitige Rechenschaftspflicht in Bezug auf die Umsetzung gemeinsamer, ergebnisorientierter Aktionspläne fördert.

Datenmaßnahme 5 In von Partnerländern erhobene Ergebnisdaten investieren und diese nutzen, um die Fortschritte bei der Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung zu überwachen

Die internationalen Entwicklungsakteure dürfen nicht an einem „Business‑as‑usual“‑Ansatz festhalten. Statt Daten für die Deckung ihrer eigenen Berichts‑ und Rechenschaftserfordernisse zu erheben und zu nutzen, sollten sie die von den Partnerländern getragenen Strategien und Datenökosysteme fördern. Dies erfordert eine klare Vision und einen pragmatischen Umgang mit dem Druck, für jeden in die Entwicklungszusammenarbeit geflossenen Dollar Ergebnisse auszuweisen. Außerdem bedeutet dies, dass sichergestellt werden muss, dass die Ergebnisse unabhängiger Datenerhebungen allen Entwicklungsakteuren zugänglich und auf die statistischen Zielsetzungen der Regierungen der Entwicklungsländer abgestimmt sind.

Datenmaßnahme 6 Bessere Daten erheben und für ein besseres Gesamtverständnis der SDG‑Finanzierung nutzen

Auch die Daten zur Entwicklungsfinanzierung müssen verbessert werden. Das bedeutet, dass ein umfassendes Bild der Finanzierung gewonnen werden muss, indem die Verfügbarkeit und Transparenz hochwertiger Daten zur Entwicklungsfinanzierung erhöht und die jeweiligen Methoden und Standards verbessert werden, mit dem Ziel, Entwicklungsländer in die Lage zu versetzen, ihre nationalen Entwicklungsstrategien und ‑prioritäten zu planen und im Haushalt zu veranschlagen.

Quelle: OECD
Mobile usage
Regierungen müssen Digitalisierung inklusiver und produktiver gestalten

Berlin/Paris, 11. Oktober 2017 (OECD) – Die digitale Infrastruktur wächst und immer mehr Menschen nutzen das Internet für die verschiedensten Aktivitäten. Doch nicht alle Teile der Gesellschaft profitieren in gleichem Maße. Ein universeller Zugang zu den digitalen Möglichkeiten und Hilfe für diejenigen, die sich mit der neuen Technik schwertun, würde die Vorteile der digitalen Transformation für Wirtschaft und Gesellschaft weiter erhöhen. Zu diesem Schluss kommt der OECD Digital Economy Outlook 2017, der heute in Paris vorgestellt wurde.

Der Studie zufolge hält die Politik nicht Schritt mit den durch die digitale Transformation bedingten Veränderungen für Wirtschaft und Gesellschaft, die weitgehend von großen Technologieunternehmen vorangetrieben wird. Staaten sollten deshalb mehr in Bildung investieren und moderne Technologien wie Big Data Analyse gezielt in kleinen und mittelgroßen Unternehmen fördern, um so die digitale Transformation produktiver und inklusiver zu gestalten.

„Die Digitalisierung schreitet in den verschiedenen Ländern, Unternehmen und Haushalten mit unterschiedlicher Geschwindigkeit voran, sodass nicht alle Menschen in gleichem Maße von ihr profitieren“, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría bei der Vorstellung des Berichts. „Wir müssen Bürger und Unternehmen auf die digitale Welt von morgen vorbereiten, indem wir möglichst vielen den Zugang zu digitalen Technologien ermöglichen und ihnen die nötigen Fähigkeiten vermitteln, diese auch umfassend zu nutzen.“

Fig. 1 Online-Aktivitäten

Die Studie zeigt unter anderem, wie sich vor allem ältere Menschen mit niedrigem Bildungsstand mit der Digitalisierung schwertun, auch in Deutschland. So liegt der Anteil der Internetnutzer unter den 55- bis 74-Jährigen in Deutschland mit 74 Prozent deutlich über dem OECD-Schnitt von 63 Prozent. Allerdings nutzten in Deutschland nur 51 Prozent der älteren Menschen mit niedriger Qualifikation das Internet, bei Menschen gleichen Alters mit höherer Bildung sind es dagegen 91 Prozent und damit fast genau so viele wie unter den 16- bis 24-Jährigen.

Im gesamten OECD-Raum wächst die Beschäftigung im IKT-Sektor. Sie lag 2015 um 5 Prozent über dem Niveau von 2008. Doch auch innerhalb der Branche gibt es große Unterschiede. So sind bei IT-Dienstleistungen und bei Softwareproduktion in den letzten Jahren viele Arbeitsplätze entstanden, bei der Herstellung von Hardware und im Telekommunikationsbereich ging die Beschäftigung dagegen zurück.

Die Studie betont, dass das wirtschaftliche Potential des digitalen Wandels noch längst nicht ausgeschöpft ist. Dies gilt auch für Deutschland. Insgesamt setzen deutsche Unternehmen IT-Lösungen recht umfassend ein, im internationalen Vergleich sind sie bei der Nutzung neuester Technologie wie Big Data oder Cloud Computing zurückhaltender.

Fig 2 IKT in Unternehmen

Quelle: OECD

Lernen für den Wandel
Kongress #WeltWeitWissen 2018 – Lernen für den Wandel Kongress in Bremen, 3.-5. Mai 2018

Vom 3. bis 5. Mai 2018 findet in Bremen der Kongress WeltWeitWissen 2018 statt, der bundesweite Kongress für Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung.  Website: http://www.bizme.de/Bildungsangebote-WeltWeitWissen-2018.html

Alle zwei Jahre findet der bundesweite Kongress für Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung „WeltWeitWissen“ statt. Nach Mainz, Dresden, Potsdam, Saarbrücken, Stuttgart und Bonn wird der nächste vom 3.-5. Mai 2018 in Bremen stattfinden.

Etwa 500 Teilnehmer*innen kommen unter dem Motto „Lernen für den Wandel“ zusammen. Der Kongress ist der Treffpunkt für Akteur*innen im globalen Lernen und dient der Vernetzung und dem Austausch.

Zielgruppe dieses Fachkongresses sind Multiplikator*innen aus Verbänden, Lehrer*innen, Studierende und Lehrende, Promotor*innen und weitere Interessierte aus Politik und Verwaltung sowie Referent*innen aus dem In- und Ausland.

Themenschwerpunkte der Veranstaltung:

  • Wie muss Globales Lernen aussehen, um Veränderungen im Sinne der weltweiten Nachhaltigkeitsziele (SDG)/ der Transformation erzielen zu können?
  • Ist Bildung für nachhaltige Entwicklung (dafür) politisch genug? Und: Wie politisch müssen/ dürfen Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung überhaupt sein? Beutelsbacher Konsens versus politische Aktivierung/ Politisierung als Anspruch/ Ziel
  • Was zeichnet „transformative“ Lernprozesse aus?

Wie kann ich mich beteiligen?

  • Teilnahme am Kongress: Großgruppenformate (Impulse, Podien, Diskussionen), Workshops in Kleingruppen, Umschauen auf dem Bildungsmarkt der Good-Practice-Projekte und Teilnahme am kulturellen Rahmenprogramm.
    Die Anmeldung ist ab 1.12.2017 möglich.
  • Teilnahme am Bildungsmarkt mit einem eigenen Good-Practice-Projekt (Einreichung bis 31.12.2017) Infos zum Bewerbungsprozess folgen zeitnah.
  • Teilnahme als Referent*in für Inputs/ Impulse und/ oder einen Workshop.

Veranstaltet wir der Kongress vom Bremer entwicklungspolitischen Netzwerk (BeN), dem Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz), dem Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen (VEN) und der Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt Landesnetzwerke in Deutschland (agl).

Die Internetseite www.weltweitwissen2018.de wird in Kürze freigeschaltet.
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WeltWeitWissen 2018 – learning for change
Congress in Bremen, 3rd-5th of May 2018

Every two years the nationwide congress for global learning and education for sustainable development „WeltWeitWissen“ takes place. After Mainz, Dresden, Potsdam, Saarbrucken, Stuttgart and Bonn, Bremen in northern Germany will host the next congress: From the 3rd to the 5th of May, 2018.

Around 500 participants will get together under the motto „learning for change“. The congress is the meeting and melting place for practitioners, political stakeholders and researchers in the field of Global Learning. Both non-formal / civil society educators and teachers are welcome to the congress, as well as everybody who takes an interest in Global Learning.

Main focuses of the event:

  • How should global learning look like to facilitate the realization of the Sustainable Development Goals (SDG) / the Great Transformation?
  • Is Global Learning political enough to activate learners for action? And: How political and radical may global learning and education for sustainable development be while respecting the “Beutelsbacher Konsens” (= interdiction of overwhelming and indoctrination)?
  • What distinguishes transformative learning processes?

How can I take part?

  • Participation at the congress: Plenum formats (impulses, platforms, discussions), workshops in small groups, exploring good practice projects on the educational market and participation in the cultural programme. => The registration is possible from 12/1/2017.
  • Participation in the educational market with own good practice project (submission until 31.12.2017), information to the application process follows as soon as possible.
  • Participation as a speaker/facilitator for impulses and/ or a workshop. Contact us!

Organizers of the congress are the „Arbeitsgemeinschaft der Eine-Welt-Landesnetzwerke in Deutschland“ (Externer Linkagl), the „Bremer entwicklungspolitisches Netzwerk“ (Externer LinkBeN), the „Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung“ (Externer Linkbiz) and the „Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen“ (Externer LinkVEN).

The web page www.weltweitwissen2018.de will be online shortly.

The congress language will be German. If required an individual face to face translation is offered.

Moderne Sklaverei und Kinderarbeit bedrohen Entwicklungsziele #SDG8.7

Weltweit leben 40 Millionen Menschen in moderner Sklaverei und 152 Millionen Kinder müssen arbeiten

Neue Daten der ILO zeigen, dass die Nachhaltige Entwicklungsagenda 2030 der Vereinten Nationen, insbesondere das Ziel 8.7 nicht erreicht wird, ohne dass der Kampf gegen neue Formen der Sklaverei und Kinderarbeit verstärkt wird.

Die neuen Daten wurden zur Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York präsentiert. Demnach waren im Jahr 2016 mehr als 40 Millionen Menschen Opfer von modernen Formen der Sklaverei.

Die ILO hat zudem Schätzungen zur Kinderarbeit veröffentlicht, die bestätigen, dass 152 Millionen Kinder im Alter zwischen fünf und siebzehn Jahren Kinderarbeit leisten.

Die Zahlen zeigen, dass Frauen und Mädchen mit 29 Millionen oder 71 Prozent überproportional häufig von moderner Sklaverei betroffen sind. Frauen sind zudem zu 99 Prozent Opfer von Zwangsarbeit in der kommerziellen Sexindustrie. 84 Prozent erleiden Zwangsheiraten.

Die Forschungen belegen, dass unter den 40 Millionen Opfern der modernen Sklaverei, 25 Millionen in Zwangsarbeit leben. 15 Millionen wurden zwangsverheiratet.

Kinderarbeit konzentriert sich hauptsächlich in der Landwirtschaft (70,9 Prozent). Fast eines von fünf Kinderarbeitern arbeitet für Dienstleister (17,1 Prozent) und 11,9 Prozent sind in der Industrie zu finden.

Die globalen Schätzungen tragen dazu bei, neue Lösungsvorschläge auf den Weg zu bringen, damit Zwangsarbeit und Menschenhandel der Vergangenheit angehören.“

Guy Ryder, ILO Director-General

ILO-Generaldirektor Guy Ryder sagte zur Veröffentlichung der Studien: „Die Botschaft, die die ILO heute zusammen mit ihren Partnern – der Alliance 8.7 – verkündet ist eindeutig: Wenn wir unsere Bemühungen im Kampf gegen diese Geißel der Menschheit nicht grundlegend verstärken, wird die Weltgemeinschaft nicht in der Lage sein, die nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen. Die globalen Schätzungen tragen dazu bei, neue Lösungsvorschläge auf den Weg zu bringen, damit Zwangsarbeit und Menschenhandel der Vergangenheit angehören.“

Andrew Forrest, Vorsitzender und Gründer der Walk Free Stiftung kommentierte: „Die Tatsache, dass sich immer noch 40 Millionen Menschen jeden Tag in moderner Sklaverei befinden, sollte uns die Schamesröte ins Gesicht treiben. Moderne Sklaverei betrifft Kinder, Frauen und Männer weltweit. Dies dokumentiert die tiefgreifende Diskriminierung und Ungleichheit in der Welt, gepaart mit einer schockierenden Toleranz für Ausbeutung. Wir müssen das stoppen. Wir alle können dazu beitragen diese Realität zu ändern – in der Geschäftswelt, Regierung, Zivilgesellschaft und als Einzelner.“

Zu den Daten

Die neuen globalen Schätzungen sind das kollektive Ergebnis aller Mitglieder der Alliance 8.7, eine globale Partnerschaft zur Beendigung von Zwangsarbeit, moderner Sklaverei, Menschenhandel und Kinderarbeit. Sie bringt Vertreter von Regierungen, UN Sonderorganisationen, den Privatsektor, Arbeitgeberorganisationen und Gewerkschaften sowie der Zivilgesellschaft zur Erreichung des Ziels 8.7 der nachhaltigen Entwicklungsagenda zusammen.

Die Daten sind in zwei Berichten veröffentlicht:

Definitionen

Moderne Sklaverei: Geschätzt sind 40 Millionen Menschen in moderner Sklaverei gefangen. Frauen und Mädchen sind überproportional betroffen, mit fast 29 Millionen oder 71 Prozent. Eines von vier Opfern der modernen Sklaverei ist ein Kind, insgesamt sind geschätzte 10 Millionen Kinder betroffen. 37 Prozent von den zur Heirat gezwungenen, sind Kinder.

Zwangsarbeit: 2016 befanden sich geschätzte 25 Millionen Menschen in Zwangsarbeit. Von diesen finden sich 16 Millionen Menschen in ausbeuterischer Zwangsarbeit im Privatsektor, beispielsweise als Hausangestellte, auf dem Bau oder in der Landwirtschaft. Geschätzte fünf Millionen Menschen arbeiten in Zwangsverhältnissen der sexuellen Ausbeutung. Mehr als vier Millionen Menschen, oder 16 Prozent, befinden sich in Zwangsarbeitsverhältnissen, die ihnen von staatlichen Strukturen aufgenötigt werden.

Zwangsheirat: 2016 lebten geschätzte 15,4 Millionen Menschen in einer Zwangsheirat. Von diesen fallen 6,5 Millionen Fälle in die letzten fünf Jahre (2012-1016), die verbleibenden Menschen wurden vor dieser Zeit zwangsverheiratet und sind es bis heute. Mehr als ein Drittel aller Opfer von Zwangsheiraten sind Kinder und fast alle Opfer sind Mädchen.

Kinderarbeit: 152 Millionen – 64 Millionen Mädchen und 88 Millionen Jungen – unterliegen der Kinderarbeit. Das entspricht fast eines von zehn Kindern weltweit. Die höchste Zahl von Kinderarbeitern zwischen fünf und 17 Jahren findet sich in Afrika (72,1 Millionen Kinder), gefolgt von Asien und dem Pazifik (62 Millionen Kinder), dem amerikanischen Kontinent (10,7 Millionen Kinder), Europa und Zentralasien (5,5 Millionen Kinder) und den arabischen Staaten (1,2 Millionen Kinder). Geschätzt ein Drittel der Kinder im Alter zwischen fünf und 14 Jahren, die Kinderarbeit verrichten, gehen nicht zur Schule. 38 Prozent der Kinder in diesem Alter befinden sich in gefährlicher Arbeit und fast zwei Drittel von ihnen im Alter von 15-17 Jahre arbeiten mehr als 43 Stunden in der Woche.

Quelle und Foto: ILO

Guterres
UN-Bericht zur Umsetzung der Agenda 2030

Ziel der Agenda 2030 ist es, das Leben und die Zukunftsaussichten aller Menschen überall zu verbessern und dabei nie-manden zurückzulassen. Aber der Bericht der Vereinten Nationen zu dem Zielen für nachhaltige Entwicklung 2017 (SDG) zeigt, dass die die Umsetzung zu schleppend ist, um die 17 SDGs bis 2030 zu erreichen. UN-Generalsekretär António Guterres drängt darum auf raschere und umfassendere Fortschritte bei der Transformation in Richtung Nachhaltigkeit.

Die Zeit drängt für 767 Millionen Menschen, die nicht mehr als ein 1,90 US-Dollar am Tag haben. Obwohl seit 2000 eine Milliarde Menschen aus der extremen Armut entkommen konnten, waren die Fortschritte nicht immer aus-gewogen. Ungleichheit bleibt ein Problem im Vergleich der Regionen ebenso wie zwischen den Geschlechtern und zwischen Menschen unterschiedlichen Alters, Wohl-standsniveaus und Wohnorts.

Viele Menschen bleiben trotz Arbeit arm. Frauen verbringen mehr als drei Mal so viel Zeit mit unbezahlter Arbeit und Pflege als Männer und sind mehrheitlich im schlecht bezahlten informellen Sektor und in der Landwirtschaft beschäftigt. Ein Schlüssel zur Schaffung menschenwür-diger Arbeitsplätze und zur Verringerung der Armut wird darin liegen, einen Strukturwandel hin zu produktiveren und umwelt-freundlicheren Tätigkeiten zu för-dern. Durch Strukturwandel können Ressourcen für einen Sozialschutz zugunsten derer freigesetzt werden, die der Armut nicht aus eigenen Mitteln entkommen können.

Eine schnelle Lösung brauchen 793 Millionen Menschen, die heute hungern. In Afrika hat die Zahl der hungernden Menschen sogar um 16 Million auf 218 Million zugenommen. Zur Ernährungsun-sicherheit trägt auch bei, dass die Fischgründe massiv überfischt sind. Für die Bekämpfung des Hungers ist nicht nur die Steigerung der Produktion wichtig. Kleinbauern und Kleinbäuerinnen brau-chen höhere Einkommen sowie einen bes-seren Zugangs zu Technologie und Land.

Ungleichheiten ziehen Menschen in die Stadt. Allerdings leben in Afrika 56 Prozent der städtischen Bevölkerung unter Slum-Bedingungen und neun von zehn Men-schen in der Stadt atmen verschmutzte Luft. Insbesondere Kinder und Jugendliche in Afrika brauchen mehr Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung.

Guterres nimmt alle Beteiligten – besonders Regierungen – in die Pflicht, ihren Beitrag zu einer erfolgreichen Umsetzung der Agenda 2030 zu leisten und das gegebene Versprechen zu halten.

Zum Bericht:
http://www.un.org/depts/german/millennium/SDG%20Bericht%202017.pdf

Zuerst erschienen in: Newsletter Forum Eine Welt, SPD-Landesverband NRW, 40213 Düsseldorf
Ausgabe 04/2017 (September)